Fotografieren mit Polfilter: Wann ist ihr Einsatz sinnvoll?

Kontraste verstärken und Spiegelungen unterdrücken – das kann ein Polfilter in der Fotografie leisten. In der Digitalfotografie überflüssig? Nicht unbedingt. Wo der Polarisationsfilter auch beim digitalen Fotografieren noch sinnvoll eingesetzt werden kann, erklären wir Dir in diesem Ratgeber.

Zubehör für Digitalkameras gibt es zuhauf. Insbesondere DSLR-Fotografen können gut und gerne noch einmal genauso viel Geld in Objektive, Filter & Co. investieren, wie sie für die Spiegelreflexkamera selbst ausgegeben haben. Oder sogar noch mehr. Dabei stellt sich die Frage: Brauche ich so etwas wie einen Polfilter überhaupt noch? Oder kann ich entsprechende Effekte auch durch gekonnte Nachbearbeitung erzielen? Wir erklären Dir, was ein Polarisationsfilter genau macht und warum er auch heute noch sinnvoll eingesetzt werden kann.

Was macht ein Polarisationsfilter?

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Ein Polfilter lässt Licht, das in eine bestimmte Richtung schwingt, nicht durch. Bild: © TURN ON 2016

Ein Polarisationsfilter, der Einfachheit halber meist nur Polfilter genannt, lässt Licht einer bestimmten Polarisationsrichtung nicht durch. Von Polarisation spricht man, wenn Licht bevorzugt in einer Richtung schwingt – zum Beispiel horizontal oder vertikal – das Licht in der um 90 Grad gedrehten Richtung aber nicht vorkommt.

Für gewöhnlich ist das Licht beim Fotografieren unpolarisiert, das heißt, es schwingt in alle Richtungen. Trifft es allerdings in einem bestimmten Winkel auf nichtmetallische Oberflächen wie Wasser oder Glas, wird es polarisiert. Auf dem Foto ist das dann in Form einer Spiegelung zu sehen. Polarisation kann in ganz bestimmten Fällen auch durch Streuung auftreten, etwa wenn Sonnenlicht an den blauen Lichtmolekülen des Himmels in einem Betrachtungswinkel von 90 Grad gestreut wird. In beiden Fällen kann ein Polfilter eingesetzt werden, um eine Schwingungsrichtung des Lichts gezielt auszusperren.

Wie wird ein Polfilter verwendet?

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Ein Polfilter wird vor das Objektiv geschraubt und kann dort hin- und hergedreht werden.

Ein Polfilter wird als Zubehörteil für Kameras verkauft und vorne auf das Objektiv geschraubt. Im Gegensatz zu anderen Filtern besitzt er allerdings eine Fassung, damit er auch in befestigtem Zustand noch gedreht werden kann. Das Drehen ist nötig, um das Licht herauszufiltern, das in einer bestimmten Richtung schwingt. Soll eine Reflexion unterdrückt werden, muss der Polfilter quer zur Schwingungsachse des reflektierten Lichtstrahls ausgerichtet werden. Wann dieser Punkt erreicht ist, lässt sich durch den Sucher der Kamera erkennen, mitunter auch auf deren Monitor. Das Drehen des Polfilters ergibt aber maximal um 90 Grad Sinn, bei einer Drehung um 180 Grad ergibt sich das gleiche Bild wie in der Ausgangsstellung.

Welche Effekte erzielt ein Polfilter?

Ein Polfilter kann verschiedene Effekte erzielen. Am häufigsten wird er wohl eingesetzt, um Spiegelungen auf nichtmetallischen Oberflächen zu vermeiden. Mit einem richtig eingestellten Polarisationsfilter kannst Du etwa durch Glasscheiben oder die ansonsten spiegelnde Wasseroberfläche hindurch fotografieren. Dafür muss der Filter wie oben beschrieben quer zur Polarisationsrichtung des reflektierten Lichtstrahls ausgerichtet werden. Wer genau den gegenteiligen Effekt erzielen und die Reflexionen von Glasscheiben oder Wasseroberflächen verstärken möchte, muss den Filter parallel zur Polarisationsebene des Lichts ausrichten.

Ein weiterer häufiger Anwendungsfall für einen Polfilter ist die Hervorhebung von Farben und Kontrasten in der Landschaftsfotografie. Ein mit Filter fotografierter blauer Himmel wirkt noch tiefer blau, der Kontrast zu weißen Wolken wird verstärkt. Buntes Laub erscheint noch bunter, weil helle Reflexionen der Blätter geschluckt werden. Allerdings erscheinen sie dadurch auch weniger strukturiert und matter. Das menschliche Auge bezieht die Informationen über die Räumlichkeit von Objekten nämlich teils über das Glänzen, das ein Filter entfernt.

Die Farben eines Regenbogens bestehen komplett aus polarisiertem Licht. Hier kann ein Polfilter daher eingesetzt werden, um das Naturphänomen entweder verschwinden zu lassen oder ein wenig verstärkt abzubilden (um etwa eine Blendenstufe). Auf dieselbe Weise kann auch Dunst beim Fotografieren zum Teil unterdrückt werden, wenn gewünscht. Gerade beim Fotografieren von weit entfernten Bergen kann das mehr Details auf dem Foto zum Vorschein bringen.

Fazit: Polfilter-Einsatz kann immer noch sinnvoll sein

Bei den heutigen Nachbearbeitungsmöglichkeiten in der Fotografie drängt sich die Frage auf, ob ein Polarisationsfilter nicht mittlerweile überflüssig ist. Und tatsächlich hat die Bedeutung des Polfilters mit Aufkommen der Digitalfotografie deutlich abgenommen. Viele Effekte lassen sich auch nachträglich noch erzielen, zum Beispiel die Verstärkung der Farbsättigung oder der Kontraste. Mit mächtigen Programmen wie Adobe Photoshop ist das sehr viel feiner regulierbar als direkt bei der Aufnahme mit Polfiltern.

Zudem treten keine unerwünschten Nebenwirkungen auf. So macht ein Polfilter das Bild nicht nur ein bis zwei Blendenstufen dunkler und verlangt nach längeren Belichtungszeiten beim Fotografieren. Er ist quasi auch ungeeignet für den Einsatz auf Weitwinkelobjektiven, da er keine gleichmäßige Wirkung über das gesamte große Bildfeld erzielt werden kann. Ein fotografierter Himmel ist dann an den Bildrändern heller oder dunkler als in der Bildmitte. Insbesondere in der Landschaftsfotografie hat der Polfilter daher an Bedeutung verloren. Hier ist sein Einsatz vor allem Geschmackssache.

Nahezu unverzichtbar ist er hingegen in der Produktfotografie oder beim Fotografieren durch Glasscheiben. Ist etwa ein Schaufenster so unglücklich fotografiert, dass eine Spiegelung dahinterliegende Elemente verdeckt, dann lässt sich das auch in der Nachbearbeitung nicht mehr ändern. Hier haben Polfilter also durchaus noch ihre Daseinsberechtigung.

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