Seit 2001 rast die "Fast & Furious"-Reihe von einem Kinoerfolg zum nächsten. Dom und seine "Familie" brettern in den schönsten und teuersten Autos (und Panzern) über die Leinwand – und verarbeiten diese mit ebenso schöner Regelmäßigkeit zu Schrott. Jetzt steht mit "Hobbs & Shaw" das erste Spin-off in den Startlöchern. Ob der Film mit den Originalteilen mithalten kann, verraten wir Dir in unserer Filmkritik.
- "Arschtreter" und "Luxusproblem" gegen "Black Superman"
- Alles für das F-Wort
- Krachende Action ohne Tempolimit
- Hattie Shaw auf der Überholspur
- Fazit
Eines sei vorweg verraten: Wer dachte, die letzten "Fast & Furious"-Teile seien vollkommen irre, der hat "Hobbs & Shaw" noch nicht gesehen ...
"Arschtreter" und "Luxusproblem" gegen "Black Superman"
"Lass uns fischen gehen", knurrt Luke Hobbs (Dwayne Johnson), Spitzname "Arschtreter", seinen allerbesten Frenemy Deckard "Luxusproblem" Shaw (Jason Statham) an. Dann zieht sich das Muskelpaket erst einmal sein Shirt wieder an. Dafür muss schließlich auch im größten Kampfgetümmel noch Zeit sein. Kurz darauf baumelt ein aufgemotzter Hot-Rod-Tow-Truck an einem Helikopter, der einzig durch eine Kette und den stählernen Bizeps von The Rock am Abheben gehindert wird. In dem Heli sitzt der selbsterklärte "Black Superman" aka Brixton (Idris Elba), der durch Zukunftstechnik zum Übermenschen umgebaut wurde.

Das mag jetzt zunächst wie ein Superheldenfilm von Marvel oder DC klingen, ist aber tatsächlich eine Szene aus dem neuen "Fast & Furious"-Ableger "Hobbs & Shaw". Darin tut sich das titelgebende Duo, das Fans bereits aus der Hauptreihe kennen, widerwillig zusammen, um Shaws Schwester Hattie (Vanessa Kirby) und ganz nebenbei die ganze Welt zu retten.
Alles für das F-Wort
Was das alles noch mit "Fast & Furious" zu tun hat, fragst Du Dich? "Das Grundelement aller 'Fast & Furious'-Filme und unseres Films ist das F-Wort: Familie", erklärte Dwayne Johnson auf der Premiere von "Hobbs & Shaw" (via Vanity Fair) Mitte Juli. Und dabei meint er nicht nur Shaws Schwester Hattie. Tatsächlich wiederholt sich in dem neuen Spin-off indirekt die familiäre Story des ersten Raser-Films: Aus Feinden werden Freunde, aus Freunden werden "Brüder". Nur eben mit völlig irren Sci-Fi-Elementen.
Davon mal abgesehen gleicht "Hobbs & Shaw" am ehesten "Fast & Furious 8", denn um Straßenrennen und getunte Autos geht es bei dem ersten Spin-off der Kinoserie schon lange nicht mehr. Stattdessen drückt der ehemalige Stuntman und "Deadpool 2"-Regisseur David Leitch dem Film unverkennbar seinen Stempel auf ...

Krachende Action ohne Tempolimit
... mit jeder Menge Action! Explodierende Gebäude. Brennende, durch die Luft fliegende Autos. Ganze Armeen von ballernden Schurken. Aufwendige Stunt-Choreografien, die so schnell sind, dass der Zuschauer ihnen mit dem bloßen Auge kaum folgen kann. Das alles macht "Hobbs & Shaw" aus.
Besonders in den Verfolgungsjagd-Sequenzen fällt dabei leider die extrem CGI-lastige Umgebung etwas unangenehm auf. Wer sich jedoch ganz auf das Hassliebe-Gekabbel zwischen Johnson und Statham einlässt, kann leicht darüber hinwegsehen, dass der Hintergrund fast durchgehend aus dem Computer stammt.
Einzig die markigen Punchlines der Protagonisten fliegen nämlich noch schneller als die Kugeln von Bösewicht Brixton und seinen Gefolgsleuten. Ein Flachwitz folgt in "Hobbs & Shaw" auf den anderen, der Humor ist noch tiefer gelegt als viele Karren in der Tuningszene – und das ist gut so! Der neue Film lebt von den absurden Dialogen zwischen seinen rivalisierenden Protagonisten. Ein waschechter Konkurrenzkampf zwischen den beiden Alphamännchen Dwayne Johnson und Jason Statham – was will man als Action-Fan mehr?
Hattie Shaw auf der Überholspur
Eine weitere Geheimwaffe von "Hobbs & Shaw" ist ohne Zweifel Neuzugang Hattie Shaw. Der Charakter behebt kurzerhand eines der größten Mankos der bisherigen "Fast & Furious"-Filme: Nicht umsonst bemängelte Letty-Darstellerin Michelle Rodriguez mehrfach öffentlich die Darstellung der Frauen im Franchise, drohte sogar mit ihrem Ausstieg aus der Reihe. Durch die wenigen Interaktionen zwischen den weiblichen Charakteren und einem Mangel an "Respekt" für ihre Rollen würden die Frauen von Dom und Co. oft nur wie nettes Beiwerk wirken, so die Kritik der Schauspielerin.
Ganz anders Hattie Shaw: Als knallharte MI6-Agentin prügelt sich die Schwester von Deckard Shaw ohne zu Zögern mit unzähligen Gegnern und rettet sich ein ums andere Mal selbst aus brenzligen Situationen. Mühelos hält sie mit den zwei Testosteron-Schleudern an ihrer Seite Schritt und schreckt vor keinem Wortgefecht zurück. Davon darf sich die Hauptreihe gerne eine Scheibe abschneiden!

Apropos "Geheimwaffen": Ohne zu viel zu verraten, sei gesagt, dass "Hobbs & Shaw" gleich mehrere spektakuläre Überraschungen in Form von Easter Eggs und Cameos für die Kinogänger bereithält. Um es mit Luke Hobbs' Worten zu sagen: "Ich hab dir ja gesagt, wenn du es nicht erwartest, solltest du es erwarten." Unser Tipp: Unbedingt bis nach dem Abspann sitzen bleiben!
Fazit: Der nächste furiose Volltreffer!
"Fast & Furious: Hobbs & Shaw" liefert jede Menge grandios inszenierte Action und Lacher bis zur letzten Minute, ohne zwischendurch je an Fahrt zu verlieren. Klar, die Sprüche sind völlig over the top und Dwayne Johnsons Bizeps trotzt allen physikalischen Gesetzen, doch das war bei einem "F&F"-Ableger schließlich zu erwarten. Einfach mal das Hirn zu Hause parken und das völlig abgefahrene Spektakel genießen – dafür ist der neue Film mit Dwayne Johnson und Jason Statham genau das Richtige! Stumpf ist in diesem Fall eindeutig Trumpf.