Das neue 2D-Fighting-Game "Granblue Fantasy: Versus" sieht famos aus – und vereinfacht viele Mechaniken des Genres. Selten war die Einstiegshürde so niedrig.
Einst dominierten Prügelspiele das Gaming, heute ist Fighting eher ein Nischen-Genre. Ein Hauptgrund: Die Mechaniken sind immer komplexer geworden, der unbedarfte Einstieg fällt schwer. Deshalb möchte ich Dir "Granblue Fantasy: Versus" ans Herz legen, das neue Spiel der japanischen Genre-Profis von Arc System Works ("Guilty Gear", "Blazblue").
"Granblue Fantasy: Versus": Innovativ intuitiv
Wie immer bei diesem Entwicklerteam ist die Grafik ausladend, mit wunderschön gezeichneten Hintergründen und detaillierten Anime-Charakteren. Aber natürlich sehr "Fantasy-Anime": Die jugendlichen Ritter sehen aus wie Boyband-Mitglieder, die Mädels geizen selten mit Reizen.

Ob Anime-Fan oder nicht, viel wichtiger ist das Gameplay. Und das ist höchst einsteigerfreundlich. Die Entwickler sind den Weg, den sie mit dem großartigen "Dragon Ball FighterZ" beschritten haben, weitergegangen und haben klassische Fighting-Game-Mechaniken auf die Essentials heruntergebrochen. "Granblue Fantasy: Versus" nutzt ein elegant einfaches Kontrollschema. Es gibt drei waffenbasierte Angriffe, leicht, mittel, schwer, dazu einen Sonderangriff. Griff, Block und Ausweichen sowie ein Überkopfschlag liegen auf dedizierten Schultertasten.
Special-Moves? Kein Problem!
Genau wie die Basics ähneln sich auch die grundsätzlichen Special-Moves und Combos bei allen Figuren. Schnelles Drücken der drei Basic-Angriffe mündet bereits in ansehnliche Schlagfolgen.
Als Specials gibt es immer eine Distanzattacke, einen Konter und zwei weitere für den Charakter spezifische Angriffe, zum Beispiel ein schnelles Vorpreschen. Die Moves werden klassisch wie in "Street Fighter" über Viertelkreis-Eingaben auf dem Steuerkreuz ausgelöst. Spieler, die diese Techniken von Ryu und Ken aus "Street Fighter" nicht kennen, haben eine Alternative: Sie können für die gleichen Bewegungen eine Schultertaste plus eine Richtung auf dem Steuerkreuz nutzen. R1 auf dem PlayStation-Pad etwa löst in der Regel eine Distanzattacke aus.
Hier haben sich die Entwickler bei Arc Systems Works allem Anschein nach von "Super Smash Bros." inspirieren lassen, bei dem viele Specials auch durch Drücken zweier Knöpfe ausgelöst werden.

Das Besondere: Spammen lassen sich die Bewegungen nicht, jedes der vier Grund-Specials hat eine Abklingzeit. Das gilt auch für die manuelle Eingabe, ohne Hilfe durch die Special-Move-Taste – die Abklingzeit ist dann aber kürzer. Angezeigt werden die Specials permanent im Spiel, unterhalb der Lebensenergie.
Durch die eleganten Kontrollen haben in "Granblue Fantasy: Versus" auch Genre-Neulinge schnell Erfolgserlebnisse, die zum Weiterspielen motivieren. Jeder Spieler beherrscht im Grunde direkt mehrere eindeutige Specials und Combos – die sich auch verbinden lassen. Selbst die krassen Super-Specials, im Spiel auch "Himmelssturm" genannt, sind nach kürzer Eingewöhnung kein Problem.
Im Solomodus gegen CPU-Gegner kann der Spieler zudem nach jeder Runde den Schwierigkeitsgrad des nächsten Kampfs bestimmen. Praktisch.

- Genre: 2D-Fighting-Game, RPG-Brawler (Extramodus)
- Plattform: PS4, PC (Steam)
- Entwickler: Arc System Works, Japan
- Publisher (D): Marvelous
- Testmuster: Marvelous
- Erscheinungstermin: Erhältlich
Ein großer Spaß: Unterschiedliche Charaktere testen
Die simple Steuerung hat einen weiteren Vorteil: Es ist viel einfacher und einladender, verschiedene Charaktere auszuprobieren. Die Grundfähigkeiten sind bei allen ähnlich, dennoch bringt jede Figur ein anderes Spielgefühl mit. Das hängt vor allem mit den Waffen zusammen, die die Figuren schwingen. Die Protagonisten Gran und Syta etwa sind die klassischen Allrounder, sie beharken die Gegner mit einem Kurzschwert. Eisritter Lancelot setzt auf Geschwindigkeit und seine Doppelklinge, die toughe Zeta hält Gegner mit ihrem Speer auf Distanz. Edelritter Parzival, der "Flammenkaiser", wirbelt sein feuriges Langschwert über den Screen.
Die Gewöhnung an diese unterschiedlichen Kampfstile fällt dank des Standard-Movesets leicht. So sehr ich "Street Fighter" mag, spiele ich doch fast immer Ken, weil ich seine Moves am besten kenne. Die Steuerung von Charakteren wie Blanka, E. Honda und M. Bison, bei denen Special Moves "aufgeladen" werden, ist mir nie in Fleisch und Blut übergegangen.

"Granblue Fantasy: Versus" ist keine neue IP, sondern ein Spin-off des nur in Japan erschienenen und dort sehr erfolgreichen Mobile-RPGs "Granblue Fantasy". Das Spiel von Cygames in der Tradition der frühen "Final Fantasy"-Titel bietet mehrere hundert Charaktere im schönsten Anime-Look – den Machern des Fighting-Spin-offs werden also so bald nicht die DLC-Figuren ausgehen.
Einfach zu erlernen, schwer zu meistern
"Granblue Fantasy: Versus" wird zu einem weiteren exzellenten Prügelspiel von Arc System Works, weil das Gameplay trotz des einfachen Einstiegs enormen Tiefgang bietet. Die Grund-Moves sind schnell erlernt, das richtige Timing für ihre Ausführung aber keineswegs. Profis wissen genau, wann welcher Move in welcher Form Sinn ergibt.
Wenn Du im Solomodus viel gegen die KI trainiert hast, wage Dich gern einmal ins Online-Gefecht. Aber Vorsicht: Dort tummeln sich echte Könner! Nicht umsonst ist "Granblue Fantasy: Versus" einer von acht Titeln, die dieses Jahr auf dem renommierten Fighting-Game-Turnier Evolution Championship Series ("Evo") in Las Vegas gespielt werden. Zusammen mit einem weiteren Spiel, das einfach zu erlernen, aber schwer zu meistern ist: "Super Smash Bros. Ultimate".
Dank Games wie "Granblue Fantasy-Versus" entdecken vielleicht bald wieder mehr Spieler die wunderbare Welt der 2D-Fighter und entern Turniere wie Evo.
Believe in Victory. Engage!
- Die PS4-Version von "Granblue Fantasy: Versus" gibt es bei SATURN.
- Ebenfalls erhältlich ist die Anime-Adapation des Original-Mobile-Games (zwei Volumes, Blu-ray und DVD).
- Weitere Hintergründe zum Gameplay von "Granblue Fantasy: Versus" findest Du in diesem (englischen) Artikel auf Medium, durch den ich auf das Game aufmerksam geworden bin.