Film-Tipps

Drei Blu-ray-Geheimtipps für Dein Heimkino

Battleship-Island
"Hey. Pssst. Wir haben da ein paar Filmtipps für Dich ..." Bild: © Koch Media 2020

Dieses Jahr kommen eh keine krassen Blockbuster mehr – warum also nicht mal gucken, was es gerade Spannendes auf dem Heimkino-Markt gibt? Wir stellen Dir drei Geheimtipps für Liebhaber des etwas anderen Filmgeschmacks vor.

In dieser Übersicht: Ein verstörendes Psychodrama über eine Frau, die Dinge verschluckt. Ein Gefängnis-Thriller mit Daniel "Harry Potter" Radcliffe. Und: Ein südkoreanisches Kriegsdrama, das sogar "Herr der Ringe" Ehre macht.

"Swallow"

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Mit einer kleinen Murmel fängt alles an. Bild: © Koch Media 2020

Die junge Hunter (umwerfend: Haley Bennett) kommt aus einfachen Verhältnissen. Als sie den stinkreichen Richie (Austin Stowell) heiratet, hat sie das große Los gezogen – glaubt sie. Doch das Leben im Luxus ist langweilig – und noch schlimmer: Als sie schwanger wird, hat ihre neue Familie die Zukunft ihres ungeborenen Kindes schon verplant, sie ist eigentlich nur eine hübsch zurechtgemachte Gebärmaschine. Ihr entgleitet die Kontrolle über ihr Leben.

Ihre psychische Anspannung wird so groß, dass sie beginnt, Objekte zu verschlucken. Erst eine Murmel. Dann einen kleinen Anhänger. Und schließlich eine Heftzwecke. Doch das reicht ihr noch nicht ...

Was nach magenumdrehendem Ekel-Horror an der Schmerzgrenze klingt, ist in Wahrheit ein feinfühliges Porträt einer geschundenen Seele. Gorehounds werden hier weniger auf ihre Kosten kommen, denn das zwanghafte Verschlucken nicht essbarer Gegenstände (diese psychische Erkrankung gibt es übrigens wirklich) ist hier nur der Ausdruck tiefer emotionaler Störungen, aber keine schale Rechtfertigung für splatterigen Body-Horror.

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So viel Platz. So viel Langeweile. Bild: ©Anna Kooris 2020

Vor allem Haley Bennetts nuanciertem Spiel ist es zu verdanken, dass wir für die arme Hunter jederzeit Verständnis und Sympathie empfinden, ohne dass der Film in selbstmitleidigen Kitsch abrutscht. Und das Ende hat mich dann noch mal komplett gekriegt: Über eine oberflächlich banale Szene legt sich ein Pop-Song, der gleichermaßen melancholisch wie lebensbejahend ist – und ich war so ergriffen, dass ich mir die kompletten Credits bis zum Schluss angeguckt habe, ich wollte einfach nicht ausmachen.

"Swallow" ist ein fesselndes Psychodrama ohne jede Sensationsgeilheit, mit einer tollen Hauptdarstellerin, einem unverbrauchten Thema und viel Fingerspitzengefühl. Mein unbedingter Anschau-Tipp!

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"Flucht aus Pretoria"

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Harry Potter und der Soziologiestudent im 37. Semester. Bild: © Koch Media 2020

Daniel Radcliffe spielt in diesem Gefängnis-Thriller den politischen Aktivisten Tim Jenkin, der in Südafrika zur Zeit der Apartheid im Knast landet. Zusammen mit seinem ebenso engagierten Kumpel Stephen Lee (Daniel Webber) schmiedet er einen tollkühnen Ausbruchsplan.

Das liest sich wie eine Neuauflage des Klassikers "Flucht von Alcatraz" mit einem Schuss "Die Verurteilten" und fühlt sich auch so ähnlich an – ohne allerdings die Intensität dieser Meisterwerke zu erreichen. "Flucht aus Pretoria" ist ein recht konventionell erzählter Gefängnis-Reißer, der sich weder in Sachen Inszenierung noch Dramaturgie sonderlich weit aus dem vergitterten Fenster lehnt.

Tatsächlich hätte ein bisschen mehr Mut zur Unkonventionaliät gutgetan – so ist das Gefängnispersonal so überzogen sadistisch gezeichnet, dass es eher an eine Truppe typischer Comic-Bösewichte erinnert als an echte Menschen.

Auch Daniel Radcliffe mag man den verzweifelten Kampf um seine Freiheit nicht so recht abnehmen; weder in der Verzweiflung noch in der Euphorie schafft er es, seiner Figur wirkliche Tiefe zu verleihen. Seine Zeit als Zauber-Knirps Harry Potter liegt ja nun schon lange hinter ihm, er guckt aber immer noch so rehäugig – ich möchte fast sagen: treudoof – in die Gegend, als nehme er das Geschehen um sich herum mit einer gewissen stoischen Verwunderung wahr. Eine Oscar-Performance ist das hier nicht.

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Könnte auch eine alberne Comedy sein. Bild: © Koch Media 2020

Trotzdem ist "Flucht aus Pretoria" einen Blick wert, wenn man auf relativ schnörkellose, klassisch inszenierte Ausbruchsfilme steht. Und da die Geschichte auf einem wahren Fall beruht, kann man die Guck-Zeit quasi als persönliche Fortbildung zu einem dunklen Kapitel der südafrikanischen Geschichte verbuchen. Clever.

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"Battleship Island"

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In den Kohleminen fliegt gerne mal was in die Luft. Bild: © Koch Media 2020

Achtung: "Battleship Island" dauert zweieinhalb Stunden. Aber: Es lohnt sich. Der südkoreanische Actionfilm ist theatralisch, schwülstig und melodramatisch – aber jetzt versohl mir den Hintern und nenn' mich Susi, beim großen Finale hatte ich ein dickes Grinsen im Gesicht und Gänsehaut auf den Armen. Die finale Schlacht ist so episch wie der Kampf um Helms Klamm im zweiten "Herrn der Ringe", wenn da nicht Menschen gegen Orks, sondern Süd- gegen Nordkoreaner gekämpft hätten. Was für ein Vergleich.

Die titelgebende Schlachtschiff-Insel gibt es wirklich. Sie heißt eigentlich Hashima und war zur Zeit des Zweiten Weltkriegs ein Arbeitslager für Chinesen und Koreaner, die für die besetzenden japanischen Streitkräfte in den unterirdischen Kohleminen schuften mussten. So treffen wir auch in "Battleship Island" ein buntes Figurenpersonal armer Seelen, die zur Zwangsarbeit eingezogen werden: Etwa einen Bandleader, der alles dafür tun würde, seine kleine Tochter zu beschützen. Einen kriminellen Schläger, der unter seiner rauen Schale ein goldenes Herz verbirgt. Und ein Freudenmädchen, das zur Prostitution gezwungen wird, aber nie den Mut verliert.

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Unfassbar, was Menschen anderen Menschen antun können. Bild: © Battleship-Island 2020

Das dauert alles seine Zeit (wie gesagt: Zweieinhalb Stunden), dank immer wieder eingestreuter Actionszenen und kompetenter Schauspieler (übrigens, liebe Amis, wenn ihr mal wieder eine Kinderrolle besetzten müsst: Mal kurz auf die kleine Su-an Kim gucken, die mich schon in "Train to Busan" zu Tränen gerührt hat – SO gehen gute Kinderdarsteller!) wird der Inselkampf aber nie langweilig. Und dann eben das Finale. Das ist so dermaßen drüber und pathetisch inszeniert, dass man das einfach nur geil finden kann. Möglicherweise habe ich laut "Fuck yeah!" gebrüllt, als unsere tapferen Helden zum letzten Sturm auf die japanischen Besatzer riefen.

"Battleship Island" ist bestimmt nix für Freunde tradtioneller – und knackig-kurzer – Actionkost, Asia-Fans sollten aber unbedingt mal einen Blick riskieren. Und auch hier wieder: Da die Geschichte mit realen Motiven aus der Welthistorie spielt, erfüllt man eigentlich nur seinen persönlichen Bildungsauftrag. Win-win.

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