Wer sich mehr bewegen will, greift häufig zum Fitness-Tracker. Die kleinen Wearables zählen Schritte und können auf diese Weise motivieren. Und auch für ambitionierte Sportler gibt es mittlerweile passende Modelle mit kontinuierlicher Herzfrequenzmessung. Wir haben drei dieser Fitness-Tracker mit Rund-um-die-Uhr-Pulsmessung getestet – zwei von Fitbit, einen von Epson.
Fitness-Tracker oder GPS-Laufuhr?
Etwas für seine Fitness und Gesundheit zu tun, ist eigentlich ganz einfach. Ein wenig mehr Bewegung in den Alltag integrieren, ein paarmal in der Woche zum Sport aufraffen und das eigene Ernährungsverhalten einmal kritisch hinterfragen – sollte eigentlich nicht so schwer sein, oder? Mal abgesehen davon, dass viele Menschen ein Problem damit haben, sich dauerhaft zu motivieren, wollen manche auch einfach mehr: Effektiv trainieren, gezielt Muskelmasse aufbauen oder mit anderen wetteifern.
Bislang haben ambitionierte Sportler dafür oftmals zur GPS-Laufuhr gegriffen. Die unterschiedlichsten Modelle von Garmin, TomTom und Co. setzen nämlich einen anderen Fokus als die meisten Fitness-Tracker. Sie werden gezielt beim Training getragen, zeichnen etwa die Laufstrecke sowie überwundene Höhenmeter auf und rechnen Durchschnittsgeschwindigkeiten sowie verbrannte Kalorien aus. Das können sie in der Regel besser als Fitnessarmbänder für Einsteiger, da sie mehr Informationen vom Sportler sammeln. So bringen viele Laufuhren einen Herzfrequenzsensor mit oder sind mit einem kompatibel – die meisten Fitness-Tracker hingegen nicht.

Der Vorteil von Fitness-Trackern: Sie können meist dauerhaft getragen werden, messen und analysieren nicht nur während einer Trainingseinheit. Das gibt einen besseren Überblick über alle Alltagsbereiche, etwa wenn der Schlaf überwacht und Mahlzeiten protokolliert werden. Mittlerweile gibt es aber auch Fitness-Tracker, die Vorteile aus beiden Welten kombinieren. Und davon haben wir drei Modelle unter die Lupe genommen: der Fitbit Charge HR, die Fitbit Surge und Epsons Pulsense – allesamt mit 24-Stunden-Herzfrequenzmessung.
Konkurrenz für Jawbone: Der Fitbit Charge HR
Fitbit schwimmt aktuell auf der Fitness-Erfolgswelle mit. Der US-Hersteller hat 2014 fast elf Millionen Geräte verkauft und bereitet jetzt sogar seinen Börsengang vor. Damit der Erfolg von Dauer ist, greift der Fitness-Tracker-Spezialist Jawbone, Garmin und Co., aber auch die Apple Watch, 2015 mit zwei neuen Modellen an: dem Fitbit Charge HR und der Fitbit Surge. Beide sind am oberen Ende des Modellportfolios angesiedelt und richten sich an alle, die mehr wollen als nur Schritte zählen.
Der Fitbit Charge HR überwacht die Herzfrequenz seines Trägers dauerhaft und automatisch. Zusammen mit der Schrittzählerfunktion kann das Fitnessarmband sportliche Aktivitäten daher genauer tracken als viele Basismodelle. So gibt es etwa Auskunft über die Zeit in der Fettverbrennungszone. Und auch die Angabe über verbrannte Kalorien dürfte genauer ausfallen als bei so manchem Tracker, der nur Schritte zählt. Dank integriertem Altimeter informiert der Charge HR zusätzlich über täglich absolvierte Etagen. Den Schlaf loggt das Armband natürlich auch mit, in den Schlafmodus wechselt es sogar automatisch. Wer möchte, lässt sich per Vibration am Handgelenk wecken.
Auskunft über die wichtigsten Daten sowie die Uhrzeit gibt ein kleines OLED-Display. Umfassendere Auswertungen werden aber erst in der Fitbit-App vorgenommen. Der Charge HR synchronisiert sich via Bluetooth 4.0 mit Smartphones, Tablets oder auch PCs. Ein Knackpunkt ist jedoch die Akkulaufzeit. Laut Hersteller soll der Fitness-Tracker bis zu fünf Tage durchhalten, in der Praxis ist es häufig noch weniger. Hier haben einfachere Fitnessarmbänder die Nase vorn, denn das kontinuierliche Pulsmessen saugt natürlich ordentlich Energie. Mit einer UVP von 149,95 ist der Fitbit Charge HR kein Einstiegsmodell mehr, aber etwa günstiger als das Jawbone Up3.
Fast schon eine Smartwatch: Die Fitbit Surge
Noch eine Schippe drauf legt Fitbit mit der Surge – sowohl ausstattungstechnisch als auch preislich. Die vom Hersteller als "Fitness-Superwatch" beworbene Sportuhr ist eine Mischung aus Fitness-Tracker und Smartwatch. Sie bringt grundsätzlich die gleichen Features wie das Charge HR-Armband mit, besitzt darüber hinaus aber ein GPS-Modul, ist laut Hersteller Multisport-fähig und kann Benachrichtigungen und Musik vom Smartphone anzeigen beziehungsweise wiedergeben. Dank GPS können sportliche Aktivitäten noch besser ausgewertet werden. So lassen sich Streckenverläufe, Geschwindigkeitsveränderungen und Höhenunterschiede aufzeichnen und später noch einmal nachvollziehen.
Zur Fitnesswatch wird die Fitbit Surge wohl durch ihren monochromen LCD-Screen. Dieser besitzt eine Touch-Funktion, lässt sich aber recht fummelig bedienen. Zu den größten Nachteilen der Sportuhr zählt aber sicher ihre Größe: Mit einer Breite von 3,4 Zentimetern und dem stellenweise extrem dicken Gehäuse kann die Surge nicht nur beim Training stören. Um seine Herzfrequenz rund um die Uhr überwachen zu lassen, muss die Uhr natürlich 24 Stunden getragen werden. Beim Schlafen ist das aufgrund der Größe aber nicht wirklich angenehm.
Die Größe ist aber nicht unser einziger Kritikpunkt an der Fitbit Surge. Auch das Design der Fitnessuhr entspricht nicht gerade dem, was man sich unter "Superwatch" vorstellt – oder was man zum Preis von 249,95 Euro erwarten kann. Das Material wirkt wenig hochwertig, zieht Fusseln magisch an und stand schon des Öfteren unter Verdacht, für Hautausschläge verantwortlich zu sein. Darüber hinaus sind die Smartwatch-Funktionalitäten der Uhr recht beschränkt. Mehr als simples Benachrichtigungs-Vibrieren bei eingehenden Anrufen und SMS sowie die Musikwiedergabe via Uhr sind nicht drin. Etwas besser als beim Charge HR fällt allerdings die Akkulaufzeit aus. Trotz des größeren Displays hält der Akku bis zu einer Woche durch – sofern GPS nur alle paar Tage genutzt wird. Den gewaltigen Preisunterschied zum Charge HR können Display, Akkulaufzeit und GPS aber nicht rechtfertigen.
Der Underdog vom Drucker-Hersteller: Epson Pulsense
Wer mit der Anschaffung eines Fitness-Trackers liebäugelt, hat die Firma Epson höchstwahrscheinlich nicht auf dem Schirm. Aber auch das für seine Drucker und Scanner bekannte Unternehmen hat mit den Pulsense- und Runsense-Modellen mehrere Wearables für Sportler im Programm. Den Epson Pulsense 24-Stunden-Aktivitäts-und Herzfrequenztracker gibt es in zwei Versionen: einmal mit Display und einmal nur mit LED-Anzeige. Wir haben uns im Vergleichstest die simple Variante ohne Screen näher angeschaut.
Das Ergebnis im Test ist allerdings ernüchternd. Zwar soll das Epson-Modell dieselben Features wie der Fitbit Charge HR mitbringen. In der Praxis offenbart das Pulsense-Armband aber deutlich mehr Schwächen als der Mitbewerber vom namhaften Wearable-Hersteller. Der Gesamteindruck: Epsons Pulsense wirkt unausgereift. Das reicht vom Design über die Bedienung bis hin zur App. Und die ist zwingend notwendig, um den Fitness-Tracker ohne Display nutzen zu können. Der Gedanke hinter der Pulsense View-App mit Open-Source-Ansatz, die anderen Entwicklern offen steht, ist gut. Allerdings hat die App grundlegende Verbesserungen nötig. Schon das Einrichten von Benutzerkonto und Fitnessarmband erweist sich aufgrund mangelhafter Übersetzung als kompliziert. Ein Beispiel: Zum Auswählen bietet die App oft nur die Punkte "Beenden" und "Abbrechen" an – wobei "Beenden" anscheinend die Funktion von "Bestätigen" übernimmt.
Hinzu kommt, dass Epsons Pulsense mitunter recht viel blinkt und vibriert. Dabei erschließt es sich aber nicht immer, was einem das Armband damit sagen will. Leider melden sich die extrem hellen LEDs teilweise auch nachts und beleuchten den ganzen Raum. Zudem hält der Akku laut Hersteller bei kontinuierlicher Herzfrequenzmessung nur 36 Stunden durch. Positiv fällt hingegen das weiche Armband auf, das dank uhrenähnlicher Klappschließe einfach anzulegen ist und sich gut ans Handgelenk anschmiegt. Und auch die Messgenauigkeit stimmt. Zum Preis von 129,99 Euro ist das Epson-Modell dennoch nicht zu empfehlen. Erst mit ein paar Überarbeitungen könnte aus dem Tracker ein ausgereiftes Produkt werden.
Fazit: Und was macht Konkurrent Jawbone?
Unser Test der Fitness-Tracker mit kontinuierlicher Herzfrequenzmessung fiel insgesamt ernüchternd aus. So gut viele Modelle heutzutage auf dem Datenblatt klingen, so störrisch erweisen sie sich jedoch noch im Alltag. Zu klobig, zu unbequem, zu hell, zu energiehungrig, zu unausgereift – uneingeschränkt empfehlenswert ist keines der getesteten Fitnessarmbänder.
Am besten schnitt der Fitbit Charge HR im Test ab. Er bringt – bis auf die nicht wirklich konkurrenzfähige Akkulaufzeit – kaum Nachteile mit. Und mit dem Akku ist das bei den kleinen Wearables so eine Sache: Wer eine 24-Stunden-Herzfrequenzmessung wünscht, der muss wohl noch damit leben, dass der Tracker alle paar Tage aufgeladen werden muss. Dafür gibt es einen umfassenden Einblick in die Fitness wie bei keinem Einstiegsmodell.
Insgesamt gibt es natürlich noch viel Verbesserungspotenzial. Spannend wird etwa, wie sich das immer wieder verspätete Jawbone Up3 schlagen wird. Es geht bei der Pulsmessung als erstes Gerät einen anderen Weg und setzt nicht auf LEDs, die durch die Haut den Blutstrom erfassen. Stattdessen misst das Up3 die Herzfrequenz per Bioimpedanz-Sensor über die Haut – das aber auch nur einmal am Tag. Die Technik hat Potenzial, aber noch ist das Jawbone-Modell keine Alternative zum Tracker mit 24-Stunden-Pulsmessung.