Wer nicht mehr als 1.000 Euro für das iPhone 11 Pro (Max) ausgeben möchte, findet mit dem iPhone 11 eine vergleichsweise erschwingliche Alternative – natürlich mit einigen Abstrichen. Wir haben das iPhone 11 im Test unter die Lupe genommen und verraten, warum das (mitunter unterschätzte) Smartphone vieles richtig macht.
- Design: (Fast) alles beim Alten
- Display: Solides LCD-Panel
- Leistung: Der Benchmark-Überflieger
- Kamera: Das bringt die neue Dual-Cam
- Akkuleistung und der neue U1-Chip
- Fazit
Design: (Fast) alles beim Alten

Äußerlich hat sich das iPhone 11 im Vergleich zum Vorgängermodell, dem iPhone XR, kaum verändert – von der zweiten Kameralinse auf der Rückseite des Smartphones einmal abgesehen. Noch immer kommt das mit dem iPhone X eingeführte Edge-to-Edge-Display zum Einsatz, das im Jahr 2019 aber längst nicht mehr das ist, was gemeinhin unter "randlos" zu verstehen ist.
Auch die charakteristische Notch – der Balken im oberen Bildschirmrand, der Kamera und Face-ID-Komponenten beherbergt, bleibt in Form und Größe unverändert. Gerüchte, wonach die Notch 2019 deutlich kleiner ausfallen werde, haben sich leider nicht bestätigt. Dramatisch ist das aber nicht, da man sich sehr schnell an den Anblick gewöhnt.

Optisch setzt das iPhone 11 auf einen Mix aus Glas und Aluminium sowie eine Apple-typische hochwertige Verarbeitung. Der Edelstahlrahmen ist hingegen den Pro-Smartphones vorbehalten, ebenso wie die mattierte Glasrückseite, die beim iPhone 11 Pro (Max) dafür sorgt, dass das Gerät nicht so leicht aus der Hand rutscht.
Klar ist, dass das iPhone 11 als "Einsteigermodell" – sofern der Begriff für ein 800 Euro teures Smartphone zutrifft – kleinere Kompromisse hinsichtlich der Verarbeitung eingehen muss. Im Gegensatz zum iPhone 5c aus Plastik wirkt das iPhone 11 aber keinesfalls billig, sondern sehr wertig.
Display: Solides LCD-Panel

Hier hat sich, auf den ersten Blick, nichts getan: Auch der Bildschirm des iPhone 11 misst unverändert 6,1 Zoll in der Diagonale und löst mit 1.792 x 828 Pixeln auf. Der Screen deckt den P3-Farbraum ab und erreicht eine maximale Helligkeit von 625 Nits. Zum Vergleich: Bei den Pro-Modellen beträgt dieser Wert 800 Nits. Weiterhin kommt ein Screen auf LCD-Basis zum Einsatz, während das kontraststärkere OLED-Display den großen Brüdern vorbehalten bleibt.
Den Unterschied zwischen LCD und OLED sieht man ganz klar, dennoch gehört der Bildschirm des iPhone 11 zu den besten LCD-Screens auf dem Markt. Inhalte werden knackig scharf, ausreichend hell und farbgetreu dargestellt. Mit einem tiefen Schwarz kann das Display des iPhone 11 aber nicht punkten, hier ist OLED die bessere Wahl.
Leistung: Der Benchmark-Überflieger

Genau wie die Pro-Modelle hat auch das iPhone 11 den neuesten Apple-Chipsatz A13 Bionic unter der Haube. Die Performance des Smartphones ist über jeden Zweifel erhaben, ein schnelleres Handy wirst Du kaum finden, schon gar nicht für diesen Preis. Alle Aufgaben erledigt das iPhone 11 flüssig und ohne lange Wartezeiten, Apps starten sehr schnell. Bedenkzeit gönnt sich der Prozessor des iPhone 11 zu keinem Zeitpunkt.
Verbessert hat Apple auch die Gesichtserkennung Face ID, die im Test ausgezeichnet funktionierte. Das Entsperren selbst funktionierte stets zuverlässig, schnell und – neuerdings – auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Musste das Gesicht beim Vorgänger für die Authentifizierung noch recht frontal auf das Smartphone gerichtet sein, kann das iPhone 11 auch einfach auf dem Tisch liegen. Natürlich musst Du weiterhin das Gesicht in Richtung iPhone bewegen, aber dennoch gelingt der Vorgang jetzt deutlich einfacher.
Kamera: Das bringt die neue Dual-Cam

Während das iPhone XR nur eine Hauptkamera besitzt, wartet das iPhone 11 mit gleich zwei Linsen auf, einmal Weitwinkel und einmal Ultraweitwinkel. In der Praxis profitierst Du damit von einem echten optischen Zoom sowie einer präziseren Tiefenschärfe bei Porträtaufnahmen. Der Wechsel zwischen beiden Objektiven erfolgt in der Kamera-App auf Knopfdruck. Praktisch: Während des Zoomens kannst Du direkt sehen, wann der Wechsel zwischen 13-mm- und 26-mm-Objektiv erfolgt.
Von der zweiten Kamera profitieren vor allem Porträtaufnahmen. Zwar sind diese auch mit dem iPhone XR möglich. Doch da dieser Vorgang ausschließlich auf Basis von Software durchgeführt wird, können nur Menschen mit Tiefenschärfe aufgenommen werden. Schon Tiere oder andere Gegenstände funktionieren nicht. Beim iPhone 11 ist das dank zweiter Linse anders: Hier kannst Du jedes beliebige Objekt im Vordergrund per Porträtmodus ablichten – und das klappte im Test mehr als ordentlich. Klar, an der einen oder anderen Stelle wird man immer auf kleinere Unsauberkeiten stoßen, wenn die Software etwa Vorder- und Hintergrund nicht ganz treffsicher unterscheiden kann. Dennoch sind die Ergebnisse für eine Smartphone-Kamera ziemlich gut.

Die neue Ultraweitwinkel-Linse dient aber nicht in erster Linie nur für bessere Porträtaufnahmen, sondern erweist sich dank 120-Grad-Sichtfeld insbesondere bei Landschaftsbildern als große Stütze. Gut zu wissen: Die Kameras sind identisch mit denen der Pro-Smartphones, die lediglich noch mit zusätzlichem Teleobjektiv aufwarten und somit einen größeren Zoombereich abdecken.
Ein deutliches Upgrade hat Apple der Frontkamera spendiert, deren Auflösung von 7 MP auf nunmehr 12 MP gesteigert wurde. Somit kannst Du Videos mit der Selfie-Cam auch in 4K-Auflösung aufnehmen, ebenso hat Apple mit "Slofies" ein neues Feature eingeführt. Dabei handelt es sich um eine simple Slow-Motion-Aufnahme mit 120 Bildern pro Sekunde, die vor allem zu Unterhaltungszwecken dient.

Erstmals hat Apple seinen neuen iPhones auch einen Nachtmodus spendiert, nachdem sich Konkurrenten wie Google und Huawei auf diesem Feld bereits einen ordentlich Vorsprung erarbeitet haben. Im Endeffekt sorgt dieser Modus in Low-Light-Situationen dafür, das Bilder automatisch aufgehellt werden, was einigermaßen ordentlich funktioniert.
Gut gelöst wurde, dass im Nachtmodus ein Timer, der per Wahlrad verändert werden kann, abläuft – so kannst Du die Kamera während der Aufnahme möglichst ruhig halten. Ich hatte mir im Test allerdings ein wenig mehr vom Nachtmodus erhofft, die Resultate sind okay, lösen aber keine Begeisterungsstürme aus. Hier besteht die Hoffnung, dass das Feature mit der Zeit durch Software-Updates noch besser wird.
Akkuleistung und der neue U1-Chip
Die Akkulaufzeit hat sich im Vergleich zum Vorgänger nur unwesentlich geändert, gerade einmal eine Stunde mehr ist laut Apple drin. Diesen Zugewinn merkt man in der Praxis freilich kaum, dennoch geht die Batterielaufzeit in Ordnung. Selbst bei intensiver Nutzung kommst Du mit dem iPhone 11 gut über den Tag. Wenig-Nutzer müssen das Smartphone sogar erst nach zwei Tagen wieder an die Steckdose stecken.
Das iPhone 11 kann kabellos geladen werden und unterstützt per Kabel auch Fast Charging – leider liegt ein leistungsstarkes Netzteil abermals nicht bei. Hier musst Du weiter mit einem 5-Watt-Netzteil vorliebnehmen, während den Pro-Modellen ein 18-Watt-Ladegerät beiliegt. Dafür ist das iPhone 11 aber auch deutlich günstiger.

Das iPhone 11 hat, wie auch die Pro-Modelle, einen U1-Chip an Bord. Mit dem Release von iOS 13.1 wurde der Chip freigeschaltet. Mithilfe von Ultraweitband ist es somit möglich, andere iPhones aus dem aktuellen Line-up zu identifizieren. Im ersten Schritt profitiert davon die AirDrop-Funktionalität, die den schnellen und unkomplizierten Austausch von Daten zwischen iOS-Geräten sicherstellt.
Haben beide iPhones den U1-Chip an Bord, kannst Du Dein Handy einfach auf das andere Modell richten, damit genau dieses Dir an erster Stelle angezeigt wird – ein Vorteil, der sich freilich nur bei mehreren iPhones im Raum bemerkbar macht. Künftig soll der U1-Chip auch für andere Anwendungsgebiete dienen, die eine präzisere Positionsbestimmung erfordern, etwa in Zusammenhang mit Augmented Reality.
Fazit: Das beste iPhone für die meisten Nutzer

Mit dem iPhone 11 hat Apple ein gutes Smartphone abgeliefert, das wohl für viele Apple-Nutzer die beste Wahl sein dürfte – vor allem gemessen am Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit einem Preis von 799 Euro ist das iPhone 11 zwar weit davon entfernt, als billiges Smartphone zu gelten. Für Apple-Verhältnisse ist das Gerät jedoch erstaunlich günstig und liegt sogar noch 50 Euro unter dem ursprünglichen Verkaufspreis des Vorgängers.
Wer auf OLED und die dritte Kamera der Pro-Modelle verzichten kann, ist mit dem iPhone 11 bestens bedient – und spart obendrein noch mehr als 300 Euro. Wer hingegen ein iPhone XR besitzt, hat nur wenige Gründe für einen Umstieg. Einzig für Vielfotografierer kann ein Update aufgrund der zweiten Kameralinse sinnvoll sein. Unterm Strich hat Apple sein Bestseller-Smartphone an den richtigen Stellen verbessert und ein sehr gutes Gesamtpaket abgeliefert.