Passend zum Test des Galaxy S6 haben wir uns noch einmal mit einem umstrittenen Thema beschäftigt: Die Samsung-Handys sollen nur eine Kopie des Vorreiters iPhone 6 sein. Rede und Gegenrede von einem Apple-Fan und einer Android-Anhängerin.
In der vergangenen Woche sorgte ein Artikel auf imore mal wieder für einen zünftigen Schlagabtausch zwischen Samsung-Fans und Apple-Jüngern. Der Vorwurf: Trotz aller Anstrengungen können die Koreaner noch immer kein vernünftiges Smartphone designen. Nach unserem großen Test des Galaxy S6 und Galaxy S6 Edge nehmen wir diese (nicht gerade neue) These noch einmal genauer unter die Lupe.
"Sorry, Samsung – aber beim Design müsst ihr noch viel lernen"
Gregor Rumpf
Um gleich zu Beginn mal etwas klarzustellen: Ja, ich bin Apple-Fan. Mit vielen Android-Geräten kann ich schon allein aufgrund der Menüführung wenig anfangen. Vom Design ganz zu schweigen. Und nein, ich besitze selbst kein iPhone 6 und habe daher also durchaus noch einen ungetrübten Blick auf das Smartphone. Dennoch kann ich der These durchaus folgen, dass das Galaxy S6 nur eine schlechte Kopie des Apple-Smartphones sei.
Das mag nicht weiter schlimm sein, immerhin ist Nachahmung bekanntlich die höchste Form der Anerkennung. Außerdem ist mir durchaus bewusst, dass Apple sich in der Vergangenheit ebenfalls das eine oder andere Mal von Samsung inspirieren ließ. Das Problem beim iPhone-Klon Galaxy S6 ist allerdings, dass die Kopie einfach schlechter als das Original ist. Dazu reicht mir schon ein Blick auf die Unterseite der beiden Smartphones. Während beim iPhone 6 ganz nach Apples rigider Design-Philosophie sämtliche Anschlüsse – und sogar die Schrauben – auf einer Linie liegen, sieht es beim Galaxy S6 aus wie Kraut und Rüben.
Der Micro-USB-Anschluss sitzt etwas zu tief und die Antennenunterbrecher machen die Sache auch nicht besser. Dieser Eindruck setzt sich genauso an den Seiten und an der Oberseite des Galaxy S6 fort. Ob SIM-Kartenslot und Power-Button oder Mikrofon und Infrarot-Schnittstelle – nichts ist wirklich an einer Linie ausgerichtet. Für manche mögen das Kleinigkeiten sein, aber wer jahrelang ein (meiner Meinung nach) perfekt durchdesigntes Smartphone genutzt hat, den stören solche Dinge einfach.
Samsung-Fans mögen jetzt einwenden, dass doch sowieso niemand ernsthaft die Unterseite seines Smartphones inspiziert. Für mich verhält es sich hier jedoch wie mit einem Zaun, bei dem die Rückseite nicht gestrichen wurde. Das mag von außen betrachtet nicht weiter stören, sobald man jedoch die hässliche Kehrseite kennt, bekommt man sie einfach nicht mehr aus dem Kopf. Da kann das Galaxy S6 oder das Galaxy S6 Edge ein noch so starkes Smartphone sein – die kleinen Details, die ein Gerät erst perfekt machen, sind den Koreanern offenbar nicht besonders wichtig. Sorry, Samsung, aber am Look des Galaxy S6 müsst ihr einfach noch einmal arbeiten.
"Wer Geld zum Fenster rauswerfen will – bitte schön"
Franziska Schütze
Apple versus Samsung: Wer sich wie ich mit Smartphones und Co. beschäftigt, kommt an dem Thema nicht vorbei. Ich kann es aber langsam nicht mehr hören. Die Patentstreitigkeiten zwischen beiden Konzernen scheinen gar kein Ende zu nehmen. Dabei sind es vor allem Zankereien um Designfragen, die mich nerven. Denn das Konzept von Design-Patenten beziehungsweise geschützten Designs hat sich mir noch nie erschlossen. Zwar gehört es sicherlich nicht zum guten Ton, die Arbeit eines anderen zu nehmen und diese 1 zu 1 zu kopieren – das ist nicht nur dreist, sondern kann bestimmt auch zu wirtschaftlichen Nachteilen führen. Aber wo hört das Original-Design auf und wo fängt die Kopie an?
Darf Samsung keine Smartphones mit abgerundetem Metallgehäuse designen, weil Apple das bereits zuvor getan hat? Oder geht es nur um die Unterseiten von iPhone 6 und Galaxy S6, die sich tatsächlich sehr ähnlich sehen. Aber reicht das, um von Designklau zu sprechen? Identisch sind sie nämlich nicht. Bei all den Diskussionen seit dem Erscheinen des neuen Samsung-Flaggschiffs lag mir eine Frage aber immer noch viel brennender auf der Zunge: Ehrlich mal – wen juckt's? Entsteht Apple dadurch ein Schaden, dass die Lautsprecheröffnungen des Galaxy S6 nun an der Gehäuseunterseite sitzen? Wohl kaum.
Und die Kritiker, die das angeblich nachgemachte Design aufgrund seiner fehlenden Geradlinigkeit bemängeln, möchte ich fragen: Wie oft betrachtet ihr euer Smartphone denn ausgiebig von unten? Gebt ihr vor euren Freunden damit an, dass sich die Anschlüsse und Löcher alle in einer Linie befinden? Ist es euch nicht viel wichtiger, dass andere Leute das Apple-Logo sehen?
Wenn ich mir ein Smartphone kaufe, dann ist für mich weder die Marke noch das Design ausschlaggebend. Funktionalität und Preis-Leistungs-Verhältnis haben bei mir einen höheren Stellenwert. Wenn Rene Ritchie auf iMore davon schreibt, dass es einen enormen Planungs- und Koordinationsaufwand erfordert, ein bis ins kleinste Detail durchdachte Design zu entwickeln, dann denke ich vor allem an die enormen Kosten, die dadurch entstehen mögen. Kein Wunder also, dass Apples Produkte deutlich teurer sind als Geräte mit vergleichbarer Hardware. Rene Ritchie allerdings deutet das eher in diese Richtung: Bei der Mühe, die Apple allein in das Design investiert, muss es sich um ein insgesamt extrem durchdachtes Produkt handeln. Vom Design auf die Qualität der Hardware zu schließen, finde ich jedoch eher schwierig.
Ich verstehe aber auch meinen Kollegen Gregor, der das iPhone 6-Design ausgereifter als das des Galaxy S6 findet. Was die Unterseite des Smartphones angeht, stimme ich ihm sogar zu. Allerdings ist es mir auch einfach egal. Ich werde mir das Galaxy S6 nicht aus diesem Grund kaufen oder darauf verzichten. Was mich persönlich viel mehr stört, ist, dass Samsung sich anscheinend immer mehr Dinge von Apple abguckt und seine jüngsten Smartphones mit einem fest verbauten Akku und ohne Micro-SD-Kartenslot ausliefert – und dafür so viel Geld verlangt wie nie. Das ist wirklich schade, Samsung!