Das Garmin Vivosmart HR ist eine klare Kampfansage an Fitbits Charge HR. Beide Fitness-Tracker messen den Puls des Trägers rund um die Uhr. Im Test klären wir, welches Modell das besser macht und mit welchen zusätzlichen Features Garmin den Marktführer schlagen will.
Vom Vivosmart zum Vivosmart HR: "Schlag auf Schlag"
Schritte zählen, Schlaf tracken – das können sie alle. Wer jedoch einen Fitness-Tracker sucht, der auch die Herzfrequenz misst, hat schon weniger Auswahl. Noch kleiner ist der Kreis an Modellen, die den Puls rund um die Uhr überwachen, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. In diesem Bereich hatte bislang Marktführer Fitbit die Nase vorn. Sowohl die Fitbit Surge als auch der Fitbit Charge HR bieten ein solches Feature. Seit Kurzem kann das auch das überarbeitete Vivosmart von Navi-Hersteller Garmin – und noch einiges mehr. Das Garmin Vivosmart HR zählt Schritte, Etagen und Intensitätsminuten, misst den Puls per optischem Sensor, überwacht den Schlaf und bietet einige Basis-Features einer Smartwatch. Ob es das zur ebenbürtigen oder sogar besseren Fitbit-Alternative macht, untersuchen wir im Test.
Design & Komfort: Klobiger als die Konkurrenz
Einen Design-Preis wird das Garmin Vivosmart HR eher nicht gewinnen. Wer bei einem Fitness-Tracker viel Wert auf die Optik legt, sollte sich besser anderweitig umsehen. Das Garmin-Wearable ist ein typisches Fitness-Gadget mit Armband aus Silikon und dem klassischen Schließprinzip einer Armbanduhr. Das hat den Vorteil, dass der Fitness-Tracker nicht verlorengehen dürfte. Denn Abnehmen muss man ihn quasi nur zum Laden – im Gegensatz zum Fitbit Charge HR, das besser schon nicht mit in die Dusche, auf keinen Fall aber mit zum Schwimmen genommen werden soll. 1:0 für Garmin.
Den Ausgleich schafft Fitbit mit der etwas schlankeren Bauweise seines Charge HR. Das Garmin-Wearable ist, vermutlich aufgrund seines Plus an Funktionen und des größeren Displays, etwas klobiger und nicht ganz so dezent zu tragen wie das Fitbit-Modell. Beide Fitness-Tracker müssen zudem recht eng am Handgelenk sitzen, um den Puls so genau wie möglich zu erfassen. Das ist zumindest die ersten Tage etwas gewöhnungsbedürftig und kann leichte Druckstellen am Arm hinterlassen.
Display zeigt Benachrichtigungen vom Smartphone
Beim Vergleich der Displays zieht das Vivosmart HR wieder davon. Im Gegensatz zum Charge HR mit seinem winzigen LED-Display besitzt der Garmin-Tracker einen mit 25,3 x 10,7 Millimetern deutlich größeren Touchscreen, der in hellen Umgebungen auch besser abzulesen ist. Das schlagendere Argument für den einen oder anderen Wearable-Interessierten könnten aber die smarten Features des Garmin Vivosmart HR sein.
Wie der Modellname schon andeutet, will das Armband mehr sein als ein Gadget zur Fitness- und Gesundheitskontrolle. Das Wearable kann nämlich auch Benachrichtigungen von einem per Bluetooth verbundenen Smartphone anzeigen, zum Beispiel WhatsApp-Nachrichten oder E-Mails. Social-Media-Benachrichtigungen und Kalendereinträge können ebenso zum Vibrieren des Handgelenks führen. Darüber hinaus lässt sich die Musik auf dem Handy via Armband bedienen, ohne allerdings Infos über Songs, Alben oder Interpreten sehen zu können. Das alles kann man beim Garmin Vivosmart HR nutzen. Oder auch nicht. Dann dürfte sich womöglich der Griff zu einem günstigeren oder schlankeren Modell lohnen.
Viele Fitnessdaten, wenig Hilfestellung
Beschleunigungssensor, Altimeter und optischer Pulsmesser erfassen Tag und Nacht also Daten über den Nutzer. Diese werden per Bluetooth an die Garmin Connect-App auf dem Android-, iOS- oder Windows-Gerät geschickt. Wie die "Mein Tag"-Startseite der App aufgebaut, lässt sich leicht anpassen. Wer möchte, fügt beispielsweise Felder für das Gewicht, unterschiedliche Aktivitäten oder Community-News hinzu. Mahlzeiten können auf Wunsch ebenfalls protokolliert werden, dafür bietet die Garmin-App eine Einbindung von MyFitnessPal. Damit lassen sich neben der Herzfrequenz im Tagesverlauf viele weitere für die Gesundheit relevante Daten sammeln und pflegen.
Allerdings bietet der Navi-Hersteller hier ebenso wenig Hilfestellung wie Konkurrent Fitbit. Die Daten werden detailliert ausgewertet und ansprechend visuell aufbereitet, die Interpretation bleibt aber weitestgehend dem Träger überlassen. Ob der durchschnittliche Ruhepuls etwa viel zu hoch liegt, sagt einem das Garmin Vivosmart HR nicht. Im Coaching-Bereich hat daher nach wie vor Jawbone die Nase vorn.
Akkulaufzeit: Im Test auf Augenhöhe mit der Konkurrenz
Die Apps von Garmin und Fitbit liegen also in etwa auf Augenhöhe – wobei sich Fitbit einen Punkt für die größere Community verdient. Und auch bei der Akkulaufzeit nehmen sich beide Modelle nicht viel. Die dauerhafte Pulsmessung macht sich dabei natürlich bemerkbar und sorgt dafür, dass die Fitness-Tracker im Schnitt etwa alle fünf Tage einmal an die Steckdose müssen. Beim Garmin Vivosmart HR erfolgt das Aufladen über einen proprietären Anschluss, das beigefügte Ladekabel muss also auch auf mehrtägige Reisen mitgenommen werden. Immerhin geht das Aufladen recht fix und auch die smarten Zusatzfunktionen sowie das Always-on-Display scheinen nicht allzu stark am Garmin-Wearable zu saugen. Ansonsten müsste dem Tracker-Modell deutlich früher der Saft ausgehen als etwa dem Jawbone Up3 oder eben dem Fitbit Charge HR.
Fazit: Genauere Daten zum selben Preis
Alles in allem hat Garmin jetzt einen mindestens ebenbürtigen Konkurrenten zum Fitbit Charge HR im Programm. In einigen Bereichen hat das getestete Vivosmart HR sogar die Nase vorn. So ist es wirklich wasserdicht und damit deutlich alltagstauglicher als das Modell des Marktführers. Vor allem aber macht es das, wofür es steht – nämlich die Rund-um-die-Uhr-Pulsmessung – genauer als der Rivale. Fitbits Tracker wurden in der Vergangenheit häufiger dafür kritisiert, dass die Herzfrequenzsensoren den Puls insbesondere bei Aktivitäten deutlich zu niedrig erfassen. Das erging uns im Test der Fitbit Surge nicht anders. Zudem gibt es beim Vivosmart HR einige Smartwatch-Funktionen on top sowie mehr Möglichkeiten bei der Bedienung ohne Smartphone zur Hand.
Bei den Apps nehmen sich beide Modelle nicht viel, die größere Anhängerschaft hat allerdings Fitbit. Und noch ein Kriterium, bei dem der persönliche Geschmack eine entscheidende Rolle spielt, könnte den Ausschlag für den Fitbit- und gegen den Garmin-Tracker geben: das etwas klobigere Design. Zum Preis von rund 150 Euro schnürt Garmin zwar das insgesamt stimmigere Gesamtpaket. Im Zweifelsfall sollten Fitness-Tracker aber probeweise angelegt werden – bevor das Gadget aus Frustration nach kurzer Zeit in der Ecke landet.