Mit dem Huawei G8 schicken die Chinesen den kleinen Bruder zum Mate S ins Rennen. Wir haben uns im Test angeschaut, ob das Smartphone die Grenzen zwischen Mittel- und Oberklasse durchstoßen kann.
Kaum ein Smartphone-Hersteller war in den vergangenen Monaten ähnlich aktiv wie Huawei. Nachdem im Sommer bereits das P8 und das P8 Lite für Aufsehen sorgen konnten, folgte im Herbst mit dem Mate S das aktuelle Flaggschiff der Chinesen, das sich auch schon bei TURN ON im Test beweisen musste. Mit dem Huawei G8 gibt es nun auch den kleinen Bruder zum Mate S in Deutschland – wobei es klein nicht ganz trifft.
Optische Oberklasse in der Mittelklasse
Das Huawei G8 ist mit 5,5 Zoll genauso groß wie das Mate S und besitzt ebenso wie das Topmodell ein Full-HD-Display. Auch äußerlich halten sich die Unterschiede erfreulicherweise in Grenzen. So wirkt das G8 mit seinem Unibody-Metallgehäuse und der Glasfront für ein Mittelklasse-Gerät ziemlich edel. Unterbrochen wird die einheitliche Optik auf der Rückseite lediglich durch zwei Kunststoff-Einlassungen am oberen und unteren Rand. Hier befinden sich die Antennen. Ansonsten wären da noch die 13-Megapixel-Hauptkamera und der Fingerabdrucksensor zu erwähnen.
An den Ecken ist das Huawei G8 etwas stärker abgerundet als das Mate S, außerdem ist das Smartphone insgesamt ein wenig dicker. Das kann allerdings am Akku liegen. Dieser ist mit 3000 mAh üppiger dimensioniert als im Mate S. Obwohl das Huawei G8 damit nicht eben das schlankeste Smartphone auf dem Markt ist, wirkt es haptisch recht angenehm und liegt gut in der Hand. Da auch die Verarbeitung absolut stimmig ist, kann es das Mittelklasse-Smartphone rein optisch absolut mit aktuellen Flaggschiffen anderer Hersteller aufnehmen.
Kein Performance-Wunder aber auch kein Rohrkrepierer
Rein von den technischen Leistungsdaten hält das Huawei G8 natürlich bei Weitem nicht mit Geräten wie dem Samsung Galaxy S6, dem iPhone 6s oder dem LG G4 mit. Im Alltag enttäuscht der Snapdragon 615 mit seinen acht Rechenkernen jedoch nur selten. So laufen das Menü und die meisten Standard-Apps meist flüssig über den Bildschirm. Hin und wieder kommt es jedoch mal zu kleinen Verzögerungen und bei aufwendigen 3D-Spielen bewegt sich die Framerate nicht immer auf einem optimalen Niveau. Trotz dieser Einschränkungen war ein Titel wie das auf dem Testgerät vorinstallierte "Asphalt Nitro" noch spielbar. Nur die Hitzeentwicklung des Prozessors ist bei aufwendigen Apps merklich, wenn auch nicht störend. Im Benchmark-Test von AnTuTu erreicht das G8 etwas mehr als 35.000 Punkte und platziert sich damit deutlich hinter den aktuellen Performance-Monstern.

Die weiteren technischen Daten des Smartphones können sich durchaus sehen lassen. So sorgt der Arbeitsspeicher von 3 GB RAM dafür, dass App-Multitasking problemlos funktioniert und der interne Speicher von 32 GB ist für ein Mittelklasse-Gerät sehr ordentlich, zumal er sich per microSD-Karte um maximal 128 GB erweitern lässt.
EMUI: Das Beste aus Android und iOS?
Genau wie auf anderen aktuellen Huawei-Smartphones arbeitet auch auf dem G8 die Nutzeroberfläche EMUI 3.1, die auf Android 5.1 basiert. Diese erscheint optisch wie eine Mischung aus dem klassischen Android und iOS, zumal der Hersteller viele kleine Elemente des Apple-Betriebssystems übernimmt. Unter anderem lässt sich auf dem Lockscreen durch das Wischen vom unteren Displayrand ein Menü zum Schnellzugriff auf verschiedene Funktionen aufrufen. Auch den Android-App-Drawer gibt es in EMUI nicht. Neue Apps werden somit direkt auf dem zweiten oder dritten Homescreen abgelegt. Nutzer, denen das Design nicht zusagt, können jedoch jederzeit eine alternative Benutzeroberfläche installieren. Huawei selbst bietet mit der vorinstallierten Designs-App zumindest die Möglichkeit, das Interface farblich an den eigenen Geschmack anzupassen.
Der Fingerabdrucksensor: Ein guter Kompromiss
Während uns das Huawei Mate S im Test mit dem bislang besten Fingerabdrucksensor in einem Smartphone überzeugen konnte, hält das G8 hier nicht ganz mit. Der Scanner funktioniert zwar insgesamt gut, arbeitet allerdings nicht ganz so flott wie jener im großen Bruder oder die Touch ID des iPhone 6s. Immerhin lassen sich dem Sensor-Feld noch einige zusätzliche Funktionen zuweisen. So kann dieser durch ein kurzes Streichen beispielsweise das Benachrichtigungs-Menü aufrufen oder als Auslöser im Foto-Modus dienen. Bemerkenswert ist zudem allein schon die Tatsache, dass ein Smartphone unterhalb der 400-Euro-Marke mit einem derart guten Fingerabdrucksensor daherkommt.

Kamera mit vielen Stärken und ein paar Schwächen
Die Hauptkamera arbeitet weitgehend identisch wie jene des Huawei Mate S. In der Praxis bedeutet dies, dass auch alle Stärken und Schwächen des großen Bruders übernommen werden. Bei guten Lichtverhältnissen gelingen demnach auch die Fotos recht gut und Details in der Nähe und in der Ferne werden akkurat abgebildet. Lediglich die etwas blasse Darstellung fällt auf. Wie bei den meisten Smartphone-Kameras fangen die Probleme jedoch an, sobald das Licht etwas stärker nachlässt. Dann verschluckt der Sensor schon mal das eine oder andere Detail. Besonders negativ fällt das G8 hier jedoch im Vergleich mit anderen Mobiltelefonen nicht auf.
Als Extras bietet die Kamera-App einen HDR-Modus, Panorama-Fotos sowie die Möglichkeit Wasserzeichen in Bilder einzubauen. Einen Pro-Modus wie beim Mate S gibt es leider nicht. Allerdings lassen sich Werte wie Weißabgleich und Belichtungszeit etwas umständlicher in den Einstellungen der App kalibrieren. Bei Videoaufnahmen profitiert die Optik zudem von einem optischen Bildstabilisator. Für ein Mittelklasse-Smartphone kann sich die Kamera damit insgesamt sehen lassen.
Fazit: Kein Flaggschiff-Killer aber ein Mittelklasse-Champion
Als Flaggschiff-Killer taugt das Huawei G8 trotz der Ähnlichkeit zum Mate S nicht. Die Abstriche, die dafür bei Performance, Fingerabdrucksensor und zum Teil auch beim Design gemacht werden müssen, sind dafür zu auffällig. In der Mittelklasse könnte das China-Smartphone jedoch durchaus für einigen Wirbel sorgen. Als Gesamtpaket für unter 400 Euro ist das G8 nämlich mit dem ansprechenden Design, der guten Kamera, dem Fingerabdrucksensor und dem microSD-Schacht kein schlechter Deal. Wer nicht unbedingt ein Performance-Monster für die Hosentasche braucht und auch nicht die allerbeste Smartphone-Kamera benötigt, bekommt also mit dem aktuellen Huawei-Gerät ein richtig gutes Phablet mit vielen kleinen Extras.