Mit dem Mate 20 Lite schickt Huawei die Budget-Variante seines kommenden Flaggschiffs ins Rennen. Im Test entpuppt sich das Gerät beinahe als Anwärter auf die Oberklasse, lässt aber den entscheidenden Schritt vermissen.
- Optisch spielt das Lite schon in der Oberklasse
- Der Screen ist groß und schick
- Schneller Prozessor mit KI-Ambitionen
- Kamera mit vielen Optionen – und einigen Schwächen
- Fazit: Das Mate 20 Lite überzeugt – kann aber nicht begeistern
Bei Huawei hat es mittlerweile schon Tradition, zu jedem neuen Smartphone-Flaggschiff auch eine Lite-Version für den schmaleren Geldbeutel anzubieten. Im Falle von Mate 20 und Mate 20 Pro übernimmt diese Rolle wenig überraschend das Huawei Mate 20 Lite, das seit Anfang September erhältlich ist. Und wie schon bei früheren Modellen stellt sich auch hier die Frage, auf was die Käufer denn nun eigentlich verzichten müssen.
Optisch spielt das Lite schon in der Oberklasse
Design und Verarbeitung lassen beim Huawei Mate 20 Lite jedenfalls schon einmal kaum Wünsche offen. Mit seinem großen und beinahe randlosen 6,3-Zoll-Display auf der Front, der edlen Rückseite aus Glas und dem handschmeichelnden Aluminiumrahmen wirkt das Smartphone hochwertiger als so mancher Konkurrent aus der vermeintlichen Flaggschiff-Klasse. Das Design orientiert sich dabei augenscheinlich ein wenig am letztjährigen Mate 10 Pro und wirkt beinahe ebenso hochwertig.
Wie bei fast allen Huawei-Smartphones der letzten Monate gibt es eine Notch am oberen Displayrand. Der Fingerabdrucksensor sitzt hingegen auf der Rückseite, direkt unterhalb der mittig im Gehäuse positionierten Dual-Kamera. Bei den Anschlüssen bietet der Hersteller alles, was sich Smartphone-Kunden in der Regel wünschen. Neben dem USB-C-Port zum Laden gibt es einen Kopfhöreranschluss und einen Schacht für zwei SIM-Karten oder optional ein SIM und eine microSD-Karte.
Der Screen ist groß und schick
Die Mate-Serie war schon immer etwas für Nutzer, die große Smartphone-Displays zu schätzen wissen und das Mate 20 Lite macht da keine Ausnahme. Waren es beim Vorgänger noch 5,9 Zoll , so ist der Screen beim neuen Modell auf satte 6,3 Zoll angewachsen. Auf die eigentliche Größe des Smartphones hat dies jedoch nur einen minimalen Einfluss – Notch sei dank.
Wie so oft bei Huawei wirkt der LCD-Screen recht kühl abgestimmt und betont eher die blauen als die roten oder gelben Farbtöne. Das fällt im Alltag zwar nicht weiter negativ aus, sorgt jedoch für einen Look, der nicht ganz so knallig rüberkommt wie bei anderen Geräten. Ansonsten gibt es jedoch keinen Grund zu meckern, zumal Nutzer über die Software die Möglichkeit haben, das Display nach den eigenen Wünschen neu zu kalibrieren.
Schneller Prozessor mit KI-Ambitionen
Das Innenleben des Smartphones wird vom neuen Kirin-710-Prozessor dominiert. Dabei handelt es sich um einen Octacore-Chip der oberen Mittelklasse, der in Sachen Performance durchaus zu gefallen weiß und für die alltägliche Smartphone-Nutzung keinerlei Flaschenhälse bereithält. Ähnlich wie beim High-End-Chip Kirin 970 berechnet der Prozessor auch Anwendungen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz, die vor allem Kamera und Bildbearbeitung zugutekommen. Das Niveau und die Geschwindigkeit, mit der etwa das Huawei P20 Pro solche Aufgaben erfüllt, werden jedoch zu keinem Zeitpunkt erreicht.

Hier zeigt sich, dass der Hersteller bemüht ist, die Features der Oberklasse auch in günstigeren Geräten anzubieten, aufgrund der schwächeren Hardware jedoch einige Abstriche machen muss. Abgerundet wird das Innere des Smartphones von sehr großzügigen 6 GB Arbeitsspeicher und einem ordentlichen internen Speicher von 64 GB, der sich zudem per MicroSD-Karte erweitern lässt. Der Akku fällt mit 3750 mAh recht üppig aus und bringt Durchschnittsnutzer locker über den Tag – oder auch zwei.
Kamera mit vielen Optionen – und einigen Schwächen
Die Dual-Kamera ist bei Huawei-Smartphones mittlerweile fast schon obligatorisch. Neben einem 20-Megapixel-Hauptsensor besitzt das Mate 20 Lite einen 2-Megapixel-Tiefensensor, der vor allem für Bokeh- und Porträt-Aufnahmen genutzt wird. Die Erkennung der Tiefenebenen funktioniert dabei größtenteils gut und zumindest im Bokeh-Modus lässt sich der Grad der Unschärfe zudem auch nachträglich noch bearbeiten.
Insgesamt knipst das Mate 20 Lite Bilder auf einem guten Niveau, das der Bezeichnung Mittelklasse gerecht wird. Schärfe und Farbgebung wirken dabei natürlich. Was uns jedoch im Test hin und wieder ein wenig geärgert hat, war der etwas nervöse Autofokus, der gefühlt oft etwas zu lange braucht, um sich auf ein Motiv einzustellen. Ohne manuelles Nachjustieren war da teilweise nichts zu machen.
Die Frontkamera verdient ebenfalls Beachtung: Sie kommt mit einem 24-Megapixel-Sensor daher und besitzt ebenfalls einen 2-Megapixel-Tiefensensor als Ergänzung. Unterm Strich kann sie damit die gleichen Spielereien wie die Selfie-Cam. Huawei hat der Software zudem noch einige Augmented-Reality-Features verpasst, wie man sie von Snapchat-Filtern oder den Animojis des iPhone X kennt.
Fazit: Das Mate 20 Lite überzeugt – kann aber nicht begeistern
Huawei produziert mittlerweile gute Mittelklasse-Smartphones wie ein Uhrwerk. Auch das Mate 20 Lite kann technisch erneut überzeugen und macht vor allem in Sachen Design im Vergleich zum Vorgänger noch einmal einen ordentlichen Sprung in Richtung Oberklasse. Was fehlt, ist angesichts des gar nicht mehr so günstigen Preises von 400 Euro aber das letzte Quäntchen Genialität. Ja, man bekommt auch beim Mate 20 Lite immer noch viel für sein Geld, aber so langsam verlässt der Hersteller auch mit seiner Lite-Serie die Budget-Klasse.
Konkurrenz bekommt das Lite etwa vom ähnlich gut ausgestatteten Nokia 7 Plus, das zudem mit Stock-Android und Update-Garantie punkten kann. Der wahre Konkurrent kommt jedoch aus den eigenen Reihen und heißt Honor Play. Dieses Gerät von Huaweis Zweitmarke besitzt einen nochmal deutlich stärkeren Prozessor, punktet ansonsten fast mit der gleichen Ausstattung und kostet dabei nur knapp 330 Euro (UVP).