Das Galaxy Tab S4 ist Samsungs neues Tablet-Flaggschiff. Der S-Pen erfreut die Künstler, dank DeX-Modus lässt sich das Tablet wie ein Laptop nutzen und das LTE-Modell bietet obendrein eine Telefoniefunktion. Im Test haben wir geprüft, ob das Galaxy Tab S4 LTE wirklich die eierlegende Wollmilchsau für unterwegs ist.
- Display: Großes AMOLED-Kino mit noch mangelhaftem App-Support
- Verarbeitung und Ausstattung: Flaggschiff vom letzten Jahr
- Leistung: Läuft rund
- Zeichnen mit dem S-Pen: Viel besser als auf dem Note 9
- Telefonieren: Nur mit Lautsprecher oder Headset
- DeX-Modus: Kein Laptop-Ersatz, aber...
- Fazit: Die eierlegende Wollmilchsau für unterwegs
Display: Großes AMOLED-Kino mit noch mangelhaftem App-Support
Das Galaxy Tab S4 bietet einen 10,5 Zoll großen AMOLED-Bildschirm mit HDR10-Support, der von einem – für Tabletverhältnisse – recht dünnen Displayrahmen umgeben ist. Das Display löst mit 2560 x 1600 Pixeln auf und hat somit ein für produktive Zwecke praktisches 16:10-Format. Dieses bleibt sogar direkt unter strahlendem Sonnenlicht hell genug für den Einsatz, ist sehr kontrastreich und augenscheinlich farbecht.

Wir konnten mithilfe von zwei heruntergeladenen Demovideos bestätigen, dass das Display HDR unterstützt und Inhalte damit noch einmal schöner aussehen. Das ist allerdings genau das Problem: Wir mussten Demovideos herunterladen, um den HDR-Support prüfen zu können. Mit anderen Worten unterstützt das Galaxy Tab S4 aktuell weder in YouTube, noch in Amazon Prime, noch in Netflix HDR, obwohl Netflix das Tablet unter den unterstützten Geräten explizit auflistet.
Wir haben auch bei vielen Smartphones mit HDR-Display bemerken müssen, dass diese Apps erst mit einer zeitlichen Verzögerung das HDR-Feature auf dem jeweiligen Gerät unterstützen. Vermutlich werden die Anbieter auch für das Galaxy Tab S4 HDR für ihre Streaming-Apps nachreichen. Netflix-Videos werden sogar nur in 720p-Auflösung mit SDR-Qualität abgespielt, trotz 4K-HDR-Account und obwohl das "HDR"-Logo angezeigt wird.
Urteil: Das 10,5 Zoll große AMOLED-Display ist großartig – umso mehr ärgert der (noch) mangelnde HDR-Support durch YouTube, Netflix und Amazon Prime Video.
Verarbeitung und Ausstattung: Flaggschiff vom letzten Jahr

Rechts oben am Metallrahmen sind der Power-Button und darunter die Lautstärkewippe angebracht. Unten rechts wartet derweil beim LTE-Modell der SIM-Kartenslot auf eine Nano-SIM-Karte. Auf der Unterseite sind USB-C-Anschluss und Kopfhörereingang auszumachen und auf der linken Seite befindet sich ein Docking-Anschluss für Samsungs Book Cover Keyboard. Wer möchte, kann auch eine andere Tastatur via Bluetooth verbinden und mit dieser den DeX-Modus nutzen.
Derweil hat Samsung auf der Ober- und Unterseite des Rahmens ganze vier Lautsprecher verbaut, die von den Audioprofis von AKG eingerichtet wurden. Via Dolby Atmos sollen sie einen Surround-Sound simulieren. Davon merkt man zwar nicht viel, aber zumindest der Stereoeffekt und die Qualität der Lautsprecher lassen keine Wünsche übrig für ein Tablet.
Die Rückseite ist aus Glas gefertigt. Oben mittig steht die Kamera leicht aus dem Gehäuse heraus, darunter folgt der Samsung-Schriftzug und ganz unten der Schriftzug "Tuned by AKG", beide in silbern glänzender Farbe. Wir empfehlen das weiße ("Grey") Modell des Tablets, weil auf diesem die Fingerabdrücke längst nicht so deutlich auszumachen sind wie beim schwarzen Modell.

Optisch sieht das Tablet hübsch aus, doch wie bei Smartphones haben Glasrückseiten den Nachteil, dass sie das Gerät sehr glitschig machen. Es rutscht zwar nicht leicht aus der Hand, aber für den Transport und das Auflegen auf Oberflächen empfiehlt sich eine Hülle. Das Galaxy Tab S4 wiegt nur rund 480 Gramm und lässt sich daher noch angenehm für eine längere Zeit in den Händen halten.
Urteil: Das Galaxy Tab S4 ist hochwertig verarbeitet, aber Metall wäre für die Rückseite geeigneter gewesen als das rutschige Glas.
Leistung: Läuft rund
Für die Leistung ist der Qualcomm Snapdragon 835 vom letzten Jahr nebst 4 GB Arbeitsspeicher zuständig. Leider hat Samsung einen langsamen eMMC-Speicher verbaut. Er bietet eine ordentliche Kapazität von 64 GB und lässt sich via microSD-Karte erweitern. Im Alltag starten Apps recht schnell und die Navigation funktioniert flüssig. Spiele wie "PUBG Mobile" lassen sich in den höchsten Einstellungen zocken, obwohl inzwischen der Nachfolgechip Snapdragon 845 den Snapdragon 835 abgelöst hat.
In der Praxis läuft das Galaxy Tab S4 also rund – und das selbst im DeX-Modus, wenn mehrere Fenster geöffnet sind. Hier zeigt sich der Vorteil von Android im Vergleich zu Windows als Tablet-Betriebssystem. Das Surface Go hat einen ähnlich schnellen Prozessor, kommt aber in der Praxis schneller ins Stocken.

Wer Smartphones wie das LG G7 ThinQ mit schnellem UFS-2.1-Speicher und Snapdragon 845 kennt, weiß zwar, dass Android-Geräte noch schneller unterwegs sein können, aber das Tab S4 weiß im Alltagsgebrauch dennoch zu überzeugen. Insofern sollten Samsungs Sparmaßnahmen bei Prozessor und Speicher kein Anlass für Interessenten sein, auf das Tablet zu verzichten. Ärgerlich sind sie trotzdem für ein neues Android-Flaggschiff, auch wenn es ein Tablet ist.
Die Akkulaufzeit überzeugt ebenso im Alltagsgebrauch. Im gemischten Einsatz hält das Tab S4 gut sieben Stunden durch. Ein Tipp: Im Standby saugt das Tablet recht viel Strom – am besten, man schaltet es bei längerem Nichtgebrauch aus.
Urteil: Trotz langsamem eMMC-Speicher und Flaggschiff-Chip vom Vorjahr überzeugt die Leistung des Galaxy Tab S4 im Alltag.
Kameras: Dreht schöne 4K-Videos
Als Kameras stehen eine 8-Megapixel-Webcam sowie eine 13-Megapixel-Kamera zur Verfügung. Ihre Qualität liegt ungefähr auf durchschnittlichem Smartphone-Niveau, was für ein Tablet gar nicht schlecht ist. Es gibt sogar eine positive Überraschung: Die Hauptkamera zeichnet 4K-Videos mit einer guten digitalen Stabilisierung auf, die sich obendrein qualitativ sehen lassen können.
Urteil: Die Kameras liefern für ein Tablet eine ordentliche Qualität.
Zeichnen mit dem S-Pen: Viel besser als auf dem Note 9
Das Galaxy Note 9 ist das einzige aktuelle Smartphone, das einen aktiven Eingabestift unterstützt. Leider ist dieser ziemlich klein und erinnert ein wenig an die Essstäbchen aus dem China-Restaurant. Das sieht beim S-Pen, der mit dem Galaxy Tab S4 mitgeliefert wird, ganz anders aus. Er erreicht ungefähr die Größe eines Kugelschreibers und liegt gut in der Hand, auch wenn der leichte Plastik-Stift äußerlich keinen allzu wertigen Eindruck macht. Leider gibt es im Tablet selbst keine Aufbewahrungsmöglichkeit für den Stift, hier muss eine passende Hülle aushelfen.

Die Spitze ist 0,7 Millimeter dünn und der rund neun Gramm leichte Stift unterstützt 4096 Druckstufen sowie obendrein Neigungserkennung. Die Apps müssen die entsprechenden Features jeweils ebenso unterstützen. Das tun beispielsweise ArtRage sowie Samsungs Penup. Das Zeichnen und Malen klappt in diesen Apps hervorragend. Tatsächlich ist der Unterschied zum Zeichnen auf echtes Papier gering. Auch die Handballen-Erkennung funktioniert problemlos – nur Eingaben mit dem Stift setzt das Tablet beim Zeichnen um.

Dem Spaß am Zeichnen und Ausmalen kommt auch das große Display entgegen – auf dem Note 9 fällt es vergleichsweise schwer. Wie gewohnt gibt es S-Pen-Features wie "Notiz erstellen", "Smart Select" (Bildausschnitt auswählen), "Screenshot-Notiz", "Live-Nachricht" und "Übersetzen". Mit "Übersetzen" hält der Nutzer den S-Pen über ein Wort, das dann in seine Sprache übersetzt wird. Dabei lassen sich zahlreiche Sprachen auswählen. Zu "Smart Select" gehört auch die Möglichkeit, den Text aus einem Bildschirmausschnitt zu extrahieren, was gut funktioniert.
Urteil: Für Künstler ist das Galaxy Tab S4 eine ernsthafte Alternative zum iPad Pro 10.5.
Telefonieren: Nur mit Lautsprecher oder Headset

Beim Gedanken, mit einem Tablet zu telefonieren, stellen sich Smartphone-Nutzer zunächst gerne vor, man würde sich das Brett ans Ohr halten. So funktioniert das in der Praxis natürlich nicht. Vielmehr verwendet man entweder den Freisprecher, so ähnlich wie beim Skypen, oder man nutzt ein Headset. Ansonsten funktioniert das Telefonieren genau wie mit einem Smartphone.
In der Praxis klappt das Telefonieren durchaus gut. Wer viel unterwegs telefoniert, wird allerdings ein Smartphone bevorzugen, denn das Tablet muss man erst zum Wählen aus der großen Tasche nehmen und es ist sperrig auf dem Weg zum Bus, zur Arbeit oder wohin auch immer.
Urteil: Das Telefonierten klappt via Freisprecher oder Headset einwandfrei.
DeX-Modus: Kein Laptop-Ersatz, aber...
Der DeX-Modus bezeichnet Samsungs Desktop-Benutzeroberfläche. Er lässt sich in den Schnelleinstellungen aktivieren und bietet dem Nutzer dann einen Windows-ähnlichen Look. Es gibt Fenster, die sich in der Größe verändern lassen, und es gibt eine Taskleiste. Verbindet man eine Bluetooth-Tastatur und -Maus (in den Einstellungen "Deutsch" wählen!) oder Samsungs Book Cover, dann ähnelt die Arbeit im DeX-Modus tatsächlich der Arbeit in Windows. Als Hülle mit Bluetooth-Tastatur können wir das Fintie Blade X1 für rund 30 Euro empfehlen.

Die Google-Apps, Microsoft-Apps wie Word und Excel sowie Samsungs eigene Apps sind gut für den DeX-Modus optimiert und funktionieren einwandfrei. Das kann man für andere Apps wie Netflix leider nicht behaupten. Die Streaming-App bleibt in einem kleinen Fenster geöffnet, das sich nur verschieben lässt.
Auf Wunsch kann man die experimentellen Features der "Samsung Dex Labs" einsetzen und so die App-Größenanpassung erzwingen. Über diesen Umweg lässt sich Netflix zwar nach einem App-Neustart zum Vollbild nötigen, aber das Fenster kann weiterhin nicht flexibel angepasst werden.
Im DeX-Modus empfiehlt sich der Einsatz einer Bluetooth-Maus oder des S-Pen, da die kleinen Icons nicht für eine Touch-Eingabe mit den Fingern optimiert sind. Gelegentlich treten Bugs in DeX auf, so lassen sich manche Fenster, wie das des Firefox-Browsers, nach einem Neustart auf einmal in der Größe verändern. Außerdem kommt es manchmal ohne erkennbaren Anlass zu Verzögerungen.
Urteil: DeX hat noch Kinderkrankheiten – funktioniert mit Google-, Samsung- und Microsoft-Apps aber bereits seht gut für die produktive Arbeit.
Fazit: Die eierlegende Wollmilchsau für unterwegs

Der DeX-Modus überzeugt auf dem Galaxy Tab S4 zwar schon als eine nützliche Bereicherung, ist aber unfertig. Die noch mangelnde HDR-Unterstützung durch wichtige Apps wie YouTube, Netflix und Amazon Prime Video stößt einigen Nutzer sauer auf, und das mit Recht. Für das Tablet sprechen derweil das schöne, große AMOLED-Display, die gute Performance, der produktive DeX-Modus, die wertigen Quad-Lautsprecher, der großartige S-Pen, die lange Akkulaufzeit und die Telefonie-Option des LTE-Modells.
Die verbliebenen Mängel sind reine Software-Probleme, die durch ein Update gelöst werden könnten. Ansonsten ist das Galaxy Tab S4 (LTE) eine runde Sache, das bislang beste Android-Tablet auf dem Markt und dabei noch sehr vielseitig. Es ist also wirklich die eierlegende Wollmilchsau für unterwegs.
Das hat mir gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Tolles großes AMOLED-Display + Exaktes Zeichnen mit dem S-Pen + Praktischer DeX-Modus + Lange Akkulaufzeit + Gute Quad-Lautsprecher |
- YouTube, Netflix, Amazon Prime Video unterstützen noch kein HDR - DeX-Modus hat noch Kinderkrankheiten |