Dieser Tage startet "Solo" in den Kinos, das zweite Spin-off aus der Welt von "Star Wars". Für mich zu früh, immerhin ist "Die letzten Jedi" noch frisch im Gedächtnis. Überfordert Disney uns "Star Wars"-Fans langsam? Angeblich sind die nächsten 15 Jahre (!) schon verplant mit weiteren Filmtrilogien, Serien und Spin-offs. Ich habe mal genauer hingeschaut und mir Gedanken zur aktuellen Situation des "Star Wars"-Franchise gemacht – und bin dabei doch ein bisschen traurig geworden.
- Disney melkt und melkt und ...
- Verpufft die "Star Wars"-Magie?
- "Die letzten Jedi"? Mag ich!
- Mitreden statt mitfiebern
- Fazit: Weniger wäre mehr
Als 1977 der erste "Star Wars"-Film in die Kinos kam, ahnte vermutlich niemand, welcher Hype um diese Sternensaga entbrennen würde. Inzwischen liefen nicht nur acht Episoden der Hauptreihe, sondern mit "Rogue One: A Star Wars Story" auch das erste Spin-off auf der großen Leinwand. Jetzt ist Han Solo an der Reihe: Der smarte Schmuggler, erstmals nicht von Harrison Ford gespielt, bekommt seinen Einzelfilm.
Und so soll es in den kommenden Jahren immer weitergehen: Auf das Han-Solo-Spin-off folgt Ende 2019 Episode IX, dann gibt es wieder ein Spin-off, in dem höchstwahrscheinlich Obi-Wan Kenobi im Mittelpunkt stehen wird.

Disney melkt und melkt und ...
Und ein Ende ist auch danach nicht in Sicht: Disney kündigte bereits an, dass sie an Geschichten arbeiten, die noch mindestens 15 Jahre lang die Zuschauer ins Kino locken könnten.
So gerne ich mir die Filme angucke, die zwischen 1977 und 2017 erschienen sind – seit das Franchise unter der Leitung von Disney steht, vergeht mir immer mehr die Lust am "Star Wars"-Universum. Mit vier Milliarden US-Dollar hat sich Disney den Kauf von Lucasfilm einiges kosten lassen – und dieses Geld muss natürlich wieder hereingeholt werden. Aber zu welchem Preis?

Verpufft die "Star Wars"-Magie?
Der Preis ist in meinen Augen das Ausschlachten des "Star Wars"-Universums. Alles, was die Filme so magisch gemacht hat, geht in der Flut an neuen Produktionen verloren. Natürlich könnte man sich im ersten Moment als Fan freuen, dass der Nachschub für die nächste Dekade gesichert ist. Sind innerhalb der vergangenen 40 Jahre "nur" neun Filme (inklusive "Rogue One: A Star Wars Story") erschienen, sollen mindestens genauso viele oder mehr innerhalb der nächsten 15 Jahren erscheinen.
Meine Befürchtung ist, dass "mein" "Star Wars", wie ich es kenne und liebe, bald ein anderes sein wird. Dass es zu einem Franchise von vielen verkommt. Dass es für aufstrebende Hype-Schauspieler zukünftig normal sein wird, in einem "Star Wars"-Film mitgewirkt zu haben.
Einen Punkt, den Disney in seiner Flut an Filmen vielleicht übersieht: Es geht die Magie verloren, die "Star Wars" einst so besonders und außergewöhnlich gemacht hat. Starke Charaktere, mit denen man sich identifizieren und mitfiebern konnte. Packende Geschichten, die einen aus der Realität entführt haben. Spannende Settings und Kreaturen, die nicht an den nächsten Animationsfilm von Pixar erinnern.

"Die letzten Jedi"? Mag ich!
Versteht mich nicht falsch: Eigentlich bin ich großer "Star Wars"-Fan. Ich gehöre zu denen, die die Originaltrilogie den Prequels vorziehen. Natürlich habe ich mich 2015 auch ziemlich auf "Das Erwachen der Macht" gefreut. Sogar "Die letzten Jedi" hat mir entgegen dem allgemeinen Fan-Tenor gut gefallen. Und keine Frage, auch den Film um Han Solo werde ich mir im Kino ansehen.
Aber nach den vielen Nachrichten um neue Filme und Serien bleibt mir leider nur ein Fazit übrig: Irgendwann ist auch einfach mal genug!

Jedes Jahr einen neuen Film herauszubringen, mindert einfach die Vorfreude und Spannung auf neue Geschichten. Die teils endlose Wartezeit zwischen den früheren Filmen lud diese ungemein mit Hype auf, Fantheorien über mögliche Storys schossen regelmäßig ins Kraut. Statt Gedanken à la "Endlich, ein neuer 'Star Wars'-Teil", wird es langsam aber sicher mehr zu einem "Oh Mann, noch eine neue Episode?"
Auch ist die Frage, inwiefern das Universum noch weiter ausgeschlachtet werden kann. Die Comics und Bücher geben zwar genug Stoff her, aber Geschichten auf die Leinwand zu bringen, nur um daraus noch mehr Profit zu ziehen? Ich weiß nicht ...
Mitreden statt mitfiebern
Ja, auch ich werde wieder ins Kino gehen, um mir das neueste Spektakel über Han Solo anzusehen. Und machen wir uns nichts vor: Ich werde mir mindestens auch "Episode IX" angucken.
Alles, was darüber hinaus veröffentlicht wird, werde ich möglicherweise zwar trotzdem gucken. Aber mehr, um mitreden zu können und weniger, weil ich dafür brenne und große Lust habe, wieder in eine weit, weit entfernte Galaxis einzutauchen. Ich merke, wie sich in mir die Einstellung festigt, dass ich mit meiner Zeit auch Besseres anfangen kann.

Fazit: Weniger wäre mehr
Es ist schade, dass Disney die Marke "Star Wars", einst unberührbares Aushängeschild der Nerd-Kultur, derart unsubtil zu Geld machen möchte. Aber so ist es. "Star Wars" wird langsam ein Franchise unter vielen werden. So, wie es parallel dazu auch mit dem MCU passiert, das zum Teil sogar mehr als nur einen Film pro Jahr aus dem Franchise veröffentlicht.
Das Besondere, das gewisse Etwas der Sternensaga, verliert sich langsam aber sicher in der Filmflut, die Disney in den kommenden Jahren produzieren wird – und es teilweise auch schon jetzt tut. Ich fürchte, die Gänsehaut beim Opening Crawl wird weniger und die neuesten "Star Wars"-Abenteuer werden zu einem normalen Kinobesuch verkommen, der die Magie und Spannung der früheren Jahre vermissen lässt.
Weniger wäre in diesem Fall tatsächlich mehr ... und um das Phrasenschwein weiter zu füllen, passt hier ebenfalls die Aussage, dass früher eben doch einiges besser war. Zumindest was die Frequenz der "Star Wars"-Kinostarts anbelangte.
