Einiges ist neu bei Samsungs High-End-Smartphone Galaxy Note 10+. Noch nie war das Display so groß und so randlos. Zum ersten Mal bietet der S Pen Gestensteuerung. Im Test behauptet das neue Note den guten Ruf der Serie und überrascht mit abwechslungsreichen Extras.
- Design: Noch größer als zuvor
- Display: Brillante Farben, tolle Kontraste
- Hardware: Eine gut geölte Maschine
- Software: Mit Samsung Dex
- S Pen: Der Stift der Stifte
- Kamera: Mit vielen Extras
- Augmented Reality: Doodles und 3D-Scanner
- Fazit: Ein wahres Premium-Note
Design: Noch größer als zuvor
Satte vier Zoll hat der Bildschirm des Galaxy Note 10+ im Vergleich zum Vorgänger gewonnen. Die dadurch nun 6,8 Zoll große Bildschirmdiagonale fällt auf. Das Note 10+ ist ein Riese unter den Smartphones. Es liegt trotzdem erstaunlich gut in der Hand, wirkt nicht zu rutschig und ist mit 196 Gramm leichter als das kleinere Galaxy Note 9. Zugegeben, ohne das Hinzunehmen der zweiten Hand lässt sich nicht jede Eingabe managen. Aber immerhin bietet Samsungs UI ein Seitenmenü am Bildschirmrand für die Schnellauswahl von Apps.

Typisch für die Note-Serie: Lautstärke-Wippe und Funktionstaste – die lässt sich als Power-Knopf oder Bixby-Taste konfigurieren – sind links zu finden. Die Verarbeitung des Smartphones ist makellos. Den Mix aus Glas und Aluminium nehme ich gern in die Hand. Die Lichtreflexe durch Samsungs Aurora-Farben gefallen mir ebenfalls. Einziger Minuspunkt: Fingerabdrücke sind auf dem Gehäuserücken sofort sichtbar. Ich werte das mal als Motivation, das Smartphone häufiger zu reinigen.
Fazit: Design, Farben und Verarbeitung beeindrucken beim Note 10+. Trotz des großen Bildschirms erweist sich das Smartphone im Test als gut ausbalanciert und auch noch mit einer Hand steuerbar.
Display: Brillante Farben, tolle Kontraste
Die Frontkamera befindet sich nicht mehr im schwarzen Rand, sondern ist direkt in den Bildschirm eingelassen. Die Notch fällt beim Note 10+ dabei so schmal aus, dass sie leicht zu übersehen ist. Diese Design-Entscheidung ist Geschmackssache. Mir persönlich gefällt es.
Wie gewohnt setzt Samsung auf ein AMOLED-Display. Der Bildschirm löst mit 3.040 x 1.440 Pixeln (498 ppi) auf und unterstützt HDR. Die Farbbrillanz des Displays ist exzellent. Das Schwarz ist so schwarz, wie man es von AMOLED erwartet. Die Anzeige lässt sich auch bei starker Sonneneinstrahlung gut erkennen. Ich bin übrigens nicht die Einzige, die von dem Display überzeugt ist. Die Bildschirm-Techniker von DisplayMate bescheinigen dem Note ebenfalls einige Rekorde.

Nutzer haben beim Note 10+ die Wahl zwischen den Bildschirmmodi "Natürlich" und "Lebendig". Außerdem steht ein Blaufilter und der obligatorische Dark Mode zur Verfügung, um die Augen zu schonen. Optisch macht das an den Rändern leicht abgerundete Display also ordentlich etwas her. Allerdings führt der schmale Rand dazu, dass ich gelegentlich unabsichtlich an eine berührungsempfindliche Stelle gerate. Speziell wenn ich das Gerät beim Videoschauen in der Hand halte. Für die längere Nutzung würde ich eine Smartphone-Halterung oder -Hülle empfehlen.
Fazit: Das Display des Note 10+ überzeugt. Einziges Manko: Der Rand des Smartphones fällt so schmal aus, dass man mitunter aus Versehen Funktionen auswählt.
Hardware: Eine gut geölte Maschine
Für die Leistung des Note 10+ sorgt Samsungs Exynos 9825. Der Octa-Core-Prozessor wird dabei mit satten 12 Gigabyte Arbeitsspeicher unterstützt. Die Speicherkapazität liegt ab Werk bei 256 GB und lässt sich mit microSD-Karte auf bis zu einen Terabyte aufstocken. Wie angesichts dieser technischen Voraussetzungen zu erwarten, zeigt das Smartphone im Alltag so gut wie keine Schwächen.
Selbst ein leistungshungriges Spiel wie "Final Fantasy XV Pocket Edition" läuft in den höchsten Einstellungen ohne Ruckler. Multitasking mit mehreren Apps gelingt problemlos. Nur bei manchen Eingaben im Samsung-Dex-Modus (dazu im nächsten Abschnitt mehr) wünscht man sich etwas mehr Power und der Exynos 9825 rechnet nicht viel schneller als der Exynos 9820 aus der Galaxy-S10-Serie.
Überzeugt haben mich im Test die Lautsprecher am oberen und unteren Rand des Smartphones. Diese unterstützen Software-seitig Dolby Atmos. Im Praxistest beweist das Smartphone erstaunliche Klangstärke. Da lässt sich der Wegfall der Audio-Klinke fast vergessen. Wasserfest ist das neue Note übrigens auch (IP68).

Entsperrt wird das Note 10+ wahlweise mit S Pen, Gesicht oder Fingerabdruck – der Scanner befindet sich im Display. Alle drei Varianten funktionierten im Test einwandfrei. Die einzig (relativ) sichere Methode ist allerdings der Ultraschall-Fingerabdrucksensor im Display. Der Gesichtsscanner wird beim Note 10+ nicht mehr von einem Irisscanner unterstützt wie noch beim Vorgänger.
Gelungen ist ebenso die Integration von Fast Charging. Mit Kabel unterstützt das Smartphone bis zu 45 Watt und 15 Watt mit dem kabellosen Qi-Standard. Im Lieferumfang des Smartphones ist allerdings nur ein 25-Watt-Ladegerät enthalten. Wer schneller Saft braucht, muss also nochmal extra Geld investieren. Samsung-Wearables lassen sich auf der Rückseite des Smartphones mit einer Leistung von 9 Watt laden. Die Akku-Kapazität gibt der Hersteller mit 4.300 Milliamperestunden an. Das sind überraschenderweise 200 mAh weniger als beim kleineren Galaxy A70.
Im Alltag macht sich das jedoch nicht großartig bemerkbar. Nach 24 Stunden im normalen Alltagsgebrauch, sprich Videos gucken, kurzes Zocken, Fotos und Videos hochladen mit AR-Doodler und 3D-Scanner spielen, hat das Note 10+ immer noch 40 Prozent Akku. 1,5 Tage sollten also bei mittelmäßig intensivem Gebrauch drin sein.
Fazit: Geschwindigkeit, Sound und Akku-Leistung des Galaxy Note 10+ überzeugen in der Praxis.
Software: Mit Samsung Dex
Auf dem Note 10+ kommt Android 9 zum Einsatz in Verbindung mit Samsungs eigener Benutzeroberfläche One UI 1.5. Die Bedienung läuft, wie bei dieser Kombination üblich, flüssig und problemlos. Neben verschiedenen Samsung-Diensten wie "SmartThings" für die Steuerung eines automatisierten Heims, Samsung Health oder auch Galaxy Wearable, sind auch verschiedene Office-Apps von Microsoft auf dem Smartphone vorinstalliert. Allerdings lassen sich diese nur mit einem kostenpflichtigen Abo nutzen.
Samsung bewirbt in Verbindung mit den neuen Notes eine starke Kooperation mit Microsoft. So lässt sich das Note 10+ mit der "Ihr Smartphone"-App von Windows 10 verbinden. Außerdem ist Samsung Dex ab Werk mit dabei. Dabei handelt es sich um eine Desktop-Version von Android, die das Arbeiten mit dem OS am Rechner ermöglicht. Dafür sind lediglich die App von Samsung Dex für PC oder Mac und ein USB-Kabel zur Verbindung mit dem Rechner notwendig. So erhalten Nutzer Zugriff auf Kontakte, Dateien, Apps und können Anrufe tätigen.

Im Test funktionierte das Desktop-Tool gut. Selbst Spiele des Note ließen sich auf dem PC ruckelfrei zocken. Bei bestimmten Eingaben sinkt zwar die Bildfrequenz merklich, aber immerhin nicht so stark, dass das Bearbeiten von Dokumenten oder Excel-Tabellen beispielsweise behindert würde. Der Vollbildmodus von Samsung Dex befindet sich noch in der Beta-Phase und funktioniert je nach App mal mehr mal weniger gut. Hier wird Samsung in den kommenden Monaten sicherlich mit Updates für mehr Stabilität sorgen.
Ebenfalls angekündigt für das Note 10+ ist der Streaming-Service PlayGalaxy Link, der das Spielen von PC-Titeln auf dem Smartphone ermöglicht. Zum Marktstart des Smartphones in Deutschland steht dieser Dienst jedoch noch nicht zur Verfügung.
Fazit: Noch nicht alle Extras, die Samsung für das Galaxy Note 10+ versprochen hat, sind zum Start verfügbar. Die angebotenen Features wie Samsung Dex machen jedoch eine gute Figur.
S Pen: Der Stift der Stifte

Der Stylus von Samsungs Note-Serie macht jedes Jahr wieder eine gute Figur. Das diesjährige Modell ist da keine Ausnahme. Die mehr als 4.000 Druckstufen des Stifts zahlen sich beim Schreiben und Zeichnen aus. Eindrucksvoll stellt das der Stift beispielsweise in der App Pen Up unter Beweis. Hier kann nach Belieben ausgemalt, skizziert und seiner Kreativität freien Lauf gelassen werden. Als solide erweist sich im Test erneut die Hand- in-Maschinenschrift-Umwandlung. Beim Note 10+ lassen sich diese Dokumente praktischerweise als Word-Datei exportieren. Eine Erleichterung für's Arbeiten unterwegs.
Zentrale Neuerung beim S Pen sind der Beschleunigungsmesser und das Gyroskop. Diese ermöglichen die neue Gestensteuerung. Mit Wischbewegungen und Drücken des Knopfes am Stylus lassen sich unter anderem Kamera, YouTube, Browser, Diktiergerät und Stoppuhr steuern. In der Foto-App ergibt die Steuerung in der Luft wohl am meisten Sinn, da der S Pen als externer Auslöser fungiert und Nutzer aus der Entfernung zwischen den verschiedenen Modi wechseln lässt.

In der Praxis bedarf die neue Kamera-Steuerung Gewöhnung. Hat man den Dreh raus – ich empfehle den S Pen senkrecht zum Display zu halten – klappte die Steuerung aus nächster Nähe wie aus ein paar Metern Entfernung jedoch. Wie oft die Situation eintritt, dass man sein Smartphone an einen Ort legt, um es dann aus einiger Entfernung zu steuern, sei einmal dahingestellt. Das Gleiche gilt für die YouTube-Gestensteuerung. Hier erweisen sich zudem nicht alle Bewegungen als zielführend. Durch meine Versuche, die Lautstärke zu regeln, öffnete ich immer wieder die Kamera-App. In Zukunft werden auch Drittanbieter die Gestensteuerung des Stylus in ihre Apps einbauen können.
Fazit: Mit dem S Pen zu schreiben und zu zeichnen macht – wie immer – Spaß. An die Gestensteuerung muss man sich gewöhnen, dann funktioniert sie aber, auch wenn sie sich nicht in vielen Szenarien sinnvoll einsetzen lässt.
Kamera: Mit vielen Extras
Die bloßen technischen Daten der Kameraausstattung klingen vielleicht noch nicht so beeindruckend. Auf der Rückseite befinden sich drei Kameras: Ultraweitwinkel, Weitwinkel und ein Teleobjektiv mit zweifachem optischem Zoom. Außerdem ist ein 3D-Sensor dabei. Das Weitwinkelobjektiv löst mit 16 Megapixeln auf, die übrigen Kameras mit 12. Die Front-Knipse bietet 10 MP. Hauptkamera und Teleobjektiv sind optisch stabilisiert.
In der Praxis brillieren die Extras, die Samsung in Sachen Software eingebaut hat. Der Nachtmodus ist eines davon, da er selbst in tiefster Dunkelheit noch einiges an Licht und Schärfe rausholt. Ebenso überzeugend ist die Video-App, die mit der Zoom-in-Mic-Funktion ein Alleinstellungsmerkmal bietet. Zoomt man während einer Aufnahme an ein Motiv, holt man dies nicht nur optisch, sondern auch akustisch näher heran, wobei sich das Mikrofon (via Software) besser in eine bestimmte Richtung ausrichten lässt. Auch an Individualisten hat Samsung gedacht. Wer will, kann die üblichen Einstellungen im Profi-Modus auch manuell konfigurieren.
Aber auch bei klassischen Fotos kann das Note 10+ begeistern. Die Farben wirken knackig. Front- wie Rückkamera machen kontrastreiche Bilder. Lediglich der Nachtmodus der Frontkamera konnte im Test nicht überzeugen. Die Software sorgt zwar dafür, dass genug Licht eingefangen wird, um auf dem Schnappschuss etwas zu erkennen. Das resultierende Bildrauschen nimmt jedoch jede Freude an dem Motiv.
Fazit: Samsung ist es gelungen, ein sehr gutes rückseitiges Kameramodul zu entwerfen, das mit einigen Extras aufwartet. Die Frontkamera schwächelt lediglich bei Nacht.
Augmented Reality: Doodles und 3D-Scanner
Zu den weiteren Besonderheiten der Kamera gehören die Augmented-Reality-Funktionen. AR-Doodle lässt sich als Upgrade zu den bekannten Live-Messages verstehen. Bei diesen Videobotschaften können Nutzer über eine Kameraaufnahme mit dem S Pen malen. Dies geht mit der neuen Funktion nicht nur in 2D, sondern überall in einem dreidimensionalen Raum. Selbst das eigene Gesicht kann verziert werden, wobei die Katzenohren zum Beispiel korrekt am Kopf bleiben, auch wenn man sich bewegt.

Eine weitere Neuerung ist der 3D-Scanner, den Nutzer sich aus dem Galaxy Store herunterladen können. Mit diesem können Objekte eingescannt und als 3D-Modell ausgedruckt werden. Im Test gelang das Scannen von Kuscheltieren und allgemein nicht zu feingliedrigen Figuren. Das 3D-Modell lässt sich zudem via Kamera an einer Person "anheften". In diesem Modus imitiert die Figur die Bewegungen des Menschen. Klar, der 3D-Scanner fällt in die Kategorie Spielerei, aber klappte in der Praxis überraschend gut und ist garantiert ein Eisbrecher auf jeder Party.
Fazit: Technik soll nicht nur nützlich sein, sondern auch Spaß machen. Mit AR-Doodle und dem 3D-Scanner sowie mit der Zeichen-App Pen Up ist beim Note 10+ für Unterhaltung gesorgt.
Fazit: Ein wahres Premium-Note
Dass Design und Verarbeitung bei einem Note-Smartphone erstklassig sind, ist speziell angesichts des hohen Preises zu erwarten. Samsung ist es aber erneut gelungen, Bildschirm und Kamera zu verbessern und zusätzliche Extras einzubauen, die Spaß machen. Mit der Gestensteuerung, den Augmented-Reality-Funktionen, aber auch der Integration von Samsung Dex und demnächst hoffentlich auch PlayGalaxy Link stehen teils unterhaltsame, teils sinnvolle Neuerungen parat.
Den Umstieg vom Vorgänger auf das Note 10+ machen diese Extras sicherlich nicht nötig. Wer jedoch ein älteres Note besitzt oder über den Neueinstieg in die Serie nachdenkt, darf gerne den Umzug wagen. Vorausgesetzt, man ist bereit, den Premium-Preis von 1.100 Euro für das Galaxy Note 10+ hinzulegen.

Das hat mir gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Farbenfrohes Design | - PlayGalaxy Link noch nicht verfügbar |
+ Leistungsfähige Hardware | - Frontkamera schwächelt bei Nacht |
+ Exzellentes Display | - Rückseite anfällig für Fingerabdrücke |
+ Extras wie Samsung Dex | |
+ Fast Charging |
Abgesehen von Samsung gibt es keinen Hersteller, der einen so hochwertigen Stylus für seine Smartphones anbietet. Wer also an dem Stift-Konzept hängt, dem stehen lediglich andere Note-Modelle als Alternativen zur Auswahl. Das kleinere Galaxy Note 10 ist zum Beispiel aktuell für gut 950 Euro zu haben. Abstriche müssen Nutzer nur bei Speicher und 3D-Sensor machen.
Wer nicht auf ein so schnelles Fast Charging besteht, auf den 3D-Sensor verzichten kann und mit einem älteren Prozessor sowie weniger Speicher zufrieden ist, der kann einen Blick auf den Vorgänger Galaxy Note 9 werfen. Auch das 2018er Premium-Modell von Samsung hat durchaus noch einiges in Sachen Display und Kamera zu bieten. Preislich ist das Smartphone ab rund 650 Euro erhältlich.
Wem wiederum der Stift des Note 10+ egal ist und wer mehr an einem ähnlich leistungsstarken Smartphone interessiert ist, für den stehen mit dem Samsung Galaxy S10+ und dem OnePlus 7 Pro zwei spannende Optionen bereit. Das S10+ kostet um die 770 Euro. Das 7 Pro findet man für um die 700 Euro.