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Stephen King für Profis: 5 Essentials & 5 Geheimtipps

Haha, "Es" ist gar nicht in der Liste! Ich wollte nur, dass Du auf den Artikel klickst.
Haha, "Es" ist gar nicht in der Liste! Ich wollte nur, dass Du auf den Artikel klickst. Bild: © Marco Grob/Warner Bros. Entertainment 2017

Wahrscheinlich hat nicht mal mehr Stephen King einen Überblick darüber, welche Stephen-King-Filme es gibt. Wir bringen Licht ins unheimliche Dunkel und stellen Dir heute fünf unverzichtbare Essentials vor, die jeder Fan gesehen haben muss – und fünf Geheimtipps für Profis.

Klar, unter den rund 100 (!) Kinofilmen und Serien, die auf den Büchern von Stephen King basieren, sind auch jede Menge Flops. Wer erinnert sich nicht gerne an den fantastisch hirnrissigen "Die Autos werden lebendig!"-Trash "Maximum Overdrive", bei dem der Großmeister zum ersten und (glücklicherweise) zum letzten Mal selber Regie geführt hat? Bei so vielen Verfilmungen bleibt es nicht aus, dass auch mal was daneben geht.

Aber es gibt eben auch eine Handvoll großartiger King-Verfilmungen, die nicht nur von Horrorfans als Meilensteine gewürdigt werden. Fünf dieser unverzichtbaren Klassiker für die Ewigkeit stelle ich Dir hier vor. Und weil Du diese Perlen bestimmt schon kennst, schieße ich noch fünf persönliche Geheimtipps und Lieblinge aus der zweiten Reihe nach – für die volle Packung Stephen King!

Die Essentials: Was man gucken muss

"Carrie" 

Der junge Autor Stephen King hatte die ersten Seiten schon in den Mülleimer geworfen. Seine Frau fischte das zerknüllte Manuskript heraus, begann zu lesen – und überzeugte ihren Mann, die Geschichte fertigzustellen. Das Resultat war "Carrie" und begründete 1974 eine schriftstellerische Weltkarriere. Der damalige Thriller-Spezialist Brian De Palma verfilmte Kings allerersten Roman zwei Jahre später und schuf mit der ersten King-Verfilmung gleich einen unsterblichen Klassiker.

Zwar wirken Kostüme und Frisuren für uns heute rührend altbacken und eine seltsame Klamaukszene mit Vorspul-Effekt irritiert im Mittelteil. Aber die Geschichte der gehänselten Carrie (Sissy Spacek), die sich für die erlittenen Demütigungen ihrer Mitschüler mit Blut und Feuer rächt, ist zeitlos. Sie zeigte schon damals Kings ganz besonderes Gespür für zutiefst menschliche Schicksale in fantastischen Situationen. Und das Bild der blutbesudelten Carrie auf dem Abschlussball ging in die Popkultur ein. Und am Ende wartet einer der fiesesten und besten Jumpscares der Horrorgeschichte. Nicht schlecht für den allerersten King-Kinofilm.

  • "Carrie" kannst Du aktuell bei iTunes, Amazon Prime Video und im Microsoft-Store gucken.

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"Shining"

War ja klar: "Shining". Nee, originell ist das nicht, aber eine King-Liste ohne Stanley Kubricks umstrittenen Psycho-Horror-Drama-Meilenstein, das geht einfach nicht. Auch wenn Stephen King selber bis heute alles andere als begeistert von Kubricks Filmversion ist. Waren die Kritiker damals zum Kinostart 1980 übrigens auch nicht – erst in den Jahren darauf bekam "The Shining" den fast schon mythischen Status eines Horror-Jahrhundertwerks.

Jack Nicholson dreht durch und jagt Ehefrau und Sohn mit 'ner Axt durch ein leer stehendes Hotel – das ist die zutreffende, aber völlig unzureichende Inhaltsangabe. Denn hier geht es eher um Stimmung und eine bedrohliche Atmosphäre, und darin war Kubrick ein Meister, das muss man ihm lassen. Somit ist diese Buch-Adaption unverzichtbar, auch wenn es streng genommen keine sonderlich gute Adaption ist, denn das menschliche Element, das Herz von Kings Roman, fehlt hier fast völlig. Stephen King selber versuchte sich viele Jahre später an seiner eigenen TV-Version seines Buches – aber von der wird später noch die Rede sein.

  • Amazon Prime Video, iTunes und Google Play haben "The Shining" im Streaming-Angebot.

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"Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers"

Keine Monster, keine Geister, nichts Übernatürliches. "Stand by Me" erzählt die Geschichte von vier Jungs, die sich im Jahr 1959 aufmachen, die Leiche eines verunglückten Mitschülers zu finden. An der Oberfläche. Tatsächlich ist der 1986er-Spielfilm von Regisseur Rob Reiner ein wehmütiger Abgesang auf die letzten Tage der Kindheit, ein Loblied auf die Macht der Freundschaft – und die schmerzhafte Erkenntnis, dass uns auch die besten Freunde irgendwann verlassen.

"Stand by Me" ist wahrhaft starbesetzt: In der Hauptrolle brilliert unter anderem der junge Will Wheaton, der viel zu früh verstorbene Kinderstar River Phoenix zeigt, was für ein fantastischer Schauspieler er noch geworden wäre, und in einer Nebenrolle ist sogar John Cusack zu sehen. Magnetisches Zentrum von allem ist aber Kiefer Sutherland als aggressiver Kleinstadt-Ganove Ace Merrill: Im Ranking der baddesten Bad Boys ist er bis heute ganz oben. Ein großer Film.

  • Unter anderem Amazon Prime Video, iTunes, Google Play, Sky und Maxdome zeigen gerade "Stand By Me".

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"The Green Mile"

Boah, Leute, ich hab jetzt ewig mit mir gerungen, ob ich "The Green Mile" oder "Die Verurteilten" hier aufnehmen sollte, dem laut IMDb immerhin besten Film aller Zeiten. Und ich weiß, dass viele von euch jetzt kollektiv aufheulen, aber: Es ist "The Green Mile" geworden. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Berührender, zartfühliger und todtrauriger war King wohl nie. Ich hab jetzt schon wieder Gänsehaut.

Frank Darabont machte aus Kings Fortsetzungsroman, in dem der geistig minderbemittelte Hüne John Coffey ("Wie das Getränk, nur anders geschrieben") für den Mord an zwei kleinen Mädchen zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt wird, 1999 einen vierfach Oscar-nominierten Kinoerfolg. Mit Tom Hanks, Michael Clarke Duncan und Sam Rockwell fantastisch besetzt, schwelgt das ruhige Drama in schick komponierten Bildern und seinem bittersüßen Streichersoundtrack. Mögen manche Kritiker über diesen "Edelkitsch" die Nase rümpfen: Wenn Du mir sagst, dass Du beim Satz "Ich hab' doch solche Angst im Dunkeln" keine Tränen in den Augen hast, sage ich, dass Du ein Lügner bist.

  • Nahezu alle großen Streaming-Anbieter haben "The Green Mile" gerade im Programm.

Grüner wird's nicht: Die Blu-ray-Fassung von "The Green Mile" gibt's hier.

"Der Nebel"

Nochmal Frank Darabont – aber diesmal reinrassiger, ungefilterter Horror der guten, alten Schule. Eine seltsame Nebelbank zieht auf und treibt die verängstigten Bewohner (u.a. Thomas Jane und Marcia Gay Harden) einer kleinen Stadt in den schützenden Supermarkt. Im Nebel verbergen sich bizarre Monster, eine Flucht scheint unmöglich. Und allmählich liegen die Nerven der Eingeschlossenen blank ...

"Der Nebel" von 2007 ist eine liebevolle Hommage an die alten Monster-Schinken der 1940er und 50er. Eigentlich wollte Darabont den Film sogar in Schwarz-Weiß in die Kinos bringen, das hat sich aber der Verleih nicht getraut. Feiglinge. Auf der Heimkinoversion ist die S/W-Fassung zum Glück aber drauf, die erst das richtige Schauer-Flair rüberbringt.

Doch "Der Nebel" ist nicht nur ein Monsterfilm, es ist vor allem ein erbarmungsloser Blick auf verzweifelte Menschen in Extremsituationen. Mit einem der härtesten Magenschlag-Enden der Filmgeschichte – das sogar Stephen King geschockt hat, der seine gleichnamige Kurzgeschichte vorsichtig hoffnungsvoll enden ließ. Darabont jedoch zog voll durch, und schon deswegen gehört "Der Nebel" auf jede Must-Watch-Liste.

  • Amazon Prime Video, iTunes, Sky und einige andere Anbieter haben "Der Nebel" im Programm.

"Der Nebel" für zuhause, auf Blu-ray.

Die Geheimtipps: Was man gucken sollte

"Creepshow 2"

Du stehst auf Horror-Anthologien im Stil der "Geschichten aus der Gruft"? Du vermisst das Überdreht-Comichafte, die fast schon kindliche Freude am Exzess, den Horror früher noch hatte? Dann ist "Creepshow 2" von 1987 was für Dich! Drei makabre Schauergeschichten, eine haarsträubende Rahmenhandlung und als Drehbuchautoren waren King persönlich und Zombie-Großmeister George A. Romero an Bord – das ist so wunderbar 80er, man möchte fast die Schulterpolster wieder rausholen.

Meine Lieblingsgeschichte ist übrigens die zweite, "Das Floß" – das ist auch die einzige, die schon vorher als Kurzgeschichte existierte, die anderen beiden Stories wurden von King und Romero extra für den Film geschrieben. Klar, die Tricks sind fadenscheinig und, äh, die Fummelszene würde man so heute auch nicht mehr drehen, aber genau so mag ich meinen frühen Stephen King – Hauptsache, es schockt! Auch wenn man vor Lachen gar nicht so recht zum Gruseln kommt.

  • Schade: In Deutschland streamt gerade kein Dienst "Creepshow 2".

Hm, "Creepshow 2" gibt's bei Saturn leider nicht, aber dafür den dritten Teil ...

"Dolores"

Wieder weg vom Horror, wieder rein ins Drama. "Dolores", das ist die Haushälterin Dolores Claiborn (Kathy "Misery" Bates), die sich um die herrschsüchtige Vera Donovan (Judi Parfitt) kümmert. Als Vera tot aufgefunden wird, scheint die Mörderin schnell ausgemacht – Dolores. Zumal es vor 20 Jahren schon mal einen rätselhaften Todesfall in ihrem näheren Umfeld gab. Doch die Sache ist komplizierter, als es zunächst scheint. Und tragischer.

Ohne falsche Sentimentalität schuf Taylor Hackford 1995 ein fesselndes Thriller-Drama, das vor allem von den sensationellen Leistungen seiner Hauptdarstellerinnen lebt. Hier kommt das Grauen nicht aus dem modernden Sarg, sondern es versteckt sich im ganz normalen Leben: Schläge, Demütigungen, Alkoholismus, sexueller Missbrauch. Schwerer Stoff. Aber absolut lohnenswerter.

  • Amazon Prime Video, iTunes, Maxdome – einen Stream von "Dolores" findest Du (fast) überall.

Saturn führt "Dolores" gerade nicht. Aber dafür "Misery" – auch mit Kathy Bates, auch super.

"The Shining"

Ich sagte ja, dass "The Shining" hier noch einmal auftaucht. Und ja, ich weiß, dass die TV-Fassung von 1997, für die King persönlich das Drehbuch schrieb, einen extrem schlechten Ruf als Billo-Version des legendären Kinofilms hat. Das muss endlich aufhören.

Ja, das TV-"Shining" presst einen natürlich nicht so in den Sitz wie der Kubrick-Film, hat miese Computereffekte (ein Problem der 90er) und sieht halt aus wie, na ja, wie ein TV-Film hat. Dafür hat es genau das, was der Fassung von Kubrick fehlte: Herz, Seele, Wärme, emotionale Komplexität. Und dass sich Steven Weber an die Rolle des Jack Torrance rangetraut hat, verdient nicht weniger als maximalen Respekt. Ich werde keinen Kritiker der TV-Serie von ihren manchmal versteckten, manchmal offensichtlichen Qualitäten überzeugen können. Ich sage nur: Gib' dieser ziemlich unbekannten Version eine Chance – Du könntest ähnlich angenehm überrascht werden wie ich.

  • Nirgendwo findest Du gerade einen Stream von "The Shining". Buh, sage ich da! BUUUUH!

Die "Shining"-Serie gibt's zwar nicht, dafür aber "The Stand" auf Blu-ray. Ist auch vom Regisseur Mick Garris und wäre fast in diese Liste gekommen.

"Das Spiel"

"Das Spiel", im treffenderen Original "Gerald's Game", ist eines meiner Lieblingsbücher von King. Regisseur Mike Flanagan, der zuletzt mit der Netflix-Serie "Spuk in Hill House" punktete, wagte sich 2017 an eine Mammutaufgabe: Einen Roman zu verfilmen, der im Grunde nur eine Hauptfigur, nur ein Setting und fast keine echten Dialoge hat. Und nachdem ich den Film ein bisschen habe sacken lassen, finde ich: Besser hätte man das kaum schaffen können als hier.

Carla Gugino spielt Jesse, die mit ihrem Mann ein prickelndes Wochenende in einer Waldhütte verbringen will. Ein Sexspielchen eskaliert aber – und Jesse findet sich mit Handschellen an ihr Bett gefesselt, keine Chance sich zu befreien. Ganz allein. Niemand weiß, dass sie dort ist. Was dann passiert, sollte man wirklich selber sehen. Aber eine ernst gemeinte Warnung: Gegen Ende kommt es zu einer ultraharten Szene, bei der selbst ich die Zähne zusammenbeißen musste (Stichwort: Glasscherbe). "Das Spiel" ist kein perfekter Film. Aber einer, der nachwirkt.

  • "Das Spiel" läuft exklusiv bei Netflix.

"Das Spiel" auf Blu-ray? Leider nicht. Dafür aber "Doctor Sleeps Erwachen" vom selben Regisseur – die sehr gute Fortsetzung von "Shining"!

"The Outsider"

Die HBO-Serie, die hierzulande mit deutscher Synchronisation gerade erst gestartet ist, habe ich bereits als Geheimtipp mit ausdrücklicher Guck-Empfehlung aufgeführt. Sie ist aber so gut, dass ich sie nochmals nenne – dieses Thriller-Drama-Horror-Kleinod verdient einfach viel mehr Zuschauer.

Ein mysteriöser Mordfall, Ben Mendelsohn mit der wohl besten Performance seiner Karriere als desillusionierter Cop und eine unheimliche Gestalt mit deformiertem Gesicht: Das ist hoch spannende Serien-Unterhaltung der Extraklasse. Das Besondere an "The Outsider" ist, dass hier ein Horrorthema mit den formellen Mitteln eines streng komponierten Dramas umgesetzt wird. Der übernatürliche Schrecken wird hier absolut ernst genommen, nie ins Skurrile oder gar Lächerliche gezogen und findet sein Spiegelbild in den zerrissenen Psychen der Hauptfiguren, in denen sich das Grauen innerlich abspielt. Kurz: "The Outsider" war jetzt schon eine meiner Lieblings-Serien 2020. Mehr davon.

  • "The Outsider" streamt gerade bei Sky und bei Amazon Prime Video.

Eine DVD oder Blu-ray gibt's zwar noch nicht, aber eine schöne Alternative ist die Serie "Castle Rock", quasi ein Best-of aller King-Geschichten!

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