Hi-Res-Audio: Was ist das eigentlich & was bringt es?

Andreas Müller5. JULI 2023
Eine Frau mit Kopfhörern hört Musik.

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Hi-Res-Player haben MP3-Player abgelöst. Sie spielen unkomprimierte, verlustlose Musik oberhalb von CD-Qualität ab, wie sie Audio-Fans bevorzugen. Hier erfährst du, was Hi-Res-Audio eigentlich ist, was du dafür brauchst und warum sich die Hörer und Experten nicht darüber einig werden, ob es etwas bringt.

Was ist Hi-Res-Audio?

Die quasi-offizielle Definition von „Hi-Res-Audio“ stammt von der Digital Entertainment Group, der Consumer Technology Association und der Recording Academy: „Verlustloser Klang kann die volle Klangbandbreite von Aufnahmen abbilden, die aus Musikquellen stammen, die CD-Qualität überlegen sind.“ Hi-Res-Audio ist im Verhältnis zum Studio-Klang also verlustlos. Die Abtastrate liegt bei Hi-Res-Aufnahmen über 48 Kilohertz und die Samplingtiefe ist größer als 16 Bit und somit übertreffen sie CD-Niveau.

Kopfhörer und ein Mikrofon liegen auf einem Mischpult, im Hintergrund sind Audiospuren zu sehen.

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In der Regel gelten 96 kHz/24 Bit als Hi-Res-Sound, wobei es Abweichungen wie das DSD-Format (siehe unten) gibt. Eine Abtastrate von 96 kHz bedeutet, dass der Klang in Form der analogen Schallwellenform bei der Aufnahme von einem Analog-zu-Digital-Konverter 96.000-mal in der Sekunde gelesen wird. Diese Daten werden dann in Form von 24 Computer-Bits gespeichert.

Eine Samplingtiefe von 24 Bit im Vergleich zu 16 Bit bedeutet einen größeren Dynamikumfang und somit einen größeren Bereich zwischen dem leisesten und dem lautesten Ton. Eine Audio-CD hat bei 16 Bit einen Dynamikumfang von 96 dB. Die Musik mit dem größten Dynamikumfang umfasst allerdings Aufzeichnungen von Symphonieorchestern, die maximal einen Dynamikumfang von 60 dB erreichen.

Darum halten die Kritiker nichts von Hi-Res-Audio

Genau hier liegt für die Hi-Res-Kritiker die Krux begraben: Selbst die anspruchsvollste Musik mit dem größten hörbaren Dynamikumfang findet demnach auf einer Audio-CD locker Platz. 96 dB stehen darauf zur Verfügung – und maximal 60 dB werden in der Praxis benötigt. Für den Musikproduzenten und Audio-Ingenieur Gregorio, der einen unter Audiophilen viel beachteten Beitrag mit dem Titel „24bit vs 16bit, the myth exploded!“ verfasste, ergibt Hi-Res-Audio für Konsumenten darum keinen Sinn.

Die Konsumenten können den Unterschied zwischen CD-Qualität und Hi-Res Gregorios Ausführungen zufolge unmöglich hören und wenn sie doch meinen, sie könnten ihn hören, dann liege dies an ihrer Erwartungshaltung, an einer Manipulation der Sound-Datei oder daran, dass ihnen etwas eingeredet wurde.

Könnte der Hörer den vollständigen Dynamikumfang von 24 Bit tatsächlich mit seiner Ausrüstung (Hi-Res-Player und Lautsprecher) wiedergeben, so Gregorio, „dann besteht die gute Möglichkeit, abhängig von Alter und allgemeiner Gesundheit, dass der Zuhörer sofort sterben würde.“ Der Schalldruck der 144 dB von 24 Bit (plus 50 dB Grundrauschen) wäre nämlich so gewaltig, dass ihn die Sound-Gourmets kaum überleben könnten.

Eine Frau sitzt vor einer großen Musikbox und wird beschallt, die Haare fliegen nach hinten.

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Zum Glück gibt es keine Lautsprecher und auch keinen Hi-Res-DAC, die wirklich den gesamten Dynamikumfang von 24 Bit abbilden können. Nur: Falls sie das nicht können und wir nicht davon profitieren würden, wenn sie es könnten, wozu ist Hi-Res-Musik dann überhaupt gut? Laut Gregorio und anderen Hi-Res-Kritikern erfüllt es weiterhin dort einen Zweck, wo es ursprünglich schon zum Einsatz kam: bei der Aufnahme im Studio und beim Abmischen der Musik. Hier dienen Hi-Res-Audiodateien dazu, um Artefakte bei der Produktion zu vermeiden und um einen gewissen Bearbeitungsspielraum zu haben.

Darum schwören viele Audiophile auf Hi-Res-Audio

Vielleicht irren sich Gregorio und die anderen Hi-Res-Kritiker jedoch. Dafür spricht die größte Meta-Studie zum Thema Hi-Res-Wahrnehmung, „A Meta-Analysis of High Resolution Audio Perceptual Evaluation“, die im Journal of the Audio Engineering Society veröffentlicht wurde (Ausgabe 64, 6). Die Studie wertete 18 publizierte Experimente aus, die der Frage nachgingen, ob der Unterschied zwischen CD-Qualität und Hi-Res-Qualität von menschlichen Hörern wahrgenommen werden kann.

Mehr als 400 Teilnehmer und über 12.500 Versuche sind Bestandteil der Auswertung. Das Ergebnis: „Die Resultate zeigen eine kleine, aber statistisch signifikante Fähigkeit der Testsubjekte, einen Unterschied zwischen hochauflösendem und Standard-Klang wahrzunehmen“. Der Effekt ist „vielleicht klein und schwer festzustellen“ und die Ursachen sind „noch unbekannt“. Außerdem kann der Effekt durch Training „erheblich verstärkt“ werden. Wenn den Hörern also gesagt wird, worauf sie achten müssen, fällt ihnen der Unterschied stärker auf.

Eine CD liegt in einem offenen Laufwerk.

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Selbst diese Meta-Studie lässt aber viele Fragen offen, so kamen zum Beispiel nie Kopfhörer zum Einsatz und es wurde nicht zwischen verschiedenen Hi-Res-Formaten unterschieden. Auch ist die Ursache für den wahrnehmbaren Unterschied noch nicht geklärt, während die Hi-Res-Kritiker kausale technische Gründe anführen können, warum Hi-Res keinen Unterschied mache. So geht die Debatte weiter – und beide Seiten haben gute Argumente auf Lager.

Das sind die verlustlosen Hi-Res-Formate

FLAC: Das wohl beliebteste Losless-Format stammt von 2001 und es handelt sich um ein offenes Format, das jeder verwenden darf. Obwohl keine Informationen bei der Komprimierung verloren gehen, reduziert FLAC die Größe von Musikdateien erheblich – viel mehr als die älteren Formate WAV und AIFF.

ALAC: Apples eigenes Losless-Format nennt sich „ALAC“ und ist ebenfalls open-source. Apple-User brauchen ALAC, weil iTunes keine FLAC-Dateien wiedergibt.

AIFF: AIFF ist schon fast 30 Jahre alt. Das Format bietet zwar verlustfreie Audio-Qualität, verbraucht dabei aber viel mehr Platz als FLAC und ALAC.

WAV: In den frühen 1990ern erschufen Microsoft und IBM das WAV-Format. Wie AIFF bietet es verlustloses Audio, verschlingt aber ebenso deutlich mehr Speicherplatz als FLAC und ALAC.

DSD: Philips und Sony erschufen für Super Audio CDs (SACDs) das DSD-Format. Die Abtastrate erreicht hier enorme 2,8 MHz bis hin zu 5,6 MHz und das sind 64- oder 128-mal so viel wie bei einer CD. Die Samplingtiefe bleibt aber bei 1 Bit im Gegensatz zu 24 Bit, wie man sie von Hi-Res erwarten würde. Jedes Mal, wenn DSD Audiodaten erfasst, erfasst es also weniger Daten, aber das Format erfasst die Daten dafür viel häufiger. Eine 5,6-MHz-DSD-Datei mit einer Länge von einer Stunde benötigt einen Speicherplatz von 5 GB.

Hi-Res-Streaming: Bluetooth-Formate wie aptX HD und LDAC bieten nicht wirklich verlustfreies Audio und auch MQA ist kein verlustloses Format. Vielmehr gehen jeweils bei der Komprimierung Informationen verloren – ob man das wirklich hören kann, ist umstritten. Es gibt aktuell somit noch keine Möglichkeit, verlustloses Hi-Res-Audio zu streamen.

Hi-Res-Audio-Logo

CEA, Japan Audio Society

Diese Geräte brauchst du für Hi-Res-Klang

Um Hi-Res-Klang wiedergeben zu können, benötigst du ein kompatibles Gerät. Diese haben in der Regel ein „Hi-Res“-Logo. Neben Hi-Res-Playern kannst du auf Smartphones zurückgreifen, die mit Hi-Res-Audio kompatibel sind.

Das Galaxy S23 Ultra, das Galaxy Note 20, oder das Sony Xperia 5 III bieten Hi-Res-Support und unterstützen sogar DSD-Dateien. Apples iPhones kommen derweil immerhin mit ALAC-Musik zurecht. Unter den Tablets unterstützen das Huawei MediaPad M5 mit seinem Hi-Fi-DAC AK4376 sowie das Samsung Galaxy Tab S8 mit Hi-Res-Audio.

Ein Sony Xperia XZ2 Compact liegt auf einem Holztisch.

TURN ON

Moderne Desktop-PCs und Laptops können Hi-Res-Audio mit entsprechender Software in der Regel wiedergeben und auch viele Stereoanlagen sind dazu in der Lage – achte hier aber auf die Qualität des verbauten DACs und des Verstärkers. Generell solltest du nicht nur ein Auge auf die Hi-Res-Kompatibilität auf dem Papier haben, sondern auch darauf, wie hochwertig der Klang abgespielt werden kann.

Schließlich benötigst du noch gute Lautsprecher oder gute Kopfhörer. Unter den Kopfhörern müssen es solche mit Kabelanschluss über Klinke, USB-C oder Lightning-Anschluss sein und keine Bluetooth-Kopfhörer, denn diese unterstützen kein verlustfreies Hi-Res-Audio.

Hier findest du Hi-Res-Musik

Es gibt verschiedene Online-Anbieter von Hi-Res-Musik zum Download, darunter HD Tracks, ProStudio Masters, Acoustic Sounds, iTrax, Native DSD und das deutschsprachige Qobuz. Außerdem findest du Hi-Res-Musik auf DVD-Audio, Blu-ray und SACD im Handel.

Zusammenfassung: Was Hi-Res-Audio ist und was es bringt

  1. Hi-Res-Audio bietet eine verlustlose Klangqualität oberhalb von CD-Qualität.
  2. Die Abtastrate liegt bei Hi-Res-Aufnahmen über 48 Kilohertz und die Samplingtiefe ist größer als 16 Bit.
  3. Hi-Res-Kritiker denken, dass CD-Qualität bereits der höchsten vom Menschen wahrnehmbaren Klangqualität entspricht.
  4. Eine große Meta-Studie kommt zum Ergebnis, dass Hi-Res-Audio einen kleinen, aber wahrnehmbaren Vorteil bietet.
  5. Hi-Res-Audio bleibt unter Experten weiterhin umstritten.
  6. Die verlustlosen Hi-Res-Formate sind FLAC, ALAC, AIFF, WAV und DSD.
  7. Musik-Streaming ist bislang nicht ganz verlustlos möglich.
  8. Du benötigst ein „Hi-Res“-kompatibles Wiedergabegerät.
  9. Hi-Res-Musik wird auf bestimmten Websites zum Download angeboten.
  10. Außerdem gibt es Hi-Res-Musik auf DVD-Audio, Blu-ray und SACD.

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