Fitness-Tracker für Kinder: Garmin Vivofit jr. im Test

Fitness-Tracker für Kinder: Der Vivofit jr.
Fitness-Tracker für Kinder: Der Vivofit jr. Bild: © TURN ON 2016

Mit dem Vivofit jr. bringt Garmin einen Fitness-Tracker für Kinder auf den Markt. Das Gerät soll dabei helfen, das Interesse an Sport und Bewegung zu wecken. Gleichzeitig kann der Tracker als Armbanduhr und Schrittzähler genutzt werden. Ob diese Idee zeitgemäß oder überflüssig ist, zeigt unser Test.

Es ist eine echte Herausforderung, der sich Garmin mit dem Vivofit jr. gestellt hat. Der Fitness-Tracker soll bei Kindern im Alter von 4 bs 9 Jahren das Interesse an Bewegung wecken und ihnen im Alltag mit verschiedenen Funktionen zur Seite stehen. Aber: Nicht nur die Interessen von Kindern,auch ihre Tagesabläufe unterscheiden sich völlig – und je älter sie werden, desto mehr wandeln sich auch Vorlieben und Aktivitäten. Im Test habe ich mir daher nicht nur die technischen Eigenschaften des Vivofit jr. angeschaut, sondern wollte auch sehen, wie sich das Gerät für den normalen Kinderalltag eignet.

Garmin Vivofit jr.: Viele Features, selten genutzt

Neben den auf Sport fokussierten Funktionen eines Fitness-Trackers können Eltern mit dem wasserdichten Vivofit jr. auch Belohnungen für vorher festgelegte Aktivitäten in Form von Münzen vergeben. So erhält das Kind beispielsweise eine bestimmte Anzahl an Münzen für das Aufräumen des Kinderzimmers – das auf diese Weise gefüllte Sparschwein kann dann gegen eine zuvor definierte Belohnung eingetauscht werden, zum Beispiel einen Videoabend oder einen Besuch im Zoo.

Weitere Features, wie auswählbare Timer fürs Zähneputzen oder das Ausleihen von Spielzeug sowie die Nutzbarkeit als Armbanduhr, machen den Vivofit jr. zu einem vielseitigen Begleiter. Allerdings handelt es sich dabei um Funktionen, die wir bisher auch ohne ein solches Gerät lösen konnten, daher kamen sie im Test kaum zum Einsatz.

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Die App zeigt auch Daten zum Schlafverhalten an. Bild: © TURN ON 2016

Ähnlich war es mit der Schlaferfassung durch Tracker und App: Allein der Bequemlichkeit wegen wollte mein Sohn den Vivofit jr. von Garmin nur ungern beim Schlafen tragen. Nützliche Erkenntnisse konnten wir aus den Daten in unserem Fall auch nicht gewinnen, bei Kindern mit Schlafstörungen mag das anders sein.

Abgesehen von der Anzeige auf dem kleinen, zweifarbigen Display des Armbands erfolgt die Auswertung und Konfiguration des Vivofit jr. über das Smartphone oder Tablet der Eltern. An jeden der Fitness-Tracker können bis zu drei mobile Geräte gekoppelt werden, etwa von beiden Eltern. Andersherum können über die kostenlose iOS- oder Android-App beliebig viele Armbänder bzw. Kinder auf einem Gerät verwaltet werden.

Einheitsgröße: Armband nicht verstellbar

Unter dem Display bietet der eigentliche Fitness-Tracker einen einzigen Knopf zur Steuerung, das Kunststoffarmband kann abgenommen werden. Nach dem Lösen einiger Schrauben wird auch die Knopfbatterie erreicht, die laut Garmin etwa ein Jahr halten soll. Ist das Armband zu eng, kann man es auch gegen eines des Erwachsenenmodells Vivofit 3 austauschen, ansonsten soll es "den meisten Kindern im Alter von 4-9 Jahren" passen und ist nicht verstellbar. Aber Kinder sind verschieden – meinem fünfjährigen Sohn war es deutlich zu weit. Im Alltag konnte er den Vivofit jr. zwar unter lange Ärmel stecken, bei sportlichen Aktivitäten, etwa im T-Shirt, war das Gerät so aber kaum zu nutzen. Wäre es bei Bewegungen nicht verloren gegangen, hätte es ihn zumindest stark behindert.

Die Größe des Armbands ist leider nicht verstellbar. fullscreen
Die Größe des Armbands ist leider nicht verstellbar. Bild: © TURN ON 2016
Armbänder sind in verschiedenen Farben erhältlich. fullscreen
Armbänder sind in verschiedenen Farben erhältlich.
Unter der Uhrzeit wird der Vorname des Kindes angezeigt. fullscreen
Unter der Uhrzeit wird der Vorname des Kindes angezeigt.
Macht einen stabilen Eindruck: Der Vivofit jr. fullscreen
Macht einen stabilen Eindruck: Der Vivofit jr.
Die getestete Farbvariation nennt sich Digi Camo. fullscreen
Die getestete Farbvariation nennt sich Digi Camo.
Die Größe des Armbands ist leider nicht verstellbar.
Armbänder sind in verschiedenen Farben erhältlich.
Unter der Uhrzeit wird der Vorname des Kindes angezeigt.
Macht einen stabilen Eindruck: Der Vivofit jr.
Die getestete Farbvariation nennt sich Digi Camo.

Wie gesagt, Kinder sind verschieden. In seiner Kita bewegt sich mein Sohn allerdings grundsätzlich viel, im Außengelände sind die Kinder dort auch bei Wind und Wetter draußen und spielen. Auch am Wochenende sind wir regelmäßig unterwegs und gehen bewusst vor die Tür – auch ohne organisierten Sport mache ich mir um das Maß seiner Aktivität im Alter von fünf Jahren keine Sorgen. Sein Alltag ließe hier eh kaum noch Spielraum zu und die allabendliche Erschöpfung ist nicht zu überhören.

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass einige 9-jährige Kinder nach dem anstrengenden Schulalltag heute (wie viele Erwachsene) dazu neigen, ihre Freizeit eher mit elektronischen Medien zu verbringen, anstatt sich körperlich zu betätigen. Hier kann ein Fitness-Tracker wie der Garmin Vivofit Jr. gerade technisch interessierte Kids vielleicht zu mehr Bewegung animieren. Ein roter Balken erscheint zur Erinnerung, wenn sich der Träger eine Stunde lang nicht bewegt hat, und wächst jeweils nach weiteren 15 Minuten ohne Aktivität an.

Die Vivofit-App: Kontrolle und Belohnung durch die Eltern

Mehrere Kinder-Wearables und auch die Garmin-Tracker für Erwachsene lassen sich mit Garmins Vivofit-App koppeln. Dadurch ist es möglich, seine Ergebnisse miteinander zu vergleichen. So können Geschwister beispielsweise im Alltag in sportlichen Wettstreit miteinander treten – es bleibt zu hoffen, dass verantwortungsvolle Eltern darauf achten, dass die Kinder es dabei nicht mit der Konkurrenz untereinander übertreiben. Insgesamt sollte klar sein, dass ein Fitness-Tracker ein Hilfsmittel ist und keine pädagogische Maßnahme.

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Die gesammelten Münzen können gegen vorher definierte Belohnungen getauscht werden. Bild: © TURN ON 2016

Das Belohnungssystem der zugehörigen App entspricht einem gängigen Erziehungsprinzip: Zusammen mit dem Kind definiert man Aufgaben, wie Zähneputzen am Abend und am Morgen oder alleine Anziehen. Werden diese erfüllt, vergeben wir manuell eine festgelegte Menge an Münzen. Diese können dann gegen ebenfalls von uns vorgegebene Belohnungen eingetauscht werden. Das Prinzip würde statt mit elektronischen Münzen natürlich ebenso mit Aufklebern für die Kleiderschranktür im Kinderzimmer oder bemalten Steinen in einer Schatztruhe funktionieren. Jenseits des Kindergartenalters sehe ich aber durchaus ein, dass Kids sich stattdessen lieber auf ein smartes Wearable wie den Vivofit jr. einlassen.

Gute Idee: Tiere erkunden auf dem Abenteuerpfad

Erst in diesem Alter kann der Vivofit jr. auch seinen vollen Funktionsumfang entfalten. Denn auch wenn viele Kinder schon ab vier Jahren ein Grundverständnis von Zahlen haben – mit den App-unabhängigen Features wie Timer oder Zeitanzeige konnte unser Sohn eigenständig noch nichts anfangen. Selbst die Anzahl der vom Tracker erfassten Schritte bleibt für ihn eine undurchschaubare Aneinanderreihung von Zahlen.

Viel eher interessierte er sich für den darüber abgebildeten Dino (kann über die App gegen einige andere Motive ersetzt werden) und die bunten Bilder der Belohnungen in der Smartphone-App von Garmin. Für ihn war das Erreichen des täglichen Aktivitätsziels von 60 Minuten Bewegung das spannendste Feature: Jeden Tag, an dem das Ziel erreicht wird, kann in der App ein neues Tier auf einem "Abenteuerpfad" freigeschaltet werden, dazu werden interessante Fakten angezeigt. Diese 60 Minuten Bewegung täglich werden von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen. Gerade Schulkinder sitzen täglich meist mehr, als dass sie körperlich aktiv sind.

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Füllt sich die Anzeige auf dem Vivofit jr. kann der Abenteuerpfad in der App erkundet werden. Bild: © TURN ON 2016

Das Problem: Diese äußerst vielversprechende Funktion konnten wir nicht wirklich ausprobieren. Trotz der eingangs beschriebenen, regelmäßigen Aktivität meines Jungen im wuseligen Kita-Alltag und der Zusatzmotivation durch das neue Gerät, schafften wir es im Test nicht, das Aktivitätsziel zu erreichen. Stattdessen zeigte der Vivofit jr. am ersten Tag bereits nach sechs Minuten Tragen in der Wohnung ganze 882 Schritte an. Ich nehme an, dass hier die Bewegung der Arme eine Rolle spielt – Kinder im Alter von fünf Jahren bewegen ihre Arme ständig. Vielleicht musste sich das Gerät auch zu Anfang erst kalibrieren. Dagegen wird bei der Messung des Aktivitätszieles vielleicht eher die zurückgelegte Strecke gemessen – auch in der Kita bewegt er sich nur innerhalb eines begrenzten Terrains.

Die Anleitung des Geräts erklärt leider nicht, was genau als Aktivität zählt. Es wird lediglich angegeben, dass es sich dabei sowohl um Aktivitäten mit mäßiger Intensität (beispielsweise zügiges Gehen) oder um Aktivitäten mit hoher Intensität (zum Beispiel Laufen) handeln kann. Nachdem auch nach einigen Tagen kein Erfolg in Sicht war, löste sich die Begeisterung meines Jungen leider so schnell auf, wie sie anfangs durch das modische Wearable entfacht wurde.

Fazit: Motivationshilfe für Technik-affine Kinder

Der heutzutage oft fest verplante Alltag von Kindern lässt diesen meist wenig Freizeit. Genau wie wir Erwachsene bietet unsere technisierte Gesellschaft dazu jede Menge Verlockungen – so findet beispielsweise ab einem bestimmten Alter gerade bei schlechtem Wetter die Partie Fußball statt auf der Wiese auch gern auf der Videospielkonsole statt. Eltern tragen aber selbstverständlich die Verantwortung dafür, ihre Kinder gesund aufwachsen zu lassen und ihnen Anreize für genügend Bewegung zu geben. Ein Hilfsmittel wie der Vivofit jr. von Garmin kann dabei in vielen Fällen bestimmt ein gutes Hilfsmittel sein.

Wearables für Kinder sind also keine schlechte Idee. Gerade, wenn schon die Eltern regelmäßig Fitness-Tracker nutzen, lässt sich der Nachwuchs so eventuell besser für gemeinsame Aktivitäten einspannen. Der Teufel steckt hier allerdings noch im Detail – per Softwareupdate kann Garmin hier bestimmt noch einiges verbessern, um den speziellen Anforderungen gerade bei Kindern am unteren Ende der angegebenen Altersspanne von 4-9 Jahren, gerecht zu werden. In meinem individuellen Fall hätte sich der recht robuste Preis von ungefähr 90 Euro für den Vivofit jr. jedoch so noch nicht ausgezahlt – Kinder sind eben alle unterschiedlich.

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