Mit Spannung erwartet und endlich da: Das Samsung Galaxy S6 und das Galaxy S6 Edge zählen schon jetzt zu den Smartphone-Highlights des Jahres. Und damit zeigt der Hersteller: Es geht auch anders! Kein Plastik, dafür viel Glas, etwas Metall und – beim Galaxy S6 Edge – ein bisher einzigartiges Curved-Display. Ob Samsungs Flaggschiffe auch technisch überzeugen und welche Variante die Nase vorn hat, zeigt unser Test.
Samsung Galaxy S6 Edge: Das coolste Smartphone des Jahres?
Schon lange vor dem offiziellen Release wurde heiß diskutiert: Bringt Samsung etwa eine Edge-Variante seines kommenden Flaggschiffs auf den Markt? Und wenn ja, bekommt diese ein seitliches Display à la Galaxy Note Edge oder gleich zwei? Am 1. März 2015 ließ Samsung schließlich die Hüllen fallen und siehe da – das Galaxy S6 bekam erstmals in seiner Flaggschiff-Geschichte zeitgleich einen Modellbruder an die Seite gestellt.

Schon kurze Zeit nach dem Verkaufsstart am 10. April war klar: Das Samsung Galaxy S6 Edge ist ein heißer Anwärter auf den Titel Smartphone-Star des Jahres. Das Interesse am Android-Modell mit zwei abgerundeten Display-Seiten ist enorm, vielerorts war das außergewöhnliche Handy sofort ausverkauft. Dabei sind die Unterschiede zwischen regulärem Galaxy S6 und Galaxy S6 Edge fast ausschließlich optischer Natur. Das Curved-Modell ist minimal dicker und etwas leichter als die Standard-Version und beherbergt einen stärkeren Akku. Technisch sind die Smartphones ansonsten nahezu identisch – weswegen wir beide in einem gemeinsamen Test unter die Lupe nehmen.
Design und Handling: Schluss mit Plastik und Lederimitat
Wie lange wurde Samsung dafür kritisiert, hochwertige Technik in billigen Gehäusen zu verpacken! Was die Auswahl der Materialien beim Galaxy S6 angeht, haben Apple-Fans nun keinen Grund mehr, abfällig auf die Besitzer eines Samsung-Handys herabzugucken. Das jüngste Modell der beliebten Smartphone-Reihe besitzt einen Rahmen aus Aluminium, Vorder- und Rückseite werden von Gorilla Glass 4 geschützt. Das verleiht den Geräten nicht nur einen edel glänzenden Look, sondern fühlt sich auch toll an.
Natürlich finden Fans des iPhone-Konzerns sofort einen neuen Grund, das Galaxy S6 zu missbilligen: Samsung habe von Apple abgekupfert, so der Vorwurf. Und die Ähnlichkeit – insbesondere der Unterseiten beider Geräte – ist wirklich nicht von der Hand zu weisen. Aber die Apple-Samsung-Rivalität soll nicht Inhalt dieses Testberichts werden. Und im Gesamteindruck bleibt der südkoreanische Hersteller auch eigenen Designlinien treu. Etwa bei der Gestaltung des Home-Buttons, der jetzt einen deutlich besser funktionierenden Fingerabdrucksensor beherbergt als noch das Galaxy S5. Man muss den Finger jetzt nur noch leicht auflegen – wie beim iPhone 6.
Das Samsung Galaxy S6 und das Galaxy S6 Edge sehen dank edler Materialien aber nicht nur gut aus. Beide Smartphones liegen auch hervorragend in der Hand, wobei das Galaxy S6 Edge mit seinen sanft abgerundeten Display-Seiten sicherlich etwas mehr Gewöhnung erfordert. Damit das Gerät nicht aus der Hand gleitet, hat Samsung die Ränder hier etwas schärfer gestaltet. Mit 132 Gramm ist die Curved-Version noch etwas leichter als das 138 Gramm schwere S6. Beide bringen aber weniger Gewicht auf die Waage als der Vorgänger und sind auch bei längerer Benutzung noch wahre Handschmeichler.
Display: Mehr Pixel passen nicht auf 5,1 Zoll
Bei der Screen-Größe hat sich im Vergleich zum Galaxy S5 nichts getan. Die neuen Flaggschiffe von Samsung messen weiterhin 5,1 Zoll in der Diagonale, lösen jetzt aber mit 2560 x 1400 Pixeln in Ultra HD auf. Daraus ergibt sich eine wahnsinnige Pixeldichte von 577 ppi. Doch nicht nur die Schärfe beeindruckt. Das AMOLED-Display des Galaxy S6 lässt auch die bekannten Nachteile dieser Bildschirmart vergessen. Der Screen ist noch heller als der des Galaxy Note 4, die Farben sind satt und kräftig – aber nicht übersättigt wie bei manch einem früheren Samsung-Modell. Und auch der Kontrast kann AMOLED-typisch überzeugen. Könnte man Farben steigern, wäre zurecht von weißerem Weiß und schwärzerem Schwarz die Rede. Das Display kann so dunkel eingestellt werden, dass es im Dunkeln nicht blendet, und so hell, dass es im Sonnenlicht noch prima abgelesen werden kann. Auch die automatische Helligkeitsregulierung macht ihren Job gut.
Highlight und Anziehungspunkt des Samsung Galaxy S6 Edge ist natürlich sein Display mit den abgerundeten Seiten. Die Größe des Screens ist dieselbe wie beim Galaxy S6, nur die Ränder laufen hier sanft nach unten aus. Es fühlt sich durchaus interessant an, mit dem Daumen über die Glasseiten zu streichen und zu wischen – allerdings wird man es im Alltag vermutlich nicht sehr häufig machen. Denn allzu viele Funktionen bringt das seitliche Display nicht mit. Hier können VIP-Kontakte hinterlegt werden, die mit einem einfachen Wisch aufrufbar sind. Zudem gibt es eine Seitenlicht-Funktion, die den Display-Rand bei eingehenden Anrufen und Nachrichten farblich leuchten lässt. Und im Stand-by zeigt der Seiten-Screen Uhrzeit, Wetter oder Nachrichten an. Wie Du alle Funktionen aktivierst und konfigurierst, haben wir hier zusammengefasst.
Hardware und Ausstattung: Beispielhafte Performance
Legte man die Datenblätter der jeweils aktuellen iPhones und der entsprechenden Galaxy S-Konkurrenten nebeneinander, hatten die Apple-Modelle schon immer das Nachsehen. Während Samsung stets bestrebt ist, mit einzelnen Komponenten technische Maßstäbe zu setzen, steht bei Apple seit jeher die Ausgewogenheit des geschlossenen iOS-Systems im Vordergrund. Dieser Maxime nähert sich auch Samsung mit dem Galaxy S6 und dem Galaxy S6 Edge ein wenig – ohne dabei aber auf modernste Einzelkomponenten zu verzichten. Das Ergebnis überzeugt. Hardware und Software der Galaxy-Modelle wirken so stimmig wie nie.
Herzstück des Android-Smartphones ist ausnahmsweise kein Snapdragon-Prozessor von Qualcomm. Stattdessen arbeitet eine Eigenentwicklung von Samsung im Galaxy S6, der Exynos 7420 mit 64-Bit-Architektur. Vier Kerne dieser Octa-Core-CPU sind mit 2,1 GHz, die anderen vier Kerne mit 1,5 GHz getaktet. Damit soll genügend Rechenpower für anspruchsvolle Aufgaben vorhanden sein. Auf der anderen Seite können weniger rechenaufwendige Aufgaben so möglichst stromsparend ausgeführt werden. Unterstützt wird der Prozessor von 3 GB RAM. Im Test brillierte das S6 mit seinem ausgesprochen flotten Arbeitstempo. Performance-Einbrüche, über die sich einige Nutzer in Foren beschweren, konnten wir nicht feststellen.
Die starke Leistung ist mitunter dem entschlackten System geschuldet. Samsung Galaxy S6 und Galaxy S6 Edge werden mit Android 5.0.2 und einer aufgeräumten TouchWiz-Oberfläche ausgeliefert. Zwar befindet sich immer noch etwas Bloatware an Bord. Bis auf wenige Ausnahmen lässt sich aber das meiste Unnötige löschen. Dann belegt das System bei der Edge-Variante noch rund 7 GB vom nicht erweiterbaren Speicher. Das ist einer der größten Nachteile, mit denen sich Käufer eines Galaxy S6 arrangieren müssen: Einen Micro-SD-Kartenslot bringt das Gerät nicht mit. Und auch auf USB 3.0, das beim Vorgänger noch an Bord war, verzichtet Samsung.
Ansonsten müssen hinsichtlich der Ausstattung aber keine Abstriche gemacht werden: GPS, WLAN und NFC zählen mittlerweile ebenso zum Standard wie Fingerabdruck-, Puls- und Infrarotsensor. Über LTE lassen sich beim neuen Samsung-Modell Geschwindigkeiten von bis zu 300 Mbps erzielen. Und die 16-Megapixel-Rückkamera bringt einen optischen Bildstabilisator mit. Diese schießt jetzt nicht nur bessere Fotos als das Galaxy S5, sondern lässt sich auch noch komfortabler bedienen.
Zum Starten der Kamera genügt etwa zweimaliges Drücken auf den Home-Button. So ist sie rasend schnell einsatzbereit. Wer mag, kann sich dann auch getrost auf den Auto-Modus verlassen, der in fast allen Situationen überzeugende Bilder abliefert. Selbst bei schlechten Lichtverhältnissen schießt die Kamera mit f/1.9-Blende noch vergleichsweise helle Fotos – hier tendieren die Farben dann aber leicht ins Gelbliche. Ansonsten überzeugen sowohl die Kamera-App mit ihren zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten als auch die Bilder, die dabei herauskommen. Videos nimmt das Galaxy S6 jetzt sogar in 4K auf. Qualitativ werden die Filme nur noch vom LG G Flex 2 leicht übertroffen. Die Frontkamera des Samsung-Modells löst nun mit immerhin 5 Megapixeln auf, beim Galaxy S5 waren es noch 2,1.
Akkuleistung: Schnell voll, aber auch schnell wieder leer
Es gibt noch etwas, das Samsung beim Galaxy S6 wie Apple beim iPhone macht: Der Akku ist nun erstmals fest verbaut und lässt sich nicht mehr in Eigenregie tauschen – jedenfalls nicht ohne Garantieverlust. Zudem fällt der Energiespeicher mit 2550 mAh im Galaxy S6 und 2600 mAh im Galaxy S6 Edge etwas kleiner aus als noch beim Vorgängermodell. Immerhin kann das Smartphone mit der vorhandenen Energie einigermaßen haushalten und dank Ultra-Energiesparmodus auch noch das Letzte aus der Batterie herausholen.
Insgesamt ist die Akkulaufzeit aber bestenfalls durchschnittlich. Bei Vielnutzung muss das Gerät mindestens einmal täglich an die Steckdose. Wer sich etwas zurückhält, kommt rund anderthalb Tage mit einer Batterieladung hin. Dank Schnellladefunktion ist das Galaxy S6 in anderthalb Stunden wieder voll geladen. Darüber hinaus unterstützt das Samsung-Flaggschiff gleich mehrere Standards für kabelloses Laden und ist beispielsweise mit den neuen Möbelstücken von Ikea kompatibel, die über integrierte Ladepads verfügen.
Fazit: Bitte weiter so, Samsung!
Technisch mischte Samsung bei Mobilgeräten schon immer ganz vorne mit. Aber es sollte bis zum Jahr 2014 dauern, dass die Südkoreaner erkannten: Gute Smartphones sind mehr als nur die Summe ihrer Einzelteile. Es kommt den Käufern ebenso auf ein stimmiges Gesamtkonzept und ein schickes Design an. Technik, Optik und Haptik gehen Hand in Hand – und das jetzt nicht mehr nur beim iPhone. Mit dem Galaxy S6 und dem Galaxy S6 Edge hat Samsung nun endlich auf ganzer Linie ebenbürtige Konkurrenzmodelle im Programm.

Echte Konkurrenz macht Samsung dem iPhone-Konzern leider aber auch hinsichtlich des Preises. Galten die Modelle der Galaxy S-Reihe bisher als vergleichsweise preiswert, positioniert Samsung seine Flaggschiffe nun am oberen Ende der Preisskala. Das günstigste Galaxy S6 mit 32 GB internem Speicher kostet immerhin schon 649 Euro, für das teuerste S6 Edge mit 128 GB veranschlagt Samsung stolze 1049 Euro. Damit ist das Topmodell noch einmal 50 Euro teurer als das iPhone 6 Plus in der größten Speichervariante.

Ist es das wert? Das muss wohl jeder für sich entscheiden. Die Edge-Variante ist definitiv etwas Besonderes. Allerdings kann die anfängliche Freude über den Curved-Screen sicherlich schnell verfliegen – zumal er nicht so viele Zusatz-Features mitbringt wie beim Samsung Galaxy Note Edge. Wer das Galaxy S6 Edge nicht zum Angeben im Freundeskreis kaufen will, kann sich die 150 Extra-Euro für das besondere Display-Konzept auch getrost sparen. Das gewöhnliche Galaxy S6 ist keineswegs als Trostpreis anzusehen, sondern der eigentliche, wenn auch stillere Star der Galaxy S-Reihe.
Zählst Du Dich schon zu den glücklichen Besitzern eines Samsung Galaxy S6 oder Galaxy S6 Edge? Wir verraten Dir nützliche Einstellungen, Tipps und Tricks für beide Modelle. Diese richten sich sowohl an alte Samsung-Hasen als auch an Galaxy-Neulinge.
Auch Alex und Jens haben sich die beiden Samsung-Flaggschiffe schon genauer angesehen. Ihre Eindrücke präsentieren sie Dir im Video-Test.