In den USA brach "Es" bereits am Startwochenende alle Box-Office-Rekorde. Und mit fast 200 Millionen Abrufen in den ersten 24 Stunden war der Trailer zur Neuverfilmung des Stephen-King-Romans noch erfolgreicher als der von Blockbustern wie "Fast & Furious 8". Ist dieser Hype gerechtfertigt? Die Antwort liest Du in unserer Filmkritik.
Dort unten lauert "Es": Die Story
Die Kleinstadt Derry, im Jahr 1989: Monate nach dem rätselhaften Verschwinden seines Bruders will der junge Billy nicht glauben, dass der kleine Georgie tot ist. Und auch sonst meint es das Leben nicht gut mit dem stotternden Außenseiter: Billy und seine Freunde bezeichnen sich mit einer gewissen Selbstironie als den "Klub der Verlierer", weil sie von den größeren Jungs in ihrer Kleinstadt ständig gemobbt und drangsaliert werden.
Als er sich mit seinen Freunden Eddie, Richie (Finn Wolfhard, "Stranger Things") und Stanley auf die Suche nach Georgie macht, finden sie in Beverly und Ben weitere Verbündete. Doch die Wahrheit scheint schlimmer zu sein, als sie sich jemals ausgemalt hätten: Etwas abgrundtief Böses lauer in der Kanalisation unter Derry …
Origineller Remix aus Horror und Coming-of-Age-Movie
Machen wir uns nichts vor: Es gibt vieles, was bei einem Remake schief laufen kann. Doch was Regisseur Andrés Muschietti ("Mama") mit Stephen Kings 1986er-Roman "Es" hier auf die Leinwand gezaubert hat, ist pures Horror-Gold. Im Unterschied zum Fernsehfilm von 1990 hat er darauf verzichtet, die parallele Erzählweise der Romanvorlage zu übernehmen, bei denen die Story zwischen den Kindern von Derry und deren erwachsenen Versionen hin- und herspringt. Stattdessen fokussiert sich der Plot voll auf die Kids.
Das hat gleich mehrere positive Effekte: Zum einen ist "Es" viel mehr als ein Horrorfilm. Muschiettis Version von Stephen Kings klassischem Clown-Schocker ist auch ein wunderbarer Coming-of-Age-Film, der mit viel Herz die Geschichte einer Gruppe von Außenseitern erzählt, die nie den Glauben an das Gute verlieren.
Schockierend, aber niemals stumpf
Zum anderen bedient "Es" damit die insbesondere beim erwachsenen Publikum durchaus vorhandene Sehnsucht nach Nostalgie. Alles an diesem Film wirkt irgendwie retro und old-fashioned. Wie ein edler 50 Jahre alter Whisky setzt er seine Stärken mit Bedacht und Reife ein. Trotz aller Brutalität verliert sich Muschietti niemals in sinnloser Gewaltdarstellung aus reinem Selbstzweck.
Verstehen wir uns nicht falsch: "Es" hat mehr als eine Szene zu bieten, die Dich stumm im Kinosessel kreischen lassen wird. Insbesondere die Badezimmersequenz, für die das Wort "Blutbad" noch untertrieben wirkt, ist so schockierend und auf gewisse Weise sogar ekelhaft, dass es einem die Gesichtszüge entgleisen lässt. Trotzdem sehen wir hier einen Schocker, der auch für ansonsten eher zartbesaitete Gemüter an keiner Stelle unerträglich wird.
Kleine Stars ganz groß
Was "Es" allerdings zu einem der besten Vertreter seines Genres der letzten Jahre macht, ist der durchweg großartige Cast. Bill Skarsgårds ("Atomic Blonde") abgrundtief böse Darstellung von Pennywise lässt den (mit dem nun wirklich nicht unbegabten Tim Curry besetzten) Clown aus dem TV-Film ziemlich blass dastehen.
Das Herz des Ensembles sind aber die Kids. Ihrer ausgefeilten Gruppendynamik, dem authentischen und stellenweise urkomischen Spiel ist es zu verdanken, das "Es" ein Film mit einem positiven Kern geworden ist, der wie eine Mischung aus "Stranger Things" und einer anderen Stephen-King-Kinoadaption wirkt: "Stand by Me".
- Darum fühlte sich Pennywise-Darsteller Bill Skarsgård einsam am Set
- Alle Zahlen zum Rekordstart in den USA
- Die Pläne zur bereits bestätigten Fortsetzung
Ein Film für die große Leinwand – und große Boxen
Wie schon eingangs erwähnt, gibt es also wirklich fast nichts, was hier schiefgelaufen ist. Wenn überhaupt, könnte man dem Film vorwerfen, dass er mit 135 Minuten vielleicht einen Tick zu lang ist. Aber selbst das stört nicht wirklich.
Muschietti hat einen Horrorfilm geschaffen, der wegen seiner zeitlosen (wenn nicht sogar altmodischen) Herangehensweise das Zeug zu einem echten Klassiker hat. Gerade wegen des herausragenden Sounddesigns solltest Du den Film aber unbedingt im Kino anschauen. Der furchteinflößende Klangteppich trifft Dich dermaßen in die Magengrube, dass sich Dir alleine dadurch die Nackenhaare aufstellen.
"Es": Unser Fazit
"Es" ist nicht nur besser als das Original von 1990, sondern einer der besten Horrorfilme der vergangenen Jahre. Dank einer im Kern positiven Coming-of-Age-Story setzt er dabei nicht nur auf platte Gewaltdarstellung, sondern macht sich auch ansonsten nicht horroraffinen Zuschauern zugänglich. Talentierte Kinderstars, ein furchteinflößender Pennywise und perfektes Sounddesign garantieren Horrorspaß vom Feinsten.