In "Stranger Things" suchen mysteriöse Schrecken das US-Städtchen Hawkins heim – und die Musik macht den Grusel perfekt! Hintergrundinfos und musikalische Einblicke zum jetzt schon kultigen Soundtrack sowie ein paar Tipps zum Weiterhören haben wir hier für Dich zusammengefasst.
- Wer hat den "Stranger Things"-Soundtrack komponiert?
- Was macht die "Stranger Things"-Musik so besonders?
- Düstere Klänge aus dem Synthesizer
- Was hat das mit den Achtzigern zu tun?
- Von Vangelis bis Synthwave
- Aber da gibt's doch noch mehr ...
Düster-flirrende Synthesizer-Klänge, ein pumpender Bass, akustische Nebelschwaden – dieser Sound ist "Stranger Things"-Fans bestens vertraut! Der Theme-Song bringt zu Beginn jeder Episode auf den Punkt, wofür die Netflix-Serie steht: dichte Mystery-Atmosphäre im 1980er-Jahre-Setting. Warum funktioniert das so gut? Und wo kommen die Titelmelodie und der Rest des Soundtracks eigentlich her?
Wer hat den "Stranger Things"-Soundtrack komponiert?
Die Komponisten des "Stranger Things"-Soundtracks sind Kyle Dixon und Michael Stein. Die beiden US-Amerikaner machen bereits seit 2009 mit ihrer Band Survive Musik, die sich dem Synthwave-Genre zurechnen lässt – einer Spielart elektronischer Musik, die von Film- und Videospielmusik der 1980er-Jahre inspiriert ist.

Die "Stranger Things"-Regisseure Matt und Ross Duffer nutzten einen alten Song von Survive als Hintergrundmusik für einen Werbetrailer, mit dem sie Netflix ihre Serie schmackhaft machen wollten. Das hat bekanntlich funktioniert: Die Serie wurde genehmigt und ging in Produktion. Die Duffer-Brüder fragten Stein und Dixon daraufhin offiziell als Komponisten an. Das Duo willigte ein, arbeitete altes Songmaterial für "Stranger Things" um und schrieb als Ergänzung neue Musik.
Nachdem sich Staffel 1 von "Stranger Things" zu einem durchschlagenden Erfolg entwickelt hatte, stand relativ schnell fest, dass die Hawkins-Saga weitergehen wird – natürlich mit der passenden Musik: Auch für Staffel 2 und 3 lieferten Dixon und Stein den Soundtrack.

Was macht die "Stranger Things"-Musik so besonders?
Die "Stranger Things"-Musik zeichnet sich vor allem durch die Verwendung von Analog-Synthesizer-Sounds aus. Diese elektronischen Instrumente kamen ab Ende der 1970er-Jahre in der Popmusik vermehrt zum Einsatz und waren insbesondere für die Musik der 1980er und die Entwicklung elektronischer Tanzmusik prägend.
Mit Synthesizern lassen sich die Klänge "echter" Instrumente annähernd nachbilden, sie können aber auch vollkommen fremde Sounds hervorbringen. Das macht sie perfekt, um ein Gefühl von "Andersweltlichkeit" zu vertonen – bei "Stranger Things" also das unwirkliche Upside Down.
Düstere Klänge aus dem Synthesizer
Wenn es in "Stranger Things" bedrohlich wird, spiegelt sich das in der Musik wider: Schon im Titelthema wird ein dunkel hämmernder Moll-Akkord endlos wiederholt, dabei aber immer wieder verfremdet und von dissonant schwebenden Klängen überlagert. Verzerrte Bässe brummen in "Hazmat Suits" (zu Deutsch: "Schutzanzüge") und stellen die tödliche Gefahr der Schattenwelt-Dimension dar. "Hallucinations" verdreht die Tonhöhen, bis sich alles krumm und schief anhört – wie eine flirrende Halluzination.

Natürlich gibt es auch fröhlichere Momente in "Stranger Things", doch gerade in der ersten Staffel sind selbst diese oft von einer melancholischen Grundstimmung durchzogen, zu der die Musik beiträgt. Bestes Beispiel: "Kids", dessen unbeschwerte Melodie auf einem schwermütigen Akkordfundament steht. Der Track zeigt zudem, dass gute Filmmusik nicht kompliziert sein muss: Er kommt mit wenigen Klangelementen aus, die aber sofort ins Ohr gehen.

Was hat das mit den Achtzigern zu tun?
Ein wichtiges ästhetisches Merkmal von "Stranger Things" ist der enge Bezug zur Popkultur der 1980er-Jahre. Die Serie strotzt nur so vor Anspielungen auf diese Zeit – von Arcade-Spielhallen über Ghostbusters-Kostüme bis zu den Fahrrädern, auf denen Mike, Lucas, Elf und Co. durch Hawkins fahren.

Der Synthwave-Soundtrack passt da perfekt: Das Genre stützt sich auf die Musik von Filmkomponisten des Jahrzehnts wie John Carpenter ("Halloween", "Die Klapperschlange") und Vangelis ("Blade Runner", "1492: Conquest of Paradise"), aber auch auf prägende Elektronikbands und -künstler wie Tangerine Dream, Giorgio Moroder und Jean-Michel Jarre. Das wichtigste verbindende Merkmal ist die Verwendung von Synthesizern zur Erzeugung ungewöhnlicher Sounds sowie häufiger Einsatz von repetitiven Rhythmen.
Von Vangelis bis Synthwave
Wenn Du nach mehr Musik im Stil des "Stranger Things"-Soundtracks suchst, wirst Du zum einen bei diesen Vorbildern fündig. Oder Du begibst Dich gleich in die Untiefen des Synthwave-Genres: Hier gibt es eine ganze Reihe von Künstlern und Bands, die das Erbe der Elektro-Ahnen hochhalten – beispielsweise Pertubator, Carpenter Brut, Kavinsky und eben Survive.
Aber da gibt's doch noch mehr ...
Neben dem eigens komponierten "Stranger Things"-Soundtrack sind in der Serie auch viele bekannte Songs zu hören, die in den 1980ern geschrieben wurden. Manchmal hören die Charaktere die Musik selber – etwa, wenn Will in Staffel 2 eine Kassette mit The Clashs "Should I Stay Or Should I Go" vorgespielt wird.

Manchmal spielt ein bekannter Song auch einfach im Hintergrund, um eine Szene zu untermalen – zum Beispiel, als Elf in Staffel 2 ausbüxt und nach Chicago reist. Während sie die fremde Stadt erkundet, läuft Bon Jovis "Runaway" – zu Deutsch: "Ausreißer". Passend.
Apropos "passend": Weil Retromusik natürlich auch auf passende Art und Weise konsumiert werden will, gibt's den "Stranger Things"-Soundtrack stilecht auf Vinyl-Schallplatte.