Fler hat mit seinem Labelschützling Jalil ein gemeinsames Album aufgenommen, das sich nah am amerikanischen Südstaaten-Rap eines Gucci Mane orientiert. Ob der Berliner Rapper das Niveau seines gefeierten Vorgängers "Vibe" mit dem Kollabo-Album halten kann, erfährst Du in unserer Kritik.
Fler gehört zu den Schwergewichten des deutschen Hip Hop. Seit 15 Jahren ist der bullige Westberliner im Geschäft. Und es scheint mit den Jahren immer besser für ihn zu laufen. Sein unter dem Pseudonym Frank White veröffentlichtes Album "Keiner kommt klar mit mir" landete 2015 an der Spitze der deutschen Charts.
Mit dem Nachfolger, seinem dreizehnten Soloalbum "Vibe", schaffte Fler es 2016 sogar auf Platz 1 der deutschen, österreichischen und schweizerischen Hitparaden. Unzählige Kritiker sprachen von seinem Meisterwerk. Fler twitterte: "Wenn jetzt noch die Juice was nettes schreibt, haben wir endgültig Geschichte geschrieben!" Die Fler lange kritisch gegenüberstehende Rap-Zeitschrift antwortete postwendend: "'Vibe' ist ein gutes Album. Mehr später."
Fler & Jalil: Zwei gegen alle
Seine Karriere begann Fler 2002 mit dem Album "Carlo Cokxxx Nutten", einer Zusammenarbeit mit Bushido, seinem damaligen Labelkollegen bei Aggro Berlin. Seitdem scheint der 35-Jährige, der 2011 sein eigenes Label Maskulin gründete, die Auseinandersetzung ebenso zu schätzen wie die Zusammenarbeit. Sein auf- und abschwellender Beef mit Rappern wie Bushido, Farid Bang, Kollegah, Eko Fresh oder Sido zieht sich wie ein roter Faden durch die deutsche Hip-Hop-Geschichte. So wie er einst selbst als Protegé begann, ist Flers neues Album "Epic" eine Kollaboration mit seinem Labelschützling Jalil, der mit seinem 2015 veröffentlichten Album "Das Leben hat kein Air System" bereits ebenfalls in den oberen Chartregionen landete.
Im Gegensatz zu "Carlo Cokxxx Nutten" ist Flers Zusammenarbeit mit dem lange unter dem Künstlernamen Reason agierenden Jalil musikalisch weit weniger aggressiv. Die Musik orientiert sich stark am monotonen Dirty-South-Rap von Young Thug und Gucci Manes narkotischem Trap aus Atlanta. Die HiHats rasseln, die Stimmung ist vernebelt, der Flow abgehackt bis leiernd, die Reime vernuschelt. Auch die Stimmsoftware Autotune kommt gerne und oft zum Einsatz. Die Themen dagegen bleiben gewohnt eindimensional: Crime, Sex & Violence. Leben auf der Überholspur. Einer gegen alle.
"Epic": Jalil fügt sich besser in den Flow
In "Alles VVS", einer Ode an den Luxus, klingt Fler mit repetitiv leiernden Raps fast so neben der Spur wie Dada-Rapper Money Boy. Andere Lieder wie "Makellos" erinnern sogar an Hip-Hop-Softie Drake, der Elemente des Südstaatenrap in den Pop überführte. Besonders in den ruhigeren Momenten gerät Flers dumpf-bedrohlicher Stil neben seinem Kollegen ins Hintertreffen. Jalils tief vibrierende Stimme fügt sich hier einfach besser in den Flow.
Auf dem Kollabo-Album sind ansonsten nur wenige Gäste vertreten. Beim düster atmosphärischen "Gang für immer" wird das Duo von Newcomer Remoe unterstützt, auch hört man hier Kool Savas, allerdings nur in Form einer Sprachnachricht. Fler hat immer wieder betont, welchen Respekt er vor dem selbst ernannten "King of Rap" hat, was offenbar auf Gegenseitigkeit beruht. Sein amerikanisches Vorbild Gucci Mane konnte er leider nicht für eine Zusammenarbeit gewinnen. Angeblich wollte der mindestens 50.000 Dollar für ein Feature. Rap-Deutschland ist eben doch nach wie vor auf seine engen Sprachgrenzen beschränkt.
Fazit: Fler & Jalil in ihrer eigenen Liga
"Leute denken, 'Vibe' war mein Zenit, plötzlich bin ich überall beliebt. Aber ist nicht! Denn ich setze wieder Trends, die vor mir noch keiner sieht", rappt Fler im Song "Zenit". Neue Trends setzt der Berliner mit dem zeitgeistigen "Epic" eher nicht. Den hohen Erwartungen nimmt der Rapper mit dem Kollabo-Album dennoch den Wind aus den Segeln.
Das Album mit der aufreizend posierenden Sophia Thomalla auf dem Cover spielt in seiner eigenen Liga. Den amerikanischen Südstaatenrap überführt kaum jemand so glaubwürdig in den deutschen Sprachraum, wie es Fler & Jalil auf "Epic" tun.