In Episode 7 steuert "His Dark Materials" auf einen Höhepunkt aus dem ersten Roman von Philip Pullman zu – Stichwort: Svalbard. Warum der englische Episodentitel "The Fight to the Death" viel passender ist als die deutsche Variante "Auf Messers Schneide" und warum ich mich an der aktuellen Folge von "His Dark Materials" nicht satt sehen kann? Unser Recap verrät es!
- Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
- Kampf um Leben und Tod
- Papa ist "not amused"
- Will – allein zu Haus
- Fazit
Ja, klar: Folge 7 von "His Dark Materials" heißt "Auf Messers Schneide", weil Lyra ein großes Risiko eingeht, um sich und Iorek vor dem Tod zu bewahren. Wer die Buchvorlage kennt, weiß allerdings: Der Titel der aktuellen Episode ist völlig irreführend – mit dem Messer aus Pullmans zweitem Roman hat sie nämlich nichts zu tun. Der englische Originaltitel hält dagegen, was er verspricht: Den "Kampf auf Leben und Tod" bekommen wir tatsächlich zu sehen – und was für einen! Vorher beweist Lyra nach der Bolvangar-Episode erneut, dass Lügen eine Tugend sein kann.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Die gute Nachricht: Lyra hat den Sturz aus dem Ballon überlebt. Die schlechte: Die Panzerbären von Svalbard finden sie und nehmen sie gefangen. Doch Lyra ist die Tochter von Mrs. Coulter und Lord Asriel, zwei Menschen, die ihr Umfeld zu ihren Gunsten zu manipulieren wissen. Lyra hat diese Fähigkeit geerbt – ein Umstand, an den die Serienmacher immer wieder erinnern. Sei es durch Lyras Mitinsassen im Kerker (nebenbei: ein Hoch auf die Set-Designer von "His Dark Materials"!) oder in der Szene, in der Marisa Coulter Father MacPhail bezirzt, sie trotz ihres Scheiterns in Bolvangar mit in den Norden zu nehmen.
Lyra nutzt ihre manipulatorischen Fähigkeiten, um einem Bären einen Bären aufzubinden: Ohne mit der Wimper zu zucken, erklärt sie dem König der Panzerbären, Iofur Raknison, sie sei Ioreks Dæmon, künstlich geschaffen in Bolvangar. Natürlich wäre sie viel lieber sein Dæmon, der Dæmon eines wahren Königs – Vorsicht, nicht auf dem Schleim ausrutschen!
Zunächst ist der Bär, der davon träumt, ein Mensch zu sein, skeptisch – der Moment, in dem Iofur mit seinen riesigen Reißzähnen in Lyras Nacken atmet, bescherte mir prompt eine Gänsehaut. Doch Lyra kann die Zweifel des Bärenkönigs mithilfe des Alethiometers schnell zerstreuen. Mit Schmeicheleien überredet das Mädchen Iofur, zum Zweikampf gegen Iorek anzutreten – Mama Coulter wäre stolz! Na ja, wenn sie nicht so wütend wäre ...
Kampf um Leben und Tod
Wenig später heißt es dann: Eins gegen Eins! Leider weicht die Serie ausgerechnet in diesem spektakulären Moment auf unsinnige Weise von der Buchvorlage ab. Mal ehrlich: Zwei Panzerbären, die ohne ihre Panzerung kämpfen? Welcher Klippenalb hat die Showrunner da geritten?!
Zumal die Rüstungen im Buch dem Zweck dienen, die unterschiedlichen Interpretationen des Bären-Daseins durch Iofur und Iorek zu verdeutlichen: Der "menschliche" Bär in der glänzenden Panzerung setzt auf Pomp und lässt sich von äußerem Schein blenden. Ioreks zerbeulte Rüstung hingegen steht für seine Kampferfahrung und die Tatsache, dass er immer an vorderster Front in die Schlacht zieht. Aber sei's drum.
An der Kampfszene selbst gibt es nichts auszusetzen. Die Sequenz ist die bislang beste Actionszene in "His Dark Materials" – auch wenn wir den finalen Todesstoß (vermutlich zwecks Jugendfreigabe) nicht zu sehen bekommen. The winner is ... Iorek Byrnison! Und Lyra? Die bekommt zur Belohnung einen neuen Beinamen verpasst: Lyra Listenreich.

Papa ist "not amused"
Zusammen mit Iorek und dem brav wartenden Roger macht sich Lyra anschließend auf, ihren Onkel/Vater Lord Asriel zu befreien. Der ist allerdings wenig begeistert, als sein mutiges Töchterchen plötzlich vor ihm steht.
Womit wir bei der schauspielerischen Glanzleistung von Asriel-Darsteller James McAvoy wären, mein absolutes Highlight der Folge. Sein verzweifelter Gefühlsausbruch, als er Lyra sieht, und die raubkatzenartige Ruhe, als er Roger erblickt, gehen gleichermaßen unter die Haut. Und zusammen mit Lyra und Roger beginnt der Zuschauer zu ahnen: Die Gefahr ist nicht gebannt.
Will – allein zu Haus
Unterdessen belästigt Boreal in unserer Welt einmal mehr Wills Mutter, setzt sie unter Druck und droht ihr sogar mit einer Haftstrafe, wenn sie ihm nicht die Briefe von Wills Vater aushändigt. Als Boreals Männer das Haus durchwühlen, erkennt endlich auch Will, dass die Gefahr real ist, und bringt seine Mutter bei seinem Boxtrainer unter. Als er zurückkehrt, um die Briefe zu holen, trifft er jedoch auf die zurückgekehrten Diebe, die offenbar das Haus während ihrer Dauer-Observation nicht genau im Blick hatten. Wie sonst hätten sie Wills Rückkehr nicht bemerken können?!
Es kommt, wie es kommen muss: Die Situation eskaliert, einer der Einbrecher stirbt. Da soll mal einer sagen, Katzen seien keine Killer auf Samtpfoten! Und Will? Der nimmt die Beine in die Hand. Leser der Buchvorlage wissen, wohin ihn sein Weg führt ...
Fazit: Bärenstarke Folge ebnet den Weg fürs Finale
Episode 7 von "His Dark Materials" bietet genau das, was ich als Fan der Romane erhofft habe: Daphne Keens Lyra Listenreich in Bestform, krachende Action vor fantastischen Kulissen – und vor allem: jede Menge Dæmonen und Panzerbären! Die tauchten in den vergangenen Folgen viel zu sporadisch auf. Nun kann das Staffelfinale kommen!