Viele Funktionen beanspruchen viel Platz, oder? Mit der Garmin fēnix 5S tritt der Outdoor-Experte jetzt den Gegenbeweis an. Dem Hersteller ist es endlich gelungen, die unzähligen Features der beliebten fēnix-Serie in ein kleineres Uhrengehäuse zu verpacken. Ob Käufer der GPS-Multisportuhr dafür andere Abstriche machen müssen, klärt unser Test.
Wo Multisportuhr draufsteht, steckt auch Multisportuhr drin – zumindest bei Garmin: Vorinstalliert sind mehr als 20 Profile für unterschiedliche Sportarten. Und was es nicht gibt, kann man selber einrichten. Aus diesem Grund ist die fēnix-Reihe bei vielen Sportlern schon lange beliebt. Bisher gab es das große Sportartenpaket allerdings nur in einer recht großen Uhr, zum Beispiel bei der Garmin fēnix Chronos. Viele Frauen oder Fitness-Fans mit schmaleren Handgelenken griffen daher zu spezielleren Forerunner- oder Vivo-Modellen fürs Laufen, Radfahren, Schwimmen und Co. Jetzt hat Garmin allerdings auch die fēnix 5S im Programm, die ein kleineres Gehäuse als ihre Vorgängermodelle besitzt.
Design & Komfort: Eine Multisportuhr für alle
Tatsächlich gibt es nicht nur eine neue fēnix 5, sondern gleich drei: die fēnix 5X mit einem großen 51-Millimeter-Gehäuse, die sich mit Extra-Navigationsfunktionen an Outdoor-Enthusiasten richtet, die mit 47 Millimetern etwas kleiner ausfallende fēnix 5 ohne Namenszusatz sowie das mit 42 Millimetern Gehäusedurchmesser kleinste Modell, die fēnix 5S. Aber da hört die Vielfalt dieser Produktreihe noch lange nicht auf. So ist die 5S wahlweise als Standard-Modell oder in der Saphir Edition mit besonders kratzfestem Glas, mit silberfarbenem, schwarzen oder goldfarbenem Gehäuse sowie mit Armbändern aus unterschiedlichen Materialien und verschiedenen Farben erhältlich. Puh!
Du musst Dich allerdings nicht einmalig festlegen. Dank des neuen "QuickFit"-Systems sind die Armbänder der fēnix 5S schneller gewechselt denn je. Zum Sport empfehlen sich natürlich immer die leichten und weichen Silikonarmbänder. Damit sitzt die Multisportuhr bombensicher und für die möglichst exakte Pulsmessung auch eng am Arm. Fürs entspannte und nächtliche Tragen hingegen habe ich das Armband im Test gerne etwas weiter gestellt. Mit ihren mindestens 67 Gramm (je nach Version) ist die fēnix 5S dann zwar immer noch schwerer als meine Forerunner 235, gestört hat sie mich jedoch nicht.
Zum Duschen muss man die Uhr natürlich nicht abnehmen, schließlich ist sie bis 100 ATM wasserdicht. Wofür ich das Wearable im Test dann aber doch abgelegt habe, war das Klettern. Nicht, weil mir entsprechende Funktionen fürs Aufzeichnen vom Bouldern fehlen, sondern weil ich mir mein privates Forerunner-Modell genau dabei zerkratzt habe, und wir nicht die unempfindlichere Saphir-Variante im Test hatten.
Display & Bedienung: Fünf Buttons zur Navigation
Das Display wird bei der Standard-Version also von gewöhnlichem Uhrenglas geschützt, kann aber in anderer Hinsicht punkten: Der von Garmin als transflektives Chroma-Display bezeichnete Screen kann gleichzeitig Licht reflektieren und durchlassen. Das macht den Farbbildschirm auch bei heller Sonneneinstrahlung sehr gut ablesbar. Die Auflösung ist mit 218 x 218 Pixeln nicht die größte, reicht aber auch für die Darstellung feiner Linien und Graphen mit Fitnessdaten aus. Was das Display anzeigt, ist so hochgradig individuell wie die vom Träger ausgeübten Sportarten. Die vorinstallierten Watch Faces lassen sich nämlich nicht nur individualisieren, sondern via Garmin-Connect-App auch komplett austauschen.
Die Masse an Funktionen und Individualisierungsmöglichkeiten hat aber auch einen Nachteil: Wer mit dem Bedienkonzept der fēnix-Reihe nicht bereits vertraut ist, wird sich erst einmal mit den fünf Buttons zur Navigation anfreunden müssen. Einmal durchschaut lässt sich damit aber jedes fēnix-Modell und auch viele andere Garmin-Uhren einfach bedienen. Wer möchte, kann sogar noch zusätzlich Schnellzugriffe einrichten, die durch langes Drücken eines Knopfes oder gleichzeitiges Drücken zweier Knöpfe erreicht werden.
Sportfunktionen: Alles, was das fitte Herz begehrt
Damit nicht nur Laufen, Wandern und Schwimmen, sondern auch Radfahren, Golfen, Skifahren, Triathlons, Rudern, Stand-up-Paddling und mehr aufgezeichnet werden können, ist die Garmin fēnix 5S wie gewohnt reich an Sensoren. Zum Beschleunigungsmesser und Gyroskop gesellen sich daher GPS, GLONASS, ein optischer Herzfrequenzmesser, ein barometrischer Höhenmesser, ein 3-Achsen-Kompass und ein Thermometer. Lässt Deine Pace also mal zu wünschen übrig, könnte ein Blick auf die Temperatur bei Deinem Lauf den Grund verraten – vielleicht war es an dem Tag einfach zu warm oder die Temperaturschwankungen waren zu groß.
Zusätzlich zu den üblichen Sportdaten – dazu zählen je nach Sportart etwa zurückgelegte Distanz, erreichte Geschwindigkeiten, Pace, Herzfrequenz, Höhenunterschiede, verbrannte Kalorien, Trittfrequenz und Temperatur – liefert die fēnix 5S aber noch weitere Fitnesswerte. So informiert die Multisportuhr unter anderem über den aktuellen Trainingszustand und die Effektivität des Trainings. Neu ist der sogenannte Training Effect 2.0, der die letzte Sporteinheit in aerobe und anaerobe Bereiche unterteilt. Die Trainingsbelastung und der Erholungsratgeber dienen dazu, auch Regenerationszeiten sinnvoll planen zu können. Aus den getrackten Leistungsdaten beim Sport wird zudem Deine VO2max, die maximale Sauerstoffaufnahme, berechnet, die ebenfalls ein wichtiger Fitnessindikator sein kann.
Das alles ist Dir immer noch nicht genug? Dann wirst Du es vielleicht zu schätzen wissen, dass sich die Garmin fēnix 5S mit zahlreichen weiteren Sensoren koppeln lässt – und zwar per ANT+ oder Bluetooth LE. Dazu zählen etwa Wattmess-Pedalsysteme für Rennradfahrer, Trittfrequenzsensoren, Herzfrequenz-Brustgurte für alle, die genauere Werte haben wollen, oder Garmin-Action-Cams für die Adrenalin-Junkies unter den Sportlern. Die VIRB Ultra 30 lässt sich übrigens bequem über die fēnix 5S am Handgelenk bedienen.
Alltagsfunktionen: Daten, Daten, Daten
Abseits ihrer unzähligen Sportfunktionen soll die Sportuhr aber auch im Alltag eine gute Figur machen. Optisch ist das natürlich vom Geschmack und der gewählten Variante abhängig. Und auf technischer Seite kann die fēnix 5S eigentlich alles, was andere Fitness-Tracker auch können. Sie zählt Schritte, überwacht den Schlaf, weckt auf Wunsch per Vibration am Handgelenk, zählt absolvierte Etagen und misst die Herzfrequenz rund um die Uhr. Uhrzeit, Datum und Wochentag werden dank des Always-on-Displays dauerhaft angezeigt – und je nach gewähltem Watch Face sind auch die anderen Daten stets auf einen Blick verfügbar. Ansonsten wechselst Du einfach durch die verschiedenen Widgets, um einen Überblick über den Tagesfortschritt zu erhalten. Brauchst Du im Alltag einen kleinen Anstupser, um Dich ausreichend zu bewegen, dann aktiviere den stündlichen Reminder, der Dich nach längerem Sitzen ans Aufstehen und Bewegen erinnert.
Smarte Features & App: Vorkenntnisse von Vorteil
Nicht alles, was die Garmin fēnix 5S Tag für Tag so aufzeichnet, ist aber direkt auf der Uhr ablesbar. Für einige detaillierte Auswertungen und Übersichten sowie zum Herunterladen weiterer Apps, Widgets und Displaydesigns musst Du die Connect-App von Garmin nutzen. Diese liefert zwar alle Informationen, manchmal sind diese aber so gut versteckt, dass die Suche einen Moment dauert. Viele Fitness-Tracker-Besitzer finden sich in den Apps der Konkurrenz auf Anhieb besser zurecht. Zudem ist Garmin mit Tipps und konkreten Handlungsanweisungen immer noch recht sparsam. Die meisten Sportler wissen jedoch, wonach sie suchen und woran sie arbeiten möchten. Das ist im Umgang mit der Garmin-App natürlich hilfreich.
So viele Smartwatches wollen heutzutage auch Fitness-Tracker sein – und umgekehrt wollen viele Sport-Gadgets auch Smartwatch-Terrain erobern. Die Garmin fēnix 5S bietet ebenfalls smarte Funktionen, die sind im Sportleralltag aber nur bedingt nützlich und immer noch recht begrenzt. Die GPS-Uhr zeigt zwar Informationen vom verbundenen Smartphone an, etwa Wetter, Kalendereinträge und Nachrichten. Interagieren lässt sich damit aber nicht. Fürs Antworten auf eine WhatsApp-Nachricht muss also das Handy gezückt werden. Manch einer wird vielleicht die Funktion der Musiksteuerung nutzen, aber auch die hat den Nachteil, dass das Smartphone dafür erstens dabei und zweitens mit der 5S verbunden sein muss. Einen internen Speicher für Musik bietet das Garmin-Modell nicht.
Akkulaufzeit: Stark vom Nutzungsverhalten abhängig
Der Vorteil von Fitness-Trackern gegenüber Smartwatches mit Fitnessfunktionen: Der Akku hält länger durch. Das ist in der Regel selbst bei 24/7-Herzfrequenzmessung und einem dauerhaft eingeschalteten Display wie bei der fēnix 5S der Fall. Laut Hersteller hält die Multisportuhr mit dauerhafter Bluetooth-Verbindung zum Smartphone bis zu 9 Tage durch. Wer längere Aktivitäten per GPS und mit HF-Messung tracken will, kann angeblich bis zu 14 Stunden lang durchpowern. Im UltraTrac-Modus mit deaktivierter Pulsmessung steigt die Akkulaufzeit auf bis zu 35 Stunden.
Soweit ich das nach meinem Test von rund einer Woche beurteilen kann, kommen die Werte ganz gut hin. Das Mitloggen vieler Aktivitäten lässt die Akkulaufzeit von ansonsten 9 Tagen natürlich spürbar sinken, dafür habe ich auf die dauerhafte Verbindung zum Smartphone verzichtet und diese nur zur Datenübertragung hergestellt. Geladen wird die fēnix 5S wie bei Garmin üblich übrigens über einen eigenen Anschluss, wobei das mitgelieferte Kabel beim Laden etwas unpraktisch im 90-Grad-Winkel absteht. Die Uhr beim Laden – zum Beispiel mit einer Powerbank – zu tragen, ist daher nicht möglich.
Preis & Fazit: Die will ich nicht mehr abnehmen
Die Garmin fēnix 5S ist eine GPS-Multisportuhr, die ihrem Namen alle Ehre macht. So viele Sportarten inklusive passender Messparameter kennt wohl kein anderes Gadget für Sportler. Damit spricht sie einen großen Personenkreis an – vom Skifahrer bis zum Schwimmer. Für Bewegungsmuffel, die sich im Alltag mehr bewegen und ihren Schlaf überwachen wollen, ist sie zwar nicht ungeeignet, aber wohl etwas überdimensioniert. Der Feature-Reichtum der fēnix 5S äußert sich auch im Preis: Mindestens 599,99 Euro müssen interessierte Sportler zusammenkratzen. Wer aus Angst vor Kratzern zur Saphir Edition greift, muss sogar 699,99 Euro berappen. Ganz schön sportlich!
Allerdings können wir abseits der etwas unübersichtlichen Garmin-App und dem happigen Preis auch nichts Negatives an der fēnix 5S finden. Wer bereit ist, so viel Geld in seine Fitness zu investieren, der erhält also auch einen mindestens ebenso sportlichen Begleiter.