Im Rahmen der IFA 2019 hat Garmin mit der Vivoactive 4 eine Neuauflage seiner GPS-Smartwatch vorgestellt. Was der Allrounder an alten und neuen Stärken im Gepäck hat, haben wir in einem Test unter die Lupe genommen.
- Optik & Design: Bigger gleich better?
- Vollgepackt mit Sensoren
- Endlich serienmäßig Musik auf die Ohren
- So viele Sportarten – so wenig Zeit
- Animierte Workouts motivieren
- Die Garmin-Apps: Intuitiv geht anders
- Fazit: Das volle Paket
Optik & Design: Bigger gleich better?
Optisch unterscheidet sich die Vivoactive 4 kaum von ihrem Vorgänger. Genau wie die Vivoactive 3 setzt die Vivoactive 4 auf eine klassische runde Optik mit Edelstahllünette und Garmin-Chroma-Display. Allerdings ist das Gehäuse größer geworden. 45,1 x 45,1 x 12,8 Millimeter beträgt der Umfang. Bei der Vivoactive 3 waren es "nur" 43,4 x 43,4 x 11,7 Millimeter. Das kommt der Anzeige zugute, die bei dem aktuellen Modell 33 statt 30,4 Millimeter im Durchmesser beträgt und eine höhere Auflösung von 260 x 260 Pixel bietet.
Der Zuwachs in der Größe macht sich beim Gewicht der Smartwatch bemerkbar. Die Vivoactive 4 wiegt mit 50,5 Gramm etwas mehr als der 43-Gramm-Vorgänger. Bedienen kannst Du die Uhr über zwei physische Knöpfe an der rechten Seite des Gehäuses und über den Touchscreen. Das sogenannte Memory-in-Pixel-Display ist dauerhaft eingeschaltet, verbraucht dabei aber keinen Strom. Es handelt sich um eine reflektive Display-Technik, deren Anzeige nur bei hellem Umgebungslicht zu erkennen ist. Im Test war das Ziffernblatt, immer gut zu lesen.
Grundsätzlich trägt sich die Vivoactive 4 mit dem Armband aus Silikon angenehm. Da die GPS-Smartwatch wasserfest ist und mit ins Schwimmbad kann, macht das Material auch absolut Sinn. Persönlich hätte ich mich aber wahrscheinlich für ein anderes Material entschieden. Ich empfand die Smartwatch zudem als etwas klobig am Handgelenk. Die S-Variante der Vivoactive 4 mit dem schlankeren 40-mm-Gehäuse wäre für mich wohl die bessere Wahl.
Vollgepackt mit Sensoren
Für mich ist es das erste Mal, dass ich eine Smartwatch von Garmin am Handgelenk habe. Zu Beginn fühlte ich mich erschlagen von den unzähligen Sensoren und Funktionen, die die Vivoactive 4 an Bord hat. Ebenso wie ihr Vorgänger besitzt die Smartwatch ein Thermometer, einen barometrischen Höhen- und einen Beschleunigungsmesser sowie einen optischen Herzfrequenzsensor. Letzterer misst jetzt auch im Wasser die Anzahl der Herzschläge pro Minute vom Handgelenk aus. Neben Schritten, Aktivität und Schlaf überwacht die Smartwatch Kalorienverbrauch und Stresslevel. Die Ortungsdienste GPS, GLONASS und Galileo sind ebenfalls integriert.
Neu ist bei der Vivoactive 4 ein Gyroskop und ein SpO2-Sensor (bei Garmin "Pulse-Ox-Sensor"). Letzterer ermittelt die Sauerstoffsättigung im Blut; also wie gut der Körper Sauerstoff aufnehmen kann. Und das sowohl im aktiven Zustand tagsüber als auch beim Schlafen. Der Messwert "Body Battery", der die Energiereserven des Trägers einschätzt, ist ebenfalls neu. Außerdem ist das Menstruationszyklus-Tracking auf die Vivoactive 4 eingezogen, das zeitgleich mit der neuen Forerunner-Serie vorgestellt wurde. Ebenso Garmins neuer Wasserkonsum-Tracker. Über das Trink-Tracker-Widget kannst Du auf dem Display der Smartwatch eingeben, wie viel Du täglich trinkst. Vereinfacht wird das Tracken durch vorgefertigte Mengenangaben von 250 bis 750 Millilitern. Ebenso kannst Du die Füllmenge Deines eigenen Gefäßes hinterlegen. Mir war das allerdings etwas zu umständlich.
Auch in puncto Sicherheit hat Garmin aufgerüstet, mit einer integrierten Unfallbenachrichtigung. Im Fall der Fälle kannst Du Deinen Standort an vorher festgelegte Kontakte senden. Bei Outdoor-Aktivitäten erfolgt das automatisch.
Endlich serienmäßig Musik auf die Ohren
Auch bei den smarten Funktionen gibt es Neuerungen: Ein integrierter Musikplayer und Musikspeicher für bis zu 500 Titel sind bei der Vivoactive 4 nun serienmäßig verbaut. In der Vivoactive-Reihe war das Feature bislang nur auf der Vivoactive 3 Music zu finden. Nutzer haben die Wahl zwischen Spotify und Deeezer. Das Einrichten war im Test allerdings etwas mühsam. Bis sich Bluetooth-Kopfhörer, Musikdienst und die Smartwatch verbunden haben, brauchte es mehrere Anläufe und viel Geduld. Die Vorzüge liegen jedoch auf der Hand: Ohne Smartphone beim Sport Musik hören zu können, ist praktisch.
Ebenso ist auf der Vivoactive 4 dank NFC-Chip kontaktloses Bezahlen über Garmin Pay möglich, was mein Kollege Patrick bereits letztes Jahr erfolgreich testete.

Nach wie vor kannst Du Nachrichten von Instant-Messaging-Diensten wie WhatsApp oder Signal direkt auf der Smartwatch empfangen. Wer sich eine Smartwatch kauft, legt sicherlich wert auf dieses Feature. Mich als Smartwatch-Neuling hat es abgelenkt, Nachrichten direkt auf dem Display angezeigt zu bekommen. Und nachdem der Reiz des neuen verflogen ist, hat es mich genervt.
Die Akkulaufzeit der Vivoactive 4 ist stark davon abhängig, wie sie genutzt wird. Ich hatte sie vorwiegend im Smartwatch-Modus und nutzte ab und an GPS fürs Radfahren. Dabei hielt die Smartwatch gute fünf Tage durch, bevor sie aufgeladen werden musste. Das Aufladen geht übrigens innerhalb einer knappen Stunde erfreulich schnell.
So viele Sportarten – so wenig Zeit
Wenn man sich erst mal einen Überblick verschafft und herausgefunden hat, was man für sich nutzen möchte, ist die Smartwatch eine echte Bereicherung. Aber machen wir uns nichts vor: Vor allem Sportler profitieren von den Funktionen der Vivoactive 4. Allein 36 Sportarten, die Du via GPS tracken kannst, sind auf dem Wearable vorinstalliert.
Für mich als Gelegenheitssportlerin reichen Radfahren, Gehen und Laufen aus. Doch die Fülle an Möglichkeiten lässt mich zumindest darüber nachdenken, ob ich nicht mal Stand Up Paddling (So ein Pech, falsche Jahreszeit!) oder Pilates in Angriff nehmen sollte. Pilates ist neben Yoga-Workouts ganz neu auf der Smartwatch eingezogen. Und beim Yoga gibt es eine Besonderheit: Die Vivoactive 4 misst beim Yoga-Workout die Atemfrequenz während des Trainings. Vermisst habe ich als Voreinstellung allerdings ein Sportprofil für Aqua-Fitness. Allerdings haben Nutzer die Möglichkeit, manuell Profile nachzutragen.
Animierte Workouts motivieren
Neben den Sportprofilen bietet die GPS-Smartwatch über 40 animierte Trainings, die dir direkt auf dem Display Übungen zu einer bestimmten Sportart anzeigen. Dass die Trainings animiert sind, ist neu. Sie sind schlichter und meiner Meinung nach ansprechender gestaltet als die comicartigen Animationen, die auf den Fitbit-Smartwatches zu sehen sind. Hier gilt das Gleiche wie bei der Musikintegration: Es ist praktisch, wenn Du nicht das Smartphone herauskramen musst, um die Übungsanleitung zu sehen.
Vom "30-Minuten-Kracher" für Anfänger über "Rasiermesserscharfe Muskeln" (mittel) bis zum "Körper-Transformations-Workout" (erweitert) ist für jedes Fitness-Niveau, das Passende zu finden. Und wenn nicht – Du ahnst es schon – kannst Du auch hier eigene Coachings erstellen – allerdings dann ohne Animationen – oder über die Hersteller-App Garmin Connect weitere herunterladen.
Die Garmin-Apps: Intuitiv geht anders
Apropos App: Die Anwendung empfinde ich als sehr unübersichtlich. Im Vergleich zur Fitbit-App beispielsweise ist die Menüführung wenig intuitiv. Auch wenn die Navigation nach einer gewissen Eingewöhnungszeit sicherlich besser funktioniert. Ebenso bin ich kein Fan davon, dass man eine zweite App herunterladen muss, um auf bestimmte Funktionen zuzugreifen.
Um Spotify auf der Smartwatch installieren zu können, brauchst Du etwa die Connect-IQ-App von Garmin, eine offene Plattform für Drittanbieter. Hier kannst Du nicht nur Apps, sondern auch verschiedene Displaydesigns herunterladen. Allerdings gelang die Einrichtung von zusätzlichen Diensten auf der Vivoactive 4 im Test nur im Schneckentempo.
Fazit: Das volle Paket
Die Vivoactive 4 macht der beliebten Smartwatch-Reihe von Garmin alle Ehre und bringt genug neue Funktionen mit, um den Nachfolger zu rechtfertigen. Besitzer der Vorgängermodelle dürften vor allem die Musikintegration, animierten Workouts und das erweiterte Gesundheitstracking dazu motivieren, in die neueste Generation zu investieren. Hobby- und Profisportler können sich über noch mehr Sportprofile freuen. Die schmaleren S-Modelle der 4er-Serie sind zudem für Menschen mit zierlicheren Handgelenken geeignet, die Wert auf eine elegantere Optik legen.
Wer zum ersten Mal mit einer Smartwatch von Garmin liebäugelt, kann sich mit der Vivoactive 4 das volle Paket sichern. Preislich ist der Unterschied nicht allzu gravierend. Während die Vivoactive 3 je nach Modell rund 230 bis 300 Euro kostet, bewegt sich die Preisspanne bei der 4er-Reihe zwischen 280 bis 330 Euro.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gut gefallen |
+ Musikintegration | - Garmin-App ist unübersichtlich |
+ Garmin Pay | - zusätzliche Connect-IQ-App für weitere Funktionen nötig |
+ Wahl zwischen zwei Größen | - Überangebot an Fitness-Funktionen überfordert beim Einstieg |
+ gute Akkulaufzeit | |
+ animierte Workouts |