Das Huawei P30 Pro erweist sich im Test als hervorragende Kamera für unterwegs und hat auch sonst sehr überzeugende Stärken. Doch ein perfektes Smartphone ist es nicht.
- Das Design: Groß, glänzend, schön
- Technisch bleiben keine Wünsche offen
- Der Akku wird besser und besser
- Die Software: EMUI etwickelt sich in Mini-Schritten
- Der Elefant im Raum: Die Kamera
- Das P30 Pro ist keineswegs perfekt
- Fazit: Unter Umständen das derzeit beste Smartphone
Seien wir mal ehrlich: Es gibt kaum noch schlechte Smartphones. So ziemlich alle Hersteller liefern mittlerweile Geräte ab, die in puncto Design, Ausstattung und Performance kaum noch Wünsche übrig lassen. Immer öfter trifft das sogar schon auf Mittelklasse-Geräte zu, die zwischen 300 und 500 Euro über die Ladentheken wandern. Als letztes echtes Premium-Merkmal hat sich mittlerweile die Smartphone-Kamera herauskristallisiert. Schritt für Schritt haben Edel-Geräte wie das iPhone und die Galaxy-S-Smartphones von Samsung in den letzten Jahren die klassischen Kompaktkameras zunächst eingeholt und dann zum Großteil übertrumpft.
In den letzten Jahren war es jedoch vor allem der chinesische Hersteller Huawei, der Innovationen im Smartphone-Kamera-Segment mit hohem Tempo vorangetrieben hat. Schon dem Huawei Mate 20 Pro konnte ich Oktober des letzten Jahres die flexibelste Smartphone-Kamera auf dem Markt bescheinigen. Doch nun legen die Chinesen mit dem P30 Pro noch einmal eine ordentliche Schippe drauf. Aber gehen wir der Reihe nach vor.
Das Design: Groß, glänzend, schön
Im Vergleich zum Vorgänger P20 Pro ist das Huawei P30 Pro ein gutes Stück gewachsen. Das Display misst in der Diagonale nun 6,47 Zoll und reiht sich damit neben dem iPhone XS und dem Samsung Galaxy S10+ ein. Bemerkenswert ist der praktisch nicht mehr vorhandene Rand. An den Seiten schmiegt sich der Screen dank Edge-Bauweise um das Gehäuse herum. Am oberen Rand gibt es lediglich eine kleine Notch, die mittig in das Display hineinragt – die sogenannte Wassertropfen-Notch.

Die Rückseite besteht, wie bei fast allen aktuellen Flaggschiffen, aus Glas und wird optisch von den insgesamt vier Kameralinsen dominiert, von denen immerhin drei aus dem Gehäuse herausragen. Der vierte Sensor sitzt recht unauffällig unter dem LED-Blitz. Einen Button für den Fingerabdrucksensor findet man weder auf der Vorder- noch auf der Rückseite: Dieser sitzt wie schon beim Mate 20 Pro direkt im Display und funktionierte im Test überraschend zuverlässig. So schnell wie ein kapazitiver Sensor ist er jedoch (noch) nicht.

Abgerundet wird das Telefon optisch durch einen schlanken Metallrahmen, in dem es lediglich einen USB-C-Anschluss zum Aufladen und für Datenübertragung gibt. Einen klassischen Kopfhöreranschluss hat sich Huawei einmal mehr gespart. Richtig ärgerlich ist, dass man sich mittlerweile auch den Adapter von USB-C auf Klinke weglässt und Kunden, die diesen benötigen, ihn separat kaufen müssen. Was es jedoch gibt, ist ein Infrarot-Sensor zum Fernsteuern von Geräten mit Infrarot-Fernbedienung – für einige Nutzer sicherlich ein nettes Nischen-Feature.

Technisch bleiben keine Wünsche offen
Auch zur technischen Ausstattung des P30 Pro möchte ich an dieser Stelle keine unnötigen Worte verlieren. Fakt ist: Alles, was man sich von einem Smartphone-Flaggschiff wünscht, ist an Bord. Den schnellen Kirin-980-Prozessor gab es schon im Huawei Mate 20 Pro und im Honor View 20, 8 GB RAM sind mehr als genug Arbeitsspeicher und bei einem internen Speicher von 128 oder 256 GB dürfte ebenfalls kaum ein Nutzer Probleme bekommen. Erneut bietet Huawei die Möglichkeit, den Speicher mit proprietären NanoSD-Karten zu erweitern. Diese sind jedoch immer noch merklich teurer als MicroSD-Karten und werden von anderen Herstellern nicht unterstützt – eine unnötige Insellösung.

Trotzdem muss ich festhalten: Die Alltagsperformance des Huawei P30 Pro ist überragend. Das ist toll, aber im Premium-Segment natürlich auch kein Alleinstellungsmerkmal und etwa auf dem Level des Huawei Mate 20 Pro.
Der Akku wird besser und besser
Wenn es eine Sache gibt, die Huawei der Konkurrenz von Samsung und Apple seit Jahren voraus hat, dann sind es große Akkus, deren Laufzeit auch noch sehr gut auf die Systemleistung angepasst ist. Im Huawei P30 Pro sitzt ein 4.200-mAh-Batteriespeicher. Das sind 200 mAh mehr als im Vorgänger P20 Pro und immerhin auch 100 mAh mehr als im Samsung Galaxy S10+.
Um es kurz zu machen: Die Laufzeit ist für ein Smartphone dieser Leistungsklasse überragend. In einer Woche musste ich das Gerät nur ganze drei Mal voll aufladen. Zwei Tage waren für mich mit einer Ladung immer mindestens drin, bei bewusst moderater Nutzung, war auch der dritte Tag fast kein Problem.

Hinzu kommt, dass das Aufladen dank 40-Watt-Netzteil schneller geht als je zuvor. Wer das Smartphone auch nur für 5 Minuten ans Stromnetz hängt, darf sich gleich über 15 Prozent mehr Saft freuen. Auch kabelloses Laden über Induktion ist wieder mit an Bord und funktioniert mit einer maximalen Ladeleistung von 15 Watt. Ebenso gibt es Reverse Wireless Charging, mit dem das P30 Pro andere Geräte kabellos laden kann. Rechnet man unterm Strich zusammen, dann hat das P30 Pro die derzeit fortschrittlichste Akkutechnik in einem Smartphone.
Die Software: EMUI etwickelt sich in Mini-Schritten
Die EMUI-Benutzeroberfläche von Huawei gehört zu den am stärksten angepassten Android-Varianten auf dem Markt. Optisch nehmen die Entwickler dabei ebenso starke Anleihen bei Apple wie bei Google. Auf der Feature-Seite hat EMUI 9.1 einiges mehr drauf als Stock-Android, und bietet neben einen Dark-Mode bereits das Feature zum Teilen von WLAN-Netzen per QR-Code, das Google erst mit Android 10 einführen will. Große Entwicklungssprünge scheint Huawei jedoch nicht mehr in Sinne zu haben, denn seit Jahren geht es bei der Oberfläche nur noch um dezentes Verfeinern des Bestehenden.
Der Elefant im Raum: Die Kamera
Die Kamera ist ohne Übertreibung der interessanteste Part des Huawei P30 Pro. Sie besteht auf vier Einzelkomponenten, die allesamt für sich genommen eine Erwähnung wert sind:
- 40-Megapixel-Weitwinkel-Kamera
- 20-Megapixel-Super-Weitwinkel-Kamera
- 8-Megapixel-Periskop-Kamera
- Time-of-Flight-Sensor

Schaut man sich nur die Standard-Fotos an, die das Huawei P30 Pro mit dem 40-Megapixel-Hauptsensor knipst, dann bewegt sich das Gerät auf einem ähnlich hohen Niveau wie das Samsung Galaxy S10, aktuelle iPhones oder die Vorgänger P20 Pro und Mate 20 Pro. Herausragend wird die Sache jedoch, sobald die anderen Linsen und Sensoren zum Einsatz kommen. Das nahtlose Umschalten auf Weitwinkel gibt es auch beim Galaxy S10 und bei aktuellen LG-Flaggschiffen, und es ist einfach eine tolle Möglichkeit, Motive mit einem Fingertipp aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Der optische 5-fach-Zoom (und der 10-fache-Hybrid-Zoom) stellt im Smartphone-Segment dank der revolutionären Persiskop-Kamera einen regelrechten Quantensprung dar, und wird derzeit von keinem anderen Smartphone auch nur im Ansatz erreicht. Das Gleiche gilt für den Nachtmodus, der selbst den Nachtsicht-Modus des Google Pixel 3 weit übertrifft. Und Bokeh- oder Portrait-Aufnahmen wirkten ebenfalls nie so sauber in einem Smartphone.
Mit den verschiedenen Kamera-Technologien des Huawei P30 Pro und den Ergebnissen habe ich mich bereits in einem anderen Artikel im Detail auseinandergesetzt.
Auch die Frontkamera wurde im Vergleich zum Vorgänger P20 Pro ordentlich aufgebohrt und knipst jetzt mit 32 Megapixeln sehr schicke Selfies.

Im Video-Modus reicht das Huawei P30 Pro hingegen trotz Verbesserungen noch nicht an die Konkurrenz von iPhone XS oder Samsung Galaxy S10 heran. Beide schaffen nämlich 60 Bilder pro Sekunde bei UHD-Auflösng, während Huawei weiterhin nur 30 Frames liefert. Außerdem reichen weder Farbdarstellung noch Bildstabilisierung des P30 Pro an die Konkurrenz heran.
Unterm Strich ist das Huawei-Flaggschiff damit klar das beste Smartphone, wenn es um Fotografie geht, spielt aber im Video-Bereich "nur" die zweite Geige.
Das P30 Pro ist keineswegs perfekt
Natürlich heimst das Huawei P30 Pro mit seiner Kamera und dem herausragenden Akku viel Lob ein. Es gibt aber auch Bereiche, in denen Huawei ganz offensichtlich gespart hat.
Wer etwa nach einem Smartphone mit sattem Stereo-Sound sucht, wird hier nicht fündig. Ein Google Pixel 3, ein LG G8 ThinQ oder auch ein iPhone XS liefern im Vergleich ein deutlich besseres Klangerlebnis. Ich selbst höre Musik am Smartphone nur über Kopfhörer, weshalb dieser Kritikpunkt für mich überhaupt nicht ins Gewicht fällt, aber andere mögen sich daran stören.

Kritisieren könnte man auch das generelle Fehlen eines Kopfhöreranschlusses, der beim Samsung Galaxy S10 völlig selbstverständlich ist, oder die Tatsache, dass sich der Speicher nur per NanoSD-Karte erweitern lässt. Und nein, auch das Display erreicht bei weitem nicht die Qualität des Galaxy-S10-Screens.
Unterm Strich kommen also durchaus einige Kritikpunkte zusammen, die für so mache Nutzer nur schwer zu ignorieren sein dürften. Im Endeffekt wird es ganz stark von den eigenen Vorlieben abgängig sein, ob das P30 Pro als Top- oder Flop-Smartphone durchgeht.
Fazit: Unter Umständen das derzeit beste Smartphone
Das Huwei P30 Pro ist einerseits das innovativste Smartphone seit langem, und andererseits trotzdem noch ein gutes Stück davon entfernt, perfekt zu sein. Für mich persönlich ist es ganz klar das derzeit beste Smartphone. Die für mich wichtigsten Punkte sind nämlich eine lange Akkulaufzeit und eine vielseitige und tolle Kamera. In beiden Bereichen wischt das P30 Pro mit der aktuellen Konkurrenz den Boden auf.
Ich würde sogar soweit gehen, das P30 Pro als die derzeit beste Kompaktkamera zu bezeichnen. Klar können Profis, gerade beim manuellen Fotografieren und Bearbeiten der Bilder, aus so mancher Edel-Knipse teilweise noch mehr herausholen. Aber wenn man sich anschaut, was das P30 Pro im Automatik-Modus abliefert, und die ganzen Optionen wie Apps zur direkten Bildbearbeitung und unmittelbare Social-Media-Anbindung hinzuzählt, dann dürfte dieses Smartphone für eine Vielzahl der Nutzer wohl der perfekten Kompaktkamera schon ziemlich nahe kommen.
Abgerundet wird das Ganze durch einen großen Screen, ein schickes Design und eine ganz allgemein hervorragende Performance. Die Huawei-Software mit ihren unzähligen Optionen ist für mich auch ein Pluspunkt. Wer es eher minimalistisch mag, ist hier aber an der falschen Adresse.

Es gibt aber eben auch Punkte, wo sich das P30 Pro der Konkurrenz geschlagen geben muss: So gibt es keinen Stereo-Sound, keinen Kopfhörer-Anschluss, ein Display, das qualitativ nicht an das des iPhone XS und des Samsung Galaxy S10 heranreicht. Auch, wenn es um das Filmen von Videos geht, ist mancher Konkurrent noch einen Schritt voraus.
Das Fazit zum Huawei P30 Pro kann somit, je nach den eigenen Vorlieben, sehr unterschiedlich ausfallen. Objektiv bewegt es sich bei der Betrachtung aller Stärken und Schwächen etwa auf dem Niveau des Samsung Galaxy S10+. Rein subjektiv ist es für mich, wie erwähnt, das derzeit beste Smartphone auf dem Markt.
Das hat und gut gefallen | Das hat uns weniger gefallen |
+ Tolles Design | - Screen mit Luft nach oben |
+ Hervorragender Akku | - Keine Stereo-Lautsprecher |
+ Starke Performance | - Kein Kopfhörer-Anschluss |
+ Revolutionäre Kamera | - Videokamera nicht ganz top |
+Starkes Gesamtpaket |