Als Google bei der Präsentation der neuen Nexus-Modelle im September 2015 auch das Pixel C vorstellte, war das Staunen in der Fachwelt groß. Google reitet mit seinem Convertible als direktem Konkurrenten zum iPad Pro und zum Surface Pro 3 in die Schlacht. In unserem Test muss sich das Pixel C nun beweisen.
Beim Auspacken fallen sofort die wertige Haptik und vor allem das Gewicht des Geräts auf: Das Pixel C bringt auch ohne Tastatur gut 500 Gramm auf die Waage, mit dem zusätzlichen Eingabegerät ist es dann ein knappes Kilo. Das ist durchaus reichlich für die Tablet-Sparte, wo die Geräte eigentlich von Modell zu Modell immer dünner und leichter werden müssen – außer vielleicht das Apple iPad Pro, mit dem sich das Pixel C ja auch durchaus messen will.
Gehäuse aus eloxiertem Aluminium

Das Gehäuse von Gerät und Tastatur besteht aus eloxiertem Aluminium, die Ecken sind gerundet, die Kanten fühlbar, aber nicht etwa scharf. Beim Pixel C ist alles ist aus einem Guss und die Verarbeitung macht einen hochwertigen Eindruck. Bei unserem Test fielen keine Spalten auf – außer eine feine Ritze zwischen Glas und Metallgehäuse an der Oberkante des Displays. Wenigstens bei diesem Testmuster scheint das Displayglas um einen halben Millimeter zu kurz zu sein. Ein kleiner Spalt nur, aber vermutlich auch ein Platz, wo sich auf die Dauer Schmutz und Staub sammeln könnten. Aber: Der Spalt muss nicht bei jedem Gerät auftauchen.

An den beiden Seiten des Pixel C sind Öffnungen für die Stereolautsprecher, rechts oben ist die Klinkenbuchse, links unten sitzt der USB-C-Anschluss und in der oberen rechten Ecke die Lautstärkewippe. Auf der Oberseite des Gehäuses ist der Hauptschalter angebracht und auf der Rückseite eine der beiden Kameralinsen. Ebenfalls auf der Rückseite befindet sich eine Leiste mit vier Leuchtdioden, die im zugeklappten Zustand die Ladung des Akkus anzeigen, wenn man doppelt auf die Rückseite des Tablets tippt. Ansonsten glimmen die LEDs in den Google-Farben.
Akku hält etwa zwei Tage im Normalbetrieb
Stichwort Akku: Die Kapazität des großzügig bemessenen Energiespeichers des Pixel C wird von Google – warum auch immer – statt in Milliampere-Stunden in Wattstunden angegeben. Die verbauten 34,2 Wh entsprechen etwa 9000 mAh. Somit verfügt der Akku des Pixel C etwa über die dreifache Kapazität eines normalen Smartphone-Energiespeichers. Im Normalbetrieb hält das Gerät etwa ein bis zwei Tage locker durch, ohne an die Steckdose zu müssen. Unter Last, etwa beim Spielen oder wenn man einen Film sieht, schafft das Google Pixel C immerhin noch sicher acht Stunden Dauerbetrieb. Das ist mehr als ausreichend für einen gut gefüllten Tag.
Besonders stolz ist Google auf das Display: Der 10,2 Zoll große Bildschirm hat eine Pixeldichte von 308 ppi und das Pixel C soll laut Hersteller damit das beste Tablet seiner Klasse sein. Die Konkurrenzprodukte von Apple und Microsoft kommen jedenfalls mit 264 und 216 ppi lange nicht an den Google-Wert heran. In Sachen Seitenverhältnis geht Google ebenfalls einen eigenen Weg: Das ist mit 2560 x 1800 Pixeln nicht im Verhältnis 4:3, sondern sogar noch etwas quadratischer als etwa beim Nexus 9. Für die Nutzung von Multimediainhalten spricht das nicht unbedingt, denn die sind häufig ja für das breite 16:9-Format optimiert. Die Darstellung auf dem Pixel C-Bildschirm wirkt sehr scharf und kontrastreich, sowohl beim Zocken von 3D-Titeln als auch bei Filmen. Hier kann das Gerät seine Stärken voll ausspielen. Positiv ist auch die Blickwinkelstabilität: Man kann von allen Seiten auf das Display schauen, ohne Helligkeitsverluste oder Falschfarben zu bemerken.
Beim Zocken kein Ruckeln oder Stocken
Beim Zocken gibt es dank des bärenstarken Nvidia Tegra X1-Prozessors kein Ruckeln und kein Stocken. Die Spiele laufen flüssig, Abstürze sind den Programmierern anzulasten und keinesfalls dem Pixel C. Der mit 1,9 Gigahertz getaktete Prozessor schaffte in unserem Geekbench-Test im Single-Core-Modus 1416 Punkte und im Multi-Core-Betrieb 4304 Punkte. Damit sticht er aktuelle Qualcomm- und Exynos-Spitzenmodelle aus, die etwa im Samsung Galaxy S6 oder dem HTC One M9 verbaut sind. Der Qualcomm-Chip beispielsweise erreicht die Werte des Nvidia-Rechenkerns noch nicht einmal, wenn er kalt ist – leider neigt er aber bekanntlich zum Überhitzen. Für die Praxis bedeuten diese gemessenen Werte in jedem Fall einen flüssigen Betrieb.

Im Alltag ist die Tastatur auf den ersten Blick ein zwar teures, aber tolles Hilfsmittel. Das ebenfalls von einem Metallgehäuse geschützte Tastenbrett kostet 169 Euro und bietet dafür ein Tipp-Gefühl, das dem einer großen Tastatur sehr nahe kommt. Das kommt daher, dass Google die wichtigen Buchstaben-Tasten in der Mitte praktisch genauso groß gestaltet hat wie auf einer normalen PC-Tastatur. Lediglich Tasten am Rand wie etwa "Eingabe" wurden deutlich schmaler gemacht. Natürlich fehlt auch die eine oder andere Taste, wie etwa "Entf", aber zum flüssigen Tippen reicht es absolut.
Tastatur sitzt bombenfest am Pixel C
Die Tastatur wird magnetisch absolut bombenfest an das Tablet angedockt und verbindet sich dann automatisch gleich mehrfach mit dem Pixel C. Erstens per Bluetooth, um die Tastendrücke zu übertragen. Dadurch wird nicht mehr automatisch die Bildschirmtastatur eingeblendet, wenn es etwas zu tippen gilt. Außerdem wird die Tastatur aufgeladen, aber nur wenn sie umgekehrt am Tablet angedockt ist – im laufenden Betrieb leider nicht. Beim ersten Mal allerdings muss man das Pairing per Bluetooth einmal einrichten und auch das Tastaturlayout auf Deutsch einstellen. Man kann den Winkel, in dem der Bildschirm an der Tastatur befestigt ist, stufenlos einstellen, ohne dass das Gerät groß ins Kippeln kommt, wenn der Winkel sehr flach ist. Außerdem dient das Tastaturgehäuse gleichzeitig entweder als Schutz oder Unterlage für das Tablet.
So gelungen sich das alles anhört, im Test zeigten sich auch ein paar Macken. Diese haben viel damit zu tun, dass das Pixel C eigentlich ein Tablet ist, durch die Tastatur aber zum Notebook wird. Mit dem leistungsfähigen Prozessor könnte man eigentlich Bilder und Filme bearbeiten, aber ohne Trackpad oder eine Maus plus passendes Betriebssystem macht das keinen Spaß. Eine Maus kann man per Bluetooth anschließen, dann bleibt als Hürde aber immer noch das nicht als Desktop-System konzipierte Android. Natürlich kann man damit auch Bilder und Videos bearbeiten, aber derzeit kaum mit professionellem Anspruch. Der Grund: man muss für bestimmte Aktionen doch immer wieder auf dem Bildschirm herumtippen und -wischen. Das ist nicht nur nervig, sondern auch ungenau und langsam.
Android ist kein Desktop-Betriebssystem
Android ist in der normalen Google-Version einfach nichts für die Desktop-Bedienung mit Maus und Tastatur. Dass das sehr wohl auch anders geht, haben die Erfinder des Remix Mini gezeigt, die mit ihrem auf Android basierenden Remix OS 2.0 einen gut funktionierenden Windows-Klon geschaffen haben. Sicher gibt es auch da noch Dinge zu verbessern, aber an Remix muss Google erst einmal herankommen. Ein Pixel C mit Remix OS wäre bestimmt eine interessante Sache.

So aber verpufft die ganze zur Verfügung stehende Rechenpower des Pixel C etwas. Dass maximal 64 GB an Flash-Speicher zur Verfügung stehen, macht die Sache für Business-Kunden, die mit dem Gerät als Notebook-Ersatz liebäugeln, ebenfalls nicht besser. Ein ernsthaftes Manko für diese Zielgruppe könnte aber der fehlende SIM-Karten-Steckplatz sein. Da spielen nämlich Kosten für weitere SIM-Karten und Datenvolumen keine Rolle, die Bequemlichkeit und Schnelligkeit aber schon. Und es wissen längst nicht alle alle Smartphone-Nutzer, dass man mit seinem Gerät leicht einen WLAN-Hotspot erstellen kann.
Somit kann das Pixel C das Versprechen eines Notebooks nach Surface-Manier nicht einlösen. Die Google-Attacke auf Microsoft geht mangels geeignetem Betriebssystem ins Leere. Der schwierige Spagat zwischen Tablet und Notebook misslingt. Am Ende ist das Pixel C ein wirklich gutes – und teures –Premium-Tablet mit einer ebenso teuren Tastatur und eben kein Notebook. Es gibt zwei Varianten des Pixel C zu kaufen: Die kleine Version mit 32 GB kostet 499 Euro und das große Modell ist für 599 Euro zu haben. Für die Tastatur muss man noch einmal 169 Euro bezahlen. Das Spitzenmodell kostet somit 768 Euro – da ist ein Apple MacBook Air mit um die 950 Euro nicht mehr weit entfernt, aber in Sachen Bedienung klar überlegen.