Helm auf und zurück in die Halfpipe! "Tony Hawk's Pro Skater 1+2" motzt zwei Funsport-Klassiker ordentlich auf und bringt sie auf moderne Systeme. Das Remake der Kultspiele sieht gut aus und fühlt sich authentisch an, aber viel wichtiger ist: Es kitzelt immer noch auf die gleiche Weise den Ehrgeiz.
Eine der Segnungen der Kindheit ist, dass Zeitwahrnehmung vollkommen anders funktioniert als im Erwachsenenalter. Gut möglich, dass ich "Tony Hawk's Pro Skater 2" vor rund zwei Jahrzehnten nur drei Tage lang wie besessen gespielt habe. Gefühlt waren es aber drei Monate, die ich mit dem Knacken von Highscores, dem Freischalten versteckter Bereiche und dem Ergattern geheimer Tapes zugebracht habe. Jetzt ist die Neuauflage in Form von "Tony Hawk's Pro Skater 1+2" da und ich stelle erstaunt fest: Die Stunden fliegen immer noch genauso vorbei!

Sieht aus und fühlt sich an wie in der Erinnerung
Bei Remakes haben sich mittlerweile unterschiedliche Schulen herausgebildet. Spiele wie Capcoms "Resident Evil 2"-Neuauflage machen aus alten Klassikern quasi völlig neue Games, polieren die Grafik auf, werfen überholte Konventionen über Bord, fügen neue Inhalte hinzu. Andere Remakes wollen das Spielgefühl des Originals möglichst exakt erhalten. Der erwünschte Effekt: Das Spiel genügt modernen Maßstäben, sieht aber so aus und fühlt sich so an, wie man es damals schon wahrgenommen hat – selbst wenn das Geschehen auf dem Bildschirm im Rückblick nur halbwegs konturierter, pixeliger Brei war.
Publisher Activision verfolgt diese Strategie schon seit einiger Zeit erfolgreich mit "Crash Bandicoot" und "Spyro" und geht bei "THPS" denselben Weg. Kaum zu glauben, wie rudimentär das Original im Vergleich tatsächlich aussah! In meinem Kopf hatte es irgendwie immer schon den üppigen Detailgrad des Remakes – ein Hoch auf die kindliche Vorstellungskraft!
Wenn die ersten Takte Pop-Punk aus dem Kopfhörer brettern, mein Skater dazu geräuschvoll über Metall-Rails schlittert und die Anweisung "Sammle S-K-A-T-E" über den Bildschirm flimmert, dann wechsle ich nicht nur intuitiv vom Analog-Stick auf das Steuerkreuz des PlayStation-Controllers, weil sich das einfach richtiger anfühlt. Ich habe plötzlich auch wieder die Geduld und den Ehrgeiz eines unterbeschäftigten 12-Jährigen.
Die Champion's League der Checklisten-Magie
In einer Gaming-Welt, in der jedes zweite Spiel mit Challenges und Herausforderungen nur so um sich wirft, wirkt die Checkliste, die mir "Tony Hawk's Pro Skater" für jedes Level präsentiert, auf den ersten Blick unauffällig und zahm. Highscores überbieten, ein paar Objekte einsammeln, ein paar spezifische Tricks vollführen, ein abgelegenes Gebiet erreichen. Nicht gerade aufregend – dachte ich, und ich habe in den vergangenen Jahren schließlich viele, viele Herausforderungslisten abgehakt (ich gebe insbesondere "Destiny 2" die Schuld). Von wegen! Das "THPS"-Remake motiviert auf fast schon soghafte Weise.
Die bewährte Struktur greift immer noch: "Hier ist Dein Level, Du hast zwei Minuten Zeit, mach was draus!" Wer alles abhaken will, wird das beim ersten Durchlauf kaum schaffen. Stattdessen ist Fokus angesagt: Konzentrieren, dann klappt's vielleicht dieses Mal mit dem Highscore. Oder auch mal einen Durchlauf ans ziellose Rumfahren verschwenden, um das noch fehlende Sammelobjekt zu entdecken – oder den Schalter zum Freischalten eines geheimen Bereichs.

Immer noch ein Stundenkiller par excellence!
Battle-Royale-Spiele – allen voran "Fortnite" – haben in den letzten Jahren eindrucksvoll vorgeführt, warum die Formel "kurze Runden, geringe Hürden, schneller Wiedereinstieg" ein Erfolgsrezept ist. "THPS" kannte den Trick da schon ewig und natürlich funktioniert er wie am ersten Tag. Skaten, scheitern, nochmal probieren – wieder und wieder und wieder, bis es klappt. Und schon sind wieder zwei Stunden rum.
Ich möchte nicht dramatisieren, aber ein bisschen Sorgen um die Vielfalt meiner Freizeitgestaltung in den kommenden Wochen mache ich mir schon.