Das iPad Air 2 ist noch schlanker, leichter und leistungsstärker als sein Vorgänger. Doch lohnt sich der Umstieg vom nur ein Jahr alten iPad Air auf die nächste Generation? Wir haben das Apple-Tablet im Test einmal genauer unter die Lupe genommen.
Design und Handling: Das dünnste iPad aller Zeiten
Apple bewirbt das iPad Air 2 als das "dünnste Tablet aller Zeiten" und erklärt, dass zwei Tablets übereinander immer noch dünner als das erste iPad seien. Während die Behauptung vom dünnsten Tablet eher ins Reich der Fabeln gehört, ist das iPad Air 2 dennoch unverschämt schlank und leicht. Der Tablet-PC ist nur noch 6,1 Millimeter dick und hat damit im Vergleich zum Vorgänger iPad Air noch einmal 1,4 Millimeter abgespeckt. Obwohl das zunächst wenig klingt, fällt die Diät beim ersten Hands-On sofort auf. Dennoch hinterlässt das Tablet einen robusten Eindruck.
Mit seinen 437 Gramm wirkt die WLAN-Version tatsächlich "luftig" und kann ohne Probleme oder späteren Muskelkater mit nur einer Hand gehalten werden. Die Cellular-Version wiegt mit 444 Gramm nur unwesentlich mehr. Der Gewichtsverlust von rund 30 Gramm gegenüber dem Vorgänger fällt im Alltag allerdings eher weniger auf.
Beim Handling bietet Apple bewährt hohe Standards. Da wohl nur die wenigsten Menschen das iPad Air 2 mit einer Hand bedienen können, verzichten die Kalifornier auf die beim iPhone üblichen komplett abgerundeten Kanten. Stattdessen sind die Kanten auf der Unterseite handschmeichelnd abgerundet, während die Ränder auf der Oberseite einen griffigen Diamantschliff spendiert bekommen haben. Kleiner Wermutstropfen: Die Stummschaltung ist offenbar ebenfalls der iPad-Diät zum Opfer gefallen. Diese Funktion kann jetzt nur noch über das Control Center aktiviert werden.
Display: Spiegelungen adé
Rein von den technischen Daten her unterscheidet sich das Retina-Display des iPad Air 2 nicht von dem des Vorgängers. Der 9,7-Zoll-Screen bietet noch immer eine Auflösung von 2048 x 1536 Pixeln und eine Pixeldichte von 264 ppi. Allerdings spiegelt das iPad Air 2 deutlich weniger als der ältere Bruder – Apple hat seinem neuen Tablet-Flaggschiff nämlich eine Anti-Reflex-Beschichtung und eine LED-Hintergrundbeleuchtung spendiert. Lichtquellen im Hintergrund stören somit kaum noch.
Zudem bestehen Display, Touch-Sensoren und Deckglas des iPad Air 2 nun aus einem Bauteil ohne Luft dazwischen. Der Effekt: Das iPad Air 2 stellt dunkle Hintergründe wirklich dunkel dar, Farben und Kontraste wirken knackiger als beim Vorgänger. Zudem scheint das Bild näher unter der Display-Oberfläche zu liegen, was vor allem beim seitlichen Anschauen auffällt.
Hardware und Ausstattung: Das iPad Air 2 sticht alle Android-Konkurrenten aus
In Sachen Hardware platziert sich das iPad Air 2 ganz oben in der Tablet-Nahrungskette. Als 64-Bit-Prozessor kommt erstmals der A8X zum Einsatz, der sogar dem A8-Prozessor aus dem iPhone 6 und iPhone 6 Plus überlegen ist. Dank drei Kernen, einer Taktfrequenz von 1,5 GHz und 2 GB Arbeitsspeicher ist das iPad Air 2 zumindest technisch gesehen allen derzeit erhältlichen Android-Tablets überlegen. In Benchmarks war das iPad Air 2 – wohlgemerkt ein Tablet – sogar schneller als ein MacBook Air aus dem Jahr 2011.
Das Betriebssystem iOS 8 arbeitet perfekt mit der starken Hardware des Tablets zusammen – beim Öffnen von Apps oder dem Wechsel zwischen mehreren Internetseiten sind bei unserem Test keinerlei Verzögerungen aufgefallen. Wie sich die ganze Leistung auf zukünftige Spiele oder Video-Anwendungen auswirkt, bleibt noch abzuwarten. Bislang gibt es nämlich noch keine Apps, die für den neuen A8X-Chip angepasst wurden.
Eine Sache fällt beim iPad Air 2 im Alltagsbetrieb allerdings etwas störend auf: Das Tablet vibriert bei aufgedrehter Lautstärke deutlich in den Händen. Das liegt sicherlich am extrem dünnen Aluminiumgehäuse des Geräts, das die Sound-Schwingungen kaum dämpfen kann. Wenn Du also gerne einmal lautere Action-Kracher auf dem iPad Air 2 schauen willst, solltest Du das Tablet lieber auf den Tisch legen.
Auch in Sachen Kamera gehört das iPad Air 2 nicht zur Tablet-Spitze. Zwar spendierte Apple dem Gerät eine 8-Megapixel-Rückkamera, die allerdings nicht auf dem Niveau von iPhone 6 und iPhone 6 Plus arbeitet. Letztendlich entstehen Fotos auf dem Niveau des iPhone 5s. Die Frontkamera löst sogar nur mit 1,2 Megapixeln auf und verschenkt somit einiges an Potenzial für Videotelefonie.
Akkuleistung: Kein Platz für eine Monster-Batterie
Apple nutzte das neue Display des iPad Air 2 bekanntlich, um das Gerät noch dünner zu machen. Für einen besseren Akku war im Tablet daher kein Platz. Tatsächlich ist die Akkukapazität im Vergleich zum Vorgänger sogar etwas gesunken. Laut Hersteller soll das Tablet bei normaler Nutzung dennoch wieder zehn Stunden durchhalten. Das sind gute Werte, Konkurrenten wie das Sony Xperia Z3 Tablet Compact liegen hier allerdings vorn. Achtung: Wie bei anderen 9,7-Zoll-Tablets auch dauert das Aufladen des iPad Air 2 mit dem mitgelieferten USB-Ladegerät über den Lightning-Anschluss etwas länger. Schnelles Aufladen wie beim iPhone ist daher nicht drin.
Preis-Leistung: Teuer und doch billiger
Wie bei vielen Apple-Geräten lässt sich auch beim iPad Air 2 über den Preis streiten. Die Einsteiger-Variante des Tablets mit 16 GB internem Speicher und Wi-Fi-only kostet 489 Euro. Das Nexus 9 ist mit den gleichen Spezifikationen allerdings 100 Euro billiger. Da Apple zudem weiterhin keine Speicherkarten-Steckplätze in seine Geräte einbaut, sollte bereits beim Kauf genau überlegt werden, wie viel GB wirklich gebraucht werden. Die gute Nachricht: Die Top-Version des iPad Air 2 mit 128 GB Speicher und LTE kostet rund 60 Euro weniger als ein entsprechendes Gerät aus dem Vorjahr. Dafür ist die 32-GB-Variante komplett aus dem Programm geflogen.
Fazit: Kleine, aber feine Verbesserungen
Während das erste iPad Air im vergangenen Jahr das Tablet-Rad komplett neu erfand, arbeitet der Nachfolger iPad Air 2 eher am Feinschliff. Das neue Apple-Gerät ist tatsächlich noch etwas dünner und leichter als der große Bruder – ob das jedoch im Alltag allen Nutzern auffällt, sei dahingestellt. Das neu konstruierte Display liefert noch plastischere Bilder und die Leistung des A8X-Chip ist noch lange nicht ausgereizt. Der Fingerabdrucksensor verbessert den Bedienkomfort zudem deutlich.
In Sachen Kamera und Akkuleistung hat sich im Vergleich zum Vorgänger hingegen nicht viel getan. Zudem könnten die Vibrationen des Gehäuses bei höheren Lautstärken den einen oder anderen Nutzer stören. Nichtsdestotrotz setzt sich das iPad Air 2 ohne Probleme an die absolute Spitze der Tablets. Wer also schon lange mit dem Kauf eines flachen Computers liebäugelt, der holt sich mit dem Air 2 ohne Zweifel das derzeit beste iPad ins Haus.