Grafik-Experte glaubt: "Halo Infinite" hat ein Licht-Problem

Viele "Halo"-Fans sind enttäuscht vom ersten Gameplay aus "Halo Infinite". Die Grafik sei nicht zeitgemäß und schon gar nicht Next-Gen, so ein häufiger Vorwurf. Ein Experte hat nach den Gründen gesucht und glaubt: Im richtigen Licht könnte das Spiel besser aussehen.

"Was ist eigentlich mit der Grafik von 'Halo Infinite' los?" fragt Alex Battaglia vom renommierten Technik-Magazin Digital Foundry in einem Artikel mit zugehörigem Video. Viele Fans finden die Optik des Ego-Shooters detailarm und "flach". Aber woher kommt dieser Eindruck? Battaglias These: Zum Teil liegt's an der schlechten Qualität des YouTube-Streams, vor allem aber ist die Lichtberechnung des Spiels schuld.

Zu viel Schatten mindert den Grafik-Glanz

"Halo Infinite" nutzt dynamische Beleuchtung. Objekte in der Spielwelt werden also von digitalen Lichtquellen getroffen und auf dieser Basis berechnet das Spiel dann, wie detailliert sie für den Spieler aussehen. Das Spiel hat aber einen Tag-Nacht-Zyklus, die Gameplay-Demo spielt fast ausschließlich im Schatten. Die Folge: Zu wenig Lichteinfall und daher "flach" wirkende Texturen.

Battaglia stellt dem Shooter das PS4-Adventure "The Last of Us Part 2" gegenüber, das wesentlich stimmungsvoller wirkt. Es nutzt aber völlig andere Lichttechnik: Lichteinfall und Schatten werden nicht in Echtzeit berechnet, sondern vorgerendert und in die Texturen "eingebacken". Das sieht besser aus, ist aber in der Entwicklung aufwendiger. Ändern sich die Lichtverhältnisse im Produktionsprozess, müssen alle Objekte einer Szene neu erstellt werden. Außerdem ist die Methode weniger flexibel und eignet sich schlecht für flexible Lichtverhältnisse, wie sie etwa in vielen Open-World-Spielen entstehen.

Bringt Raytracing die Erleuchtung?

Am Beispiel von "Metro Exodus" zeigt der Experte, wie sich "Halo Infinite" doch noch zur Grafikbombe mausern könnte. Der postapokalyptische Shooter hat ebenfalls dynamische Beleuchtung und in schattigen Szenen dieselben Probleme. Das Einschalten von Raytracing verbessert die Optik allerdings enorm: Die moderne Grafiktechnik zeichnet die Wege unzähliger digitaler Lichtstrahlen einzeln nach, was enorm rechenaufwendig ist, aber viel realistischere Lichtsimulationen ermöglicht. Da die Xbox Series X Raytracing unterstützen wird, besteht für "Halo Infinite" in dieser Hinsicht also Hoffnung. Ob das Spiel dann noch in nativer 4K-Auflösung bei 60 Bildern pro Sekunde läuft, ist hingegen fraglich. Für Battaglia wäre eine niedrigere oder hochgerechnete Auflösung aber verschmerzbar, wenn dafür die Optik stimmt.

Die Lichtberechnung ist vielleicht das größte, aber nicht das einzige Optik-Problem von "Halo Infinite". Landschafts-Details ploppen unschön auf, auf Hand und Waffe des Master Chiefs fehlen Schatten, die visuellen Effekte wirken selbst für "Halo"-Verhältnisse arg comichaft – Baustellen, die teils technischer Natur sind, sich teils aber auch auf die eingeschlagene stilistische Richtung zurückführen lassen. Einige Probleme dürfte 434 Industries bis zum Release beheben, bei der Demo soll es sich zudem um einen mehrere Monate alten Build handeln.

Bis zum Release Ende 2020 ist hier also noch einiges möglich.

Release
"Halo Infinite" soll als Launch-Titel für die Xbox Series X zum Weihnachtsgeschäft erscheinen. Es wird dann auf Xbox Series X, Xbox One und PC spielbar sein.
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