Huawei ist derzeit groß im Geschäft. Groß ist auch das neue Flaggschiffmodell der Chinesen, das Mate 8. Das waschechte Phablet besitzt ein riesiges 6-Zoll-Display und hat auch darüber hinaus große Ambitionen. Ob es sich am Ende doch kleinlich der Konkurrenz geschlagen geben muss, klärt unser Test.
Die Chinesen sind uns nicht nur in der Zeitrechnung voraus. Sie durften das neueste Phablet von Huawei, das Mate 8, auch vor uns in Händen halten. In Fernost ist das Android-6.0-Smartphone bereits seit November 2015 erhältlich. Den Deutschland-Release für Ende Januar kündigte Hersteller Huawei dann erst auf der CES 2016 an. Allerdings schaffen es nicht alle Varianten zu uns. Hierzulande wird es – zumindest vorerst – nur die Einstiegsvariante mit 3 GB RAM und 32 GB internem Speicher geben. Ebenfalls eingeschränkt ist die Farbauswahl in Deutschland: Hier lässt sich das Huawei Mate 8 derzeit nur in dezentem Space Gray oder Moonlight Silver bestellen. Die auffälligeren Mokkabraun- und Gold-Varianten bleiben zunächst in Asien heimisch.
Design: Das Huawei von heute setzt auf Metall
Aber egal, in welcher Farbe: Das Huawei Mate 8 besitzt in jeder Version einen eleganten Unibody aus Metall. Die Rückseite ist handschmeichelnd rundlich gehalten und wirkt mit ihrem matten Finish recht unempfindlich gegenüber Fingerabdrücken. Die Smartphone-Seiten fallen kantig, aber nicht scharf aus. Hier setzte Huawei zudem einige schicke Glanzpunkte. Alles in allem hinterlässt das Testgerät damit tatsächlich den gewollten Premium-Eindruck.
Handling: So handlich können 6 Zoll sein
Mit seinem 6 Zoll großen Display fällt das Huawei Mate 8 ganz klar in die Kategorie Phablet. Damit wird es sicherlich nicht jedem gefallen. Der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite könnte für Personen mit kurzen Fingern sogar schwer zu erreichen sein. Und noch etwas fiel im Test auf: Wer das große Smartphone aus Angst vor einem Schicksal, wie es unserem Xperia Z5 Premium widerfuhr, besonders behutsam festhält, wird es vermutlich immer wieder mal versehentlich einschalten. Das ist der Position des Power-Buttons an der rechten Gehäuseseite geschuldet.
Aber: Huawei schafft es auch, solch einen riesigen Bildschirm in ein Format zu packen, das dem des iPhone 6s Plus nahezu entspricht. Und das Apple-Phablet bringt bekanntermaßen nur einen 5,5-Zoll-Screen mit. Wie Huawei das hinbekommt? Durch beeindruckend schmale Displayränder links und rechts.
Display: Mit Full HD der Konkurrenz hinterher
Unfassbar groß ist es also, das Display des Huawei Mate 8. Unfassbar hochauflösend allerdings nicht. Und das ist heutzutage schon ungewöhnlich für ein Smartphone, das als Premiummodell beworben wird. Mit 1080 x 1920 Pixeln bietet das Mate 8 nur Full HD-Auflösung und eine Pixeldichte von 368 ppi. Das ist immer noch ausreichend scharf und kommt in gewissem Maße auch der Akkulaufzeit zugute. Als Mobile-Gaming- oder Video-Phablet wird das Huawei-Gerät aber von anderen Modellen in den Schatten gestellt. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass andere Bildschirme heller und farbenfroher wirken. Insgesamt ist das Display in Ordnung, Maßstäbe setzen hier aber andere.
Hardware: Solide Performance ohne Einbrüche
Bei seinem hauseigenen Prozessor, einem Kirin 950, macht Huawei einen besseren Job. Der Octacore-Chip mit viermal 2,3 und viermal 1,8 GHz überzeugt nicht nur in Benchmarks, er erledigt seine Arbeit auch im Alltag solide. Nichts ruckelt, alles läuft flüssig, der Wechsel zwischen Apps ebenso wie das Entsperren per Fingerabdruck oder beliebte aktuelle Spiele. Dabei kann der Prozessor der deutschen Mate 8-Variante auf 3 GB Arbeitsspeicher zurückgreifen. Dateien werden wahlweise auf dem 32 GB fassenden internen Speicher oder einer microSD-Karte abgelegt. Hierbei bietet das Huawei Mate 8 eine Besonderheit: Der Slot an der linken Gehäuseseite kann entweder für eine SIM- und eine Speicherkarte oder für zwei SIM-Karten genutzt werden. So verwandelt sich das Phablet bei Bedarf in ein Dual-SIM-Smartphone.
Software: Android 6.0 Marshmallow plus EMUI 4.0

Ein Android-Flaggschiff, das 2016 auf den Markt kommt und etwas auf sich hält, hat natürlich Android 6.0 Marshmallow an Bord. Das ist beim Testgerät zwar der Fall. Allerdings ist Huawei dafür bekannt, der typischen Android-Oberfläche einen auffallend stark an iOS angelehnten Anstrich zu verpassen. Einen App Drawer werden Mate 8-Käufer daher nicht finden. Stattdessen gibt es einen von Apple inspirierten Benachrichtigungs-Feed und in Ordnern gruppierte Apps auf dem Home-Screen. Zudem liefert der Hersteller mit seiner EMUI-4.0-Oberfläche eine Menge eigener Ideen für das Google-Betriebssystem – von eigenen Icons bis hin zu Einstellungsmöglichkeiten. Das kann man mögen, oder eben nicht. Im Test fielen vor allem die ständigen Berechtigungsanfragen von systemeigenen Apps störend auf. Gewährt man den Anwendungen die geforderten Zugriffe nicht, verweigern sie komplett ihren Dienst.
Kamera: 16 durchschnittliche Megapixel
Das ist etwa bei der Kamera der Fall. Die 16-Megapixel-Rückkamera des Huawei Mate 8 beziehungsweise die Galerie-App möchten unter anderem auf den Standort zugreifen können. Dafür lassen sich die aufgenommenen Fotos im Anschluss in sogenannten Standortalben sortieren und auf einer Google Maps-Karte ansehen. Die Kamera-Hardware stammt von Sony und erledigt gute Arbeit. Softwareseitig ermöglicht Huawei ein intuitives Fotografieren, das Herumspielen mit interessanten Features wie einer "Lichtmalerei"-Funktion, aber auch das Austoben an manuellen Kameraeinstellungen.

So kann etwa der Weißabgleich auf Wunsch anhand eines Farbtemperaturreglers selbst vorgenommen werden. Mitunter ist das auch anzuraten. Bei nicht mehr optimalen Lichtverhältnissen in Innenräumen entstanden im Test einige deutlich gelbstichige Aufnahmen. Ansonsten liefert der Automatikmodus gewohnt gute Bilder für ein Premium-Smartphone. Wer dennoch etwas kritisieren möchte, könnte die tendenziell etwas blassen Farben auf einigen Außenaufnahmen sowie die Schwierigkeiten beim Fotografieren gegen das Licht monieren. Zudem liefert der HDR-Modus nur wenig sichtbare Unterschiede. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, wenn man über eine Smartphone-Kamera spricht.
Die Frontkamera des Huawei Mate 8 knipst Selfies mit einer Auflösung von 8 Megapixeln. Dank Weitwinkelformat passen auch mehrere Personen auf das Selbstporträt. Das "Verschönern"-Feature sollte aber – wenn überhaupt – nur sparsam dosiert werden. Einen Wermutstropfen gibt es aber für Hobbyfilmer: 4K-Videos unterstützt das Mate 8 nicht. Filme entstehen maximal in Full HD-Auflösung – dafür aber mit bis zu 60 fps. Wer die Auflösung auf 720p verringert, kann sogar Zeitlupenaufnahmen mit 120 fps anfertigen.
Akku: Zwei Tage sind kein Problem
Schon das Vorgängermodell, das Huawei Ascend Mate 7, konnte in einer Testkategorie ganz besonders punkten: der Akkulaufzeit. Zwar besaß der Vorgänger noch einen 4100-mAh-Akku und das neue Modell muss mit 4000 mAh haushalten. Aber auch das reicht für mindestens zwei Tage Akkulaufzeit im Schnitt. Bei Wenignutzung, aber aktiviertem WLAN sank die Akkuanzeige von einem auf den anderen Testtag gerade einmal um zehn bis fünfzehn Prozent. Wer es darauf anlegt, kommt also wirklich mehrere Tage mit einer Akkuladung hin.
Fazit: Viel Smartphone für viel Geld
Ein weiteres Argument, das noch für den Kauf des Ascend Mate 7 sprach, fällt beim Huawei Mate 8 aber mittlerweile flach: der Preis. Startete der Vorgänger noch mit einer UVP von 499 Euro und war bereits kurze Zeit später deutlich günstiger zu kaufen, unterstreicht die Preisempfehlung für das Mate 8 den Premiumcharakter des Modells. Ein Startpreis von 599 Euro verdeutlicht, dass Huawei sich mittlerweile in der Oberklasse heimisch fühlt.

Das kommt aber wiederum dem Design und dem technischen Anspruch zugute. Bei einem Huawei-Modell wie dem Mate 8 muss keiner eine schlampige Verarbeitung oder grobe technische Schnitzer befürchten. Materialien, Design und Haptik sind ebenso Oberklasse wie das Innenleben des Android-Smartphones. Allerdings setzt das Huawei Mate 8 auch keine neuen Maßstäbe. In einigen Bereichen wird es daher von anderen Smartphones abgehängt – bei der Kamera oder dem Display zum Beispiel. Im Premiumsegment zählt das Modell allenfalls zum Durchschnitt.