Fitbit fällt immer als einer der ersten Namen, wenn es um Fitness-Tracker geht. Der Fitbit Blaze kann davon nur profitieren. Als eines von mittlerweile acht Modellen im Produktportfolio sollte es besser einige Innovationen mitbringen. Das macht es aber kaum, wie unser Test zeigt.
Was macht man, wenn man bereits ein breites Modellportfolio abdeckt? Fitbit bietet einfache Fitness-Tracker für wenig Geld an, die nicht viel mehr machen als Schritte zählen. Der Wearables-Marktführer hat mit der Surge aber auch eine sogenannte Fitness-Superwatch im Programm. Und der neue Fitbit Blaze? Der ordnet sich irgendwo dazwischen ein, mit seinen smarten Funktionen und der UVP von 229,95 Euro aber näher an der Surge als an den Basismodellen. Er bringt auch einige neue Features mit, die bisher kein Fitbit-Produkt besaß. In seiner Funktionsweise ist er im Grunde aber immer noch ein klassischer Fitness-Tracker und ein typischer Fitbit.
Schritte zählen reicht nicht mehr: Das kann die Fitness-Watch
Hätte Fitbit im Jahr 2016 einen weiteren einfachen Schrittzähler auf den Markt gebracht, hätte er es vermutlich schwer, sich von der breiten Masse an Fitness-Trackern abzuheben. Der Fitbit Blaze zählt daher nicht nur Schritte, erfasst Workouts, Schlafdaten und weckt den Träger per Vibration am Handgelenk. Die "Fitness-Watch", wie der Hersteller sie nennt, misst auch den Puls rund um die Uhr, erkennt sportliche Aktivitäten automatisch, bietet animierte Trainingseinheiten auf dem Display und geht einen ersten Schritt in Richtung Smartwatch. Ist sie per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden, kann die Fitnessuhr über SMS, Anrufe und Kalendereinträge informieren. Zudem kann der Fitbit Blaze als Fernsteuerung für den Musik-Player des Handys genutzt werden. Und auch ein gänzlich neues Design spendiert der Hersteller seinem Tracker.
Armband, wechsle Dich! Design ist Geschmackssache
Wie der Titel Fitness-Watch schon andeutet, handelt es sich im Gegensatz zum Fitbit Charge HR etwa nicht mehr um ein klassisches Fitnessarmband. Der Blaze ist ebenso als Uhr zu nutzen und besitzt einen 1,25 Zoll großen Touchscreen – übrigens das erste Farbdisplay des Herstellers. Selbst die teurere Fitbit Surge muss sich mit einem monochromen Screen begnügen. Mit ihrem eckigen Design erinnert der Fitbit Blaze ein wenig an die Apple Watch, in deren Revier der Konkurrent sicher wildern will.
Wem Optik oder Haptik des mitgelieferten Silikonarmbands, das in den Farben Schwarz, Blau oder Pflaume erhältlich ist, nicht zusagt, der kann andere Armbänder und Rahmen nachkaufen. Die eigentliche Tracker-Einheit wird nämlich nur in den Rahmen eingeklemmt, alles darum herum kann also ausgetauscht werden. Zur Auswahl stehen alternativ einige Leder- und Metallarmbänder, die mit 99,95 Euro beziehungsweise 139,95 Euro allerdings keine Schnäppchen sind. Das grundlegende Design des Blaze sollte Käufern allerdings schon gefallen. Der leichte Retro-Look des eckigen Uhrenmodells lässt sich schließlich nicht verändern.
Komfortabler als die Fitbit Surge & einfacher zu bedienen
Als wirklich trendy dürfte aber auch dieses neue Wearable von Fitbit nicht durchgehen. Immerhin fällt es mit seinem Farbdisplay und dem schlankeren Design jedoch deutlich stylischer und tragbarer aus als die Fitbit Surge. Insbesondere die Blaze-Käuferinnen dürften dieses Merkmal zu schätzen wissen. Mit kaum mehr als 40 Gramm ist die Uhr zudem schön leicht und stört auch nicht beim nächtlichen Tragen. Tatsächlich war der Blaze im Test schnell vergessen, nur durch gelegentliches Vibrieren macht der Tracker dann auf sich aufmerksam. Allerdings ist er dabei wirklich zurückhaltend. Stündliche Erinnerungen etwa, dass man sich mal wieder bewegen soll, wie sie fast alle anderen aktuellen Fitness-Wearables bieten, liefert der Fitbit Blaze nicht.
Dafür ist die Bedienung wiederum sehr intuitiv. Viele Daten lassen sich direkt auf dem Farbdisplay ansehen, durch die einzelnen Bildschirme scrollt man wie vom Smartphone gewohnt per Wischgeste. Ein Tipp dient als Auswahl, der Knopf an der linken Seite in der Regel als "Zurück". Die beiden Knöpfe rechts scheinen hingegen mehr Designelement. Sie besitzen nur auf den wenigsten Bildschirmen eine Funktion. Detailliertere Auswertungen und grundsätzliche Einstellungsmöglichkeiten findet man darüber hinaus in der Fitbit-App.
Typisch Fitbit auch bei der Genauigkeit: Gut für den Breitensport
Doch wie genau sind die Daten eigentlich, die der Fitbit Blaze tagtäglich so sammelt und in der zugehörigen Smartphone-App schön übersichtlich darstellt? Wie bei allen bisherigen Fitbit-Trackern konnten wir auch im Test des Blaze einen leichten Hang zum Beschönigen feststellen. Die Fitnessuhr zählt immer ein wenig mehr Schritte, errechnet die etwas längere Strecke und den höheren Kalorienverbrauch als andere Modelle. Die Differenz zwischen Testgerät und Garmin Vivoactive summiert sich am Ende eines Tages auf rund 800 bis 1000 Schritte. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen.
Für Laufrunden, Fahrradtouren und Ähnliches kann man bei bestehender Bluetooth-Verbindung das GPS des Smartphones nutzen. Dadurch wird die Streckenmessung des Fitbit Blaze genauer – es sei denn, die ausgewählte Sportart passt nicht mit der tatsächlich ausgeübten zusammen. Fürs Laufen wählten wir im Test die Fitbit-Option "Laufen" und bekamen am Ende eine Strecke von 6,71 Kilometern ausgespuckt (Garmin Vivoactive: 6,58 Kilometer). Unser Inlinerfahren – auch mit GPS-Messung via Handy – erfassten wir ebenfalls als "Laufen" (vermutlich wäre "Radfahren" die bessere Option gewesen), doch hier bescheinigte uns der Blaze am Ende nur 5,04 statt tatsächlich zurückgelegter 15 Kilometer. Dabei wird die Strecke korrekt in Google Maps angezeigt.
Und wie sieht es mit der Herzfrequenzmessung aus? Schließlich sind Tracker der Marke Fitbit bekannt dafür, gerade bei Anstrengung mitunter gefährlich zu untertreiben. Diese Tendenz lässt sich auch beim Fitbit Blaze erkennen, der den Ruhepuls im Test deutlich zuverlässiger maß als die Herzfrequenz beim Sport, sobald sie jenseits von 150 Schlägen pro Minute lag. Allerdings stellten wir keine so ausgeprägten Differenzen fest wie im Test der Fitbit Surge, die zum Teil 30 bpm unterschlug. Während das Referenzgerät, eine Mio Fuse, maximal 178 Schläge pro Minute registrierte, lag der maximale Puls während der Laufrunde laut Blaze bei 167 bpm.
Stark im Alltag – mit der üblichen Einschränkung
Mit diesem Wissen im Hinterkopf eignet sich der Fitbit Blaze aber durchaus als smartes Fitness-Gadget – wenn auch eher für den Breitensportler als für den Profi-Athleten. Die App bietet eine verständliche Auflistung der Werte, Tipps wie von Jawbones Smart Coach sollte man aber nicht erwarten. Dafür kann die Fitbit-App quasi als Sammelstelle für alle gesundheits- und fitnessrelevanten Werte genutzt werden. Denn hier lassen sich auch Gewicht, Mahlzeiten und getrunkene Gläser Wasser protokollieren. Zudem kann man grobe Rückschlüsse über die Schlafqualität ziehen, allerdings unterscheidet Fitbit lediglich schlafende, ruhelose und wache Phasen in der Nacht.
Grundsätzlich neu ist die FitStar-Funktion: Wer möchte, kann sich Workouts inklusive Timer direkt auf dem Tracker anzeigen lassen. Als Anleitung dienen einfache animierte GIFs. Natürlich gibt es dabei aber keinerlei Überprüfung, ob die Übungen auch richtig ausgeführt werden. Nichts geändert hat Fitbit übrigens in Sachen Wasserdichte. Auch der aktuelle Tracker soll nicht beim Duschen getragen werden, schwimmen ist also vollkommen tabu. Dafür kommt das Wearable in einer anderen Alltagskategorie besser weg: Der Akku hält trotz hellem Farbdisplay fast fünf Tage. Nur das Laden könnte einfacher sein. Dafür muss man die Tracker-Einheit nämlich aus der Uhr lösen, in eine spezielle Ladeschale legen und deren Deckel verschließen.
Fazit zum Blaze: Guter Allrounder für Normalos
So stark sich der Fitbit Blaze optisch auch von den anderen Fitbit-Modellen unterscheidet – er ist und bleibt ein typischer Fitbit. Das bedeutet, dass sich Käufer auf eine gute und übersichtliche App und einen grundsoliden Fitness-Tracker freuen können, der allerdings nicht wasserdicht ist. Akkulaufzeit und Messgenauigkeit sind alltagstauglich, die kleineren Probleme beim Erfassen hoher Pulswerte dürften den Hobbysportler nicht weiter stören. Marathonläufer, Schwimmer oder Profi-Athleten schauen sich allerdings besser anderweitig um. Echte Smartwatch-Fans übrigens auch. Dass der Fitbit Blaze SMS, Anrufe und Kalendereinträge anzeigen kann, ist ein nettes Feature – mehr aber auch nicht. Wer auf Apps am Handgelenk allerdings keinen Wert legt und sich mit dem Design des Modells anfreunden kann, erhält mit dem Blaze einen guten Allrounder für mehr Sport- und Gesundheitsbewusstsein im Alltag.