Filmkritik zu "Coco": Im bunten Land der Toten

Am 30. November startet in den deutschen Kinos das neue Animationsspektakel "Coco" aus dem Hause Disney/Pixar.
Am 30. November startet in den deutschen Kinos das neue Animationsspektakel "Coco" aus dem Hause Disney/Pixar. Bild: © Disney•Pixar 2017

Der mexikanische "Dia de los muertos" (dt. Tag der Toten) und ein Disney-Pixar-Animationsfilm – passt das zusammen? Und wie! Warum, verraten wir Dir in unserer Filmkritik zu "Coco – Lebendiger als das Leben!".

Einmal Jenseits und zurück: Die Story

Der zwölfjährige Miguel lebt in einem kleinen mexikanischen Dorf namens Santa Cecilia, und er hat nur einen Traum: Er will Musiker werden. Seine Familie allerdings hält nicht so viel davon: Miguels Ururgroßmutter Imelda wurde einst von ihrem musizierenden Ehemann sitzengelassen, weil er die Bühnen der Welt erobern wollte. Also hat sie kurzerhand ein Musikverbot für die ganze Familie eingeführt, an das sich ihre Nachfahren streng halten.

Als Miguel sich am "Dia de los muertos" gegen den Willen seiner Familie stellt und bei einem Talentwettbewerb seinem großen Musiker-Idol Ernesto de la Cruz nacheifern will, kommt es zu einer unglücklichen Verkettung von Ereignissen und er findet sich plötzlich mit dem Streunerhund Dante im Land der Toten wieder. Um wieder zu den Lebenden zurückkehren zu können, braucht er Ururgroßmutter Imeldas Segen. Doch die stellt eine Bedingung, die Miguel nicht erfüllen will ...

Dia de los muertos + Familie = Disney

In Mexiko gedenken die Menschen vom 31. Oktober bis zum 2. November traditionell ihrer verstorbenen Vorfahren. Während bei uns dieses Gedenken eher mit Trauer und Stille assoziiert ist, ist der "Dia de los muertos" jedoch ein farbenprächtiges und opulentes Fest, bei dem die Toten nach überliefertem Glauben aus dem Jenseits zurückkehren, um ihre Familien zu besuchen. Die UNESCO erklärte das bunte Brauchtum 2003 sogar zum "Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit". Dass Disney sich also ausgerechnet den "Tag der Toten" als Handlungsrahmen aussucht, ist gar nicht so abwegig, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheinen mag: Das universelle Thema "Familie" ist sozusagen das moralische Fundament des Konzerns. Und wie nicht anders zu erwarten, baut Disney darauf einmal mehr einen wirklich herzerwärmenden Kinofilm.

Am Tag der Toten wird nicht getrauert, sondern die Rückkehr aus dem Jenseits gefeiert. fullscreen
Am Tag der Toten wird nicht getrauert, sondern die Rückkehr aus dem Jenseits gefeiert. Bild: © Disney•Pixar 2017
In der Welt der Lebenden ist für Miguel noch alles in Ordnung. fullscreen
In der Welt der Lebenden ist für Miguel noch alles in Ordnung. Bild: © Disney•Pixar 2017
Eine temperamentvolle alte Dame, die dem Musiker an den Kragen will. fullscreen
Eine temperamentvolle alte Dame, die dem Musiker an den Kragen will. Bild: © Disney•Pixar 2017
Am Tag der Toten wird nicht getrauert, sondern die Rückkehr aus dem Jenseits gefeiert.
In der Welt der Lebenden ist für Miguel noch alles in Ordnung.
Eine temperamentvolle alte Dame, die dem Musiker an den Kragen will.

Blumenbrücken und andere Augenweiden

Der visuelle Aspekt des "Dia de los muertos" mit den kunstvoll verzierten Totenschädeln und wackeligen Skeletten in einem Meer aus Blumen ist eine perfekte Steilvorlage für die Animationskünstler bei Pixar. Die Bilderwelt von "Coco – Lebendiger als das Leben!" ist überwältigend und unfassbar schön anzusehen. Elemente wie die Blumenbrücke, die das Jenseits mit dem Diesseits verbindet, setzen dabei völlig neue Maßstäbe. "Das war eine echte technische Herausforderung für uns", berichtet Effects Supervisor Michael K. O'Brien. Mit Hilfe von sogenanntem Partikellicht gelang es den CGI-Experten, jedes einzelne Blütenblatt der riesigen Brücke individuell zu steuern und so mit Farbtupfern und Lichtreflexionen zu versehen. Das Ergebnis sind phänomenale Bilder, die in einer solchen Qualität ganz sicher noch nicht auf einer Kinoleinwand zu sehen waren.

Say Cheese! fullscreen
Say Cheese! Bild: © Disney•Pixar 2017
Die Blumenbrücke ist wie von Disney•Pixar gewohnt mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden. fullscreen
Die Blumenbrücke ist wie von Disney•Pixar gewohnt mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden. Bild: © Disney•Pixar 2017
In der Welt der Toten gibt es viel zu entdecken. fullscreen
In der Welt der Toten gibt es viel zu entdecken. Bild: © Disney•Pixar 2017
Miguel sucht nach einer Möglichkeit, wieder in die Welt der Lebenden zurückzukehren. fullscreen
Miguel sucht nach einer Möglichkeit, wieder in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Bild: © Disney•Pixar 2017
Say Cheese!
Die Blumenbrücke ist wie von Disney•Pixar gewohnt mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden.
In der Welt der Toten gibt es viel zu entdecken.
Miguel sucht nach einer Möglichkeit, wieder in die Welt der Lebenden zurückzukehren.

Hitverdächtiger Soundtrack

Auch emotional hat "Coco" einiges zu bieten. Der wunderbar kitschige und eingängige Mottosong "Denk stets an mich" ("Remember Me") stammt vom Erfolgsduo Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez, das für "Lass jetzt los" ("Let it go") aus "Die Eiskönigin – Völlig Unverfroren" (2013) bereits einen Oscar erhielt. Spätestens beim herzzerreißenden Finale dürfte es hier bei dem einen oder anderen Zuschauer kübelweise Tränen regnen. Und einen wirklich hartnäckigen Ohrwurm gibt es gratis dazu.

Ein Hund namens Dante

Mehr als nur ein vierbeiniger Sidekick ist Miguels Hund Dante. Der tolpatschige Nackthund mit Knickohr und unkontrollierbarer Zunge ist für die Lacher in "Coco – Lebendiger als das Leben!" zuständig. Immer wieder lockert Dante die stellenweise sehr ernste Story auf und mausert sich nach und nach zum heimlichen Star des Films. Womit wir auch beim einzigen Schwachpunkt angekommen wären: Insbesondere die ersten zwanzig bis dreißig Minuten der Handlung sind arg vorhersehbar, wodurch die Figuren zunächst klischeehaft und beliebig wirken. Glücklicherweise überrascht der Plot im weiteren Verlauf mit mehreren Twists, die sowohl der Spannung als auch der Entwicklung der Charaktere gut tun. So ist "Coco" am Ende genau das, was man von einem Disney-Pixar-Animationsfilm erwarten darf: ein rührender Film für die ganze Familie.

Ein putziger Sidekick darf in einem Disney•Pixar-Film natürlich auch nicht fehlen. fullscreen
Ein putziger Sidekick darf in einem Disney•Pixar-Film natürlich auch nicht fehlen. Bild: © Disney•Pixar 2017
Da kommt Dante wie gerufen! fullscreen
Da kommt Dante wie gerufen! Bild: © Disney•Pixar 2017
Ein putziger Sidekick darf in einem Disney•Pixar-Film natürlich auch nicht fehlen.
Da kommt Dante wie gerufen!

"Coco – Lebendiger als das Leben!": Fazit

"Coco – Lebendiger als das Leben!" glänzt mit Farbenpracht, opulenten Bildern, einem emotionalen Soundtrack und der für Disney so typischen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor. Ganz großes Gefühlskino mit nur minimalen Schwächen.

TURN ON-Wertung: 4/5

Angebot
Coco - Lebendiger als das Leben!
Coco - Lebendiger als das Leben!
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Originaltitel
    Coco
  • Produktionsland/-jahr
    USA 2017
  • Genre
    Animation, Abenteuer, Komödie
  • Besetzung
    Heino Ferch
  • Regie
    Lee Unkrich, Adrian Molina
  • Kinostart (D)
    30.11.2017
TURN ON Score:
4,0von 5
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