- Design: Nur auf den ersten Blick eine iPhone-X-Kopie
- Display: Kleinere Notch, dafür breitere Ränder
- Bei Huawei gibt es noch Fingerabdrucksensor & Kopfhöreranschluss
- Hardware & Software: Solide Mittelklasse mit guter Performance
- Kamera: Zwei Linsen hinten & einige Spielereien
- Akku: Ausdauernd, aber nur per Kabel aufladbar
- Fazit: Erstaunlich viel iPhone X für unter 400 Euro
Glas-Rückseite, Randlos-Display und "Notch": Klar, dass hier vom iPhone X die Rede ist, oder? Denkste! Das Huawei P20 Lite schnappt sich einige Kern-Designelemente des Apple-Flaggschiffs und adaptiert sie für die Smartphone-Mittelklasse. Wie gut das gelungen ist, klärt unser Test.
Huawei hat sich schon immer gerne von Apple inspirieren lassen. Wenn man gemein sein möchte, könnte man sagen, der chinesische Hersteller hat das Design vom iPhone geklaut und seine P-Reihe nach diesem Vorbild entworfen. Dieser Eindruck drängt sich auch bei den Ende März vorgestellten P20-Modellen auf. Vom Huawei P20 Pro über das normale P20 bis hin zum Huawei P20 Lite setzen alle auf ein nahezu randloses Display, das ähnlich wie das iPhone X von einer Kerbe am oberen Displayrand unterbrochen wird. Doch Notch ist nicht gleich Notch, das hat uns der Test des P20 Lite gezeigt.
Design: Nur auf den ersten Blick eine iPhone-X-Kopie
Das iPhone X kostet in seiner günstigsten Variante immer noch mehr als 1000 Euro, für das Huawei P20 Lite ruft der Hersteller zum Release 369 Euro auf. Designtechnisch nehmen sich die beiden Smartphones dennoch nicht viel – zumindest auf den ersten Blick. Mit seinem 5,84 Zoll großen Display ist das Huawei-Modell minimal größer als das Apple-Flaggschiff, mit nur 145 Gramm aber merklich leichter. Dabei setzt Huawei sogar bei seinem Mittelklasse-Smartphone auf eine edle Rückseite aus Glas, die von einem Aluminium-Rahmen eingefasst wird.
Display: Kleinere Notch, dafür breitere Ränder
Der Eindruck des iPhone-Klons ist aber nicht nur der Formgebung und der Rückseite aus Glas geschuldet, sondern vor allem der Notch. Denn auch Huawei versteckt Lautsprecher, Frontkamera und Co. hinter einer kleinen Kerbe im Display. Diese fällt jedoch sichtbar kleiner aus als beim iPhone X – und lässt sich in den Geräteeinstellungen auf Wunsch durch einen schwarzen Balken im Display verstecken. Das ist aber nicht der einzige Unterschied, der das Mittelklasse-Handy beim genauen Hinsehen vom iPhone trennt. Zwar hat das P20 Lite eine kleinere Notch als das iOS-Smartphone, dafür fallen die Display-Ränder oben und unten etwas breiter aus. Zudem besitzt das Display eine Auflösung von 2280 x 1080 Pixeln und damit ein noch ungewöhnlicheres Seitenverhältnis von 19:9.
Das Huawei P20 Lite ist in den Farben Midnight Black, Klein Blue, Sakura Pink und Platinum Gold verfügbar.
Nicht zu vergessen: Das iPhone X besitzt ein OLED-Display, Käufer des Huawei P20 Lite erhalten hingegen nur einen LCD-Screen. Dieser machte im Test allerdings eine gute Figur. Farben, Kontraste und vor allem die Helligkeit können sich für ein Mittelklasse-Smartphone durchaus sehen lassen.
Bei Huawei gibt es noch Fingerabdrucksensor & Kopfhöreranschluss
Die beinahe 800 Euro Preisunterschied zwischen beiden Modellen machen sich auch im Detail bemerkbar: Beim iPhone X wurde jede Linie mit Bedacht gezogen, das gesamte Design wirkt schön symmetrisch. Beim P20 Lite dagegen ist das nicht der Fall, das fängt bei den unterschiedlich breiten Displayrändern an und hört beim nicht mittig im Rahmen platzierten Kopfhöreranschluss auf. Immerhin: Die Standard-Klinke ist hier noch an Bord. Nicht ganz so schön fiel die Verarbeitung der Tasten im Test auf. Der Power-Button und der Lautstärkeregler haben einfach ein wenig zu viel Spiel.
Auf der Rückseite des P20 Lite sitzt ein Fingerabdrucksensor. Zwar bietet das Mittelklasse-Handy ebenfalls eine Gesichtserkennung zum Entsperren an, aber eben keine so ausgereifte Technologie wie Apples Face ID. Dafür dient der Fingerabdrucksensor nicht nur zum Entsperren des Telefons. Du kannst damit zum Beispiel auch den Wecker ausschalten, Anrufe entgegennehmen oder durch Fotos in der Galerie blättern.
Ebenso positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass Huawei Dir die Entscheidung überlässt, ob Du das SIM-Fach mit einer zweiten Nano-SIM oder mit einer microSD-Karte bestücken möchtest. Das P20 Lite bringt von Haus aus zwar "nur" 64 GB internen Speicher mit, dafür kannst Du diesen um bis zu 256 GB erweitern. Beim Huawei P20 und dem P20 Pro, die beide mit 128 GB aufwarten, gibt es diese Möglichkeit nicht.
Hardware & Software: Solide Mittelklasse mit guter Performance
Im Inneren des Huawei P20 Lite steckt ein Kirin-659-Octacore-Chip, der von 4 GB RAM unterstützt wird. Für die üblichen Alltagsaufgaben, etwa Fotografieren, Browsen und Spielen ist das mehr als ausreichend. KI-Funktionen wie das P20 Pro oder das Mate 10 Pro bietet das Lite allerdings nicht. Da mir bis dato ohnehin nicht so richtig klar ist, was das im Smartphone-Alltag bringen soll, habe ich das im Test aber auch überhaupt nicht vermisst.
Im Inneren des Huawei P20 Lite arbeitet ein Kirin 659. Vier Kerne sind mit 2,36 GHz getaktet, die anderen vier mit 1,7 GHz. Zur Seite stehen 4 GB RAM.
Software-seitig könnten wir nun wieder Apple-Vergleiche bemühen. Aber das kennt man ja schon von Huawei: Die EMUI-Oberfläche – hier in der Version 8.0 – ergänzt Android 8.0 Oreo als Betriebssystem und erinnert vom Design und Aufbau her ein wenig an iOS. Das macht das Huawei P20 Lite aber auch recht intuitiv in der Bedienung. Da vermutlich erst Android 9.0 P für eine Anzeige auf Bildschirmen mit Notch optimiert wird, bietet Huawei eine Option in den Einstellungen, die Vollbildanzeige für bestimmte Apps auszuschalten. Bei Apps wie Instagram, die noch nicht für die Kerbe angepasst sind, kannst Du dann einen schwarzen Balken einblenden. Das verkleinert das Bild nur minimal und schneidet dafür nichts ab wie teilweise beim iPhone X.
Kamera: Zwei Linsen hinten & einige Spielereien
Was die Kamera angeht, hat das Huawei P20 Pro seinen beiden kleineren Brüdern natürlich die Show gestohlen. Mittlerweile muss man daher sagen, dass das P20 Lite "nur" zwei Kameralinsen auf der Rückseite zu bieten hat, nicht drei wie das diesjährige Topmodell. Einer der Sensoren löst mit 16 Megapixeln auf, der zweite mit 2 Megapixeln dient quasi als Assistent für Porträtaufnahmen mit Bokeh-Effekt. Im Tageslicht macht die Rückkamera gute Fotos mit ausreichend Details, die zumindest auf dem Smartphone-Display sehr ordentlich aussehen. Allerdings ist die Hauptkamera mit f/2.2-Blende nicht sehr lichtstark und das macht sich dann spätestens bei schwierigen Lichtverhältnissen durch Rauschen bemerkbar.
Die Frontkamera macht einen überraschend guten Job. Auch sie bietet eine Auflösung von 16 Megapixeln und immerhin eine f/2.0-Blende. Die Selfies können sich wirklich sehen lassen, auch ohne aktivierten Beauty-Modus oder die in die Software integrierten AR-Spielereien. Diese sind zwar ganz nett, aber nicht sehr genau. Das Trennen von Vorder- und Hintergrund gelingt der Frontkamera nicht annähernd so gut wie der Rückkamera mit der zusätzlichen Linse.
Akku: Ausdauernd, aber nur per Kabel aufladbar
Schon in den vergangenen Jahren galten die Lite-Modelle von Huaweis P-Serie bei vielen als heimliche Stars der Reihe – zumindest als Preis-Leistungs-Stars. Denn auch wenn im Huawei P20 Lite wieder ein etwas kleinerer Akku steckt als im Pro (3000 mAh im Vergleich zu 4000 mAh), ist die Akkulaufzeit ordentlich. Gerade unter Volllast werden die größeren Modelle nämlich gerne besonders energiehungrig. Mit dem Huawei P20 Lite über anderthalb Tage zu kommen, war im Test aber gar kein Problem. Im Anschluss dann wenig genutzt, hielt das Smartphone sogar drei Tage durch. Aufgeladen ist das Mittelklasse-Modell dank USB Typ-C relativ schnell. Nur auf kabelloses Laden muss in diesem Smartphone-Segment weiterhin noch verzichtet werden.
Fazit: Erstaunlich viel iPhone X für unter 400 Euro
Natürlich darf man für 369 Euro keine echte Alternative zum iPhone X erwarten. Das will das Huawei P20 Lite auch gar nicht sein. Dennoch fand ich es erstaunlich, wie ähnlich ein Mittelklasse-Smartphone im Jahr 2018 dem Apple-Topmodell aus 2017 bereits kommt. Huawei-Kunden erhalten ein hochauflösendes Randlos-Display mit der von Apple etablierten Notch, eine edle Glasrückseite und eine Dual-Kamera, die Fotos mit trendigem Bokeh-Effekt schießt. Aber sie erhalten auch: einen Mittelklasse-Prozessor, eine Kamera, die im Dunkeln schwächelt und nicht dieselbe Liebe zum Detail wie beim iPhone X.

Dennoch stehen unterm Strich mehr Punkte, die man dem Huawei P20 Lite zugutehalten muss – vor allem angesichts seines günstigen Preises. Solide Performance, modernes Design, Dual-SIM- oder Speichererweiterungsmöglichkeit, Kopfhöreranschluss und vor allem die ordentliche Akkulaufzeit machen das kleine P20 für mich zur echten Preis-Leistungs-Empfehlung.
Das gefällt mir am Huawei P20 Lite | Das gefällt mir weniger |
+ Modernes Design mit großem Display | - Low-Light-Fähigkeiten der Kamera |
+ Dual-Kamera in dieser Preisklasse | - Verarbeitung der Knöpfe |
+ Ordentliche Akkulaufzeit | - kein Wireless Charging |
+ Speicher erweiterbar oder als Dual-SIM nutzbar | - nicht wasserdicht |