Intel hat die ersten hauseigenen Grafikkarten für Gaming-Laptops näher vorgestellt. Außerdem gab es einen Teaser der ersten Desktop-Grafikkarte von Intel zu sehen, die Arc Limited Edition. Allerdings mache ich mir nun Sorgen, ob Intel Arc wirklich das Grafikkarten-Ruder herumreißen kann.
- Enttäuscht Intel Arc im Konkurrenzvergleich?
- Limited Edition?
- Fazit: Gedämpfte Vorfreude ist auch Vorfreude
Mitten in einer Preis- und Verfügbarkeitskrise betritt Intel den Grafikkartenmarkt. Viele PC-Spieler blicken hoffnungsvoll der Veröffentlichung der Intel Arc-GPUs entgegen. Mit dem neuen Mitbewerber könnten die Grafikkartenpreise auf ein normales Niveau sinken und vielleicht wird es dauerhaft wieder genügend Angebot geben.
Zum Glück hat sich die Marktlage auch ohne Intel in den letzten Wochen spürbar verbessert, doch weiterhin kosten Grafikkarten mehr als ihre ohnehin schon ansehnliche unverbindliche Preisempfehlung. Also was habe ich nun zu meckern an Intels Auftritt?

Zunächst einmal freue ich mich über das, was Intel gezeigt hat: Einen Leistungsvergleich der Laptop-Einsteiger-GPU Intel Arc A370M im Vergleich zur hauseigenen integrierten Iris X-Grafik. Die Einsteiger-Grafikkarte liefert in vielen Games wie "Doom Eternal", "Age of Empires IV" und "F1 2021" flüssige Bildwiederholraten von über 60 FPS bei mittleren Grafikeinstellungen in Full-HD-Auflösung. In kompetitiven Online-Games wie "Fortnite" und "Rocket League" werden über 90 FPS daraus. Damit lässt sich schon gut zocken.
Außerdem erfuhren wir die technischen Daten der schwächeren Intel Arc A350M, der Mittelklasse-Karte A550M sowie der Flaggschiffe A730M und A770M für Notebooks. Die A770M bietet unter anderem 16 GB Videospeicher und eine TDP von 120-150 Watt. Ihre Leistung dürfte sich ungefähr auf dem Flaggschiff-Niveau der AMD Radeon RX 6800M bewegen. Leider können wir das nur anhand der technischen Daten erahnen. Intel veröffentlichte nämlich keine Benchmarks zu den höherklassigen Laptop-Grafikkarten, nur zur A370M. Und allmählich wird es Zeit, denn im Sommer sollen die ersten Laptops mit den stärkeren GPUs bereits erscheinen.
Enttäuscht Intel Arc im Konkurrenzvergleich?
Ich habe auch aus einem anderen Grund Sorgenfalten auf der Stirn: Die Performance der A370M scheint auf einem ähnlichen Niveau zu liegen wie jene der integrierten Laptop-Grafik AMD Radeon 680M. Die Leistungsaufnahme der A370M liegt Intel zufolge bei 35 bis 50 Watt, die Radeon 680M verbraucht ähnlich viel – aber zusammen mit dem Laptop-Prozessor. Das heißt, dass die einzige von Intel näher präsentierte Einsteiger-Grafikkarte bei höherem Stromverbrauch nur ungefähr so stark sein könnte wie die mächtigste integrierte Laptop-Grafik von AMD.
Wir wissen das nicht sicher, weil noch redaktionelle Tests fehlen. Aber AMD veröffentlichte einen Vergleich der hauseigenen Einsteiger-Grafikkarte Radeon RX 6500M mit der Intel Arc A370M und daraus lassen sich gewisse Rückschlüsse über die Performance im Vergleich zur 680M ziehen, wie Notebookcheck schreibt.

Im Vergleich zur RX 6500M ist die A370M deutlich langsamer, wie die AMD-Benchmarks nahelegen. Und das, obwohl beide Grafikkarten einen Stromverbrauch (TDP) von bis zu 50 Watt haben. Der Unterschied beträgt bei "F1 2021" satte 72 FPS, in "Strange Brigade" immer noch 19 FPS. Zweifellos hat AMD die Spiele und Einstellungen so gewählt, dass die eigene Karte besonders gut wegkommt – dennoch kein gutes Omen.
Ob die ersten hauseigenen Intel-Grafikkarten mit der AMD- und Nvidia-Konkurrenz gut mithalten können, wirkt so nun weniger wahrscheinlich. Das wäre unter Umständen jedoch in Ordnung, denn Intel könnte dafür bei Preis und Verfügbarkeit punkten. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich so kommen wird.
Limited Edition?

Intel veröffentlichte in "One Last Thing"-Manier am Ende der Präsentation ein Teaserbild. Es zeigt eine Intel Arc-Grafikkarte für Desktop-PCs. So weit, so gut. Doch leider bezeichnet der Hersteller sie als "Limited Edition Graphics", als limitierte Edition. Und wenn PC-Gamer eines gerade nicht hören wollen, dann ist es der Begriff "limitiert".
Nun könnte man spekulieren, dass sich Intel nur auf die hauseigenen Referenzdesigns bezieht und diese sind bei AMD und Nvidia stets ebenso limitiert. Die Dritthersteller-Karten von MSI, Zotac, Asus und so weiter könnten bei Veröffentlichung in rauen Mengen auf den Markt schwimmen. Aber ich befürchte, dass Intel gewusst haben muss, welchen Eindruck eine limitierte Edition einer Desktop-Grafikkarte in der gegenwärtigen Situation erwecken würde. Nämlich den Eindruck, dass die ersten Intel-Grafikkarten nur in begrenzter Stückzahl verfügbar sein werden. Und das wäre kein guter Start für einen neuen Herausforderer.
Fazit: Gedämpfte Vorfreude ist auch Vorfreude

In der aktuellen Grafikmarkt-Lage ist praktisch alles besser als nichts. Auch falls es die Intel Arc-GPUs im Konkurrenzvergleich in Hinblick auf die Grafikleistung schwierig haben könnten und es obendrein Zweifel an der Verfügbarkeit gibt, könnte Intel noch immer beim Preis punkten. Und selbst wenn nicht, macht ein neuer Mitbewerber zumindest Nvidia und AMD Feuer unterm Hintern.
Leider klingen "Besser als nichts" und "Vielleicht spornt es wenigstens die Konkurrenz an" nach Marketingslogans, von denen ich eher abraten würde. Intel wird bei der nächsten Intel Arc-Präsentation unbedingt punkten müssen. Am besten mit einer starken Leistung der Mittelklasse- bis High-End-Karten für Laptop und PC sowie mit konkreten, überzeugenden Angaben zu Preisen und Verfügbarkeit. Und das könnte durchaus passieren. Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Infos und die ersten Intel Arc-Tests.