Im Gegensatz zum P20 Pro bietet das Huawei P20 nur eine Dual- und keine Triple-Kamera. Auch auf ein OLED-Display müssen die Interessenten verzichten. Kann sich das Huawei P20 trotzdem als echtes Flaggschiff behaupten oder ist der Hersteller zu viele Kompromisse eingegangen? Im Test haben wir näher hingesehen.
Design und Verarbeitung: Braucht sich nicht zu verstecken
Das Huawei P20 bietet ein sehr hochwertiges Design mit Metallrahmen und farbiger Glas-Rückseite. Oben im Display ist die iPhone-X-inspirierte Kerbe für die Selfie-Kamera eingelassen, die sich durch einen schwarzen Hintergrund verbergen lässt. Unter dem Display wartet derweil der Fingerabdruckscanner auf die Benutzer. Die Dual-Kamera auf der Rückseite steht nicht so weit aus dem Gehäuse heraus wie das P20-Pro-Gegenstück, zudem ist die fehlende dritte Kamera aus ästhetischer Sicht ein Zugewinn.

Im Vergleich zum Huawei P10 ist das P20 mit seinem 5,8-Zoll-Bildschirm größer geworden und setzt nun auf das längliche 18:9-Format – genau genommen 18,7:9, wodurch sich die Auflösung von 2244 x 1080 Pixeln erklärt. Das OLED-Display des P20 Pro haben wir nicht vermisst, denn auch das LTPS-Panel bietet einen hohen Kontrast, genaue Farben und ein tiefes Schwarz. Das Smartphone ist zudem sehr gut verarbeitet, wobei die Stabilität unter der ästhetischen Glas-Rückseite leidet, die auch Fingerabdrücke anzieht. Ein Pluspunkt im Vergleich zum 6,1 Zoll großen P20 Pro ist die Handlichkeit.
Urteil: Design und Verarbeitung des Huawei P20 fallen hochwertig aus. Das beeindruckende LTPS-Display braucht sich nicht hinter der OLED-Konkurrenz zu verstecken.
Ausstattung und Leistung: Andere sind schneller – theoretisch

Für die Leistung ist der hauseigene Prozessor Kirin 970 zuständig, der auch im Huawei P20 Pro, im Mate 10 Pro sowie im Honor View 10 verbaut ist. Das P20 hat im Gegensatz zum Pro-Modell nur 4 GB statt 6 GB Arbeitsspeicher, was aber lediglich bei ausgiebigem Multitasking auffällt. Der interne Speicher beträgt üppige 128 GB, kann jedoch nicht via microSD-Karte erweitert werden. Der Akku bietet derweil eine Kapazität von 3400 mAh, was 200 mAh mehr sind als beim Vorgänger. Die Akkulaufzeit fällt deutlich besser aus als die des Galaxy S9, ohne ganz an jene des Huawei P20 Pro heranzureichen. Über den Tag kommt man damit locker.
Im Alltag laden die Apps schnell und das Smartphone lässt sich flüssig bedienen – zumindest auf dem Papier ist das Galaxy S9 allerdings (je nach Benchmark) um ein Drittel schneller und das iPhone X rechnet teils doppelt so schnell, auch wenn sich das im Moment noch kaum in der Praxis auswirkt. Von Bluetooth 4.2 inklusive aptX-HD-Support über USB-C 3.1 Gen 1 bis NFC ist in Hinblick auf die Konnektivität alles an Bord bis auf den Klinkenanschluss. Der Mangel an Bluetooth 5.0 macht keinen praktischen Unterschied.
Urteil: Leider verzichtet das Huawei P20 auf einen Klinkenanschluss und der Prozessor rechnet langsamer als die aktuelle Flaggschiff-Konkurrenz. Ansonsten lässt die Ausstattung nichts zu wünschen übrig.

Kameras und Audio: Genügt eine Dual-Kamera?
Auf den ersten Blick scheint das Huawei P20 dieselbe Dual-Kamera zu bieten wie das Huawei P10. Das stimmt aber nicht, denn nur die Auflösungen von 12 Megapixel und 20 Megapixel sind gleich geblieben. Der Blendenwert hat sich hingegen auf f/1,8 beziehungsweise f/1,6 verbessert, was eine größere Lichtausbeute bedeutet. Die Selfie-Kamera löst nun mit 24 Megapixeln auf und nicht länger mit 8 Megapixeln. Die Profis von Leica haben für die Kameras mit Huawei zusammengearbeitet, aber bemerkt man das an den Fotos?
Ja, man bemerkt es. Laut den Kamera-Profis von DXOMark bietet das Huawei P20 die zweitbeste Hauptkameras aller derzeit erhältlichen Smartphones. Auf Platz 1 liegt das größere Brudermodell Huawei P20 Pro. Wir können diese Einschätzung nach unserem Test beider Modelle so unterschreiben. Wie unsere Testfotos zeigen, liefert auch das "normale" Huawei P20 eine tolle Fotoqualität in allen Modi, ob Schwarz-Weiß, Bokeh, Nacht- oder Weitwinkelaufnahmen.

Unserer Einschätzung nach besteht der größte Unterschied in der Zoomleistung: Das Huawei P20 liefert bei zweifachem Zoom noch scharfe Fotos, dem P20 Pro gelingt das hingegen sogar bei fünffachem Zoom dank der zusätzlichen 40-Megapixel-Kamera. Videos profitieren auch beim P20 von der hervorragenden Bildstabilisierung. Der Mono-Lautsprecher liefert einen kräftigen und dynamischen Klang, wenn er auch nicht ganz so laut wird wie jener des P20 Pro. Der mitgelieferte USB-C-In-Ear-Kopfhörer ist auch hier nichts Besonderes, die Audioqualität mit via USB-C-zu-Klinke-Adapter verbundenen Kopfhörern überzeugt allerdings.
Urteil: Bis auf den Zoom knipst das Huawei P20 ungefähr so tolle Fotos wie das Huawei P20 Pro, das 300 Euro mehr kostet.
Fazit: Ein echtes Flaggschiff
Das Huawei P20 bietet im Vergleich zum P20 Pro keine Triple-Kamera, weniger Arbeitsspeicher und kein OLED-Display. Der Prozessor Kirin 970 ist zwar derselbe, aber dieser hängt ohnehin der neuesten Flaggschiff-Konkurrenz hinterher. Kann das Huawei P20 also überhaupt noch als Flaggschiff durchgehen?

Ja. Dafür sorgen die hervorragende Dual-Kamera, ein großartiges LTPS-Display, die hochwertige Verarbeitung aus Metall und Glas und die flüssige Bedienung im Alltag. Zudem ist das Smartphone handlicher als der große Bruder und das Design wirkt runder. Wer das große OLED-Display und die dritte Kamera für mehr Zoom nicht benötigt, kann ruhigen Gewissens 300 Euro sparen und sich das Huawei P20 kaufen. Der Käufer erhält ein echtes Flaggschiff.
Das hat uns gefallen | Das hat uns weniger gut gefallen |
+ Edles Design + Sehr gutes LTPS-Display + Tolle Kameras + Gute Alltagsleistung + 128 GB interner Speicher |
- Kein Kopfhöreranschluss - Prozessor langsamer als bei der Flaggschiff-Konkurrenz - Speicher nicht erweiterbar |