"Get Out"-Kritik: Wie gut ist der Horror-Superhit aus den USA?

Chris fragt sich, was im Haus der Armitages vor sich geht.
Chris fragt sich, was im Haus der Armitages vor sich geht. Bild: © Universal Pictures International 2017

Der Horrorthriller "Get Out" um das blutige Treffen eines jungen Mannes mit der Familie seiner Freundin ist in den USA einer der Kinohits des Jahres. Bei 4,5 Millionen US-Dollar Produktionskosten spielte er dort bisher 193 Millionen ein. Was steckt hinter dem Phänomen? Unsere Filmkritik gibt Aufschluss.

Von Michael Schock

Das erste Kennenlernen der Schwiegereltern ist immer eine zunächst eher unangenehme Situation für die Frischverliebten. Besonders dann, wenn sie weiß und er schwarz ist, wie im Fall von Rose Armitage (Allison Williams, "Girls") und Chris Washington (Daniel Kaluuya, "Sicario").

Schöner Schein: Die Story von "Get Out"

Doch das Großstadtpärchen wird von den Armitages, die in einem stattlichen Landhäuschen draußen im Grünen residieren, aber sehr herzlich aufgenommen. Na gut, vielleicht bemüht sich Vater Dean etwas zu sehr, locker und cool zu wirken. Sohn Jeremy ist auch trotz des behüteten Elternhauses etwas schief geraten. Und Mutter Missy wirkt freundlich, dabei aber auch etwas unheimlich.

Natürlich aber sind die Armitages sehr weltoffene Leute und beschäftigen sogar Schwarze: Haushälterin Georgina und Gärtner Walter. Die beiden wirken abwesend und fast roboterhaft auf Chris, der sich aber nichts dabei denkt – auf dem Land ticken wohl alle etwas anders. Als er in der ersten Nacht aber nicht schlafen kann und unten im Erdgeschoss des Hauses auf Mutter Missy trifft, wird es wirklich eigenartig. Die Psychologin bringt Chris dazu, über seine Mutter zu sprechen, die bei einem Autounfall mit Fahrerflucht starb. Sie hypnotisiert Chris und lässt seinen Geist in eine Leere fallen, die seinen Körper bewegungslos hinterlässt.

Mehr als merkwürdig: Am nächsten Morgen kommt es Chris so vor, als habe er den Vorfall nur geträumt. Doch dieses kurze Zwischenspiel sollte nicht das letzte im Hause der Armitages gewesen sein: Der Horror für Chris beginnt gerade erst ...

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Sie wollen Dir alle ans Leder

Der Plot von "Get Out" ist schwer bis unmöglich wiederzugeben, ohne ihn mitsam seiner interessanten Twists am Ende zu spoilern. Ab der ersten Minute ist in "Get Out" klar: Ja, mit den Armitages ist etwas gewaltig nicht in Ordnung – hier geht es den Afroamerikanern ans Leder. Allerdings aus ganz anderen Gründen als sonst üblich. Hinter dem Überraschungshit verbirgt sich Regisseur Jordan Peele, der mit 38 sein Debüt hinter der Kamera gibt. Mit der Sketchcomedy-Show "Key & Peele" schaffte er es zu großer Bekanntheit und Beliebtheit in den USA. Darin nahm er mit Comedypartner Keegan-Michael Key vor allem Rassismus und Völkerklischees aufs Korn. Diesen sehr speziellen und oft klamaukigen Humor spürt man auch an einigen Stellen in "Get Out". Das Ganze hält sich aber gerade noch in solchen Maßen, dass es nicht in eine Horrorkomödie abdriftet.

Was "Get Out" zum Hit macht, sind die Wendungen der Geschichte, die langsam aber sicher an Fahrt aufnimmt. Die Darsteller machen dabei alle ihre Sache gut, echter Grusel kommt hier aber nicht auf, weshalb der Thrill deutlich vor dem Horror steht. Peele hat den Film eindeutig aus einer Sketchidee entwickelt und in ein eher spannendes Langformat gepackt. Das gelingt ihm sehr gut, und gerade beim amerikanischen Publikum schlug der Film deshalb auch bombig ein: 84 Prozent auf Metacritic, 8 von 10 auf IMDB und ganze 99 Prozent auf Rotten Tomatoes sprechen Bände. Gerade das Finale wartet mit einigen tollen Aha-Momenten auf.

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"Get Out": Fazit

Regisseur Jordan Peele sagt, Komödie und Horror liegen nahe beieinander – gerade in Sachen Tempo und Offenbarung des Sinns – sei es eine Pointe oder eine schreckliche Entdeckung. Da ist was dran, und sein Ausflug ins ernste Fach ist geglückt: "Get Out" ist ein gut geschriebener und gespielter Horrorthriller, der gekonnt Filmklischees und Rassismus mit einem Augenzwinkern auf die Schippe nimmt und dabei durchweg spannend bleibt. Trotz des teils sehr klamaukigen Humors wird "Get Out" bestimmt auch beim deutschen Publikum auf Wohlwollen treffen.

TURN-ON-Filmwertung: 4/5

Angebot
Get Out
Get Out
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Originaltitel
    Get Out
  • Produktionsland/-jahr
    USA 2017
  • Genre
    Horror, Thriller
  • Besetzung
    Daniel Kaluuya, Allison Williams, Bradley Whitford
  • Regie
    Jordan Peele
  • Kinostart (D)
    04.05.2017
TURN ON Score:
4,0von 5
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