Sieben Jahre mussten Fans der Animal-Crossing-Reihe auf den lang ersehnten neuen Teil "New Horizons" warten. Es ist das erste Spiel aus dem Franchise, das ich auf der Nintendo Switch zocke. Und was habe ich schon an Spielstunden reingesteckt! Das Game hat absolutes Suchtpotenzial, doch ein Detail hätten die Entwickler besser machen können.
- Der Hype um "Animal Crossing"
- Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
- Ein Köder, zwei Köder ... und ich habe keine Lust mehr
Der Hype um "Animal Crossing"
In Animal Crossing geht es nicht um Highscores, Wettkämpfe und eine packende Story. Die Spielreihe setzt auf ein beruhigendes, kontemplatives Erlebnis. Wer sich in der Selbstisolation befindet, gelangt mit "New Horizons" hinaus in die Natur, mag sie auch nur virtuell sein. Das Leben hier ist ruhig, beschaulich und doch fesselnd.
Die Faszination der Animal-Crossing-Reihe ist Nicht-Gamern schwer zu vermitteln. Das Konzept der Spiele beruht darauf, dass sie sich auf viele verschiedene Arten spielen lassen. Du kannst stundenlang nur zum Spaß angeln und Insekten fangen – oder ehrgeizig versuchen, von jeder Art je ein Exemplar für das Museum zu ergattern. Wer sich á la Tine Wittler an der Inneneinrichtung versuchen möchte, kann seine Bude nach Herzenslust gestalten, Möbel bauen und designen. Das Gleiche gilt für Kleidung und Accessoires.

Das Spiel gibt Dir kein verpflichtendes Ziel oder ein Ende vor. Du kannst einfach machen, wie es Dir beliebt, ohne Erwartungen erfüllen zu müssen. Der Heile-Welt-Charakter ist sicherlich ein weiterer Punkt, weshalb das Franchise so viele Fans hat.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
"New Horizons" zu spielen ist, als würde man sich in eine warme Kuscheldecke einmummeln. Einfach ein Rückzugsort mit Kindchenschema. Animal Crossing ist kein fotorealistisches Spiel mit beeindruckender Grafik, doch es packt den Spieler von Anfang an und versetzt ihn ins Grind-Fieber.

Um mein kleines Zelt vom Anfang zu einem richtigen Häuschen upzugraden, brauche ich Rohstoffe und Ressourcen. Für Möbel und Werkzeuge muss ich auf die Suche nach Holz, Stein und Lehm gehen. Ach ja, und Kredithai Tom Nook will auch bezahlt werden, sonst klappt das mit dem Eigenheim nicht. Nebenbei neue Bewohner für die Insel auftreiben – ein Kinderspiel.
Es gibt also immer etwas zu tun und teilweise ist es ganz schön mühselig, alle Ressourcen für unterschiedliche Möbel zusammenzutragen. Auch Werkzeuge wollen immer wieder ersetzt werden, da sie sich abnutzen. Das Konzept finde ich zwar auf Dauer nervig, aber es ist logisch. Es hält den Spieler immer wieder dazu an, die grundlegendsten Baumaterialien zu beschaffen.

Das sprichwörtliche Eichhörnchen ernährt sich mühsam von Nüssen, in Animal Crossing zehre ich mühsam von den Fischgründen: Das Angeln und Fangen von Insekten kann Stunden in Anspruch nehmen. Zumindest, wenn Du für das Museum je ein Exemplar jeder Art einsammeln möchtest. Seltene Fische und Insekten spawnen – wer hätte es gedacht – sehr selten. Die Droprate soll sich jedoch mit speziellen Ködern erhöhen lassen. War man zuvor noch nicht genervt vom ständigen Nachbauen der Werkzeuge, kommt spätestens hier die Ernüchterung.

Ein Köder, zwei Köder ... und ich habe keine Lust mehr
Wer Köder herstellen möchte, um die besonders teuren und seltenen Fische an die Angel zu kriegen, ist lange beschäftigt. Seeeeehr lange. Denn es lässt sich bei Animal Crossing immer nur ein Teil herstellen, egal von was. Mehrere auf einmal, das geht nicht. Daran ist erstmal nichts auszusetzen, in der Regel stellt der Spieler nicht mehrere Betten her. Doch bei oft genutzten Verbrauchsgegenständen reißt mir irgendwann der Geduldsfaden.
Habe ich Material für 30 Köder in meiner Tasche, muss ich die nacheinander und einzeln herstellen. Für jeden Köder wird die Animation des Herstellungsprozess abgespielt, ich kann sie nicht überspringen oder anderweitig umgehen. Es gibt keine Option, dass ich mehrere Köder auf einmal anfertige – die wurde schlichtweg nicht implementiert.

Nach 30 separat hergestellten Ködern, die ich auf gut Glück ins Wasser geworfen habe, ohne auch nur die Flosse eines seltenen Fisches zu sehen, habe ich einfach keine Lust mehr auf Köder. Es mindert einfach den Spielspaß!

Vielleicht ist für einige Spieler von Animal Crossing genau diese Penibilität der Grund, am Ball zu bleiben. Ich wünsche mir aber, dass die Entwickler mit einem Patch nachlegen. Ich bin mir sicher, dass sich das störende Herstellungsprozedere mit einem Update beheben lässt. Bis dahin bleiben die seltenen Fische erstmal da, wo sie sind.