Seit vergangener Woche ist der Montag endlich wieder "Game of Thrones"-Tag. Gestern ging es mit der Episode "Sturmgeborene" in die zweite Runde von Staffel 7. Was war gut, was weniger? Und warum kann ich erst einmal keine Pastete mehr sehen? Hier kommen meine Eindrücke zur neuen Folge!
Achtung, Spoiler! Gut, da Du Dich für das Recap entschieden hast, dürfte Dir bewusst sein, dass hier viele Details zur aktuellen "Game of Thrones"-Folge kommen. Doch sicher ist sicher: Weiterlesen auf eigene Gefahr.
Habe ich nicht vergangene Woche noch von der Ruhe vor dem Sturm geschrieben? Der ist nun da. Zumindest in abgeschwächter Version. Gut, okay, ein kaltes Lüftchen. Nach dem ruhigen Staffelstart setzte "Sturmgeborene" diese Erzählweise fort, gönnte sich aber am Ende ein heißes Finale – und zwar in doppelter Hinsicht.
Wollen wir Freunde sein?
Cersei Lannister hat es wahrlich nicht leicht als Königin der Sieben Königslande. Da hat sie sich schon den Eisernen Thron gesichert und herrscht aus ihrem gigantischen Saal heraus. Doch Letzterer hat auch schon bessere Tage gesehen. Statt einer jubelnden Menge stehen zwei Handvoll traurige Gestalten vor ihr: ihre letzten Verbündeten in ganz Westeros. Und wie mobilisiert man die am Besten? Richtig, indem man den Feind in ein schlechtes Licht stellt.

So führt Daenerys Targaryen in den Augen von Cersei Lannister ein "Heer von Barbaren" sowie "hirnlose, unbefleckte Soldaten" und "dothrakische Ungläubige". Daenerys würde nichts weiter wollen, als mit Feuer zu regieren und wie ihr Vater alles in Schutt und Asche zu legen. Cersei hingegen möchte nichts weiter, als ihr armes Volk zu beschützen. Geeenaaau. Ist sie plötzlich zur Samariterin geworden? Ist ja nicht so, als wäre Cersei die Unschuld vom Lande. Ich erinnere an dieser Stelle an das kleine Feuerchen in der Großen Septe ...
Am Ende ist es eigentlich Jaime, mit dem man – okay, in erster Linie ich – Mitleid hat. Ein wenig bedröppelt steht er neben seiner Zwillingsschwester und scheint selbst seine Zweifel an ihren Worten zu haben. Dennoch versucht er nach Cerseis Ansprache, Randyll Tarly davon zu überzeugen, an der Seite der Lannisters zu kämpfen. Der Herrscher von Hornberg scheint allerdings nicht überzeugt, schließlich gilt seine Treue dem Haus Tyrell, das wiederum seine Loyalität Daenerys zugesprochen hat. Verflixt ... ob die Beförderung am Ende die nötige Überzeugung ist?
Ein Inferno in Königsmund?
Unterdessen berät sich auf Drachenstein Daenerys Targaryen mit ihren Verbündeten Graufreud, Martell und Tyrell über die Eroberung von Westeros. Eines liegt klar auf der Hand: Mit drei Drachen im Gepäck hat Daenerys eigentlich ein leichtes Spiel und könnte Königsmund samt Cersei Lannister dem Erdboden gleichmachen. Doch sie will es besser als ihre Vorfahren machen und keine "Königin der Asche" werden.

Ihr Plan sieht subtiler aus: Königsmund soll belagert werden, sodass die Verpflegungszufuhr der Soldaten unterbrochen wird. Parallel dazu reisen die Dothraki und die Unbefleckten nach Casterlystein, dem einstigen Sitz der Lannisters, um die Festung dort einzunehmen. Die gilt als einer der wichtigsten strategischen Punkte in ganz Westeros. Zum einen aufgrund seiner Lage (direkt an einem steilen Berghügel und gilt daher als uneinnehmbar) und aufgrund der Tatsache, dass Casterlystein auf einer ergiebigen Goldmine sitzt.
Jon Snow weiß doch was
Und was geht in Winterfell? Jon Snow erreichen dort gleich zwei Nachrichten: eine Gute und eine Schlechte. Zunächst die Gute (wie war das mit Zuckerbrot und Peitsche?): Dank Samwell weiß Jon Snow nun, dass die Burg von Drachenstein auf einem gigantischen Berg Drachenglas thront. Also auf nach Osten ... oder nicht?
Denn hier kommt die schlechte Nachricht: Daenerys Targaryen und ihre drei Drachen haben es sich auf Drachenstein gemütlich gemacht und haben zudem Jon Snow auf ein Gläschen Wein eingeladen. Nun ja, nicht nur das: Ehrlicherweise will Daenerys viel mehr, dass Jon Snow die Mutter der Drachen als seine Königin anerkennt und vor ihr niederkniet. Wenn es sonst nichts ist?!
Seine Verbündeten sind von dieser Nachricht allerdings nicht sonderlich begeistert. Mit vereinten Kräften versuchen sie ihren König des Nordens von der Idee abzubringen – mit Rückenstärkung von Sansa. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um einen erneuten Hinterhalt handeln könne, wurde doch Großvater Stark von einem Targaryen zu sich eingeladen und dann geröstet.

Alles egal, denkt sich Jon Snow und sein Entschluss steht fest: Zusammen mit Ser Davos wird er nach Drachenstein zu Daenerys reiten. Das macht er allerdings nur, weil er in Sansa eine würdige Vertretung und Winterfell in den besten Händen sieht. (Dass Petyr Baelish dort immer noch sein Unwesen treibt, ignoriere ich an dieser Stelle ... )
Armer Samwell!
Ich weiß nicht, was in Staffel 7 mit den Serienmachern los ist, aber sie gönnen Samwell Tarly in Altsass keinen Moment der Ruhe. Musste er in der ersten Folge noch die Nachttöpfe der Maester leeren und blank putzen, hat es ihn in Folge 2 nicht besser erwischt: Um Ser Jorah Mormont von den Grauschuppen zu heilen, schleicht er sich nachts in dessen Zelle und testet ein verbotenes Verfahren an ihm.
Es war wirklich unerträglich, wie Sam Stück für Stück die Grauschuppen von Ser Jorahs Oberkörper pellte. Was sich darunter offenbarte war ... gelinde gesagt, kein schöner Anblick. Doch richtig eklig war dann der Übergang zur nächsten Szene. Nachdem Samwell sein Skalpell an das eitrige Fleisch von Ser Jorah führt, gibt es einen Schnitt und wir sehen eine Gabel, die in eine gefüllt Pastete sticht und der Inhalt hinausquillt. Herzlichen Dank dafür, ich wollte eh kein Abendbrot mehr essen!

Der Wink mit dem Betonpfosten
Aber wenn wir jetzt schon bei der Szene mit Arya sind: Wie großartig war bitte ihr Wiedersehen mit "Heiße Pastete"? Vor allem im Hinblick auf die Frage, ob Arya schon mal Pastete zubereitet habe. Durchaus ... "ein oder zweimal", wie sie beiläufig erwähnt. Stichwort: Walder Frey. Doch abseits dieses kleinen, subtilen Witzes steckte in der Szene noch so viel mehr. Denn Arya erfuhr, dass Jon Snow König des Nordens ist und Ramsay Bolton zu Hundefutter verarbeitet wurde.
Es war der Hoffnungsschimmer in den Augen von Arya, die Zuversicht, die diese Szene zu etwas Besonderem machte. Sofort ließ sie ihr Essen stehen und machte sich auf den Weg gen Norden – obwohl eigentlich das südliche Königsmund ihr Ziel war. Okay, in einem Punkt hat es "Game of Thrones" dann doch nicht ganz subtil gemacht: Um diese Information zu Jon zu erhalten, hätte man Arya nicht zwingend ins Gasthaus am Kreuzweg setzen müssen. Kreuzweg ... eine Entscheidung treffen ... Norden oder Süden ... Dieser Wink mit dem Betonpfosten war unnötig.

Eine tierische Begegnung für Arya
Aber es blieb nicht bei einem Wiedersehen für Arya mit jemandem aus der Vergangenheit: Als sie ihr Nachtlager aufschlug, wird sie plötzlich von einem Wolfsrudel umkreist, das von einem Schattenwolf angeführt wird. Richtig, es ist Nymeria, Aryas Schattenwolf, den sie in Staffel 1 fortschicken musste.
Am Ende wendet sich Nymeria jedoch von Arya ab und verschwindet samt Rudel im Dickicht. Doch es sind die Worte der jungen Stark-Tochter, die Aufschluss bringen: "Das bist nicht du!", ruft sie hinter Nymeria her. Für mich war das eine klare Selbstreflexion. Nymeria hat Arya durchaus wiedererkannt – sonst hätte sie nicht, aufgehört die Zähne zu fletschen und wäre weggegangen. Doch sie hat in Arya nicht mehr ihre einstige Spielgefährtin erkannt. Sie hat sich verändert. Beide haben sich verändert.
Dabei stellte sich mir die Frage: Wenn es eine Art Selbstreflexion war und Arya in gewisser Weise auch zu sich selbst gesagt hat, dass sie nicht mehr die Alte ist: Ist sie dann vielleicht auch gar nicht auf dem Weg nach Winterfell, sondern doch nach Königsmund?
Euron verarbeitet die gegnerische Flotte zu Kleinholz
Episode 2 enthielt bis dahin vor allem ruhige Momente der Charakterentwicklung – gegen Ende zogen die Macher die Spannungs- und Actionschraube aber noch einmal schlagartig an.
Die Flotte von Asha Graufreud wurde auf ihrem Weg nach Dorne von Euron Graufreud überrascht. Und dafür hätte er sich keinen besseren (oder schlechteren?) Moment aussuchen können. Asha und Ellaria Sand näherten sich gerade mit einem heißen Kuss an, da platzt Euron mit seinem Schiff mitten ins Geschehen. Und der fackelt auch nicht lange: Mit seinen Soldaten entert er die feindlichen Schiffe und schlachtet alles ab, was nicht rechtzeitig das Weite sucht.

Vor allem der finale Kampf zwischen Asha und Euron hatte es in sich, denn die beiden schenkten sich gar nichts. Der Terror, den Euron auf den Schiffen verbreitete, sorgte allerdings bei einer Person zum totalen Zusammenbruch: Statt seiner Schwester zu helfen und sie aus den Fängen von Euron zu befreien, erinnert sich Theon an die Torturen, die er unter Ramsay Bolton erleiden musste. Mit einem beherzten Sprung rettet er sich ins Wasser und sieht Eurons Schiff hinterher.
Zwei Figuren sterben – und es ist gar nicht schlimm
Fast hätte ich es vergessen: Zwei Figuren mussten ja noch dran glauben und wurden von Euron Graufreud mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Der widersetzte sich nämlich gleichzeitig Nymeria und Obera Sand. Wirklich traurig bin ich allerdings nicht deswegen. Meiner Meinung nach haben sie der Serie keinen echten Mehrwert gebracht.
Viel interessanter ist der Ausblick auf Episode 3. Denn durch Eurons Abgang mit Asha und vor allem Ellaria Sand könnte er das angekündigte Geschenk für Cersei nach Königsmund bringen. Zwar wäre es großartig gewesen zu sehen, wie er mit dem sagenumwobenen Horn, das Drachen befehligen kann, zu Cersei gekommen wäre. Doch Ellaria Sand dürfte der Königin von Westeros ebenfalls recht sein, immerhin hat sie ihre Tochter Myrcella kaltblütig vergiftet.

"GoT"-Staffel 7, Episode 2: Mein abschließendes Fazit
Auch Episode 2 mit dem Titel "Sturmgeborene" hatte wieder einige Highlights zu bieten. Sogar die ungewöhnlichen Schnitte (Stichwort Eiterpastete) hatten ihren Reiz, da es wieder etwas Neues war. Mir scheint, als probiert Staffel 7 ein paar andere Einstellungen, Schnitttechniken und Erzählweisen aus. Gerne mehr davon.
Allerdings sollten die kommenden "Game of Thrones"-Folgen auch langsam an Fahrt aufnehmen. Wenn das Tempo nicht langsam anzieht, könnte Staffel 7 eine ziemlich lahme Angelegenheit werden. Immerhin gibt es diese Season nur sieben Episoden – was bedeutet, dass schon über ein Viertel der gesamten Staffel schon wieder vorbei ist!
Bis nächsten Montag rede ich mir also erst mal noch ein, dass die ersten zwei Episoden der reinen Vorbereitung dienten und es Episode 3 mit dem Titel "Die Gerechtigkeit der Königin" so richtig krachen lässt.
TURN ON-Score: 3,5/5 ... again!
Die neueste "Game of Thrones"-Episode von Staffel 7 läuft jeden Montag um 20:15 Uhr auf Sky Atlantic oder steht via Sky Ticket jederzeit zum Abruf bereit.