Gigabyte Aero 15-X9 im Test: Am Laptop zocken mit der RTX 2070

Der Gigabyte Aero 15-X9 muss sich an seinem starken Vorgänger messen lassen.
Der Gigabyte Aero 15-X9 muss sich an seinem starken Vorgänger messen lassen. Bild: © TURN ON 2019

Ein knappes Jahr nach dem herausragenden Aero 15X legt Gigabyte mit dem Aero 15-X9 nach. Der Gaming-Laptop kommt mit einer GeForce RTX 2070 daher und verspricht zusätzliche KI-Power. Doch wie schlägt sich das schlanke Notebook in der Praxis?

Mein Lieblingslaptop 2018 war ganz klar der Gigabyte Aero 15X. Dank der Max-Q-Technologie von Nvidia, die schlanke mobile Grafikkarten ermöglicht, konnte er ein mobiles Design mit leistungsfähiger Hardware verbinden. Nun hat uns der Hersteller den Nachfolger zugeschickt, der unter der Bezeichnung "RTX 20 Series" firmiert. Rein äußerlich unterscheidet er sich fast überhaupt nicht vom letztjährigen Modell.

Nur dezente Updates gegenüber dem Vorgänger

Erneut gibt es ein gleichermaßen schlichtes wie edles Aluminium-Chassis im schicken schwarzen Look. Nach wie vor gefällt mir das Design ausgesprochen gut – jedenfalls bis auf das kleine Manko der unter dem Display platzierten Webcam. Aktuell gibt es kaum einen Hersteller, der es schafft, eine derartige Hardware-Power in einem so schlanken und schicken Gehäuse zu verpacken.

Der Laptop kommt in einem edlen Aluminium-Chassis daher. fullscreen
Der Laptop kommt in einem edlen Aluminium-Chassis daher. Bild: © TURN ON 2019
Die Chiclet-Tastatur hat eine angenehme Haptik. fullscreen
Die Chiclet-Tastatur hat eine angenehme Haptik. Bild: © TURN ON 2019
Die Platzierung der Webcam sorgt für einen unvorteilhaften Bildausschnitt. fullscreen
Die Platzierung der Webcam sorgt für einen unvorteilhaften Bildausschnitt. Bild: © TURN ON 2019
Der Laptop kommt in einem edlen Aluminium-Chassis daher.
Die Chiclet-Tastatur hat eine angenehme Haptik.
Die Platzierung der Webcam sorgt für einen unvorteilhaften Bildausschnitt.

Die Ähnlichkeiten des von mir getesteten Aero 15-X9 mit dem letztjährigen Modell hören aber nicht beim Äußeren auf, sondern setzen sich innen fort. Gigabyte verbaut größtenteils dieselbe Technik wie beim Vorgänger und setzt etwa auf den Intel Core i7-8750H als Hauptprozessor. Immerhin: Für Nutzer, die noch mehr Rechenpower wollen, gibt es beim neuen Modell auch den Core i9-8950HK als Option.

Was ist an diesem Laptop eigentlich neu?

Was Design, Verarbeitung und auch den grundsätzlichen Fokus des Aero 15-X9 angeht, lässt sich also unterm Strich dasselbe sagen wie über den Vorgänger. Und weil ich mich ungern wiederhole, verweise ich an dieser Stelle auf meinen Test des Aero 15X vom April 2018.

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Im Inneren des Aero 15-X9 steckt eine GeForce RTX 2070 Max-Q. Bild: © TURN ON 2019

Neu ist am Aero 15-X9 vor allem die Grafikkarte. Gigabyte gehört zu den ersten Herstellern, die einen Laptop mit den neuesten GeForce-Karten der RTX-20-Generation anbieten. So gibt es nun wahlweise eine GeForce RTX 2070 Max-Q (wie in unserem Testgerät) oder eine RTX 2080 Max-Q (im Schwestermodell Aero 15-Y9).

Unser Testsystem: Die Specs

Hardware:

  • Intel Core i7-8750H (2,2 – 4,1 GHz)
  • 32 GB RAM (maximal 64 GB möglich)
  • Nvidia GeForce RTX 2070 Max-Q mit 8 GB VRAM
  • SSD mit 1 Terabyte Speicher

Display und Tastatur:

  • Mattes 15,6-Zoll-IPS-Display mit 3840 x 2160 Pixeln
  • RGB-Tastatur mit Einzeltastenbeleuchtung und Ziffernblock

Ports:

  • 2x USB 3.1 Gen1 (Type-A)
  • 1x USB 3.1 Gen2 (Type-A)
  • 1x Thunderbolt™ 3 (USB Type-C)
  • 1x HDMI 2.0
  • 1x DP 1.4 & USB3.1 (USB Type-C)
  • 1x 3.5mm Audio Combo Dose
  • 1x UHS-II SD Card Reader
  • 1x Ladeanschluß
  • 1x LAN RJ-45

Wie gut ist die mobile RTX?

Der Hauptgrund, warum es den Aero 15-X9 gibt, ist also ganz klar die neue Grafikkarte. So stellen sich vor allem zwei Fragen: Wie gut ist die Mobile RTX 2070 Max-Q? Und: Wie gut schlägt sich ein 3000-Euro-Laptop im Vergleich mit einem Desktop-PC?

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Gaming ist eine der Kerndisziplinen für den Aero 15-X9. Bild: © TURN ON 2019

Um diese Fragen zumindest halbwegs akkurat beantworten zu können, habe ich mir als Vergleichssystem einen Desktop-PC gesucht, der auf Prozessor- und Grafik-Seite mit den jeweiligen Desktop-Gegenstücken ausgestattet ist, genauer gesagt mit einem Intel Core i7-8700K und mit einer GeForce RTX 2070.

Merkliche Performance-Abstriche im Vergleich zur Desktop-RTX

Die positive Nachricht zuerst: Der Aero 15-X9 ist mit der RTX 2070 Max-Q für einen Laptop wirklich potent und liefert vor allem in Full-HD in so ziemlich jedem aktuellen Game eine starke und flüssige Performance ab. In "Battlefield V" konnte ich im Grafik-Setting "Ultra" jeweils mit 70 bis 80 Bildern pro Sekunde zocken. Selten gab es dabei Performance-Spitzen bis 90 oder Drops bis auf 60 Frames.

Das ist eine tolle Performance, zumal mehr als Full-HD auf einem 15,6-Zoll-großen Display ohnehin nicht zwingend nötig ist. Im Vergleich zur RTX 2070 im Desktop-Rechner zeigt sich jedoch trotzdem ein deutlicher Performance-Unterschied: Dort konnte ich mit den exakt gleichen Grafikeinstellungen in den gleichen Szenarien mit 90 bis 130 Bildern pro Sekunde zocken.

Gründe dafür sind die geringere Taktrate der mobilen GPU und die Drosselung, die innerhalb des schlanken Laptop-Gehäuses unerlässlich ist, um eine Überhitzung zu verhindern. Mit gerade einmal 18 Millimetern ist der gesamte Body des Aero 15-X9 wesentlich schlanker als die Desktop-Version der RTX 2070. Und weil eine effiziente Kühlung des Grafik-Chips selbst mit dem auf Kühlung optimierten Max-Q-Design schwierig ist, wird die Performance der mobilen RTX bereits deutlich vor ihrem eigentlichen Leistungslimit gekappt.

Der "Assassin's Creed: Odssey"-Benchmark mit dem Aero 15-X9 ... fullscreen
Der "Assassin's Creed: Odssey"-Benchmark mit dem Aero 15-X9 ... Bild: © Screenshot Ubisoft/ TURN ON 2019
... im Vergleich zum Desktop-System. fullscreen
... im Vergleich zum Desktop-System. Bild: © Screenshot Ubisoft/ TURN ON 2019
Der "Assassin's Creed: Odssey"-Benchmark mit dem Aero 15-X9 ...
... im Vergleich zum Desktop-System.

Etwas besser schlägt sich der Laptop beispielsweise in "Assassin's Creed: Odyssey". In diesem Spiel konnte ich das eingebaute Benchmark-Tool nutzen, um eine Performance-Analyse im Vergleich zum Desktop-Rechner in Full-HD und bei Ultra-Details durchzuführen. Dabei zeigte sich zwar ebenfalls ein Performance-Unterschied zwischen Laptop und Desktop, der aber nicht ganz so groß ausfiel. Das Ergebnis ließ sich auch im Spiel selbst feststellen, wo "Odyssey" auf dem Aero 15-X9 zwischen 45 und 65 Bildern pro Sekunde schwankte, während die Framerate auf dem Desktop überwiegend bei über 60 Bildern pro Sekunde lag und nur gelegentlich auf 55 Frames abfiel.

Mehr Power dank KI?

Alle Gaming-Benchmarks mit dem Aero 15-X9 haben wir auch im Gaming+-Modus durchgeführt, den Gigabyte seinem Laptop spendiert hat. Dieses Feature setzt Berechnungen mithilfe künstlicher Intelligenz ein, um die Performance von CPU und Grafikkarte zu optimieren. Dabei werden Cloud-Daten von Microsofts Azure verwendet, um die Leistung der Komponenten auf das Spiel abzustimmen.

Das Ergebnis war nach unseren Messungen eine minimale Verbesserung der Framerate um zwei bis drei Bilder pro Sekunde. Es ließ sich also ein Effekt feststellen, der jedoch minimal war. So gesehen ist an den Werbeversprechen von Gigabyte also tatsächlich etwas dran. Für Nutzer, die etwas tiefer in die Performance-Settings ihres Rechners einsteigen wollen, lassen sich ähnliche Optimierungen aber wahrscheinlich auch manuell erzielen – nur eben mit deutlich größerem Aufwand.

Wirklich schade ist, dass man als Anwender in der Software fast keinerlei Anhaltspunkte oder Informationen über das KI-Feature bekommt. Lediglich ein Icon rechts oben auf dem Desktop zeigt an, dass der Laptop mithilfe der KI arbeitet und Prozesse von dieser optimiert werden. Dabei hat man die Möglichkeit, per Mausklick zwischen zwei KI-Modi umzuschalten oder das Feature ganz zu deaktivieren.

4K-Gaming ist möglich, aber nur mit größeren Einbußen

Da unser Modell des Aero 15-X9 mit einem hochauflösenden 4K-Display ausgestattet ist, wollte ich auch wissen, wie sich der Laptop bei voller Auflösung in diversen Games schlägt. Dabei zeigte sich, dass 4K zwar in vielen aktuellen Spielen drin sind, aber nur bei niedrigen bis mittleren Details und auch dann nur mit maximal 25 bis 40 Bildern pro Sekunde (je nach Spiel). Das entspricht ungefähr dem, was auch eine Xbox One X in einigen Games zu leisten vermag.

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4K-Gaming ist grundsätzlich möglich, aber mit deutlichen Framerate-Einbußen verbunden. Bild: © Screenshot Ubisoft/ TURN ON 2019

Für Kunden, die sich den Aero 15-X9 hauptsächlich zum Zocken zulegen wollen, würde ich deshalb eher die Variante mit Full-HD-Display empfehlen, die mit einer Bildwiederholrate von bis zu 144 Hertz das sinnvollere Gaming-Feature bietet im Vergleich zur 4K-Auflösung. Aber Gigabyte richtet sich mit dem Aero 15-X9 ganz bewusst nicht nur an Gamer.

Ray-Tracing ergibt (noch) zu wenig Sinn

Ein Wort möchte ich auch noch zum Thema Ray-Tracing verlieren, mit dem die Nvidia-Karten der RTX-Generation in den vergangenen Monaten massiv beworben wurden. Ray-Tracing steht für eine aufwendigere Lichtberechnung, bei der sich Lichtstrahlen auf nahezu allen spiegelnden Oberflächen naturgetreu brechen und so einen noch realistischeren Look der Spielwelt erzeugen sollen.

Ja, das Feature lässt sich beispielsweise in "Battlefield V" zuschalten, aber es zieht auch die Leistung massiv nach unten. Die Folge ist ein deutliches Einbrechen der Bildwiederholrate um 20 bis 30 Bilder pro Sekunde. Um dies auszugleichen, sind dann wieder Kompromisse in anderen Grafikeinstellungen nötig, was das Ganze ein wenig ad absurdum führt.

Um in Full-HD bei aktiviertem Ray-Tracing noch mit halbwegs konstanten 60 Bildern pro Sekunde spielen zu können, musste ich die Grafikeinstellungen in "Battlefield V" etwa auf Mittel heruntersetzen. Bis auf ein paar dezente Spiegelungseffekte sah das Game dadurch also nicht besser, sondern schlechter aus als vorher. Gefragt sind hier vor allem Nvidia und die Spieleentwickler, die dafür sorgen müssen, dass sich Ray-Tracing in Zukunft mit weniger Performance-Einbrüchen integrieren lässt.

Ein Power-Laptop – nicht nur für Gamer

Auch der neue Aero 15 ist ein Laptop, der sich aber längst nicht nur für Gamer eignet, sondern auch für alle, die eine echte Workstation zum Arbeiten unterwegs suchen. Dank des potenten Prozessors und des Nvidia-Grafikchips sind Videoschnitt, Fotobearbeitung und auch 3D-Design oder technisches Zeichnen mit diesem Gerät auch unterwegs möglich. Und dank der edlen Bauweise passt das Notebook auch optisch perfekt in den Business-Alltag. Das hervorragende 4K-Display macht für die Bildbearbeitung sogar mehr Sinn als zum Spielen. Nicht zuletzt die vielen Anschlüsse für so ziemlich jeden Zweck unterstreichen die Eignung des Aero 15-X9 als Arbeitstier.

Die Anschlüsse lassen kaum Wünsche offen. fullscreen
Die Anschlüsse lassen kaum Wünsche offen. Bild: © TURN ON 2019
Damit eignet sich der Aero 15-X9 für beinahe jeden Einsatzzweck. fullscreen
Damit eignet sich der Aero 15-X9 für beinahe jeden Einsatzzweck. Bild: © TURN ON 2019
Die Anschlüsse lassen kaum Wünsche offen.
Damit eignet sich der Aero 15-X9 für beinahe jeden Einsatzzweck.

Unterm Strich dürfte es schwer werden, einen Laptop zu finden, der sich besser als mobile Workstation eignet – jedenfalls dann, wenn richtig viel Leistung von CPU und GPU gefragt ist.

Fazit: Starkes Gaming-Notebook, aber ein schwaches Upgrade

Zu 90 Prozent gelten für den Aero 15-X9 die gleichen Dinge, die auch schon für das Vorgängermodell gegolten haben: Es handelt sich um einen Laptop, welcher der perfekten Symbiose aus Performance und Design schon sehr nahekommt. Tatsächlich hat der Hersteller gegenüber dem Vorgänger auch mindestens einen der großen Kritikpunkte gefixt, indem er diesmal auch ein paar brauchbare Lautsprecher verbaut hat.

Zusätzlich gibt es ein Plus an Grafikpower, nämlich durch die neue GeForce RTX 2070 Max-Q. Hier muss aber klar gesagt werden, dass die mobile Version der Grafikkarte trotz Max-Q-Design leider bei Weitem nicht mit dem Desktop-Vorbild mithalten kann. Aufgrund der Laptop-Bauweise muss der Chip niedriger getaktet und obendrein bei Last gedrosselt werden, um im schlanken Gehäuse des Aero 15-X9 nicht den Hitzetod zu sterben. Auch die bei Last sehr lauten Lüftergeräusche sind ein Preis, den das Notebook aufgrund seiner Form zahlen muss. Klar, dieser Laptop ist immer noch schneller als die meisten Desktop-Rechner da draußen – aber er ist auch deutlich teurer.

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Insgesamt ist der Aero 15-X9 ein hervorragender Laptop, der jedoch einen beinahe ebenso guten Vorgänger hat. Bild: © TURN ON 2019

Fraglich ist daher, ob der Aero 15-X9 wirklich die beste Lösung für Gamer ist oder ob er mit seinem Formfaktor nicht als Workstation seine Stärken noch besser ausspielt? Auch in diesem Bereich kann der Laptop tatsächlich überzeugen und spielt in der ersten Liga. Das weiß auch der Hersteller Gigabyte, der sein neuestes Flaggschiff nicht umsonst auch als Arbeitsgerät für Profis vermarktet.

Das größte Problem des Aero 15-X9 ist aber ausgerechnet der eigene Vorgänger. Denn bis auf eine etwas schwächere Grafikleistung und furchtbare Lautsprecher ist der Aero 15X dem neuen Modell beinahe überall ebenbürtig. Nur ist er eben deutlich günstiger.

Das hat mir gut gefallen Das hat mir weniger gefallen
+ Design und Verarbeitung - Kaum besser als der Vorgänger
+ Fabelhafte Tastatur - Lüfter unter Last sehr laut
+ Sehr gutes Display - KI-Feature zündet (noch) nicht
+ Starke Performance - Drosselung der Grafikleistung
+ Viele praktische Anschlüsse

 

Angebot
In meinem Test mag viel Kritik durchklingen. Unterm Strich ist der Gigabyte Aero 15-X9 jedoch ein toller Laptop, der in der Kombination aus Portabilität und Performance kaum echte Konkurrenz hat. Die Neuerungen im Vergleich zum ebenfalls hervorragenden Vorgänger zünden zwar nicht in dem Maße, wie es angesichts des Aufpreises zu erwarten wäre, aber der Aero-X9 ist zweifellos eine zukunftssichere Investition.
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