Mit dem HTC U11 möchte der HTC mit den Flaggschiffen der Konkurrenz wie dem Galaxy S8 gleichziehen. Dafür werden schwere Geschütze aufgefahren: Eine von Profis gefeierte Kamera, eine einzigartige Spiegelrückseite, ein drückbarer Rahmen, der Smartphone-Funktionen auslöst und mehr. Ist HTC wieder im Rennen?
Design: Hypnotische Spiegelrückseite
Bereits das HTC U Play war mit einer smaragdähnlich glänzenden Rückseite aufgefallen. Das HTC U11 spiegelt noch stärker und schimmert zugleich in einer von fünf verschiedenen Farben. Das sieht faszinierend aus und man möchte den Blick kaum abwenden. Die Rückseite ist im Gegenzug anfällig für Fingerabdrücke, wenn auch nicht ganz so extrem wie beim Sony Xperia XZ Premium. Außerdem liegt das Gehäuse sehr rutschig in der Hand – Aushilfe schafft die mitgelieferte durchsichtige Hülle.

Auf der Vorderseite ist das 5,5 Zoll große Display angebracht, das an den Rändern nach dem 2,5D-Prinzip fließend in den Gehäuserahmen übergeht. Allerdings sind die Displayränder oben und unten recht groß ausgefallen. Auf ein modisches 18:9-Format muss man verzichten, was aber ohnehin Geschmacksache ist.
Urteil: Die farbige Spiegelrückseite des HTC U11 macht aus dem Smartphone ein Schmuckstück. Die großen Displayränder hätten aber nicht sein müssen.
Ausstattung und Leistung: Eines Flaggschiffs würdig
Der High-End-Chip Snapdragon 835 lässt in Verbindung mit den 4 GB Arbeitsspeicher keine Wünsche offen: Das HTC U11 bietet in etwa die hohe Leistung eines Galaxy S8 oder eines Xperia XZ Premium. Auch der erweiterbare interne Speicher von 64 GB und das mit 2560 x 1440 Pixeln (QHD) auflösende Display mit einer Größe von 5,5 Zoll sind eines Flaggschiffs würdig.

Bei der Ausstattung müssen wir nur die Akkulaufzeit ein wenig bekritteln, die zwar für einen Tag ausreicht, aber keine neuen Rekorde aufstellt – das Galaxy S8 hält ein paar Stunden länger durch. Außerdem vermissen wir den Bluetooth-Standard aptX oder gar aptX HD für eine höhere Audioqualität bei kabelloser Musikübertragung. Das LG G6 geht hier mit gutem Beispiel voran.

Es gibt zwar keinen Kopfhöreranschluss, aber der mitgelieferte USB-C-Adapter reicht den Klinkeneingang nach. Die Soundqualität über den Adapter ist hervorragend. Mit den mitgelieferten USB-C-In-Ears klingt die Musik auch sehr gut und das Noise Cancelling wirkt bei aktivierter Musik wie gewünscht – keine Außengeräusche waren mehr zu hören, sogar inklusive Stimmen. Ohne Musik schaltet sich Noise Cancelling allerdings ab.
Urteil: Ausstattung und Leistung brauchen sich vor Konkurrenten wie dem Galaxy S8 nicht zu verstecken.
Edge Sense: Nützlicher als gedacht
Dann wäre da noch Edge Sense. Wenn die beiden Seiten des Gehäuses an der unteren Hälfte gedrückt werden, löst dies Smartphone-Funktionen aus. Welche das sein sollen, lässt sich aus einer Liste auswählen. Beispielsweise wird die Kamera gestartet, die Taschenlampe wird ein- oder ausgeschaltet, eine beliebige App wird ausgeführt und so weiter.

Die Empfindlichkeitsstufe lässt sich anpassen und es wird eine andere Funktion ausgelöst, je nachdem, ob die Seiten kurz gedrückt oder und einen Moment festgehalten werden. Edge Sense hat sich insbesondere für das schnelle Starten der Kamera und das Knipsen von Schnappschüssen als nützlich erwiesen.
Urteil: Insgesamt ist Edge Sense kein Must-Have, erfüllt aber durchaus einen praktischen Zweck.
Kameras und Audio: Fotos auf höchstem Niveau
Die Selfie-Cam des HTC U11 löst mit 16 Megapixeln auf, verzichtet aber leider auf einen Autofokus. Wenn man das Motiv gut trifft und die Lichtbedingungen stimmen, überzeugen die Aufnahmen. Das wahre Highlight ist aber die mit 12,2 Megapixeln auflösende Hauptkamera. Diese hat von den Kameraprofis von DXOMark die bislang höchste Bewertung von 90 Prozent erhalten – und wie der Test zeigt, berechtigt. Sowohl bei Tageslichtaufnahmen als auch bei Nachtaufnahmen ist die Fotoqualität auf höchstem Smartphone-Niveau. Selbst das Huawei P10 Plus lässt das HTC U11 hinter sich.
Videos lassen sich in 4K bei 30 fps und in Full-HD leider auch nur bei 30 fps aufnehmen. Die vier Mikrofone zeichnen einen "3D-Klang" auf, was sich durch einen gelungenen Stereoeffekt bemerkbar macht. Zudem werden Windgeräusche ordentlich herausgefiltert. Ein Zeitlupenmodus ermöglicht beeindruckende Aufnahmen, wenn hier auch nicht die "Superzeitlupe" des Xperia XZ Premium geboten wird. Nur bei schwachem Licht kommt die Videokamera an ihre Grenzen, da stört das Rauschen mehr als bei Fotos.
Urteil: Das HTC U11 bringt eine der besten Smartphone-Kameras mit.
Fazit: Ein Top-Smartphone

Das HTC U11 überzeugt fast auf ganzer Linie: Herausragende Kamera, toller Sound, originelles Edge Sense, ungewöhnliches Äußeres und High-End-Technik sorgen für einen Platz an der Sonne. Einige Kleinigkeiten wie der Verzicht auf aptX und eine nur gute Akkulaufzeit summieren sich zu einem halben Punkt Abzug von der Bestnote. Damit gehört das HTC U11 zu den Top 5 der aktuellen Smartphone-Flaggschiffe.