Edge Chromium im Test: Wird der Browser der neue Standard?

Microsoft Edge
Mit Edge Chromium hat Microsoft seinen Browser rundum erneuert. Bild: © Microsoft 2020

Der neue Edge-Browser von Microsoft läuft mit der Chromium-Engine. Das bedeutet, er hat denselben Unterbau wie Googles Chrome-Browser und unterstützt auch dessen Erweiterungen. Wie unser Test zeigt, kann Edge nun endlich mit anderen Browsern wie Chrome und Firefox mithalten – und hat sogar ein Ass im Ärmel.

Geschwindigkeit: Vorne mit dabei

Bei Geschwindigkeit und Arbeitsspeicher-Verbrauch konnte der alte Edge-Browser in den meisten Benchmarks nicht mit der Konkurrenz mithalten. Wir haben uns durch zwei Tests angesehen, ob sich hier bei Edge Chromium etwas getan hat.

Der JetStream-2-Benchmark prüft, wie gut ein Browser mit den fortschrittlichsten Web-Anwendungen zurechtkommt. Es geht um den schnellen Start, die schnelle Code-Ausführung und das geschmeidige Funktionieren ohne große Hänger. Unseren Ergebnissen zufolge führt Edge Chromium hier das Feld an.

JetStream 2: Ergebnisse
  1. Edge Chromium: 113.632 Punkte
  2. Chrome: 109.736 Punkte
  3. Opera: 109.167
  4. Firefox: 78.551 Punkte

Ferner haben wir uns die Arbeitsspeicher-Auslastung des neuen Browsers angesehen. Schließlich gilt Chrome als besonders RAM-hungrig und Systeme mit wenig Speicher können daher mit vielen Tabs überfordert sein. Es wurde befürchtet, dass Edge diesen Makel erben könnte.

Um das zu prüfen, haben wir auf Edge Chromium und zusätzlich auf den beliebten Browsern Chrome, Opera und Firefox die Websites "turn-on.de", "notebookcheck.com", "pcgameshardware.de" und "saturn.de" geöffnet. Nach ein paar Minuten haben wir dann einen Blick auf die Arbeitsspeicher-Auslastung geworfen. Das Ergebnis: Edge Chromium beansprucht zumindest deutlich weniger RAM als Chrome, wenn auch Firefox hier der Meister bleibt.

Arbeitsspeicher-Auslastung
  1. Firefox: 608 MB
  2. Opera: 681 MB
  3. Edge Chromium: 744 MB
  4. Chrome: 824 MB

Subjektiv macht das Surfen mit Edge Chromium Spaß. Seiten werden sehr schnell aufgebaut und der Browser macht auch bei vielen geöffneten Tabs nicht schlapp.

Fazit: Bei der Geschwindigkeit kann Edge Chromium mit den Top-Browsern mithalten.

Datenschutz: Mit Tracking- und Phishing-Abwehr

Neben üblichen Datenschutz-Features wie dem Löschen von Cookies und der "Nicht verfolgen"-Anforderung an Websites bietet der neue Edge-Browsers zwei hauseigene Funktionen: die Tracking-Verhinderung und den Microsoft Defender SmartScreen.

Zum Vergleich: In Firefox gibt es die drei Trackingschutz-Optionen "Standard", "Streng" und "Benutzerdefiniert", während Edge zwischen "Einfach", "Ausgewogen" und "Streng" unterscheidet. Du kannst in Edge auch "Ausnahmen" festlegen und Dir die Websites ansehen, für die das Tracking blockiert wurde. Unter der "Benutzerdefiniert"-Option stellt Firefox allerdings noch detailliertere Optionen zur Verfügung.

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Für den Schutz vor Tracking bietet der neue Edge-Browser drei Optionen an. Bild: © Microsoft 2020

Das Senden von Daten an Microsoft lässt sich unter "Microsoft Edge verbessern" und "Webumgebung personalisieren" einschränken. Unter "Websiteberechtigungen" kannst Du wie in Firefox festlegen, welche Websites auf Standort, Kamera, Mikrofon zugreifen. Die Optionen reichen in Edge aber noch weit darüber hinaus, so bestimmst Du hier unter anderem den Zugriff auf Midi-Geräte, USB-Geräte und Zwischenablage – ähnlich wie im Opera-Browser.

Der Microsoft Defender SmartScreen nutzt ein Feature des in Windows eingebauten Antivirenprogramms Microsoft Defender, um den Browser vor schädlichen Websites und Downloads zu schützen. SmartScreen funktioniert nur mit dem Edge-Browser, ansonsten sucht der Defender lediglich nach unbekannten Apps und Dateien aus dem Internet, warnt aber nicht vor schädlichen Websites.

Zum Vergleich: Firefox bietet unter "Sicherheit: Schutz vor betrügerischen Inhalten und gefährlicher Software" eine ähnliche Funktion und Chrome hat das vergleichbare Feature "Safe Browsing". Klar: Private Fenster ohne Erfassung der Browseraktivitäten gibt es, wie inzwischen überall, auch im neuen Edge.

Fazit: Die Funktionen für den Schutz vor Trackern und vor schädlichen Websites sind willkommen, die Websiteberechtigungen lassen sich umfassend und detailliert festlegen. Außergewöhnlich sind die neuen Edge-Features zwar nicht, aber Microsoft schließt somit zur Konkurrenz auf.

Komfort und Design: Auf verschiedenen Geräten synchronisieren

Bei der Einrichtung von Edge Chromium lassen sich die Benutzerdaten von Chrome, Firefox oder dem Internet Explorer übernehmen. Dazu gehört ein umfassendes Datenpaket: Favoriten, Kennwörter, Adressen, Zahlungsinformationen, Browserverlauf, Einstellungen und sogar geöffnete Tabs. So fällt der Umstieg besonders leicht. Für den Wechsel von anderen Browsern benötigst Du eine HTML-Datei mit den Lesezeichen.

Die Benutzerdaten von Edge Chromium selbst wie Verlauf, Lesezeichen und Passwörter können mithilfe des Microsoft-Kontos auf verschiedenen Geräten synchronisiert werden. Neben mobilen Versionen des Edge-Browsers für Android und iOS bietet Microsoft auch Versionen für Windows 7, Windows 8, macOS und zukünftig Linux an. Standardmäßig ist Microsofts Bing als Suchmaschine integriert, aber Du kannst unter anderem auch Google und DuckDuckGo als Suchmaschine festlegen.

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Der neue Edge-Browser wird über das Microsoft-Konto auf verschiedenen Geräten synchronisiert. Bild: © Microsoft 2020

Außerdem unterstützt Edge Chromium das Streaming mit Netflix in 4K-Auflösung, inklusive Support für Dolby Audio und Dolby Vision. Auch PDF-Dateien können im Browser angezeigt werden. Das Feature "Sammlungen entdecken" möchte Microsoft noch nachliefern, es handelt sich um die Einbindung von "Office 365"-Features. So wirst Du unter anderem Webinhalte sammeln und in Word oder Excel exportieren können.

Das Design des neuen Edge fällt übersichtlich und intuitiv aus. Tabs und Adresszeile sind dort, wo Du sie als erfahrener Browser-Nutzer erwartest. Zugriff auf Favoriten, Verlauf, Erweiterungen, Einstellungen und dergleichen erhältst Du über ein Menü, das via Klick auf drei Punkte rechts oben im Browser geöffnet wird. Auch die Einstellungen wirken sehr aufgeräumt mit selbsterklärenden Kategorien wie "Datenschutz und Dienste", "Websiteberechtigungen" und "Drucker".

Fazit: Dank einfachem Import von Benutzerdaten aus anderen Browsern fällt der Umstieg auf Edge Chromium leicht. Auch können die Edge-Benutzerdaten mit anderen Geräten über das Microsoft-Konto synchronisiert werden. Das aufgeräumte und intuitive Design erleichtert Einstieg und Nutzung.

Erweiterungen: Mit Chrome-Extensions kompatibel

Neben den Erweiterungen aus dem Microsoft Store unterstützt Edge Chromium auch die Add-ons von anderen Chromium-Extension-Stores wie dem Chrome Web Store. Damit wird sich niemand über einen Mangel an Browser-Erweiterungen beklagen können.

Fazit: Dank der Unterstützung von Chrome-Erweiterungen hat der neue Microsoft-Browser in puncto Extensions ausgesorgt.

Fazit: Kann Chrome und Co. gefährlich werden

Mit Edge Chromium hat Microsoft einen Browser im Angebot, der als vollwertige Alternative zu Chrome, Firefox und Opera gelten darf. Er ist schnell, bei Umstieg und Synchronisation komfortabel und unterstützt die volle Bandbreite an Chrome-Erweiterungen.

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Die neue Edge-Startseite könnte bald viele Windows-Nutzer begrüßen. Bild: © Microsoft / Screenshot: TURN ON 2020

Ein bisschen Eigenständigkeit ist durch den Microsoft Defender SmartScreen und den Tracking-Schutz des Anbieters gegeben, auch wenn das keine im Grundsatz exklusiven Funktionen sind. Das wäre dann auch die Krux an der Sache: Zwar könntest Du statt Chrome, Firefox oder Opera ebenso Edge Chromium verwenden – aber warum solltest Du eigentlich?

Allerdings ist das kein spezifisches Problem von Microsoft, die beliebtesten Browser sind sich mit der Zeit alle ähnlicher geworden. Der große Coup hinter Microsofts neuem Angebot ist vielmehr strategischer Natur: Edge Chromium wird automatisch als Windows-Update ausgeliefert und gehört in Zukunft vorinstalliert zum Betriebssystem. Es wäre also gut möglich, dass sich die Leute bald wieder eine Frage stellen, die zu den Zeiten des Internet Explorers verbreitet war: Ich könnte zwar statt dem Microsoft-Browser ebenso Chrome, Firefox oder Opera verwenden – aber warum sollte ich eigentlich?

Das hat mir gefallen Das hat mir weniger gefallen
+ Schnell

+ Komfortable Nutzung

+ Synchronisation auf mehreren Geräten

+ Recht umfassende Datenschutz-Optionen

+ Vergleichbarer Feature-Umfang wie andere Browser

- Eigenständigkeit ausbaufähig
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