In "Far Cry 5" ist (fast) die komplette Story-Kampagne auch im Koop-Modus spielbar. Und genau diese Gameplay-Variante für zwei Zocker ist vielleicht das Beste am ganzen Spiel.
Ein voll besetzter Pickup-Truck mit schießwütigen Sektenanhängern rast frontal auf mich zu, neben mir feuern meine KI-Verbündeten mit vollautomatischen Waffen auf den Helikopter am Himmel, während sich mein Partner gleichzeitig mit einem Flammenwerfer gegen einen angreifenden Bären zur Wehr setzt. Willkommen in Montana, dem malerischen Bundesstaat im Nordwesten der USA, in dem Chaos und Zerstörung an der Tagesordnung sind – zumindest im Spiel "Far Cry 5".
Das virtuelle Montana hat wenig mit dem echten gemein
Nein, dass Montana in Ubisofts neuestem Open-World-Shooter hat bis auf die malerische Landschaft nichts mit dem echten Montana zu tun, das bei einer Fläche, die größer ist als die von Deutschland, gerade einmal rund eine Million Einwohner hat. Trotzdem oder gerade deswegen funktioniert dieses virtuelle Montana hervorragend als Schauplatz für einen Shooter.

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Spielerisch bleibt alles beim Alten
Rein spielerisch richtet sich "Far Cry 5" in erster Linie an all diejenigen, die bereits mit den Vorgängern ihren Spaß hatten. Genau wie in den Teilen 3 und 4 serviert uns Ubisoft eine riesige Open World, in der es darum geht, die unterdrückte Bevölkerung von der Herrschaft eines Tyrannen zu befreien. Der Tyrann hört in diesem Fall auf den Namen Joseph Seed und ist der Anführer der fiktiven Sekte Edens Gate, die weite Teile von Hope County unter ihre Kontrolle gebracht und von der Außenwelt abgeschnitten hat. Als Spieler steuere ich einen Deputy der örtlichen Polizei, der den ganzen Laden wieder in Ordnung bringen soll.

Um das Land wieder aus den Klauen der Sekte zu befreien, gilt es, Aufträge für verschiedene Personen zu erfüllen und Außenposten zu befreien. Das detaillierte Vorgehen bleibt mir als Spieler dank des Open-World-Konzepts selbst überlassen. Zudem kann fast die komplette Kampagne im Koop-Modus gespielt werden – und genau den habe ich mir mit meinem Kumpel Oli vorgenommen, um Montana vor Mr. Seed und seinen Schergen zu retten.
Der Host gibt das Spiel vor
Im Koop-Modus von "Far Cry 5" übernimmt ein Spieler die Funktion des Hosts, während ein anderer seinem Spiel beitritt. Der Story-Fortschritt wird allerdings nur auf dem Rechner oder der Konsole des Hosts gespeichert. Besonders problematisch ist das nicht, man sollte sich nur im Vorfeld darüber im Klaren sein, dass immer der gleiche Spieler als Host fungieren muss, wenn man plant, das gesamte Spiel kooperativ durchzuspielen.

So oder so erstellen beide Spieler zunächst einen Charakter und müssen sich auch allein durch das Intro sowie die ersten Einführungsmissionen auf der Startinsel kämpfen, bevor der Koop-Modus überhaupt verfügbar ist. Die erste Stunde des Spiels verbrachten Oli und ich deshalb allein auf uns gestellt und nur per Voice-Chat über Skype verbunden. Danach entschieden wir uns nach kurzer Abstimmung, das mein Kumpel die Rolle des Hosts übernimmt und ich trat seinem Spiel bei. Von da an konnten wir alle Missionen, Dialoge und Zwischensequenzen gemeinsam erleben.
Zwei Spieler = doppelte Feuerkraft = doppeltes Chaos
Am Spiel selbst ändert sich durch den Koop-Modus nicht wirklich etwas, außer das man logischerweise die doppelte Feuerkraft zur Verfügung hat. Deshalb ist es sinnvoll, den Schwierigkeitsgrad von vornherein etwas höher anzusetzen, um die Herausforderung aufrechtzuerhalten. In unserem Fall entschieden wir uns direkt für den höchsten der drei verfügbaren Härtegrade – der es wirklich in sich hat.

Neben der Feuerkraft verdoppelt sich im Koop-Modus übrigens auch die Fähigkeit, ordentlich Chaos zu stiften. Weil in der offenen Welt quasi an jeder Ecke entweder ein Feind oder ein beißwütiges wildes Tier lauert, ist ständig etwas los. Eine absolute Todeszone sind dabei die Hauptstraßen, die durch das virtuelle Montana führen, da dort gefühlt im 30-Sekunden-Takt feindliche Fahrzeuge vorbeifahren oder Straßensperren auf den Spieler lauern. Zusätzlich gibt es hin und wieder auch verbündete KI-Kämpfer, die sich ebenfalls Gefechte mit der Sekte liefern und auch allerhand wilde Tiere, die alles und jeden angreifen.

Weil die Spielwelt in "Far Cry 5" ziemlich dynamisch ist und Gegner beispielsweise auch eigenständig nach Verstärkung rufen, reicht meistens schon ein einziger abgefeuerter Schuss oder auch nur ein Schritt in die falsche Richtung, um einen Kleinkrieg anzuzetteln. Ballern dann zwei Spieler kooperativ darauf los, werfen Granaten und Molotow-Cocktails oder sorgen mit dem Flammenwerfer für etwas Action, bricht recht schnell das absolute Chaos aus. Bei aktiviertem Friendly Fire segneten Oli und ich in diesem Chaos zwar oftmals schneller das Zeitliche als uns lieb war, aber immerhin hatten wir immer die Möglichkeit, uns gegenseitig wiederzubeleben.
Der Koop-Modus versprüht einen Hauch von Taktik-Shooter
Tatsächlich sind die chaotischen Situationen die größte Stärke im Koop-Modus von "Far Cry 5", auch weil die Aktionen des anderen Spielers immer wieder unvorhergesehene Konsequenzen nach sich ziehen. Richtig spaßig und motivierend wurde es für uns als Spieler jedoch, als wir herausgefunden hatten, wie wir das Chaos gezielt herbeiführen konnten. Auch im Koop-Modus war es uns nämlich möglich, unbemerkt in gegnerische Außenposten zu schleichen, ein paar Wachen lautlos auszuschalten und dann ganz gezielt Angriffspunkte auszuwählen, um die Situation von einem Moment auf den anderen eskalieren zu lassen. Die taktischen Möglichkeiten wachsen in "Far Cry 5" genau wie in einem klassischen Taktik-Shooter a la "Rainbow Six" automatisch mit der Anzahl der Spieler.

Es ist einfach cool, zuerst einen wilden Bären mithilfe von Fleischködern in den gegnerischen Außenposten zu locken und die Feinde so zu beschäftigen, während beide Spieler anschließend an verschiedenen Punkten mit gezielten Angriffen starten. Wenn ein Plan perfekt klappt, lassen sich auf diese Weise auch größere Gegnergruppen trennen und dann einzeln ausschalten. Und wenn er nicht klappt und alles schief geht, dann steckt man als Spieler mittendrin im selbst verursachten Chaos und muss sich in Sekundenschnelle einen Plan B überlegen.

Mehrmals während unseres Koop-Spiels kam es vor, dass ich mich in eine Basis der Sektenanhänger geschlichen habe und dann unbeabsichtigt von den Gegnern entdeckt und niedergestreckt wurde. Für meinen Kumpel wurde dann aus der Infiltrationsmission im Handumdrehen eine Rettungsmission, in der er zu mir gelangen musste, bevor der Timer zum Wiederbeleben abgelaufen war.
Es ist aber genau diese Dynamik, die den Koop-Modus von "Far Cry 5" so spannend macht. Zu zweit ergeben sich einfach viel mehr taktische Möglichkeiten als im Einzelspieler-Spiel, aber es kann eben auch viel mehr schief gehen. Beides sorgt für großen Spaß und für viele unvorhergesehene Situationen.

Fazit: Wer kann, sollte "Far Cry 5" im Koop-Modus spielen
Auf den ersten Blick macht "Far Cry 5" abgesehen vom Setting gar nicht so viel anders als seine Vorgänger. Und ich kann jeden verstehen, der angesichts des nahezu identischen Gameplays im Vergleich zum dritten und vierten Teil nur müde gähnen kann.
Aber nachdem ich mich mit meinem Kumpel stundenlang kooperativ durch das virtuelle Montana geschossen habe, bin ich der Meinung, dass es wohl selten eine derart sinnvolle Spielerweiterung wie den Koop-Modus im neuesten "Far Cry"-Ableger gab. So gut wie alle spielerischen und inhaltlichen Schwächen werden hier von der Tatsache übertüncht, dass man eine riesige offene Spielwelt zur Verfügung hat, in der man sich im wahrsten Sinne des Wortes gemeinsam austoben kann.
Wer "Far Cry 5" schon besitzt und Freunde hat, die es auch gerne spielen, sollte unbedingt einen Blick auf den Koop-Modus werfen. Wer hingegen das Spiel noch nicht sein eigen nennt, aber nach einem hervorragenden Shooter zum kooperativen Zocken sucht, sollte unbedingt mal einen Blick riskieren.