"Horizon Zero Dawn" brachte PS4-Spieler Anfang des Jahres in Verzückung, mit der Erweiterung "Horizon Zero Dawn: The Frozen Wilds" lädt uns Heldin Aloy nun auf eine weitere Reise durch die Postapokalypse ein. Im Test wollen wir herausfinden, ob der Story-DLC mehr als nur ein winterlicher Aufguss ist.
Vor dem Release erregte "Horizon Zero Dawn" vor allem durch opulente Optik und Maschinen-Dinos die Aufmerksamkeit der PS4-Gemeinde. Das Spiel um die smarte Jägerin Aloy war einer der ersten Titel, die im Hinblick auf die Power der PS4 Pro entwickelt wurden. Aber auch auf einer herkömmlichen PlayStation macht das Game nach wie vor eine sehr gute Figur. Nach dem Launch im Februar 2017 konnten sich Spieler auch von der Qualität der Geschichte um die starke Videospiel-Heldin, die ganz ohne überbordendes Dekolleté à la Old-School-Lara-Croft auskommt, überzeugen. Mit "Horizon: Zero Dawn" war überraschend eines der besten Games 2017 erschienen.
"The Frozen Wilds": Die unverhoffte Story-Erweiterung
Es war auffällig, dass bei Release keine Rede von möglichen DLCs oder einem Season-Pass war. Im Interview sprach ich Lead Quest Designer David Ford von Guerilla Games direkt darauf an, worauf dieser leicht verschmitzt die PR-Phrase "Wir haben zu diesem Zeitpunkt nichts zu verkünden" herauskramte. Es war also mehr oder weniger klar, dass etwas kommen würde – zum Glück. Mit "Horizon: Zero Dawn: The Frozen Wilds" nimmt uns Aloy nun also mit in den kalten und verschneiten Norden, der bisher durch einen Gebirgskamm versperrt war.
Dieser bleibt zwar wo er ist, eine neue Questreihe und ein Kletter-Pass in Form der bekannten gelben Vorsprünge führen die Spieler nun aber darüber hinaus – ein neuer Kartenabschnitt kommt dazu. Hier erwarten Aloy neben dem Stamm der Banuk, der auch schon im Hauptspiel Erwähnung fand, auch neue Maschinen, Waffen und Ausrüstungsteile sowie eine zusätzliche Handelswährung.
Ebenso kommen weitere Sammelobjekte, Jagdprüfungen und neuartige Rätsel ins Spiel, die den gleichen, und damit eher niedrigen, Schwierigkeitsgrads-Level wie schon in "Horizon: Zero Dawn" bieten. Auch insgesamt wirkt "The Frozen Wilds" nicht viel fordernder, es lässt sich nahtlos im Anschluss an die Hauptkampagne spielen und ist für Spieler ab Level 30 gedacht. Trotz mehrerer Monate Pause war ich nach sehr kurzer Zeit wieder voll im Spiel und musste das Gameplay dabei auch nicht wieder von Grund auf lernen.
- Rhavid, außerhalb von Meridian
- Ohtur, Außenposten Tagturm
- Yariki, am Grabhort
Handlung: Andere Länder, andere Sitten
Ohne zu viel verraten zu wollen, geht es nun nicht mehr um die Herkunft Aloys, sondern um einen mysteriösen Daemon, der Maschinen aggressiv macht und auch um Aloys rätselhaften Begleiter Sylens, der den Stämmen im Norden kein Unbekannter ist. Neben der kalten und winterlichen Umgebung sind aber auch die Bräuche und Traditionen im neuen Kartenabschnitt anders. Aloy muss sich also auch wieder mit kulturellen Hindernissen beschäftigen – Story-Details wie diese sorgten schon beim Hauptspiel für emotionale Tiefe und machten "Horizon Zero Dawn" so besonders. Die einfühlsame und ausgewogene Art, in der sich das Spiel mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt, haben die Entwickler gekonnt in die Erweiterung transportiert, ohne dabei den moralischen Hammer zu schwingen.
Grafik: Der kühle Norden sieht bestens aus!
Grafisch hat Guerilla Games die hauseigene Spiel-Engine gefühlt noch weiter ausreizen können. Wenn sich die schneebedeckte Winterwelt kontrastreich vom rauchenden Vulkan in der Ferne und den bunten Polarlichtern am Nachthimmel abhebt, will man sich als PS4-Besitzer sogar an einem schnöden 1080p-Fernseher so manches Mal die Augen reiben. Auch die Gesichtsanimationen, die mir im Gegensatz zu anderen aktuellen Games bereits im Hauptspiel sehr gut gefielen, sind toll gelungen. Lediglich das Gestikulieren vieler Figuren während des Sprechens wirkt teils stark überzeichnet, während des ersten Abenteuers von Aloy war mir das nicht so stark aufgefallen.
Fazit: Ein DLC wie ein Winterurlaub
Was "Horizon Zero Dawn: The Frozen Wilds" nicht bietet, sind neue Gameplay-Elemente oder bahnbrechende Neuerungen in den Spielmechaniken. In dieser Hinsicht ist der DLC einfach nur ungefähr 15 Stunden mehr von dem, was man im Hauptspiel schon machen konnte. Es handelt sich also nicht um eine Erweiterung, die man unbedingt besitzen muss, um das volle Spielerlebnis von "Horizon Zero Dawn" zu komplettieren – auch wenn es die vorerst letzte Erweiterung des Titels bleiben soll.
Wer das Open-World-Adventure mit Aloy in der Hauptrolle allerdings aufregend und schön fand, von Story und Charakteren nicht genug bekommen konnte und das Gefühl, einen gigantischen Roboter-Dino im Kampf zerlegen zu können, noch mal für ein paar Stunden spüren möchte, der ist hier genau richtig. Wie ein lahmer Aufguss fühlt "The Frozen Wilds" sich nicht an – der eigenständigen und packenden Story sei dank. Für alle, denen der Abschied von Aloy nach der Kampagne schwer fiel, lohnen sich die rund 20 Euro (oder 15 Euro für PS-Plus-Mitglieder) für "Horizon Zero Dawn: The Frozen Wilds" daher auf jeden Fall. Ab in den Schnee!