Am 10. April erscheint "Final Fantasy 7" als rundum erneuertes und poliertes Remake. Auf einem Preview-Event konnten wir das Spiel bereits anspielen. Und so viel sei verraten: Die Begeisterung war groß – selbst ganz ohne Nostalgie-Brille.
- Midgar: Steampunk-Fantasie voller Details
- Düster und überaus ästhetisch
- Gameplay: Nur Quadrat ist nicht
- Permanent im Flow? Cutscenes und Gameplay
- Spielzeit: Könnte kürzer sein
- Schon etwas 90er: Jungs sind cool, Mädchen niedlich
- Musik und deutsche Synchro: Nein, die Ohren bluten nicht
- Ideal für "FF"-Neulinge
Nicht jeder ist" Final Fantasy"-Fan. Ich zum Beispiel bin es nicht. Als "Final Fantasy 7" im Jahr 1997 für die PlayStation erschien, besaß ich keine Konsole. Mein Interesse am Remake war entsprechend mäßig – bis ich es selbst spielen durfte. Und ganz plötzlich freue ich mich auf den Release wie ein kleines Kind auf Weihnachten.
Denn: Das "Final Fantasy 7"-Remake schafft es, nicht nur die Nostalgie der alten Hasen anzusprechen und deren Kindheitsträume grafisch gut umzusetzen. Das Game ist auch für einen Neuling wie mich leicht zugänglich — und wirklich bildschön.
Midgar: Steampunk-Fantasie voller Details
Direkt zu Beginn des Spiels stimmt mich ein Blick auf den grün-leuchtenden Shinra-Konzern auf die Steampunk-Fantasiewelt ein. Die Stadt Midgar, der Schauplatz des Spiels, ist dunkel, mysteriös und voller Leuchtreklamen, völlig technisiert und frei von jeglicher Natur. Der Detailreichtum dieser Welt versetzt mich ins Staunen – und dabei habe ich an dieser Stelle noch nicht mal die Slums oder die Kirche gesehen.

Düster und überaus ästhetisch
Wohin ich im prachtvollen Midgar auch gehe: Schön und detailliert bleibt es die ganze Zeit. Auch sonst glänzt "Final Fantasy 7" mit grafischen Hochleistungen: Da wäre etwa das penible Charakter-Design, das selbst der makellosen Schönheit Tifa Hautporen zugesteht und sie (wie alle anderen Helden auch) menschlich und lebendig erscheinen lässt. Da wären die bunt leuchtenden Animationen im Kampf, die eleganten Bewegungen der Figuren, der Glitzerstaub, der statt Blut aus besiegten Gegnern spritzt. Selbst die riesigen Roboter-Bosse haben einen gewissen Charme und sehen nie schlecht aus.
So viel ist sicher: Das "Final Fantasy 7"-Remake wird eine Augenweide. Was sich die Fans des Originals 1997 noch erträumen mussten, haben die Entwickler dank moderner Technik grafisch klasse umgesetzt.
Gameplay: Nur Quadrat ist nicht
Publisher Square Enix hatte auf der E3 2019 versprochen, das Gameplay des Originals in die Gegenwart zu übersetzen. Das strategische Kampfsystem des Originals verbindet sich beim "Final Fantasy 7"-Remake daher mit einem Echtzeit-Action-System.
Das bedeutet: Du steuerst die Charaktere mit verschiedenen Knöpfen auf Deinem Dualshock, kannst Deinen Gegnern ausweichen und während des Kampfes Attacken wechseln. Angriffe laden Fähigkeits-Punkte auf, die Du dann für Spezialattacken einsetzt. Nur mit Quadrat die ganze Zeit den einfachen Angriff spammen, ist nicht – Strategie und Experimentierfreude sind gefragt. Du steuerst außerdem mehrere Charaktere gleichzeitig und wechselst zwischen ihnen. Das erfordert ein wenig Übung, macht aber nach kurzer Zeit Spaß.

Permanent im Flow? Cutscenes und Gameplay
Gameplay – Laden – Cutscene – Laden – Gameplay: Kennen wir alle, mag niemand. Im "Final Fantasy 7"-Remake hat sich Square Enix bemüht, einen permanenten Spiel-Flow zu erhalten. Das Gameplay geht nahtlos in Dialog-Szenen über und umgekehrt. Allerdings funktioniert diese Single-Shot-Illusion nur, solange Du Cloud spielst. Steuerst Du einen der anderen Charaktere, ist die schnittlose Perspektive dahin. "God of War" konnte das besser, der Ansatz ist trotzdem super.
Spielzeit: Könnte kürzer sein
Wie lang das Spiel dauern wird, will Square Enix nicht verraten. Mehr als zehn, weniger als 100 Spielstunden, heißt es grob. Allerdings zeigt sich schon beim Anspielen, dass einige Passagen arg gestreckt wirken. Viel öfter als nötig ist dieselbe Mechanik gefragt, es wiederholt sich zu viel Setting und zu viel inhaltsloses Laufen. Zudem reagiert das Spiel etwas schleppend auf Interaktions-Befehle – es kostet also mehr Zeit als nötig, Kisten zu öffnen oder Schalter zu bedienen.

Schon etwas 90er: Jungs sind cool, Mädchen niedlich
Die Entwickler wollten den Geist des Original-Spiels erhalten, die Story aber trotzdem weiterdenken und auf den heutigen Stand bringen. Das klappt mal besser, mal schlechter.
Aus Gameplay-Perspektive veraltet sind etwa die zahlreichen unsichtbaren Wände. Die stereotypen Charaktere wirken ebenfalls überholt: Clouds Antworten fallen meist im Stakkato aus, prinzipiell ist er zu cool, um mit jemandem zu sprechen. Und Barret, dessen muskelbepackte Oberarme ein Totenkopf-Tattoo mit Flammen (wirklich sehr 90er) ziert, gibt sich betont rau und stellenweise prollig – ein ganz, ganz harter Kerl eben.
Sobald Tifa und Aerith ins Spiel kommen, bekommt die wortkarge Maskulinität ein überspitzt süßliches Gegengewicht. Tifa ist die quirlige und sehr knapp gekleidete Kämpferin, Aerith die zuckersüße, Blumen liebende Magierin im niedlich-biederen Outfit junger japanischer Mütter.
Zum Glück funktionieren viele Dialoge mit reichlich Augenzwinkern – manches wird so humorvoll aufgelöst.

Musik und deutsche Synchro: Nein, die Ohren bluten nicht
Neben der exzellenten Grafik fällt die clever eingesetzte Hintergrundmusik positiv auf. Sie ist unaufdringlich und erzeugt subtil Spannung, sobald sich Kämpfe ankündigen. In eher lauschigen Momenten wirkt sie beruhigend und harmonisch.
Ich war außerdem von der deutschen Synchro überrascht. Viele Spieler werden Japanisch mit deutschen Untertiteln bevorzugen. Wer aber während der Cutszenes nicht lesen will, macht mit dem deutschen Dub prinzipiell nichts falsch – der wirkt angenehm und einigermaßen natürlich.
Ideal für "FF"-Neulinge
Eine Gratwanderung, die dem "Final Fantasy 7"-Remake gut gelingt: Wer das Original 1997 gespielt hat, wird das Spiel endlich in der angemessenen Grafik erleben können. Und wer neu im "FF"-Universum ist, findet einen leichten Zugang zum Game. Diese Punkte machen das "Final Fantasy 7"-Remake für mich zu einem idealen Einstieg in die Reihe:
- Die Story wird klar und strukturiert erzählt. Ich verstehe auch ohne Vorwissen, was los ist.
- Die Steuerung fällt mir leicht. Ich gewöhne mich schnell an die Tastenbelegung.
- Das Tutorial in Kapitel 1 führt Mikromanagement und das Upgraden von Clouds Schwert verständlich ein. Sämtliche Menüs sind intuitiv aufgebaut.
- Das Spiel schafft eine gute Balance zwischen actiongeladenen Kämpfen und entspannten Lauf-Passagen. Ich bin nicht dauergestresst oder muss pausenlos um mein Leben bangen.
- Grafik und Soundeffekte sind perfekt aufeinander abgestimmt und machen das Gameplay zu einem runden Erlebnis.

Mich hat das Game, trotz kleinerer Mängel, überzeugt. Der Fokus liegt offenkundig auf der Grafik, Tiefe der Story und Charaktere bleiben (vorerst) überschaubar. Aber vielleicht kommt da ja noch mehr: Das Original-Spiel ist wesentlich länger als das Remake. Die Neuauflage erscheint zwar am 10. April als vollwertiges Spiel, ist aber doch nur die erste Episode eines größeren Projekts. Weitere Teile, die die Geschichte über Midgar hinaus führen, sollen zu noch unbekannten späteren Zeitpunkten folgen.
Und es muss ja auch nicht immer ein herzzerreißendes Game mit Dauerspannung sein. An manchen Abenden will ich einfach nur ein Stündchen grinden und schöne Dinge auf dem Bildschirm sehen. Und darauf freue ich mich jetzt schon.
Das "Final Fantasy 7"-Remake erscheint am 10. April für PS4.
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