Fitbit Charge und Charge HR gingen weg wie geschnitten Brot. Kein Wunder also, dass der Hersteller beim Fitbit Charge 2 auf viel Altbewährtes setzt. Ob der Nachfolger des Besteller-Modells überhaupt Neues bietet und das Update es wert ist, klärt unser Test.
Fitbit ist der unangefochtene Marktführer in Sachen Fitness-Tracker – und der Charge HR ist der absolute Bestseller unter allen Fitbit-Modellen. Kein Wunder also, dass ein Nachfolgemodell auf großes Interesse stößt. Auch wir waren neugierig: Wie sieht der Fitbit Charge 2 aus? Was macht er anders als der Vorgänger? Funktioniert die Pulsmessung nun genauer und ist der Tracker endlich wasserdicht? Diese und viele weitere Fragen beantworten wir im Testbericht.
Kleine, aber feine Design-Twists
Der Fitbit Charge 2 gibt sich in Designfragen eindeutig als Nachfolger des Charge HR zu erkennen. Der Fitness-Tracker ist immer noch sehr funktional gestaltet und geht weniger als trendiges Mode-Accessoire durch. Aber: Die Armbänder lassen sich jetzt austauschen. Auch Fitbit weiß wohl, dass Kunden immer höhere Anforderungen an ein Wearable stellen. So lässt sich der Charge 2 nun nicht nur mit Armbändern in verschiedenen Größen und Farben kaufen, diese können auch nach Lust und Laune ausgetauscht werden. Wer will, kann sogar von einem Silikon- auf ein Lederarmband umsteigen. Gut ist auch, dass am klassischen Uhrenverschluss festgehalten wurde. Verloren gehen daher weiterhin mehr Konkurrenzmodelle.
Größeres Display, mehr Möglichkeiten
Neu ist auch das Display, das viermal größer ausfällt als beim Vorgänger. Der OLED-Screen bietet zwar weiterhin keine richtige Touch-Funktion, dank Beschleunigungssensor werden aber auch Eingaben per Fingertipp erkannt – beziehungsweise per kräftigem Klopfen. Deshalb haben wir diese Möglichkeit tatsächlich erst nach dem ersten Testtag entdeckt, weil das Display nicht annähernd so empfindlich reagiert wie ein Smartphone-Touchscreen. Dennoch bietet der Fitbit Charge 2 mit seiner einen Taste, dem größeren Screen und der Touch-Erkennung mehr Informationen auf einen Blick als noch der Charge HR. Die Bedienung ist weiterhin sehr intuitiv.
Größtes Manko bleibt bestehen
Ein wichtiges Design-Update hat Fitbit allerdings auch bei der zweiten Wearable-Generation verpasst: Der Charge 2 ist immer noch nicht wasserdicht. So gut der Fitness-Tracker auch sein mag, für alle Wasserratten dürfte er weiterhin aus dem Beuteschema fallen. Das Tracking von Schwimmeinheiten ist also ebenso wenig möglich wie die versprochene Rund-um-die-Uhr-Pulsmessung, wenn man es genau nimmt. Zum Duschen beziehungsweise Baden muss der Charge 2 nämlich abgenommen werden. Immerhin sollten schweißtreibende Workouts und Joggingrunden im Regen kein Problem sein, laut Hersteller ist das Modell schweiß-, regen- und spritzwasserdicht.
Fitbit bietet eine der übersichtlichsten Apps
Erstmals in Betrieb genommen wird der Fitbit Charge 2 wie eigentlich jeder Fitness-Tracker über eine App. Und hier kommen wir wieder zu einer der Stärken des amerikanischen Herstellers. Denn kaum eine andere Wearable-App funktioniert so intuitiv und bietet so viele fitnessrelevante Daten so übersichtlich auf einen Blick. Wie viele Schritte habe ich zurückgelegt? Wie hoch ist mein Ruhepuls? Wie viele Etagen bin ich heute hochgestiegen? Wie viele Minuten war ich aktiv und wie lange habe ich geschlafen? Das – und noch mehr (!) – zeigt die Startseite der Fitbit-App bereits an. Will ich mehr wissen, tippe ich einfach auf die entsprechende Kategorie. Auf diese Weise erhalte ich Auswertungen zu Schlafphasen, Aktivitäten oder dem Verlauf meiner Herzfrequenz. Wer möchte, kann sogar sein Essen in der App protokollieren und die tägliche Kalorienaufnahme dem -verbrauch gegenüberstellen.
Sag mir, wie fit ich bin, lieber Charge 2!
Während Fitbit bei der ersten Generation noch zwischen Charge ohne und Charge HR mit Herzfrequenzmessung unterschied, ist der Charge 2 nur noch mit optischem Pulssensor erhältlich. Theoretisch kann der Fitness-Tracker Deine Herzfrequenz also rund um die Uhr erfassen und aufzeichnen. Lücken entstehen natürlich, wenn Du ihn wie gefordert zum Duschen ablegst oder zum Laden an die Steckdose klemmst. Trotzdem erhältst Du so einen guten Eindruck von Deiner generellen Fitness – auch dafür führte Fitbit nämlich einen neuen Index namens "Cardiofitness" ein. Basierend auf eingegebenen Daten zur Person, dem Ruhepuls und Werten aus aufgezeichneten Aktivitäten wird eine Schätzung des VO2max, also Deiner maximalen Sauerstoffaufnahme, errechnet. Auf einer farblich unterteilten Skala lässt sich dann ablesen, wie fit Du im Vergleich zu anderen Menschen Deines Geschlechts und Deiner Altersgruppe bist. Ist das schon Motivation genug, um etwas öfter in die Sportklamotten zu schlüpfen?
Immer noch nicht der genauste Sportsfreund
Gesagt, getan! Laufschuhe geschnürt, Aktivität gestartet – und los geht's. Obwohl: Das Starten einer Aktivität am Tracker ist nicht unbedingt nötig. Dank SmartTrack-Features wurde auch die Joggingrunde im Test aufgezeichnet, bei der wir einfach so losgelaufen sind. Beim Laufen und bei anderen Workouts misst der Charge 2 die Herzfrequenz noch öfter (sekündlich) als in Ruhephasen (alle 5 Sekunden). Die Live-Anzeige hängt beim Sport leider etwas hinterher und auch die Genauigkeit der gemessenen Werte lässt nach wie vor etwas zu wünschen übrig – Fitbit-Tracker neigen zum Untertreiben bei starken Belastungen. Das ist aber vor allem der Technik geschuldet. EKG-genaue Werte darf man von einem am Arm getragenen Fitness-Tracker einfach nicht erwarten.
GPS-Tracking nur übers Smartphone
Alles andere lief im Test einwandfrei. Zeiten, Strecken und Teilstrecken wurden – verbundenes Handy mit aktivierter GPS-Funktion vorausgesetzt – aufgezeichnet und waren anschließend in der App einsehbar. Die zurückgelegte Distanz und die Pace stimmten mit einem zu Vergleichszwecken getragenen Garmin-Tracker mit integriertem GPS überein. Die Schätzung der beim Sport verbrannten Kalorien dürfte zudem noch etwas genauer ausfallen als bei Modellen, die den Puls während eines Workouts nicht erfassen. Für den Hobbysportler kann der Fitbit Charge 2 also durchaus eine Bereicherung sein. So detaillierte Auswertungen wie bei speziellen Laufuhren darf man aber nicht erwarten.
Noch smarter dank noch mehr Features?
Außer mit seiner PurePulse getauften Herzfrequenzmessung und dem SmartTrack-Feature bewirbt Fitbit den Charge 2 aber noch mit einer Reihe weiterer Funktionen. Wer möchte, kann sich von einem stummen Vibrationsalarm am Morgen wecken lassen oder Bewegungserinnerungen einstellen, die zu 250 Schritten pro Stunde auffordern. Neu sind zudem einige unterstützte Sportarten wie Krafttraining oder Yoga und eine vom Fitness-Tracker geführte Atemübung (wahlweise 2 oder 5 Minuten) zur Entspannung. Heutzutage kann sich aber kein Modell mehr smart nennen, wenn es nicht wenigstens einfachste Benachrichtigungen vom Smartphone anzeigt. Das macht auch der Charge 2. Auf Anrufe, Nachrichten oder Kalendererinnerungen reagieren kann man via Tracker allerdings nicht. Achso: Natürlich kannst Du Dich in der Fitbit-Community auch mit anderen Mitgliedern messen.
Fazit: Verbesserter Bestseller – außer für Schwimmer
Motivation zu mehr Bewegung liefert der Fitbit Charge 2 also genug. Ein Schmuckstück ist er noch immer nicht, aber dank der austauschbaren Armbänder kann er deutlich individueller getragen werden. Das vergrößerte Display ist definitiv ein Plus und zieht glücklicherweise nicht übermäßig am Akku. Die vom Hersteller versprochenen 5 Tage hielt der Fitness-Tracker im Test auch durch. Größter Energiefresser ist sicherlich die 24-Stunden-Pulsmessung, die nur dann eine tatsächliche 24-Stunden-Analyse ermöglicht, wenn man nicht duschen oder schwimmen geht. Denn das ist nach wie vor die größte Schwäche des Fitbit Charge 2: Er ist nicht wasserdicht. Für Schwimmer scheidet das Modell damit faktisch aus.
Für alle anderen Freizeitsportler, die sich nicht gerade auf einen Marathon vorbereiten, oder alle Bewegungsmuffel, die ihren Fitnesszustand messen und verbessern wollen, ist das Fitbit-Modell eine gute Wahl. Er liefert nicht so genaue Werte und nicht so detaillierte Analysen wie GPS-Laufuhren für ambitioniertere Sportler, aber er bietet ein gutes Gesamtpaket. Bedienung und App sind einfach und übersichtlich, die Features zahlreich und die Community ist groß. Fast zum Preis des Vorgängers, nämlich für 159,95 Euro, liefert Fitbit also einen sehr empfehlenswerten Fitness-Tracker für den Mainstream.