Ein Fahrrad-Navi selbst zusammenbasteln – das ist doch nicht schwer, oder? Weil es aber sehr viele Apps, Online-Portale und Hardware-Komponenten gibt, fällt die Radler-Navigation im Angebotsdschungel nicht leicht. Wir helfen Euch auf dem Weg zum Fahrrad-Navi Marke Eigenbau.
- Fahrrad-Navi: Warum eigentlich kein All-in-one-Gerät?
- Smartphone als Fahrrad-Navi: Das brauchst Du mindestens
- Problem Stromversorgung gelöst: Unterwegs mit der Powerbank
- Sportlich: Herzfrequenz, Trittfrequenz, Geschwindigkeit – alles messbar
- Die besten Apps zum Navigieren – und eine klare Empfehlung
- Touren erstellen und auswerten: Mit Online-Portalen zum Trainingserfolg
Fahrrad-Navi: Warum eigentlich kein All-in-one-Gerät?
Eigentlich habe ich als Navi und Tachometer den Fahrradcomputer Garmin Edge 800 im Einsatz. Das Gerät kam vor etwa zehn Jahren auf den Markt und kostete um die 350 Euro. Kein Schnäppchen, aber der Edge 800 war damals ein tolles Navi, das – mit kleinen Macken – seinen Job erledigte und mich sicher durchs Straßennetz Schleswig-Holsteins, Südfrankreichs oder der Eifel leitete.

Okay, der Bildschirm ist klein und resistiv, also ein druckempfindlicher alter Touchscreen, auf dem man sich gerne vertippt. Dafür hält der Akku lange, ist das Gerät wasserdicht, leicht montierbar und robust. Das mitgelieferte Zubehör wie Sensoren für Herz- und Trittfrequenz wird zuverlässig erkannt. Die Befüllung und das Auslesen der Daten erfolgt über das Online-Portal Garmin Connect. Routen zu erstellen und Daten der absolvierten Touren auszuwerten klappt mittlerweile aber auch mit Portalen anderer Anbieter.

Unterm Strich war ich aber mit der Routing-Qualität nicht mehr glücklich, der Edge 800 ist ziemlich langsam, und es gab seltsame Fehler mit Routen in falscher Richtung und Abbruch der Aufzeichnung der Herzfrequenz. Eine neue Lösung sollte her, und da man mit dem Smartphone ja den perfekten und schnellen Routing-Computer immer in der Tasche hat, war das mein Plan.
Smartphone als Fahrrad-Navi: Das brauchst Du mindestens
Du brauchst erstmal ein entsprechend geeignetes Smartphone, was so ziemlich auf jedes aktuelle Modell zutrifft. Egal, ob Android- oder iOS-Gerät, es
- sollte wasserdicht sein (mindestens IPX6),
- einen hellen, nicht zu kleinen Bildschirm haben,
- möglichst nicht zu viel Strom verbrauchen,
- etwas robuster oder gut geschützt sein sowie
- von der Software her für den Dauerbetrieb geeignet sein.
Vielleicht besitzt Du ein noch funktionstüchtiges Zweitgerät, dann ist es eine Überlegung wert, dieses als Fahrrad-Navi zu verwenden. Es gibt diverse Routing-Apps, die keine Online-Anbindung für die Landkarte benötigen, die Datenvolumen verbraucht. Somit benötigst Du für das Zweitgerät nicht unbedingt eine zweite SIM-Karte, um es als Navi zu verwenden. Alle anderen Netz-Funktionen lassen sich zu Hause per WLAN nutzen.

Außerdem benötigst Du einen stabilen und sicheren Smartphone-Halter für den Fahrradlenker, damit Du Dein Handy während der Fahrt gut sehen kannst und es bei holpriger Fahrt nicht herunterfallen kann. Jetzt Google Maps starten und im Fahrrad-Modus Routen suchen, und fertig ist Dein Bike-Navi. Aber es geht noch besser!
Problem Stromversorgung gelöst: Unterwegs mit der Powerbank
Wenn Du Fahrrad fährst und per Smartphone navigierst, verbraucht das Handy viel Strom: Der Bildschirm ist immer in Betrieb, GPS aktualisiert ständig Daten, und angeschlossene Sensoren für Herz- und Trittfrequenz – dazu später mehr – führen zu Stromverbrauch wegen der aktivierten Bluetooth-Schnittstelle. Dazu kommt der übliche Datenverkehr, der natürlich auch Akkukapazität frisst. Je nach Modell, Alter des Geräts und Akkugröße dürfte Dein Smartphone maximal bis vier Stunden im Dauerbetrieb durchhalten. Für eine richtige Radtour zu wenig. Es gibt natürlich Bike-Apps, die den Bildschirm nur bei Bedarf anschalten, aber ich möchte stets sehen, wo ich bin.

Abhilfe schafft eine Powerbank, die das Handy beim Fahren ständig mit Strom versorgt. Das ist auch für längere Touren über mehrere Tage gut, bei denen Du vielleicht nicht immer eine Steckdose in der Nähe hast. Je nach Größe der Powerbank und des Smartphones kannst Du das Gerät zwischen zwei- und fünfmal aufladen – zwei bis drei Tage als Fahrrad-Navi sollte eine leistungsstarke Powerbank im Durchschnitt durchhalten. Ich verstaue die Powerbank in einer Lenkertasche, es gibt aber auch Modelle fürs Fahrrad, die sich an ein Rahmenrohr schrauben lassen oder eine Kombi aus Halterung und Lampe darstellen. Eine normale Zusatzbatterie ist aber für meine Zwecke flexibler.

Die besten Apps zum Navigieren – und eine klare Empfehlung
Zentrales Element Deines Fahrrad-Navi ist eine Bike-App. Sie
- zeigt die Karte und Deine Position an,
- stellt die Wegstrecke als farbige Linie dar,
- zeigt die aktuelle Geschwindigkeit an,
- zeigt die zurückgelegte Wegstrecke an,
- zeigt die Durchschnittsgeschwindigkeit an,
- zeigt diverse Leistungsdaten wie Herz und Trittfrequenz an (wenn Du entsprechende Sensoren hast) und
- bietet vieles mehr, nach Wunsch und App.
Ausprobiert habe ich unter anderem Road Bike Pro von Runtastic, die App wurde aber 2019 eingestellt, und MapMyRide von Under Armour (für Android und iOS verfügbar). Geblieben bin ich bei BikeComputer Pro (eine kostenpflichtige Entwicklung aus Deutschland, für Android und iOS verfügbar).
Die App kostet 9,99 Euro pro Jahr. Sie sieht nicht besonders stylish aus, hat aber einen hervorragenden Funktionsumfang, arbeitet fehlerlos mit allen Sensoren zusammen und lässt sich komplett an die eigenen Bedürfnisse anpassen. In der App stehen zudem Straßenkarten für die ganze Welt zum Download zur Verfügung. Deine eigenen Daten bleiben Dein Eigentum und sind einfach in Auswertungstools exportierbar. Es gibt darüber hinaus in den App Stores noch zahlreiche ähnliche Apps, die als Fahrrad-Navi dienen können. Wer Lust hat, andere Angebote auszuprobieren, dem wünsche ich viel Spaß beim Testen.
Sportlich: Herzfrequenz, Trittfrequenz, Geschwindigkeit – alles messbar
Ein großer Vorteil einer All-in-one-Lösung ist, dass in der Regel Komplettpakete mit Herz- und Trittfrequenz zu erhalten sind, die sich in Windeseile montieren und nutzen lassen. Bei der Smartphone-Variante ist das etwas komplizierter.

Die Herzfrequenz misst Du, um Deinen Trainingserfolg zu überwachen – das gilt auch für die Trittfrequenz. Dein Fahrtempo wird in der Bike-App in der Regel standardmäßig per GPS gemessen, eine lokale Messung mittels Sensors ist bei einer guten Kalibrierung (Du musst den Radumfang in der App angeben) aber wesentlich genauer und weniger träge.

Zunächst solltest Du darauf achten, dass Dein Smartphone die Standards Bluetooth 4.0 und ANT+ beherrscht. Das ist bei allen aktuellen Geräten der Fall und mindestens seit Android Marshmallow 6.01. aus dem Jahr 2015 gegeben. Aktuelle Sensoren unterstützen oft beide Protokolle. Das Einbinden in die Bike-App erfordert manchmal etwas Herumprobieren. Klappt es mit der Bluetooth-Verbindung nicht, solltest Du das Gerät vor einem neuen Versuch aus der Geräte-Liste Deines Smartphones entfernen. Bei BikeComputer Pro etwa lassen sich problemlos diverse Sensoren koppeln, etwa auch für Leistung und Temperatur.

Touren erstellen und auswerten: Mit Online-Portalen zum Trainingserfolg
Um Radtouren zu erstellen, gibt es ebenfalls zahlreiche Portale. Nachdem das bekannte Routingportal Gpsies.com von AllTrails übernommen wurde, haben sich viele Nutzer nach Alternativen umgeschaut. Der neue Anbieter AllTrails bietet nach wie vor ein gutes Erstellen von Routen an, aber es geht noch einfacher. Beispielsweise auf BRouter, wo man ohne Anmeldung sehr schnell Routen erstellen und im Format GPX exportieren kann.
Die Bedienung ist im Grunde selbsterklärend. Du stellst oben links das passende Gefährt ein, wodurch das Routing beeinflusst wird. Dann zeichnest Du eine Route, indem Du ausgehend von Deinem Startpunkt Wegpunkte auf die Karte klickst. Von Punkt zu Punkt wird nun eine Route je nach Vorgabe erstellt.

Nach dem Erstellen der Route klickst Du oben einfach auf Export und lädst Deine Tour im voreingestellten Format GPX herunter. In Deiner Bike-App musst Du diese Route jetzt nur noch importieren.
Das geht immer ein bisschen anders, je nach Handy und App. In jedem Fall aber musst Du Dein Handy mit dem Computer verbinden und die Datei der Route ins Download-Verzeichnis Deines Smartphones legen, wo die Bike-App sie finden und auslesen kann. Mit der gleichnamigen App BRouter habe ich übrigens keine guten Erfahrungen gemacht, sie funktionierte nicht, und für mich ist das Routing am großen PC-Bildschirm deutlich komfortabler. Auch in der hier vorgestellten App BikeComputer Pro ist das Erstellen von Routen möglich, und man kann sich dann den Schritt des Übertragens aufs Smartphone sparen, Aber die Übersicht auf dem kleinen Bildschirm ist eben nicht besonders groß.
Um die Daten nach einer Tour auszuwerten, nutze ich das kostenpflichtige, aber mit gut 20 Euro pro Jahr günstige Portal velohero.com. Vorteil bei der gleichzeitigen Nutzung von BikeComputer Pro ist, dass man die Daten sehr einfach per Fingertipp hochladen kann. Bei VeloHero werden sehr umfangreiche Auswertungen berechnet, mit denen man seinen Trainingserfolg detailliert kontrollieren oder einfach nur schauen kann, welche Strecken man gefahren ist.
Zusammenfassung
- Du brauchst ein wasserdichtes Smartphone.
- Fürs Fahrrad benötigst Du eine stabile und sichere Smartphone-Halterung
- Die Energieversorgung unterwegs kommt aus einer Powerbank.
- Herzfrequenz, Geschwindigkeit und Trittfrequenz kannst Du mit speziellen Zusatzsensoren messen und an Dein Smartphone übertragen.
- Es gibt etliche geeignete Navigations-Apps. Unsere Empfehlung: BikeComputer Pro.
- Deine Touren kannst Du auf diversen Portalen erstellen und auswerten. Unsere Empfehlung: BRouter und VeloHero.