Fast die gleiche Technik, aber 100 Euro günstiger: Das Honor 5C tritt mit seinem Kampfpreis von 199 Euro auch gegen das verwandte Huawei P9 Lite an. Ob Tochterfirma Honor bei seinem Mittelklasse-Modell für Deutschland auf mehr als nur den Fingerabdrucksensor verzichtet und ob dieser wirklich fehlt, klärt unser Test.
Honor 5C: In China gibt's mehr fürs Geld
Bereits im April stellte Huawei-Tochter Honor das neue 5C vor – ein Mittelklasse-Smartphone, das seinem großen Bruder Honor 5X sehr ähnlich sieht, aber kleiner ausfällt. Das gilt jedoch nicht für die technische Ausstattung – zumindest in China. Mit einem hauseigenen Prozessor soll das neue Android-Modell noch etwas schneller laufen und die Selfie-Cam löst mit 8 Megapixeln noch etwas höher auf. Ein wichtiges Ausstattungsmerkmal schaffte den weiten Weg aus China aber nicht zu uns: Zum Verkaufsstart der deutschen Modellvariante am 20. Juni stellten Interessierte überrascht fest, dass der Fingerabdrucksensor hierzulande fehlt. Das unterscheidet das Honor 5C schließlich auch vom Huawei P9 Lite, dem es technisch ansonsten stark ähnelt. Wir geben dem Honor-Modell trotzdem eine Chance. Denn der Hersteller liefert ein schlagendes Kaufargument mit: den Preis. Die UVP liegt zum Verkaufsstart bei gerade einmal 199 Euro.
Design: Der Alu-Look steht ihm gut
Optisch ist das Honor 5C dem größeren Honor 5X ähnlicher als dem technisch verwandten Huawei P9 Lite. Das liegt vor allem daran, dass Honor bei seiner Mittelklasse auf ein Aluminiumgehäuse setzt, während Huawei dem P9 Lite einen Metallrahmen, aber eine Rückseite aus Kunststoff verpasst. Beim 5C hingegen besteht wiederum der Rahmen aus Kunststoff, damit der Empfang der Antennen nicht gestört wird. Einen großen Unterschied zum Honor 5X gibt es aber auch: Wer beide Smartphones umdreht, stolpert sofort über die Tatsache, dass der Fingerabdrucksensor beim Honor 5C fehlt. Die Seiten fallen zudem rundlicher aus, wodurch sich das 5,2-Zoll-Modell angenehm in die Hand schmiegt.
Im Vergleich zum teureren Huawei P9 Lite ist das Honor 5C spürbar dicker, was auch die runden Seiten nicht vollends kaschieren können. Auch weist der Power-Knopf beim Honor-Modell etwas mehr Spiel auf, der Übergang vom Smartphone-Rand zum Display scheint Huawei ebenfalls besser gelungen. Ob der gebürstete Alu-Look des 5C oder der matte Kunststoff in Kombination mit den schick schimmernden Metallrändern des P9 Lite besser gefallen, ist aber letztendlich Geschmackssache.
Display: Viele Pixel für wenig Geld
Keine Unterschiede gibt es beim Display. Sowohl das Honor 5C als auch das Huawei P9 Lite besitzen einen 5,2 Zoll großen LCD-Screen mit Full HD-Auflösung. Die Pixeldichte liegt damit sogar noch minimal höher als beim Honor 5C, wo sich die 1920 x 1080 Pixel auf 5,5 Zoll verteilen. Die maximale Helligkeit reicht aus, um Bildschirminhalte auch bei Sonnenschein ablesen zu können, die automatische Helligkeitsregulierung wählte im Test tendenziell eher eine zu dunkle Einstellung – vermutlich, um den Akku zu schonen. Auch die Blickwinkelstabilität ist ordentlich, sodass es insgesamt wenig Kritik am Display des günstigen Mittelklasse-Modells gibt.
Hardware & Software: Nicht turbo, aber flott
Im Vergleich zum Honor 5X hat die Huawei-Tochter aufgerüstet: Statt auf den Snapdragon 616 mit acht Kernen und einer maximalen Taktfrequenz von 1,5 GHz setzt man nun auf einen hauseigenen HiSilicon Kirin 650 mit bis zu 2,0 GHz. Der gleiche Chip kommt auch im Huawei P9 Lite zum Einsatz. Ein auf beiden Geräten durchgeführter Benchmark-Test lieferte daher sehr nahe beieinanderliegende Ergebnisse, wobei das Honor 5C beim Single-Core Score, das P9 Lite dafür beim Multi-Core Score vorne lag. Im Smartphone-Alltag nehmen sie sich daher nicht viel. Beide Modelle laufen vernünftig, genehmigen sich beim Starten von Apps aber spürbar mehr Zeit als aktuelle High-End-Smartphones.
Leichte Verzögerungen und Ruckler traten im Test des Honor 5C aber doch noch etwas häufiger auf. Das dürfte daran liegen, dass der Prozessor des 5C nur von 2 GB RAM, der des P9 Lite hingegen von 3 GB RAM unterstützt wird. Insbesondere ein simples Puzzlespiel machte unserem Testmodell zu schaffen. Laufen viele Prozesse zur selben Zeit, wird das Honor-Modell zudem spürbar warm, aber nicht heiß.
Die Software von P9 Lite und 5C ist wiederum identisch. Beide Smartphones werden mit Android 6.0 Marshmallow und Huaweis Emotion-Oberfläche EMUI 4.1 ausgeliefert. Das heißt: Wie bei Apple gibt es keinen App-Drawer, dafür einige vorinstallierte Apps und Tools sowie verschiedene Design-Optionen.
Auf der Hardware-Seite ist zudem die mögliche Nutzung als Dual-SIM-Smartphone hervorzuheben. Wird diese nicht wahrgenommen, findet eine microSD-Karte zur Speichererweiterung im Honor-Modell Platz. Das kann durchaus sinnvoll sein, da der interne Speicher nur 16 GB fasst. Davon stehen rund 10 GB zur freien Nutzung zur Verfügung. Ob einem schließlich der Fingerabdrucksensor fehlt, den P9 Lite und Honor 5X mitbringen, das 5C aber nicht, muss jeder für sich entscheiden. Der Hersteller verzichtete nach eigener Aussage aus Energiespargründen auf dieses Hardware-Feature, wird sicherlich aber auch nach Möglichkeiten gesucht haben, die Kosten bei der Produktion einzusparen.
Kamera: Sehr gut für seine Preisklasse
An der Kamera hat Honor hingegen nicht gespart. Wie beim Huawei P9 Lite fotografiert die Hauptkamera des 5C mit 13 Megapixeln, Autofokus und einer f/2.0-Blende. Die Frontkamera löst sogar mit 8 statt 5 Megapixeln wie noch beim Honor 5X auf. Mit der Rückkamera entstehen bei Tageslicht gute Fotos – mit leichtem Hang zur Überbelichtung. Auch die Farben könnten noch etwas kräftiger wirken. Allerdings bietet Honor dem Smartphone-Fotografen mittels manuellem Modus die Möglichkeit zum Nachregulieren. Auch ein paar andere Spielereien wie einen Modus für Lebensmittel, Lichtmalerei oder Zeitraffervideos spendiert der Hersteller seinem jüngsten Modell.
Im Vergleich zu Premium-Smartphones fallen vor allem die langsamere Kamera-Software, der langsamere Autofokus und eine kleine Verzögerung beim Auslösen auf. Dadurch kommt es immer wieder mal zu verwackelten Bildern, wenn man nicht lange genug stillhält. Zudem gerät die Honor-Kamera bei schlechten Lichtverhältnissen schneller an ihre Grenzen als etwa ein Samsung Galaxy S7 mit f/1.7-Blende. Dieses spielt aber natürlich in einer ganz anderen Preisliga.
Akkulaufzeit: Sparsam im Stand-by, hungrig unter Last

Beim Test des Honor 5C stellten wir noch eine weitere Ähnlichkeit zum P9 Lite fest. Genau wie das Huawei-Modell ist das Honor mit einem 3000-mAh-Akku grundsätzlich gut ausgestattet. Davon dürften aber vor allem diejenigen profitieren, die ihrem Smartphone nicht ständig alles abverlangen. Das Honor 5C ist nämlich vor allem im Stand-by äußerst sparsam. Wenignutzer kommen locker über zwei Tage und mehr. Wer den Prozessor jedoch ordentlich auslastet, wird das auch am Akkustand merken. Heavy User müssen das Smartphone laut Hersteller im Schnitt alle 1,34 Tage laden. Das kommt auch ungefähr hin.
Fazit: Nirgends gibt's mehr fürs Geld
Ein vernünftiges Smartphone für unter 200 Euro? Das gibt es – wie Honor mit dem 5C eindrucksvoll beweist. Zwar darf man in dieser Preisklasse keine High-End-Technik erwarten. Aber eine solide Ausstattung und eine ordentliche Akkulaufzeit sind schon drin. Im Test konnten wir keine Punkte feststellen, in denen das Honor 5C vollends enttäuscht. Größter Knackpunkt dürfte daher für viele preisbewusste Smartphone-Käufer der fehlende Fingerabdrucksensor sein. Wer darauf absolut nicht verzichten möchte, kann das Honor 5X mittlerweile zu einem ähnlichen Preis wie das 5C erhalten – muss sich dann aber auch mit dem größeren Display und der etwas schwächeren Performance arrangieren. Für Smartphone-Nutzer, die ihr Gerät ohnehin lieber per PIN, Muster oder Passwort sperren, ist das Honor 5C allerdings die attraktivere Option und in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis nur schwer zu toppen.