Auf der E3 2018 gab es wieder viele spannende Games zu sehen, auf die wir uns in den kommenden Monaten freuen dürfen. Aber natürlich, auch das gehört zur Spielemesse, waren auch wieder ein paar Rohrkrepierer dabei. Was die TURN-ON-Redaktion begeistert und was uns enttäuscht hat, liest Du hier.
- 1. David Albus: Ein unwahrscheinlicher Favorit & ein noch unwahrscheinlicherer Reinfall
- 2. Meru Klee: Microsoft hat Zukunftspläne – und was ist mit Sony?
- 3. Michael Brandt: Der Dämonenjäger kehrt zurück, die Alienjägerin bleibt verschollen
- 4. Andreas Müller: Eine fantastische E3 – mit kleinen Ausnahmen
- 5. Marc Binder: Ninjas, Zombies, bionische Frauen
1. Ein unwahrscheinlicher Favorit & ein noch unwahrscheinlicherer Reinfall
Highlights: "Forza Horizon 4", "Anthem", "Death Stranding"
Ich interessiere mich nicht für Autos. Rennspiele sind mir egal. Und ich habe unglaublichen Bock auf "Forza Horizon 4". Spritztouren durchs malerische ländliche Großbritannien? Wahnsinns-Grafik mit herrlichen Farben? Wechselnde Jahreszeiten? Check, check und check! Unter allen gezeigten Games mit offener Spielwelt ist "Forza" dieses Jahr definitiv mein Favorit.
Kurz dahinter: "Anthem", dem ich die Daumen drücke, dass es nicht die Fehler von "Destiny 2" wiederholt, und das rätselhafte, aber umso interessantere "Death Stranding".
Lowlight: Nintendos E3-Präsentation
Nie im Leben hätte ich erwartet, dass Nintendo seine Präsentation mit einem völlig spannungsarmen Video so gründlich in den Sand setzen würde. Wenn das größte Highlight zwischen Dutzenden schon bekannten Games der Switch-Release von "Fortnite" ist und der nicht mal anständig zelebriert wird, sagt das ja schon alles.
Achso, "Super Smash Bros. Ultimate" wurde dafür in allen Einzelheiten bis zur völligen Ermüdung gezeigt. Mehr Lust, den Brawler zu spielen, habe ich jetzt aber nicht. Komisch.
2. Microsoft hat Zukunftspläne – und was ist mit Sony?
Highlights: Microsofts Pressekonferenz, "Cyberpunk 2077"
Wenn ich als bekennender Sony-Fanboy gehypt bin von der Präsentation des größten Konkurrenten, läuft etwas schief. Richtig gut lief aber tatsächlich die Microsoft-Pressekonferenz, in der der Publisher seinen Exklusivspiel-Mangel zwar nicht beheben konnte, aber endlich mit Taten Besserung gelobte. Dazu schmiedet das Xbox-Team schon Pläne für die nächste Konsolen-Generation, die mit einem immer prächtiger ausgestatteten Game Pass und einem neuen Streaming-Dienst deutlicher werden.
Dass Microsoft mit "Cyberpunk 2077" auch noch das Spiel an Land ziehen konnte, auf das ich mich als alter Fan der Pen-and-Paper-Vorbilder am meisten freue, macht das Highlight komplett.
Lowlights: Sony bietet "nur" Business as usual
Sony setzte dagegen komplett auf seine Exklusivtitel und klar, enttäuscht sein kann man davon eigentlich kaum: "The Last of Us: Part 2", "Death Stranding", "Ghost of Tsushima" und "Marvel's Spider-Man" werden wieder echte System-Seller.
Aber wie stellt sich der Publisher eigentlich das Leben nach der PS4 vor? In Zeiten von Crossplay und immer mehr verschwimmenden Plattform-Grenzen braucht es mal langsam eine Vision. Mag sein, dass Sony die auch hat, aber gezeigt wurde sie zumindest auf der E3 nicht. Der Vorfreude auf viele, viele neue PS4-Games tut das aber nur einen geringen Abbruch.
- Wieso blieb "Red Dead Redemption 2" auf der E3 ein völliger no-show? Ich hatte fest mit einer Präsentation gerechnet.
- Wollen Michel Ancel und sein Team zu viel? "Beyond Good & Evil 2" erscheint mir deutlich zu ambitioniert.
3. Der Dämonenjäger kehrt zurück, die Alienjägerin bleibt verschollen
Highlight: "Devil May Cry 5"
Als "Devil May Cry"-Fan der ersten Stunde hat mich die Ankündigung des fünften Teils natürlich besonders gefreut – mit dem Spin-off "DmC: Devil May Cry" bin ich nie richtig warm geworden. Als ich dann im E3-Trailer sah, wie Nero herrlich ästhetisch Dämonen abschlachtet, bekam ich gleich eine Gänsehaut. Besonders gut gefiel mir, dass die Gameplay-Mechanik von Neros Arm auch wieder im Spiel ist.
Neuerungen konnte ich im Trailer nicht entdecken, aber warum das Rad neu erfinden? Ich freue mich auf eine Fortsetzung mit gewohnt gutem Soundtrack, coolen Sprüchen, fetten Dämonen und krassen Moves.
Lowlight: Nintendos E3-Präsentation
Ich hatte mich wirklich so sehr auf die diesjährige Präsentation gefreut. In den letzten Jahren konnte Nintendo mit Ankündigungen wie "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" und "Super Mario Odyssey" auftrumpfen. Und diesmal? Gähnende Leere. Klar, es gab natürlich "Fortnite", "Hollow Knight", "Octopath Traveler" und einen neuen "Mario Party"-Teil.
Aber es fehlt einfach ein AAA-Titel – und "Metroid Prime 4" hätte diese Lücke perfekt füllen können. Ich kann Nintendos Entscheidung, Spiele erst dann zu präsentieren, wenn sie vorzeigbar sind, gut nachvollziehen. Dennoch hätte ich mich über ein wenig "Metroid" gefreut. Der kurze Auftritt von Samus Aran am Ende der knapp 25-minütigen "Super Smash Bros. Ultimate"-Präsentation war leider auch kein Trost.
4. Eine fantastische E3 – mit kleinen Ausnahmen
Highlights: "Assassin‘s Creed: Odyssey", "The Last of Us: Part 2", "Shadow of the Tomb Raider", "Death Stranding"
Die E3 2018 flutete die Gamer mit einer Riesenwelle an Top-Titeln und zwei davon konnten mich sogar positiv überraschen. Der Gameplay-Trailer zu "The Last of Us 2" war mir entgegen meiner Erwartung fast schon gleichgültig – aber nur, weil ich mir das Action-Adventure sowieso kaufe. Das gilt im Grunde auch für das bombastisch inszenierte "Shadow of the Tomb Raider".
Positiv überrascht hat mich "Assassin’s Creed: Odyssey" wegen des Griechenland-Settings, da es mir die altgriechische Kultur angetan hat. Ubisoft dürfte zwar bekannte historische Figuren wieder zu popkulturellen Abziehbildern degradieren, aber ich bin schon damit zufrieden, durch ein hübsch nachgebildetes Griechenland der alten Philosophen wandern zu dürfen.
Das Sci-Fi-Horror-Game "Death Stranding" überraschte mit seinem stimmigen Trailer und scheint eine künstlerisch weit höhere Qualität zu erreichen, als ich dachte. Im Artikel "Darum lohnt das Warten of Kojimas Horrorvision" erkläre ich das näher.
Lowlights: „Devil May Cry 5“, „Beyond Good & Evil 2“, Nintendos Präsentation
Mir ist vor allem das erste "Devil May Cry" als atmosphärisch stimmiges, cooles Action-Game in Erinnerung geblieben, in dem Dante im gotischen Setting auf mittelalterliche Dämonen ballert. Danach wurde es immer abgedrehter und, mit Verlaub, "japanischer". Ich kann mit der japanischen Popkultur (was nicht mit der gesamten japanischen Kultur zu verwechseln ist) und ihrem Hang zu sentimentalem Kitsch, Albernheiten und Übertreibungen nichts anfangen, und wenn dann noch ein pubertärer Hauptcharakter dazukommt, dann wird mir das zu viel.
Wo wir schon bei absurdem Chaos sind: Auch "Beyond Good & Evil 2" wirkt auf mich mit seinen sprechenden Tieren in einer Sci-Fi-Metropole viel zu überdreht. Nintendo interessiert mich persönlich nur wenig, aber es stimmt: Fans durfte der Mangel an neuen Top-Games angesichts des großen Switch-Erfolgs aus gutem Grund frustrieren.
5. Ninjas, Zombies, bionische Frauen
Highlights: "Sekiro: Shadows Die Twice", "Death Stranding", "Resident Evil 2 Remake"
Ich ziehe meinen Hut vor FromSoft: Die "Souls"-Erfinder ballern nach "Bloodborne" die nächste neue IP raus. Klar hat "Sekiro" etwas von den "Souls"-Spielen, aber allein das Ninja-Thema weckt schon mein Interesse – und Erinnerungen an "Tenchu". Auch schön, dass Mastermind Hidetaka Miyazaki mit der Armprothese des Protagonisten mal wieder "Berserk" zitiert.
Miyazakis Kollege Hideo Kojima dagegen hat seine Spiele zuletzt gefühlt nur noch aus Zitaten zusammengebaut. Mit "Death Stranding" scheint er sich aber wieder auf seine ganz eigenen Welten zu konzentrieren. Obwohl Norman Reedus zu Beginn des Trailers "nur" durch malerische Landschaften wandert, hatte ich doch sofort Lust, "Death Stranding" zu spielen. Für die Pointe im Trailer nutzt Kojima dann zwar wieder ein Zitat, aber ein sehr cleveres. Auftritt: Lindsay Wagner, die original "Die Sieben-Millionen-Dollar-Frau" aus den 1970ern!
Ebenfalls clever: Capcom. Die Entwickler aus Osaka haben das Remake des Überklassikers "Resident Evil 2" anscheinend eben mal perfekt umgesetzt. Ich war im Vorfeld doch etwas besorgt und stellte mir ein Spiel vor, das in Richtung des wilden "Final Fantasy VII"-Remakes geht. Das erste Material zur "Resi"-Neuauflage sieht aber ziemlich phänomenal aus und dreht den Horrorpegel wie einst beim "REmake" konsequent nach oben. Genial!
- "Tetris Effect": Algorithmen im Weltall
- "Babylon's Fall": Square Enix' noch nebulöse "Souls"-Interpretation
- "Sable": Virtueller Moebius-Comic mit träumerischer Musik
Lowlights: Nintendo, "Ghost of Tsushima"
Wie einige Kollegen war auch ich etwas enttäuscht von der Nintendo-Präsentation, die uns doch vergleichsweise wenig Highlights brachte. Nintendo eben – immer anders als man denkt.
Leider ging es mir mit "Ghost of Tsushima" ähnlich. Eine solch wunderschöne Spielewelt habe ich wohl noch nie zuvor gesehen – zusammen mit der epischen Musik ein echter Genuss für die Sinne. Dann jedoch beginnt der Held sich durch Gegner zu metzeln – mein Interesse futsch. Dennoch werde ich den Titel zusammen mit "Sekiro" und "Nioh 2", dem dritten großen Ninja-Spiel der E3, weiter im Auge behalten.