Die Realverfilmung des Manga- und Animeklassikers "Ghost in the Shell" musste schon im Vorfeld viel Kritik einstecken. Warum der Film allen Unkenrufen zum Trotz ein beeindruckendes Sci-Fi-Epos geworden ist, liest Du in unserer Filmkritik.
Ein Cyborg auf der Suche nach dem "Ich": Die Story
"The Major" (Scarlett Johansson) ist die erste ihrer Art: ein hoch entwickelter Roboter, dem ein menschliches Gehirn implantiert wurde. Als Teil eines wissenschaftlichen Experiments ist sie Eigentum des Technologiekonzerns Hanka Robotics, der den mit übermenschlichen Kräften ausgestatteten Cyborg der Eliteeinheit "Sektion 9" zur Bekämpfung von Verbrechen zur Verfügung stellt. Nachdem mehrere Führungskräfte der Firma von einem mysteriösen Hacker ermordet werden, nimmt Major die Ermittlungen auf. Nach und nach muss sie feststellen, dass ihre eigene Vergangenheit mehr mit den Vorfällen zu tun hat, als sie ahnt ...
Cyberpunk is not dead
Ein Meer aus Neonfarben in einer Welt voller Dunkelheit. Exotisch aussehende Androiden und Cyborgs. Hacker, die sich in einer vollständig vernetzten Welt direkt in unser Bewusstsein einklinken können. Schwitzende Menschen und streunende Hunde in einer kalten Stadt mit gigantischen Werbehologrammen, die so groß sind wie Wolkenkratzer. Und mittendrin eine robotische Hülle ("Shell") mit einem menschlichen Gehirn, einer Seele – dem "Ghost". In diese Welt entführt uns "Ghost in the Shell", und es ist reines Cyberpunk-Gold.
"Blade Runner" lässt grüßen
Aller vorauseilender Kritik zum Trotz hat es Regisseur Rupert Sanders ("Snow White and the Huntsman") geschafft, die wohl beste Realadaption einer Animevorlage zu erschaffen, die jemals auf einer Kinoleinwand zu sehen war. Und das war tatsächlich keine leichte Aufgabe. Denn insbesondere der gleichnamige Manga von Masamune Shirow und dessen Animeumsetzung von Mamoru Oshii aus dem Jahr 1995 genießen bei Fans japanischer Comickultur einen solchen Kultstatus, dass die Erwartungen daran unendlich hoch waren.
Zwei Dinge sind für diese überraschend gute Leistung verantwortlich: zum einen die wirklich überwältigenden visuellen Effekte, die eine atemberaubende Welt kreieren, in der man sich sofort verlieren möchte. Seit Ridley Scotts "Blade Runner" (1982) hat vermutlich kein Film das Cyberpunk-Genre ästhetisch so maßgeblich definiert.
Scarlett Johansson in Bestform
Zum anderen spielt Scarlett Johansson die Rolle des "Major" mit einer magischen Mischung aus Verletzlichkeit und Stärke, die es einem sehr schwer macht, sie nicht zu mögen. Für die Besetzung der Hauptrolle mit einer weißen Schauspielerin gab es im Vorfeld harsche Kritik. Die Macher mussten sich Rassismusvorwürfe wegen sogenanntem "Whitewashing" gefallen lassen – Fans des Originals bemängelten, dass keine asiatische Schauspielerin gecastet wurde. Ob diese Vorwürfe berechtigt sind oder nicht, sei dahingestellt. Sicher ist aber, dass es nicht viele Schauspielerinnen gibt, die "The Major" so eindrucksvoll zum Leben erwecken können wie Scarlett Johansson.
Die Zukunft ist nur einen Schritt entfernt
Was "Ghost in the Shell" jedoch zu einem Film macht, der das Zeug zu einem echten Science-Fiction-Klassiker hat, ist die teilweise beunruhigende Nähe dieser Zukunftswelt zu unserer Gegenwart. Zunehmende Vernetzung und die damit einhergehende Überwachung oder die Verschmelzung von Mensch und Maschine sind Themen, die Wissenschaft und Politik heute schon beschäftigen. Auch wenn der Film auf die daraus resultierenden Fragen keine befriedigenden Antworten gibt, lädt er zumindest zum Nachdenken ein – und das ist mehr, als die meisten anderen Blockbuster heutzutage leisten.
"Ghost in the Shell": Fazit
"Ghost in the Shell" schafft es mit atemberaubenden Visual Effects und einer brillanten Scarlett Johansson, das Cyberpunk-Genre wiederzubeleben. Darüber hinaus liefert der Film eine Story, die in bester Science-Fiction-Manier die Zukunft mit unserer Gegenwart verknüpft. Unbedingt sehenswert!