Mit dem Honor 8 Pro steigt die Huawei-Zweitmarke Honor endgültig in das Rennen um die Flaggschiff-Krone ein. Im Test sind wir der Frage nachgegangen, ob sich das Phablet tatsächlich mit dem Top-Geräten von Samsung oder Apple messen kann.
Vom Budget-Anbieter zum Flaggschiff-Lieferanten: Die Huawei-Tochtermarke Honor hat in den zweieinhalb Jahren ihrer Existenz eine interessante Wandlung vollzogen, die nun im neuen Honor 8 Pro ihren vorläufigen Höhepunkt findet. Das Phablet ist das bislang hochwertigste und ambitionierteste Smartphone der Chinesen und tritt in der Oberklasse gegen Geräte wie das Galaxy S8, das iPhone 7 Plus oder das Huawei Mate 9 an.
Optik und Design: Schick, aber unspektakulär
Um in diesem Umfeld zu bestehen, muss das Honor 8 Pro natürlich liefern und das tut es durchaus mit dem 5,7-Zoll-IPS-Display mit einer Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln in einem sehr flachen Unibody-Aluminium-Gehäuse. Sehr flach heißt in diesem Falle 6,97 Millimeter, was gut 0,3 Millimeter weniger sind als beim iPhone 7 Plus – selbst wenn man den Kamera-Buckel bereits herausrechnet. Apropos Kamera-Buckel: Den gibt es beim Honor 8 Pro nicht.
In puncto Design und Verarbeitung können wir dem Hersteller eine sehr gute Arbeit bescheinigen. Das Gerät wirkt unheimlich flach und edel verarbeitet. Vergleiche mit dem iPhone 7 Plus drängen sich hier automatisch auf, wobei man Honor den Vorwurf machen kann, dass sie sich sehr stark an dem mittlerweile drei Jahre alten Apple-Design orientieren. Im Vergleich zur modernen Formensprache von Samsung Galaxy S8 oder LG G6 wirkt das 8 Pro deshalb optisch nicht mehr ganz auf der Höhe. Ein kleiner Minuspunkt ist auch, dass das Gehäuse nicht wasserdicht ist.
Das Display wirkt auf den ersten Blick stimmig, liefert satte Farben und gute Kontraste. Erst beim direkten Vergleich mit Huawei Mate 9, iPhone 7 Plus oder Samsung Galaxy S7 offenbaren sich Schwächen bei Helligkeit, Kontrast und Sättigung. Diese fallen jedoch nicht so stark aus, als dass es im Alltag stören würde. Insgesamt ist das Display gut, nur gibt es eben noch bessere.
Schnell, schneller, Honor
Der High-End-Eindruck setzt sich beim Innenleben fort. Dort sitzt der pfeilschnelle Kirin-960-Prozessor – eine Leihgabe aus dem Huawei Mate 9 – der von sagenhaften 6 GB RAM Arbeitsspeicher unterstützt wird. Der interne Speicher fällt mit 64 GB ebenfalls sehr üppig aus und lässt sich zudem per microSD-Karte erweitern. Außerdem borgt sich das Honor 8 Pro auch noch den riesigen 4000-mAh-Akku vom Mate 9, wie auch das Betriebssystem EMUI 5.1 auf Basis von Android 7.0.

In der Praxis konnten wir mit dem 8 Pro während unseres Tests keinerlei Schwächen ausmachen. Das Gerät scheint dank des flotten Prozessors spielend mit jeder Art von App und Game zurechtzukommen, reagiert verzögerungsfrei auf alle Eingaben, springt blitzschnell zwischen einzelnen Apps hin und her und scheint allgemein nicht das geringste Problem mit dem zu haben, was der Nutzer von ihm will. Wozu ein Smartphone allerdings 6 GB Arbeitsspeicher benötigt, wollte uns beim Test noch nicht ganz einleuchten, zumal die RAM-Ausstattung vergleichbarer Geräte mit 3 oder 4 GB RAM für aktuelle Anwendungszwecke mehr als ausreichend ist.

Nur der Vollständigkeit halber, wollen wir hier auch die gemessenen Benchmark-Werte mitliefern, die wir mit Geekbench gemessen haben. Bei Ersterem erreichte das Honor 8 Pro einen Multicore-Score von sehr guten 6312 Punkten und schnitt damit sogar noch etwas besser ab als das Huawei Mate 9 mit 5898 Punkten. Auch hier ist das Honor-Smartphone damit voll auf Flaggschiff-Kurs.
Starke Dual-Kamera, schwacher Autofokus
Genau wie das Huawei Mate 9 oder das iPhone 7 Plus verfügt auch das Honor 8 Pro über eine Dual-Kamera. Zusätzlich zum Hauptsensor mit seinen 12 Megapixeln und der f/2.2-Blende steht dabei auch noch ein 12-Megapixel-Monochrom-Sensor zur Verfügung. Dieser ermöglicht entweder beeindruckende Schwarz-Weiß-Fotografien oder Motive mit einem Tiefeneffekt. Die Qualität der Kamera haben wir ausführlich in einem separaten Artikel getestet.
Kamera-Vergleich: Honor 8 Pro und Huawei Mate 9
Videos zeichnet das Smartphone auf Wunsch in 4K-Auflösung mit 30 Bildern pro Sekunde auf oder in Full HD mit 60 Bildern. Auch im Video-Modus ist es übrigens möglich, den Unschärfe-Effekt der Dual-Kamera zu nutzen. Insgesamt fallen die Dual-Cam-Optionen deutlich umfangreicher aus als beispielsweise beim iPhone 7 Plus. Dafür erfordert die Kamera aber auch wesentlich mehr Feinjustierung für perfekte Fotos und Videos. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass das Honor 8 Pro über eine hervorragende Hauptkamera verfügt, die jedoch von ihrem etwas zu langsamen Autofokus ausgebremst wird.
Nahezu unschlagbarer Akku
Wer nach einem Merkmal sucht, bei dem das Honor 8 Pro so ziemlich jedes andere Smartphone-Flaggschiff um Längen schlägt, sollte sich den Akku mal näher anschauen. Dieser hat eine Kapazität von 4000 mAh und gehört damit zu den größten Batteriespeichern, die es aktuell in einem Smartphone gibt. Der Hersteller selbst verspricht zwei Tage Laufzeit bei normaler Nutzung und mindestens einen Tag für absolute Power-User. Diese Werte können wir nach mehrtägigem Testen bestätigen. Tatsächlich hielt der Akku bei uns im Schnitt sogar drei Tage.
Eine vergleichbare Leistung bieten weder das iPhone 7 Plus noch aktuelle Samsung-Smartphones – lediglich das Huawei Mate 9, das ebenfalls einen 4000-mAh-Akku besitzt, kann in dieser Kategorie mit dem Honor 8 Pro mithalten. Wieder einmal zeigt sich, dass es bei der Laufzeit vor allem auf die Größe ankommt ... die Größe des Akkus.
Fingerabdruck: Dienst nach Vorschrift
Ein Standard-Feature in der Oberklasse darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Der Fingerabdruckscanner zum Entsperren sitzt beim Honor 8 Pro mittig auf der Rückseite und arbeitet absolut tadellos. Der Sensor reagierte im Test stets blitzschnell und absolut fehlerfrei. Huawei-typisch gibt es wieder ein paar praktische Zusatzanwendungen für den Sensor wie das Durchblättern der Bildergalerie durch rückseitiges Wischen oder das Aufklappen der Schnelleinstellungen.

Fazit: Ein echtes Flaggschiff
Die finale Beurteilung des Honor 8 Pro fällt nicht ganz leicht. Unterm Strich haben wir es hier mit einem echten Flaggschiff zu tun – einem Flaggschiff, dass sich für einen Preis von 549 Euro in den allermeisten Kategorien mit deutlich teureren Modellen der Konkurrenz messen kann und dass selbst für das sehr gute Huawei Mate 9 aus dem gleichen Hause ein gefährlicher Konkurrent ist. Das Smartphone bietet quasi ein Komplettpaket, mit dem es Nutzern an nichts mangeln sollte.
Erst wenn wir mit der Lupe drauf schauen, fallen die Dinge und Kompromisse auf, die im Endeffekt den relativ günstigen Preis des Honor 8 Pro erklären. Da wäre zum einen das Display, das nicht ganz mit der Konkurrenz mithält und zum anderen der langsame Autofokus. Auch beim Design könnte man etwas meckern. Denn wo Samsung und LG schon den Weg zum modernen, randlosen Smartphone einschlagen, orientiert sich das Honor 8 Pro am immer noch schicken, aber angestaubten iPhone-Look.
All das ist aber ein Meckern auf hohem Niveau, denn unterm Strich ist das Fazit klar: Das Honor 8 Pro ist ein echtes Flaggschiff geworden, dass im Konzert der Großen mitspielen kann. Der größte Pluspunkt ist neben dem Akku das sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis.