Die Huawei Watch 2 möchte als Sport-Smartwatch überzeugen. Mit einem Preis von 330 Euro fordert sie die Samsung Gear S3 heraus. Aber kann die Huawei Watch 2 da mithalten oder verliert sie das Rennen?
Eine "Sport-Smartwatch" soll die Huawei Watch 2 laut Hersteller sein. Was ist das? Die Grenzen sind fließend. Inzwischen bieten Fitness-Tracker einige Smartwatch-Funktionen. Sportuhren wie die Polar M600 mit Android Wear 2.0 sehen nur anders aus als Smartwatches, bringen aber sogar dieselben Funktionen mit. Allerdings ist die Technik in der Polar etwas älter. Die Huawei Watch 2 positioniert sich hingegen als Smartwatch der Oberklasse mit dem Schwerpunkt auf sportliche Einsätze.

Für die Oberklasse sprechen auf jeden Fall die technischen Daten: Das 1,2 Zoll große AMOLED-Display löst mit 390 x 390 Pixeln auf. Als Prozessor dient der Snapdragon Wear 2100, begleitet von 768 MB Arbeitsspeicher. Der interne Speicher beträgt wie bei der Samsung Gear S3 4 GB.
Design und Tragekomfort: Viel Komfort, wenig originell
Die Huawei Watch 2 sieht mit ihrem Kunststoff-Armband und -Gehäuse, ihrer Dicke von 12,6 Millimetern und dem großen, runden Rahmen um das Display wie eine klassische Herrenuhr im sportlichen Design aus. Die Steuerung der Uhr funktioniert via Touchscreen und mit zwei physischen Knöpfen rechts am Rahmen. Leider lässt sich im Gegensatz zur Gear S3 die Lünette nicht drehen.

Subjektiv gefällt mir die schwarz-graue Uhr zwar gut, aber sie unterscheidet sich nicht allzu sehr von anderen sportlichen Herrenuhren und Smartwatches wie der Garmin Fenix 5X, der Gear S3 Frontier oder der Moto 360 Sport. Immerhin spricht für die Huawei Watch 2 ihr mit 56 Gramm geringes Gewicht und ihr sehr hoher Tragekomfort – eine so bequeme Uhr hatte ich noch nie am Handgelenk.
Funktionen und Bedienung: Android Wear 2.0 und Google Assistant
Dank Android Wear 2.0 kann man die Smartwatch unabhängig vom Smartphone nutzen, so lädt man sich direkt auf der Uhr Apps aus dem Play Store herunter, wobei die Download-Geschwindigkeit trotz guter WLAN-Verbindung eher langsam ist. Auch das Öffnen von Apps kann im Vergleich zum Smartphone recht lange dauern und manchmal hängt sich die Uhr beim App-Start auf. Das liegt aber vermutlich an Android Wear und sollte sich durch ein Update beheben lassen.
Ein Update wäre auch aus anderen Gründen willkommen, etwa darum, da aktuell Benachrichtigungen nicht in einer Übersicht angezeigt werden, sondern jede einzelne Benachrichtigung auf ihrem eigenen Bildschirm. Immerhin kann man mit dem Sprachassistenten Google Assistant sprechen.

Die Huawei Watch 2 bietet sogar eine Freisprecheinrichtung zum Skypen und Telefonieren. Das klappt in der 4G-Variante der Uhr im Mobilfunknetz und ansonsten über das via Bluetooth verbundene Smartphone. Wir haben die Telefonfunktion via Bluetooth einem Test unterzogen und sie funktioniert sehr gut. Beide Gesprächspartner werden ordentlich und ausreichend laut verstanden. So kann man das Smartphone beim Telefonieren in der Tasche lassen. Es hat etwas James Bond-artiges, mit seiner Uhr zu telefonieren. Gute Nachrichten gibt es auch bei der Akkulaufzeit. Die Huawei Watch 2 hält fast zwei Tage durch.
Sensoren und Konnektivität: Sehr viel, aber nicht alles exakt
An Sensoren mangelt es der Huawei Watch 2 derweil sicher nicht. Mit an Bord sind ein Bewegungssensor, der Beschleunigung und Lage erfasst, ein Kompass, ein optischer Pulsmesser, ein Barometer und ein Lichtsensor. In Hinblick auf die Konnektivität sind NFC, Bluetooth 4.1 und WLAN 802.11b/g/n an Bord. GPS und Glonass werden zu Navigationszwecken unterstützt.

Der Herzfrequenzsensor scheint den Puls nur in größeren Abständen zu messen, springt zwischen verschiedenen Werten hin und her und weicht um bis zu zehn Herzschläge von den Messungen des FitBit Charge 2 ab. Nimmt man allerdings die Statistiken zu größeren Zeiträumen wie Stunden oder Tagen zur Hand, kann man die Angaben zum Puls schon eher zur Orientierung verwenden. Leider werden, etwa im Unterschied zur Garmin Vivoactive HR, die ausgeübten Sportarten nicht automatisch erkannt.
Der gemessene Luftdruck scheint mit 1020 Hektopascal realistisch. Allerdings befinden wir uns hier im dritten Stock in einem Hamburger Bürogebäude angeblich 88 Meter unter dem Meeresspiegel, wie der Höhenmesser besagt. Entweder der Meeresspiegel steigt weitaus schneller als befürchtet, oder da stimmt etwas nicht.
Fazit: Gemischte Gefühle

"Ich habe nie verstanden, warum wir Smartwatches tragen sollten, wenn wir doch nur unsere Smartphones brauchen." Das sagte Huaweis aktueller CEO Eric Xu laut Forbes beim Huawei's Analyst Summit 2017. Einige Kunden des Unternehmens sehen das anders und nach dem Test der Huawei Watch 2 verstehe ich dies auch zum Teil. Vor allem das Telefonieren mit der Uhr ist sehr cool und nützlich. Bei Fitness-Trackern muss man im Vergleich auf Apps wie Google Maps verzichten und kann auch nicht die gewünschte Fitness-App direkt auf dem Gerät installieren. Die Akkulaufzeit der Huawei Watch 2 überzeugt im Smartwatch-Vergleich ebenso.

Leider funktionieren nicht alle Sensoren so zuverlässig, wie man sich das wünschen würde. Das Design der Huawei Watch 2 fällt wenig originell aus, wobei sich die Uhr immerhin sehr bequem trägt. Android Wear 2.0 hat eine Reihe von Kinderkrankheiten, die aber durch ein Update behoben werden könnten. Kollege Patrick, der die Gear S3 getestet hat, findet das zugehörige Samsung-Betriebssystem Tizen allerdings grundsätzlich benutzerfreundlicher als Android Wear und da muss ich ihm zustimmen. Die Huawei Watch 2 hat sich in der Bedienung wie ein altes, langsames Android-Smartphone angefühlt. Es bleiben nach dem Test also gemischte Gefühle zurück.